Oberliga Niederrhein
Haan stolpert – und Mettmann rutscht ganz aus
Das Spitzenduo bleibt am Wochenende ohne Sieg - die Unitas kann ihre Tabellenführung trotzdem ausbauen. Weil die Kellerkinder Neuss und Oppum punkten, wird der Abstiegskampf immer verrückter.

Nicht zu halten: David Jurisic (am Ball) war von Lucas Klein (links) und Niko Merten (rechts) zu selten zu stoppen. Am Ende traf der Rückraumspieler für seinen Neusser HV in Mettmann insgesamt 14 Mal und war damit entscheidend am 28:26-Erfolg der Gäste beteiligt. (Foto: Ralf van Thriel)

Es bleibt dabei: Diese Haaner können sich auf dem Weg in die Regionalliga nur noch selbst stoppen. Und selbst wenn ihnen das gelingen sollte – es müsste auch jemand anderes bereit sein, zuzugreifen. An diesem Wochenende verpasste die Mannschaft von Trainer David Horscht zum ersten Mal nach dem 27:27 im Spitzenspiel bei Mettmann-Sport am 21. Oktober 2023 und folgenden zehn Siegen in Serie beide Punkte und ließ mit dem 31:31 gegen den TSV Kaldenkirchen einen Zähler liegen. Der Witz an der Geschichte: Verfolger Mettmann hatte bereits am Samstagabend gegen den Tabellenletzten Neusser HV mit 26:28 verloren. Somit blieb die Unitas nicht nur vorne: Sie baute ihren Vorsprung trotz des Punktverlusts sogar aus und liegt mit 32:4 Zählern klar vor dem Kreisnachbarn, der bei 26:10 Punkten steht. Die Rechnung ist einfach: Acht Runden sind in der Oberliga-Saison 2023/2024 noch zu absolvieren und um die Haaner noch abzufangen, müsste Mettmann sämtliche Partien gewinnen – inklusive des direkten Duells bei der Unitas am 3. März – und gleichzeitig auf zwei weitere Pleiten des Spitzenreiters hoffen. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Szenario tendiert eher gegen null.

Für den Tabellenzweiten war die Niederlage gegen Neuss bereits die dritte Partie im Jahr 2024, in der die Mannschaft von Trainer Andre Loschinski die Platte ohne etwas Zählbares verließ. Nach einem verhaltenen Start (16./7:7) verloren die Hausherren in der Folge komplett den Faden und plötzlich hieß es 8:15 (28.). Den Rückstand bekam Mettmann nach der Pause zunächst einigermaßen eingefangen (39./13:16), lief jedoch auch in der Folge weiter hinterher. Mit dem 25:27 (58.) durch Matteo Metz war Loschinskis Team erstmals wieder auf zwei Treffer dran – doch die Aufholjagd kam zu spät. David Jurisic (mit 14 Toren bester Werfer des Abends) besorgte durch sein 28:25 (59.) für Neuss die Entscheidung und so feierte das Schlusslicht (11:25 Punkte) einen wichtigen Erfolg im Abstiegskampf. „Wir verlieren gegen den Tabellenletzten aus Neuss, der aufopferungsvoll kämpft und an diesem Tag die cleverere Mannschaft ist. Wir kassieren nur 28 Tore. Das heißt im Umkehrschluss, dass wir im Angriff leider versagt haben“, meinte Loschinski, der beim Blick nach vorne gar nicht mehr von der Meisterschaft sprach, sondern den Blick eher auf die anderen Teams richtete: „Da werden wir sicherlich tief in die Analyse reingehen. Wir müssen nach vorne gucken und einfach näher zusammenrücken, um die nächsten Spiele erfolgreich zu bestreiten und den zweiten Platz bis zum Saisonende aufs Blut zu verteidigen.“ Ein weiterer Rückschlag: Mettmann hat ohnehin mehrere angeschlagene Spieler und gegen Neuss verletzte sich zudem noch Lucas Klein (umgeknickt), der für mehrere Partien ausfallen dürfte.

