Regionalliga Nordrhein
Die Jäger: Korschenbroich und Weiden
TVK ringt Rheinhausen mit 28:26 nieder, der HC die Aachener im Derby mit 30:29. Beide bleiben oben dran. Langenfeld ist weiter Schlusslicht.

Ausgehebelt? Ja und nein. Korschenbroichs Til Klause (Mitte/mit Ball) kann zwar diesen „Zweikampf“ gegen die Rheinhausener Kai Bekston (Nummer 10), Benjamin Hrustic (Mitte) und Felix Käsler (41) nicht gewinnen, hatte aber später noch ein durchaus größeres Erfolgserlebnis. Klaus erzielte schließlich insgesamt sechs Tore – darunter das entscheidende zum 28:26-Endstand. (Foto: Sven Frank)

TV Korschenbroich – OSC Rheinhausen 28:26 (11:11). Die Gastgeber, als einziger Klub in der Regionalliga mit dem klar formulierten Ziel Aufstieg in die Saison gegangen, trieben über 60 Minuten ein Spiel mit dem Feuer. Und weil sie insgesamt sechs Siebenmeter sowie weitere gute Chancen ungenutzt ließen, geriet der Sieg auf der Zielgeraden sogar noch einmal in Gefahr – bis Til Klause mit dem 28:26 genau 15 Sekunden vor dem Ende alle Zweifel daran beseitigte. „Natürlich bin ich froh, dass wir beide Zähler eingefahren haben“, fand der erleichterte TVK-Trainer Dirk Wolf, „aber wir hätten diese Begegnung gerade in der zweiten Halbzeit deutlicher gestalten können. Hier müssen wir uns deutlich verbessern.“ Der TVK wahrte durch den Erfolg seine Titelchancen und er kletterte durch den Erfolg vorerst auf Rang drei, wo er jetzt gemeinsam mit dem punktgleichen HC Weiden (beide 23:13) hinter der TSV Bonn rrh. (24:10) und dem TSV Bayer Dormagen II (23:11) auch auf einen Ausrutscher der beiden Spitzenteams wartet – die am Sonntagabend im direkten Duell aufeinandertreffen. Rheinhausen, im neuen Kalenderjahr 2024 bisher ohne Punkt (0:6), hat auf Rang zehn (15:19) weiter ausreichend Luft zur direkten Gefahrenzone, die auf Platz zwölf bei Borussia Mönchengladbach (10:24) beginnt.

Bis zum 8:7 (20.) legten die Hausherren regelmäßig vor, ehe sie beim 8:9 (22.), 9:10 (24.) und 10:11 (25.) jeweils einen Rückstand hinnehmen mussten. Das 11:11 (26.) kurz darauf war der letzte Treffer überhaupt vor der Pause und kurz danach schien Korschenbroich die Kontrolle zu gewinnen – 16:13 (46.), 17:14 (37.). Rheinhausen antwortete allerdings durch fünf Tore in Folge mit dem eigenen 19:17 (42.), sodass den Hausherren doch wieder eine Heimpleite drohte. Übers 19:19 (42.) und 20:20 (44.) drehte Wolfs Mannschaft den Spieß allerdings zum 24:21 (52.) und 25:22 (52.) um, ehe die 27:23-Führung (58.) kurz vor Schluss die Entscheidung zu sein schien. Weil der OSC aber innerhalb von 80 Sekunden auf 26:27 (60.) verkürzte, musste der Favorit spät zittern. Dann sammelte sich der TVK eine gute halbe Minute vor der Schluss-Sirene zur finalen Auszeit – und wenig später machte jenes Klause-Tor alles klar.

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger – Schiffmann, Krantzen (5/1), Bark (7/3), Klinnert (1/1), Eugler (4), Klause (6), Ingenpaß, Brinkhues (2), Zidorn, Wolf (3), Küpper Ventura, Franz.

