22. Februar 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Ob der Kampf um die Meisterschaft noch einmal spannend wird? Eher nein. Der ungeschlagene TuS Ferndorf ist dem Rest des Feldes bei aktuell 37:1 Punkten enteilt und er macht seit Monaten nicht den Eindruck, sich auf seinem Weg aufhalten zu lassen. Dahinter spricht mindestens viel dafür, dass die HSG Krefeld Niederrhein das zweite Ticket für die Aufstiegsrunde lösen wird: Das Team von Trainer Mark Schmetz hat als Zweiter (33:7) vermutlich trotz nicht immer überzeugender Leistungen einen genügend großen Vorsprung auf die HSG Hanau (25:11), die HG Saarlouis (25:13) und die HSG Rodgau Nieder-Roden (24:12). Richtig ernst wird es für Ferndorfer und Krefelder dann ja sowieso erst nach dem letzten „normalen“ Spieltag (24. Mai) in der Aufstiegsrunde: Dort werden insgesamt acht Klubs darum kämpfen, in die zweithöchste deutsche Klasse hochzurücken. Weil die Konkurrenz dort gleichzeitig namhaft sein wird, dürfte der gerade „Nachschlag“ ein besonderes Hauen und Stechen sein – das in der 3. Liga inzwischen längst begonnen hat. Hinter dem Longericher SC (22:16) und dem TuS 82 Opladen (19:19), die weder ganz weit nach oben blicken dürfen noch nach ganz unten blicken müssen, hängen die Bergischen Panther (15:21) auf Rang zehn ein bisschen im luftleeren Raum. Direkt dahinter ist allerdings inzwischen ein Abstiegskampf ausgebrochen, der es in sich hat, denn sechs Teams sind darin verstrickt – und die Hälfte dieses Sextetts muss am Ende der Serie ein Klasse runter. Die Kandidaten in diesem Wettbewerb, der bis zum Schluss maximal große Spannung garantieren müsste: Interaktiv.Handball (Elfter/12:26), HSG Friesenheim-Hochdorf II (Zwölfter/12:26), TSG Haßloch (Platz 13/11:27), TV Homburg (Platz 14/10:28), TuS Dansenberg (Platz 15/10:28), TV Aldekerk (Platz 16/10:30). Für den Moment lässt sich nicht ansatzweise erkennen, wen es dort unter dem Strich erwischt.
Falls alleine die Ergebnisse seit dem Herbst 2023 gelten, gehört Interaktiv.Handball zu den sehr heißen Kandidaten im Fahrstuhl nach unten. Im Anschluss ans 31:29 über die Bergischen Panther vom 18. November sowie das 33:33 beim TV Gelnhausen gab es sieben Niederlagen hintereinander und damit fast logisch den Absturz aus dem sicher aussehenden Mittelfeld (damals 12:12 Punkte) in die Gefahrenzone. Ein Tiefpunkt war in dieser Serie jenes 27:38 vom 27. Januar bei der noch schlechter dastehenden TSG Haßloch – und die Niederlage könnte eventuell doppelt teuer werden, falls beide Teams am Ende mit derselben Punktzahl durchs Ziel gehen: Dann entscheidet in der 3. Liga der direkte Vergleich, den Interaktiv nun verloren hat, über die präzise Platzierung. Und auf die Schnelle werden die Ratinger wohl wenig an ihrer misslichen Lage ändern können, denn sie treten jetzt bei der HSG Krefeld Niederrhein an. Deren Bilanz in Heimspielen steht bei neun Siegen und 18:0 Punkten, sodass sich die Frage nach dem Favoriten beinahe von selbst beantwortet. Interaktiv, das anschließend am 2. März die Opladener erwartet und am 9. März die fast unlösbare Aufgabe in Ferndorf bewältigen muss, bewegt sich in der Summe zielsicher auf ein Endspiel am 23. März zu: Dann kommt der TV Aldekerk in die Halle Gothaer Straße.
