22. Februar 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Bergischer HC II – TuSEM Essen II 49:34 (22:15). Beim Blick auf die Anzeigetafel dürfte der eine oder andere Zweifel an seinem Sehvermögen bekommen haben. Erstens war es schon mal überraschend genug, dass dort im Nachholspiel ein Erfolg des BHC hinterlegt war, der zuvor elf Mal hintereinander ohne Sieg von der Platte gegangen war und zuletzt am 29. September 2023 gewonnen hatte – 26:24 gegen den heutigen Dritten HG Remscheid (24:12 Punkte). Wegen dieser massiv frustrierenden Serie mit einigen schmerzhaft knappen Niederlagen waren die mit 6:6 Zählern in die Saison gestarteten Solinger immer tiefer abgerutscht und sie drohten den Kampf gegen den Abstieg in die Oberliga fast schon zu verlieren. Zweitens war an diesem Abend ungewöhnlich, auf welche Art das Team von Trainer Mikro Bernau ein Ausrufezeichen setzte: Die 49 Treffer sehen auf jeden Fall extrem rekordverdächtig aus und sie werden sich so schnell nicht wiederholen lassen. Die Wahnsinnfolge mathematisch ausgedrückt: Bei 83 Gesamtoren an diesem Abend fiel alle 43,37 Sekunden wieder ein Treffer und die Gastgeber erzielten im Durchschnitt alle 73,46 Sekunden ein Tor. Bernau genoss das Resultat mit seiner Mannschaft in vollen Zügen: „Das war Balsam für die Seele, für die letzten Wochen und die oft knappen Niederlagen. Das war ein ganz tolles Spiel, alles hat funktioniert. Am Ende sprechen 49 Tore für sich. Wir sind einfach nur glücklich.“ Das deutliche Ergebnis zahlte sich im Übrigen auch in der Tabelle aus, denn die Solinger, die als einziger Klub aus der unteren Hälfte über ein positives Torverhältnis verfügen (plus eins), verbesserten sich um eine Position und sie sind nun Zwölfter (11:25) vor der Borussia Mönchengladbach (10:26) und der SG Langenfeld (8:28). Das würde nach dem Stand von jetzt bei zwei Absteigern knapp zum Klassenerhalt reichen – um den die Essener trotz des Debakels als Siebter (18:18) nicht ansatzweise bangen müssen.
Mit dem 1:1 (1.) und 2:2 (3.) lag Essen zunächst gleichauf und etwas später deutete weder beim 9:10 (14.) noch beim 11:12 (18.) viel auf die spätere Chancenlosigkeit hin. Bis zum 14:16 (24.) hielt das Team von Trainer Philipp Krüger mit, ehe der TuSEM-Zug bis zum 15:21 (30.) am Ende der ersten Halbzeit bereits in die falsche Richtung unterwegs war und anschließend in der zweiten komplett entgleiste. Der BHC konnte schnell auf 24:15 (33.) erhöhen und weiterhin nahezu jeden Angriff erfolgreich abschließen – 30:20 (38.), 35:24 (42.), 40:30 (49.). Weil es einmal so gut lief, nahmen die Hausherren den Fuß selbst in der Schlussphase nicht einen Millimeter vom Gaspedal: So machten sie aus dem 42:33 (52.) durch fünf Tore hintereinander das 47:33 (58.) und Essen durfte letztlich froh sein, dass der BHC nicht noch die 50er-Marke knackte. Für den fassungslosen TuSEM-Coach Krüger, dessen Mannschaft unmittelbar vor Karneval mit ihrem 35:31 in Remscheid geglänzt hatte, entzog sich das Geschehene/Gesehene einer Analyse aus rein sportlicher Sicht: „Man sollte davon ausgehen, dass der BHC nach vielen sieglosen Spielen sehr verunsichert daherkommt und wir mit breiter Brust in das Spiel gehen können, nachdem wir den vormaligen Tabellenführer, der zu Hause ungeschlagen war, hoch geschlagen haben. Aber es ist genau anders herum gekommen. Der BHC hat von Anfang an gebrannt, die wollten das Spiel sichtlich gewinnen. Bei uns hat der Siegeswille heute gefehlt – beziehungsweise das Feuer, sich auf jeden Fall zu werfen. Aus meiner Sicht war es heute maximal emotionslos.“
Bergischer HC II: Elsässer, Babic – Exner (6), Santos (1), Mussumeci (1), Schäfer (3), Puschmann, Gießelmann (6), Keull (11), Gunnarsson (1/1), Artmann (6), Berger (2), Mucha (9), Werschkull (3).