OSC Rheinhausen: S. Büttner, Borchert – Milde (5), Eiker, Enders (1), Bekston, Wetteborn (3), Zwarg, F. Büttner (5), Ranftler (5/4), M. Molsner (1), Käsler (4), Feld, Hrustic (2).

 

HC Weiden – BTB Aachen 30:29 15:12). Es war in Sachen Spannungsbogen ein würdiges Derby und die offiziell vermerkten 600 Zuschauer boten die dazu passende Kulisse. Außerdem fügte sich die Entscheidung in der plötzlich wieder auf der Kippe stehende Partie perfekt in den dramatischen Rahmen: Beim Stande von 29:29 war das Spiel eigentlich fast schon vorbei, doch auf den allerletzten Drücker fand der Ball den Weg zu Sven Yhonneux – 30:29. Enstprechend fielen die Reaktionen der Beteiligten aus, die sich über die 60 Minuten intensiv bekämpft hatten und so bei den Schiedsrichtern rekordverdächtige 21 Zeitstrafen auslösten (neun Aachen/zwölf Weiden). Kein Wunder: HC-Trainer Marc Schlingensief konnte mit dem Ergebnis wesentlich mehr anfangen als die Gäste. „Wir spielen überragende 40 Minuten und haben alles im Griff. Wir verteidigen gut und haben vorne die richtigen Lösungen. Die Moral von BTB und vorrangig eigene Fehler führen dazu, dass es noch ein Krimi wird. In der letzten Aktion haben wir zum einen das Glück, dass der Abpraller zu uns kommt nach einem Fehlwurf, aber dann haben wir auch in Form von Sven Xhonneux die Überzeugung, das Derby zu gewinnen. Alles in allem ein Abend, der als Werbung für den Handball in der Region dient.“ BTB-Kollege Simon Breuer wirkte weniger begeistert: „Am Ende ist das einfach super ärgerlich für uns, dass wir mit dem Schlusspfiff noch das Tor gegen uns kassieren. In der 40. Minute liegen wir mit acht zurück und haben uns noch einmal wahnsinnig zurückgefightet. Kämpferisch kann ich uns keinen Vorwurf machen. Letztlich haben wir den einen oder anderen Fehler zu viel gemacht, um dann doch irgendwas mitzunehmen.“

Weiden zog bereits in der ersten Halbzeit weg – 7:3 (13.), 10:7 (20.), 13:8 (26.). Ein 10:14 (27.) konnte der BTB zwar bis zur Pause auf 12:15 (30.) verkürzen, doch mit dem Beginn des zweiten Durchgangs verlor er bald den Kontakt und sah nach einem 3:8-Lauf beim 15:23 (40.) bereits geschlagen aus. Das sollte sich allerdings zunehmend als Irrtum erweisen und selbst beim 27:22 (49.) und 29:25 (52.) durfte sich der lange dominierende HC seiner Sache auf einmal nicht mehr sicher sein. Drei Treffer hintereinander brachten den BTB sogar auf 28:29 (55.) heran, sodass die letzten fünf Minuten einen erstklassigen Thriller an diesem Samstagabend abgaben. Exakt 64 Sekunden vor dem Ende belohnte Milan Monteiro Pai die Aachener für ihre starke Moral mit dem 29:29 (59.), über das sie sich allerdings kurz darauf nicht mehr so sehr freuen wollten.

HC Weiden: Schroif, Keller – J. Frauenrath (3), Xhonneux (6/1), Wolff (1), Scheidtweiler (8), Gerke (3), Eich (2), Kemper (1), Flossbach, Boesel, K. Frauenrath (3/1), Bergerhausen (1), Eissa (2).

BTB Aachen: Dosch, Schüler – Mattner (3), Korsten, Oslender, Jacobs, Boekmann (3), Horn, Wudtke (5), Monteiro Pai (4), Kaesgen (1), Wagner (1), Schnalle (4), Bock (8/5).