Seltsam genug: Jene Aldekerker sind immer noch Tabellenletzter, aber sie sorgen durch ihre Mischung aus Leidenschaft und Einsatz immer wieder für Lebenszeichen – gerade dann, wenn mancher sie bereits abschreibt. Zwei Beweise aus 2023 waren das 40:30 am 18. November gegen Haßloch und das 30:27 vom 25.November in Opladen – und jüngster Beleg dafür war das knapp drei Wochen alte und extrem bittere 28:29 in Dansenberg in Verbindung mit dem folgenden 37:26 vom vergangenen Samstag gegen die Panther. Es sind solche Momente, die Spielertrainer Tim Gentges und den TVA an die Rettung glauben lassen – und an die Möglichkeit, am Samstagabend beim TV Homburg im nächsten Abstiegsfinale erfolgreich bestehen zu können. „Wir sind absolut in der Lage, da zu gewinnen“, sagt Gentges, „wenn wir die Leistung gegen die Panther bestätigen können, in der Abwehr und im Angriff, in der Ruhe und in der Kraft.“ Was er gleichzeitig weiß: „Wenn wir von diesem Weg abschweifen, wird es extrem schwer, zu gewinnen.“ Dass die Partie für beiden Seiten extrem wichtig ist, liegt auf der Hand: Nur wer beide Zähler einfährt, kann ein kleines bisschen Luft holen für die vielen schwierigen Aufgaben, die da im letzten Drittel der Saison noch kommen werden. Dass Aldekerk in der Hinrunde in eigener Halle mit 31:24 die Oberhand behielt, sagt aus Sicht des TVA-Trainers erst einmal wenig: „Wir dürfen uns auf keinen Fall vom Hinspiel-Ergebnis blenden lassen, wo wir ein super Spiel hingelegt haben. Wir dürfen uns auch nicht vom Spiel gegen die Panther blenden lassen. Wir wissen, was wir alles reinzuhauen haben. Das liegt aber an uns.“
Was auf die Gäste vom Niederrhein nach einer weit über 300 Kilometer weiten Dienstreise ins Saarland zukommen dürfte, lässt sich für Gentges aus dem 28:24 der Homburger am vergangenen Wochenende gegen Dansenberg schließen: „Man sollte sich nicht auf einen handballerischen Leckerbissen freuen, denn es wird sehr umkämpft. Wir wissen, dass da was Körperliches auf uns zukommt, dass da Härte auf uns zukommt. Darauf sind wir vorbereitet – und das ist alles in Ordnung. Homburg ist keine Laufkundschaft und die Jungs sind, wie wir, mitten im Abstiegskampf und mit einem Heimspiel extrem gefährlich. Wir müssen sehen, dass wir geduldig bleiben, unseren Machtplan durchziehen und uns halt nicht von diesen Emotionalitäten anstecken lassen und auch nicht von der Härte, sondern einfach cool bleiben. Wir werden versuchen, das bestmögliche Ergebnis rauszuholen, das sind natürlich zwei Punkte.“ Was neben der Chance auf einen Erfolg ebenfalls verlockend wirkt: Bei einem optimalen Verlauf dieses 20. Spieltages könnte sich Aldekerk vom letzten Platz zumindest vorerst auf eine Position am rettenden Ufer verbessern. Dazu braucht es einen eigenen Sieg sowie gleichzeitig eine Haßlocher Niederlage in Rodgau Nieder-Roden und eine Dansenberger Niederlage gegen die Bergischen Panther. Unmöglich ist das alles nicht.