Natürlich wissen sie auch in Haan, dass Meisterschaft und Aufstieg in die Regionalliga nicht mal eben im Vorbeigehen zu haben sind. Der TSV Kaldenkirchen erwies sich nun als besonders hartnäckiger Gegner und legte in der Halle an der Adlerstraße nach einer ausgeglichenen Anfangsphase (9./4:4) das 9:5 vor (14.). Im weiteren Spielverlauf hatten immer mal wieder beide Seiten gute Phasen: So verkürzte Haan auf 10:11 (19.), doch die Gäste zogen wieder weg – 17:12 (28.). Mit vier Treffern in Serie über die Pause hinweg war die Unitas beim 16:17 (36.) wieder dran, glich durch Felix Korbmacher zum 22:22 (43.) aus und ging durch Julian Disler mit dem 25:24 (48.) sogar nach langer Zeit wieder in Führung. Kaldenkirchen verlor aber nicht die Nerven, hielt die Partie bis zum Ende offen und stand nach dem Treffer von Oliver Brakelmann zum 31:29 rund 90 Sekunden vor Schluss kurz vor der Sensation. Der Doppelpack von Korbmacher zum 31:31 (59./60.) rettete der Unitas am Ende wenigstens den Teil-Erfolg. Gäste-Coach Volker Hesse war mit der Leistung seiner Mannschaft mehr als zufrieden – und trauerte ein wenig sogar dem vergebenen Sieg nach: „Endlich bringen wir mal unser Potenzial auf die Platte und zeigen über 40 Minuten die vielleicht beste Saisonleistung. Sicherlich wären heute auch zwei Punkte drin gewesen, aber dafür müssen wir in den verbleibenden 20 Minuten weniger Fehler machen.“ Die Analyse von Haans Trainer Horscht fiel ähnlich aus: „Es war eine schwache erste Halbzeit gegen einen guten Gegner aus Kaldenkirchen, der sehr aufs Tempo gedrückt hat. In der zweiten Halbzeit stabilisiert sich die Abwehr und wir gehen mit zwei Toren in Führung. Entscheidend absetzen konnten wir uns leider nicht und so können wir glücklicherweise am Ende einen Punkt retten. Mehr wäre auch nicht verdient gewesen.“

Beinah heimlich, still und leise hat sich der LTV Wuppertal zur Mannschaft der Stunde entwickelt und tatsächlich sind die Bergischen mit dem 36:26 über die HSG Hiesfeld/Aldenrade auf den dritten Tabellenplatz vorgerückt. Der dritte Sieg in Folge sorgte dafür, dass der LTV sein Konto auf 26:10 Punkte aufstockte und inzwischen nur noch wegen der schlechteren Tordifferenz hinter Mettmann liegt. Dabei taten sich die Hausherren gegen die abstiegsbedrohten Dinslakener lange schwer und bis zum 21:21 (38.) deutete wenig auf einen ruhigen Nachmittag hin. Dann bekam der LTV die Sache aber vor allem defensiv besser in den Griff, erzielte viele einfache Treffer und legte einen starken 11:0-Lauf vom 25:24 (44.) zum 36:24 (57.) hin. Die beiden finalen Gäste-Tore waren lediglich Ergebniskosmetik. Deutlich schwieriger war die Aufgabe für den TuS Lintorf, der trotz der 26:29-Niederlage gegen das ebenfalls gegen den Abstieg kämpfenden Handball Oppum noch Vierter ist (21:13 Punkte). Weil die Heimspielstätte am Schulzentrum in Lintorf wegen erheblicher Schäden nun aber für eine ganze Weile gesperrt ist, hat der TuS derzeit ein echtes Hallen-Problem – und konnte kaum vernünftig trainieren. Für Vorstandsmitglied Hajo Pfeiffer war das allerdings nur ein Grund für die Pleite gegen die Krefelder: „Zum Zweiten stimmte heute die Einstellung nicht. Irgendwie kam da nichts rüber und von daher ist die Niederlage am Ende verdient. Oppum wollte die Punkte einfach mehr.“ Bis zum 21:20 (43.) lagen die Lintorfer vorne, bevor die Gäste der Partie durch einen 6:1-Lauf zum eigenen 26:22 (52.) die entscheidende Wendung gaben.

Die ersten Punkte im Jahr 2024 sammelte auch der TV Geistenbeck, der im dritten Anlauf zu einem klaren 31:17-Erfolg bei der Tschft. St. Tönis kam und als Fünfter (20:14 Punkte) voll im eigenen Ziel-Korridor liegt. Nach dem 0:4 (6.) zum Start fanden die Gäste besser in die Partie und lagen beim 7:6 (18.) erstmals vorne. Vom 9:9 (24.) an bekam der TV die Sache dann endgültig in den Griff und zog über die Pause hinweg zum 20:13 davon (44.). Nach dem 20:15 (45.) ließ Geistenbeck in der Schluss-Viertelstunde nur noch zwei Gegentreffer zu und kam deshalb zu einem deutlichen Auswärtssieg. Ein Schlüssel für den Erfolg waren dabei die insgesamt zwölf herausgeholten Siebenmeter, von denen die Gäste elf verwandelten. „Im Endeffekt haben wir unser Ding heute durchgezogen mit sehr viel Überzeugung. Ich war sehr zufrieden mit meinem Regisseur Nico Reinartz, der die Fäden da komplett in der Hand hatte. Und wir konnten nach einer kleinen Ergebniskrise jetzt wieder in die Spur zurückfinden“, sagte TV-Coach Thomas Laßeur.