 

SG Langenfeld – HC Gelpe/Strombach 30:32 (15:16). Der eine wirkte heiter gelöst und hatte hinterher auch viel Lob für den Gegner übrig. „Das war, wie erwartet, kein einfaches Spiel“, fand HC-Trainer Markus Murfuni, „Langenfeld hat von der ersten Minute an Vollgas gegeben und alles investiert. Wir haben es als Mannschaft hinbekommen, über 60 Minuten dagegenzuhalten. Wir haben am Ende den kühleren Kopf bewahrt – und verdient gewonnen. Ich bin natürlich sehr zufrieden – weil es hier für einige noch sehr, sehr schwer wird. Langenfeld ist aufgewacht und wenn eine Mannschaft so leidenschaftlich kämpft, wird das irgendwann belohnt.“ Der andere konnte mit den Blumen für eine leidenschaftlich geführte Partie dagegen herzlich wenig anfangen – und er hätte viel lieber zwei für den weiteren Kampf gegen den Abstieg enorm wichtige Punkte gehabt. Dass daraus nichts wurde, lag für SGL-Coach Lennart Mentges jedoch weniger an den Gästen aus dem Oberbergischen, sondern aus seiner Sicht zu einem nicht geringen Teil an den Unparteiischen: „Da wäre deutlich mehr drin gewesen. Wir haben sehr viele Pfiffe gegen uns bekommen und das Verhältnis war wirklich eklatant. Die Zwei-Minuten-Strafen, die wir kriegen, sind bis auf eine komplett unberechtigt. Die Schiedsrichter haben sehr stark ins Spiel eingegriffen. Das ist schade und hat auf jeden Fall einen Riesenteil dazu beigetragen, dass wir die zwei Punkte nicht holen.“ Ob ungerecht, zutreffend oder daneben: Das Ergebnis sorgt dafür, dass Langenfeld mit nun 8:28 Zählern weiter Letzter ist hinter Borussia Mönchengladbach (10:24) und dem Bergischen HC II (19:25), während sich Gelpe/Strombach bei 20:16 Punkten auf den sechsten Platz verbesserte und den nächsten Wochen völlig ohne Sorgen entgegensehen kann. 

Langenfeld erwischte mit dem 3:0 (3.) den klar besseren Start und blieb bis zum 10:9 (16.) vorne. Der HC schaffte dann zwar das 11:10 (20.), geriet jedoch erneut in Rückstand und lag am Ende der ersten Halbzeit mit dem 15:16 (30.) ebenfalls hinten. Übers 20:20 (38.), 23:23 (44.), 25:25 (49.) und 27:27 (53.) war bis weit in den zweiten Durchgang hinein kein Sieger zu erkennen, bevor Gelpe/Strombach mit einer 4.0-Serie zum 31:27 (58.) erstmals ein größeres Polster zwischen sich und die Gastgeber legte. Spätestens mit dem 32:28 (59.) von Julian Mayer war der Abend anschließend gelaufen zugunsten des HC. Murfuni atmete durch: „Ab dem 27:27 hatten wir durch unseren Torhüter Dennis Stöcker drei, vier wichtige Paraden, die Langenfeld das Genick gebrochen haben. Wir haben das in eine klare Führung umgemünzt, die entscheidend war.“ Die offizielle Statistik wies hinterher im Übrigen keine besonderen Vorteile für Gelpe/Strombach aus – im Gegenteil: Für Langenfeld gab es zehn Siebenmeter und vier Zeitstrafen, für den HC drei Zeitstrafen bei zwei Siebenmetern.

SG Langenfeld: Nusch, Hüttel – Guggenmos (1), Bisten, Preissegger, Hines (5), Sorg (9), Schulz (5), Boelken (4), Rahmann (1), Winter (1), Richartz (3), Baup, Raschke (1).

HC Gelpe/Strombach: Stöcker, Ahmed Elnoamany – Maier (9), Altjohann (2), Feuerbach, Reuber, Heinzerling (6), Meinhardt (3), Elverfeld (1), Panske (2), Borisch, Mayer (8/2), Brüning (1), Rostalski.