Die Panther hätten wenig dagegen, den Aldekerkern entsprechend unter die Arme zu greifen, müssen aber vor der ebenfalls über 300 Kilometer weiten Fahrt nach Kaiserslautern zu allererst an sich selbst denken. Nachdem die Mannschaft von Trainer Marcel Mutz ohne mehrere Stammspieler in Opladen über ein Maximum an Einsatz mit 35:31 gewonnen hatte, zog sie gegen den Spitzenreiter Ferndorf mit 18:25 den Kürzeren – was passieren kann, wenn wichtige Leute fehlen. Der folgende Auftritt traf die Panther dann allerdings bis ins Mark und für das 26:37-Debakel bei an diesem Abend in allen Belangen überlegenen Aldekerkern konnten die Lücken im Kader kaum als triftiger Grund gelten. Mutz fasste das Ganze so zusammen: „Wir haben zu keiner Zeit einen Zugriff gefunden, weder vorne noch hinten. Wir waren richtig schlecht, das war eins unserer schlechtesten Spiele in dieser Saison.“ Zum Selbstverständnis des Panther-Trainers gehört allerdings, dass er von seinem Team zumindest den Versuch eine Wiedergutmachung verlangt – zumal ein Stammplatz in der unteren Hälfte droht und nun auf jeden Fall innerhalb von vier Wochen drei Kontrahenten aus dem Tabellenkeller warten: Nach der Aufgabe Dansenberg folgt am 2. März jene gegen Homburg und am 23. März jene gegen Haßloch. Mitten in diesem Paket bestreiten die Panther am 8. März das ewig reizvolle Duell in Longerich.
Diese Longericher feierten am vergangenen Wochenende einen spektakulär erzielten 39:32-Sieg über die HG Saarlouis (bis dahin Dritter) und ahnten bei aller Freude darüber wohl bald, dass der Erfolg teuer erkauft war. Tatsächlich erwischte es zwei Spieler derart böse, dass sie für längere Zeit ausfallen werden: Torhüter Elvan Kromberg muss wegen einer Schulterverletzung operiert werden und anschließend einige Monate aussetzen, während Abwehrchef Christopher Wolff für mehrere Wochen wegen eines Mittelhandbruchs außer Gefecht ist. Trainer Chris Stark und die Mannschaft leiden zunächst intensiv mit den beiden – und doch müssen sie schnell nach Wegen suchen, um die bevorstehenden Aufgaben zu bewältigen. Besonders die nächste gehört dabei sicher in die Kategorie maximal schwierig: Tabellenführer Ferndorf kommt nach Köln. Dabei macht Stark aber der Rückblick auf den 30. September 2023 durchaus Mut: „Ferndorf hat einen Zweitliga-Kader und erst einen Punkt eingebüßt – und diesen Punkt haben wir ergattert mit einem sehr, sehr guten Spiel. Warum soll uns das nicht ein zweites Mal gelingen?“
Damals führte der Außenseiter kurz vor Schluss sogar mit 30:29, ehe der TuS mit dem 30:30 noch das Unentschieden unter Dach und Fach brachte. „Unser Ziel ist es auf jeden Fall, dass wir das Spiel so lange wie möglich offenhalten können, dass wir vielleicht gegen Ende noch für einen Punkt oder sogar den Sieg in Frage kommen“, sagt Longerichs Trainer, „wir haben immer noch genügend Jungs im Kader, die über sich hinauswachsen können. Das wäre natürlich eine Sensation, wenn wir das gegen Ferndorf schaffen könnten. Wir werden ein gutes Aufbauspiel und ein tolles Tempospiel brauchen. Wir gehen das aber mit einer gewissen Lockerheit an. Das ist ein bisschen das einfachste Spiel des Jahres, wo keiner was erwartet, wo man eigentlich nur Bonuspunkte sammeln kann. Wir freuen uns drauf.“ Im Grunde sprechen jedoch die reinen Zahlen sehr deutlich für Ferndorf, dessen größter Pluspunkt die herausragende Abwehr ist: Mit nur 478 Gegentoren aus 19 Spielen (Durchschnitt 25,15) spielt der TuS eigentlich schon jetzt in einer anderen Liga. Nummer zwei in dieser Sonderwertung ist der Siebte HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II (526 aus erst 18 Spielen/Durchschnitt 29,22), doch besser liegt eigentlich der Achte TuS 82 Opladen (529 aus 19 Partien/Durchschnitt 27,84). Im direkten Vergleich werden die Opladener (19:19 Punkte) nun an Ort und Stelle in Wetzlar sehen, was sich daraus auf der Platte machen lässt. Gleichzeitig kann der TuS 82, zuletzt dreimal in Folge ohne Sieg (zwei Niederlagen, ein Unentschieden) die HSG durch einen Erfolg überholen und seine Position in der oberen Tabellenhälfte festigen.