TuSEM Essen II: Bornkamm, Solbach Domingo – Schäfer, Scholten (5), Neher (1/1), Petersen, Schmidt (3), Kostuj (6), Stumpf (2), Ernst (10), Scherz (1), Elsässer (5), Weiß (1).
HSG Refrath/Hand – OSC Rheinhausen 27:27 (10:11). Bei den Refrathern gehört es offensichtlich regelmäßig zum guten Ton, Spiele so knapp wie möglich zu gestalten. Schin im ersten Teil der Saison war die Mannschaft von Trainer Kelvin Tacke an sieben engen Partien beteiligt: Dazu zählten das 32:32-Unentschieden beim Bergischen HC II sowie sechs Duelle mit nur einem oder zwei Toren Unterschied. Diese Eigenart scheinen die Refrather nun mühelos ins neue Jahr transportiert zu haben – 30:29 beim MTV Rheinwacht Dinslaken, 23:25 bei der TSV Bonn rrh., 24:23 gegen Borussia Mönchengladbach und nun 27:27 gegen Rheinhausen. Diesmal hätte es die HSG allerdins gar nicht mehr derart spannend machen müssen, weil sie auf der Zielgeraden der abwechslungsreichen/umkämpften Partie bereits mit vier Toren geführt hatte – und sich doch abfangen ließ. Nachvollziehbar: Im ersten Moment waren die Gastgeber erkennbar fassungslos. Im zweiten konnte Tacke dem Ergebnis auch Positives abgewinnen: „Das fühlt sich jetzt erst mal ein bisschen blöd an, aber unter dem Strich überwiegt bei mir das, was ich 55 Minuten gesehen habe. Was wir in der Abwehr und im Angriff gezeigt haben, fand ich schon gut. Wir haben wieder einen Punkt mehr gemausert.“ Refrath verteidigte zudem mit einem weiter ausgeglichenen Konto (18:18) seinen neunten Tabellenplatz hinter dem Achten BTB Aachen (18:18), Beide haben Kontakt zur oberen Hälfte, deren Ende der Sechste HC Gelpe/Strombach (20:16) und der Siebte TuSEM Essen II (18:18) markieren. Der OSC hält sich als Zehnter (16:20) ebenfalls weitestgehend jenseits von Gut und Böse auf.
Die Hausherren begannen schwungvoll (3:0), führten anschließend lange und gerieten erst direkt vor der Pause beim 10:11 (30.) zum ersten Mal in Rückstand. Weil Rheinhausen hartnäckig blieb und seinen Vorsprung sogar ausbaute (15:12), musste die HSG einiges investieren – was sie auch tat. Übers 17:17 in der Mitte der ersten Halbzeit und das 23:23 direkt vor dem Schluss-Abschnitt setzte sich Refrath durch vier Tore in Folge auf 27:23 (56.), sodass die Entscheidung gefallen zu sein schien. Die Rechnung der Gastgeber ging allerdings nicht auf, weil der OSC verkürzen konnte und dann beim Stande von 26:27 (60.) genau 20 Sekunden vor dem Ende seine letzte Auszeit nahm. Ergebnis: Den folgenden Angriff trug Rheinhausen druckvoll vor – und schaffte durch Oliver Milde das 29:29. „Das war ein Spiel auf einem guten Niveau und eine klare Leistungssteigerung meiner Mannschaft“, fand Tacke, „vier Minuten vor Schluss haben wir uns einen Vier-Tore-Vorsprung erarbeitet – und dann waren wir zu blauäugig. Ich rede ja immer von Prozessen und das, was wir in den letzten fünf Minuten erlebt haben, ist so eine. Das hatten wir auch schon mal in der Hinrunde. Das sind Dinge, die sich nicht von heute auf morgen abstellen lassen. Da gehören Konzentration und Abgezocktheit zu – und das war genau der Punkt, wo uns Rheinhausen in den letzten Minuten einen Ticken überlegen war und verdient das Unentschieden erzielt hat.“ Für die Refrather geht es am Samstag beim HC Gelpe/Strombach (Sechster/20:16) weiter, Rheinhausen erwartet den MTV Rheinwacht Dinslaken (Elfter/14:22).
HSG Refrath/Hand: Krämer, Kierdorf – Schallenberg (1), Faust (1), Greffin (1), Geerkens (1), Funke (6), Hohenschon (3), Georgi (2), Speckmann, Merz (5), Mokris (2), Natzke (5), Capota.
OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert – Milde (6), Eiker (4), Enders, Bekston, Wetteborn (2), Zwarg (1), F. Büttner (2), Ranftler (3/3), M. Molsner (2), Käsler (6), Feld, Hrustic (1).