Klare Sache: Der Abstiegskampf in der Oberliga Niederrhein bleibt ein heißes Eisen. Durch die Erfolge der bisherigen Kellerkinder Neuss und Oppum ist das Feld der gefährdeten Teams noch einmal dichter zusammengerückt und es beginnt im Grunde bereits auf Platz sechs bei der HSV Überruhr (16:18 Punkte), geht über die Adler Königshof (16:20), den TSV Kaldenkirchen (15:21) und den TV Lobberich (14:20) zum TB Wülfrath (13:21), hinter dem die Zone so langsam tiefrot wird. St. Tönis (12:22) und Oppum (12:24) stehen hauchdünn über dem Strich. Wäre heute Schluss, müssten Hiesfeld (12:24/derzeit wegen des schlechteren Torverhältnisses hinter Oppum) und Neuss (11:25) den Gang in die Verbandsliga antreten. Weil derart viele Teams in den Abstiegskampf verwickelt sind, gibt es in den kommenden Wochen an beinah jedem Spieltag mehrere direkte Duelle unter den Beteiligten – und vermutlich bis zum Saisonende ein Hauen und Stechen darum, wer auch 2024/2025 in der Oberliga dabei sein darf.

 

Unitas Haan – TSV Kaldenkirchen 31:31 (13:17).

Unitas Haan: Seher, Joest – Hedram, Riemann (1), F. Korbmacher (7), Billen, Mohaupt, Ziegler (2), Böhnke (1), D’Avoine (4), Hambrock (1), Disler (7), Austrup (5), Nelte (3).

TSV Kaldenkirchen: Deckers, Brüster, Thommessen – S. Coenen (6/1), Killars (2), Heyer (2), M. Coenen (4), Lüfkens (1), Schürmanns (1), Leven (4), Brakelmann (6), Tötsches (1), Müller (4).

 

Mettmann-Sport – Neusser HV 26:28 (9:15).

Mettmann-Sport: Jakubiak, Steinhauer – Merten (6), Thanscheidt, Rath, Schirweit (1), Franco (1), Königs (5), Hebel, Kruse, Klein (1), Metz (3), Brinkmann (1), Schirner (8/2).

Neusser HV: Grbesa, Dürselen, Gilliam – Menze (2), Murawski (3), Dicks (5/1), Kostenko, Khmilevskyi, Slabospytskyi, Jurisic (14), Bosnjak, Bauer (4).

 

TuS Lintorf – Handball Oppum 26:29 (15:14).

TuS Lintorf: Hallfeldt, Sobotta – Pfeiffer (1), Lenzen (2), Strunk (1), Lesch (1), Demir (3), Müskens (3), Plöger (7/5), Langen (5), Rose (1), Kropp (2).

Handball Oppum: Deilen, Beurskens, Savonis – Paliga, Rothschuh, Schwartz (2), Küsters, Wink (7), Wolfhagen, Ditz (4), Weidemüller (2), Fenzel (1), Fischer (3), Eickmanns (10/5).

 

Tschft. St. Tönis – TV Geistenbeck 17:31 (9:11).

Tschft. St. Tönis: von Borstel, Paas – Steffens (2), Binger (3), Löcher (2), Vogt, H. Dau, J. Wingert, K.-M. Wingert (5), Karavasilis (2), Wens, Bruchhaus (3), Klett.

TV Geistenbeck: Nordmann, Lausberg – Wagenblast (2), Geraedts (4), D. Meissner (3), Pöstges, Lüttke (2), A. Meissner (2), Genenger, Flock, Reinartz (5), Schimanski (5/3), Schumacher, Hüpperling (8/8).

 

LTV Wuppertal – HSG Hiesfeld/Aldenrade 36:26 (15:15).

LTV Wuppertal: Oppolzer, Meißner – Gusewski (2), Graef (2), Knaupe (4), Flockert, Salz (2), Micus (15/9), Meissner, Oberbossel (4), Franzen (7), M. Breenkötter.

HSG Hiesfeld/Aldenrade: A. Schnier, Vorwerk – Schwengers (1), Fischer (1), Jüngling (4), Hoyer (1), Müller, Bruns (1), Möhle (3), Wortman (3), Kirchner, Schwarz (9/2), Nagel (3).

 

TV Lobberich – Adler Königshof 37:33 (15:21).

TV Lobberich: Bastians, Dönni, Lasnig – Greven, Giesen (4), Walter, Hoffmanns (4/1), Mähler (6), Schellekens (3), B. Liedtke (6), C. Liedtke (7/1), Falk (6), Rampyapedi (1), Welzel.

Adler Königshof: Lindenau (1), Kammann – von der Weyden (3), Legermann (9/4), Helbach (4), Lohmann (2), Kuhlen (1), Bartmann (1), Vogel (3), Hündgen (2), Menke (1), Zavada, Huth (6).

 

HSV Überruhr – TB Wülfrath 32:23 (14:13).