26. Februar 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Sie driften gerade auseinander. Und wenn das so weitergeht, drohen sich die aus dem Oberbergischen und die aus dem Bergischen sogar aus den Augen zu verlieren. Hier steht zunächst der VfL Gummersbach, für den das Handballjahr 2024 mit zwei Niederlagen begann – 29:31 im Viertelfinale des DHB-Pokals bei den Füchsen Berlin (Erster/39:5 Punkte), 29:32 in der Bundesliga beim Sechsten TSV Hannover-Burgdorf (25:19). Anschließend trug das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson keinen spielerischen Glanz vor, aber es begann zu arbeiten und direkt wieder an sich zu glauben – was ihm ein 26:24 beim ThSV Eisenach (Rang 17/13:33), ein unter anderem mit Glück in letzter Sekunde erzieltes 30:29 gegen den SC DHfK Leipzig (Platz 15/15:25) sowie zuletzt ein 26:23 beim TBV Lemgo Lippe brachte (Platz 13/17:29). Das ergibt in der Summe 6:2 Punkte aus vier Bundesliga-Partien und sogar 6:0 aus den vergangenen drei Aufgaben gegen Konkurrenz aus der Unteren Hälfte – bei nun 24:20 Zählern alles verbunden mit einem sicheren Rang sieben sowie der Perspektive, sogar den Sechsten Hannover zu arrackieren, wenn auch nur über Fernduelle. Von ähnlichen Regionen oder Möglichkeiten kann demgegenüber der Bergische HC zurzeit nur träumen nach dem Jahresauftakt mit drei Niederlagen in schwierigen Spielen – 25:29 gegen den THW Kiel (Vierter/32:12), 26:31 bei der MT Melsungen (Fünfter/29:15), 26:29 gegen Hannover.
Was für den BHC in seinen Duellen mit zum Teil deutlich besser positionierten Gegner jeweils frustrierend war: Er hielt in allen drei Partien mit – und er ging in allen drei Partien leer aus. In Verbindung mit den drei verlorenen Partien auf der Zielgeraden des alten Jahres 2023 ergeben sich daraus sechs Niederlagen hintereinander – weshalb in Solingen längst die Alarmglocken läuten und das nicht eben leise. Bei 13:31 Punkten klammert sich das Team von Trainer Jamal Naji auf Rang 16 soeben noch am rettenden Ufer fest, doch der Vorletzte Eisenach (13:33) und der Letzte HBW Balingen-Weilstetten (11:33) haben optisch nur einen bedrohlich geringen Rückstand. Kleiner ist der Druck dadurch vor der Aufgabe am Donnerstag in Leipzig nicht geworden, während Gummersbach nun das Heimspiel am Samstag gegen den Vizemeister SC Magdeburg (Zweiter/36:6) in vollen Zügen genießen kann. Richtig heiß wird es dann im Übrigen am 10. März, denn an diesem Sonntag treten die Gumersbacher beim BHC an. Ob den Gastgebern hier der Rückgriff auf die Hinrunde helfen kann? Am 14. September 2023 hatte der Bergische HC vor der Dienstreise zum VfL ebenfalls wenig auf dem Konto (0:8), nachher aber mit dem 33:27 verdient den ersten Saisonsieg. Theoretisch würde es bei den Gummersbachern keinen nachhaltigen Schaden anrichten, wenn sie zum Beispiel in Magdeburg nicht gewinnen (können) und anschließend auch beim Nachbarn leer ausgehen, weil das Konto immer noch wenigstens ausgeglichen wäre. Beim BHC müssten die Gedanken an ein Anhalten der Durststrecke in erster Linie echte Kopfschmerzen verursachen. Weitere 0:4 Zähler kann und will er sich auch nicht leisten.
Die spannende Partie gegen Hannover mit dem einen oder anderen Führungswechsel schien in der zweiten Halbzeit in die aus BHC-Sicht richtige Richtung zu laufen, nachdem er aus dem 16:17-Rückstand (39.) durch vier Tore in Folge die 20:17-Führung (45.) gemacht hatte. Beim 23:20 (48.) sah ebenfalls alles ganz gut aus, ehe der Abend in die andere Richtung zu kippen begann – 23:23 (52.), 24:23 (52.), 25:25 (54.), 25:27 (57.), 26:27 (59.), 26:28 (60.), 26:29 (60.). Letztlich konnte sich die Mannschaft weder für die guten Ansätze über weite einige Sequenzen des Spiels etwas kaufen noch für die starke Leistung ihres Keepers Christopher Rudeck, der insgesamt 15 Paraden und eine Quote an gehaltenen Würfen von 36,50 Prozent in die persönliche Statistik überwies. Trainer Naji stufte den Erfolg der „Recken“ im Übrigen dennoch als verdient ein: „Auch wenn ich mit vielem zufrieden bin, muss man ehrlicherweise sagen, dass die Niederlage in Ordnung geht. Für uns geht es darum, weiterzumachen. Wir werden auf gar keinen Fall resignieren. Uns kann niemand vorwerfen, dass wir nicht alles investiert haben, was möglich war. Jetzt heißt es weiterarbeiten.“
Die Torhüter waren es auch, die den VfL Gummersbach in Lemgo stützten. In Zahlen: Tibor Ivanisevic kam auf zehn Paraden und 33,33 Prozent, während Daniel Rebmann mit seinen fünf Paraden in rund zwölf Minuten Einsatzzeit eine Traumquote von 62,50 Prozent erreichte. Das war insofern entscheidend, da er den Kollegen Ivanisevic erst in der 49. Minute abgelöst hatte, als Lemgo in der von leidenschaftlich arbeitenden Abwehrreihen dominierten Auseinandersetzung gerade auf 21:22 herangekommen war. Anschließend trat Rebmann genau dann auf den Plan, wenn ihn sein Team besonders brauchte. Trainer Gudjon Valur Sigurdsson fand gleichfalls großartig, was seine Keeper und das gesamte Team diesmal auf die Platte brachten: „Ich bin natürlich sehr zufrieden, dass wir heute gewonnen haben. Riesenlob an meine Mannschaft, wie wir gedeckt haben. Das war schon außergewöhnlich, wie gut wir das Sieben gegen Sechs von Lemgo verteidigen konnten. Was Julian Köster und Tom Kiesler hinten in der Mitte geleistet haben, was Daniel Rebmann und Tibor Ivanisevic gehalten haben, war sehr, sehr gut. Mich freut es auch sehr für Kristian Horzen, der ein super Spiel gemacht hat.“ Horzen erzielte fünf Treffer und er war damit zweitbester Werfer der Gummersbacher hinter Julian Köster (sieben), der zusammen mit Lukas Blohme auf der Zielgeraden die Entscheidung besorgte: Nach Kösters 24:22 (57.) ließ Blohme nur 33 Sekunden später das 25:22 (58.) folgen. Es war diesmal das einzige Tor für den Rechtsaußen, aber sicher kein ganz unwichtiges.
TBV Lemgo Lippe – VfL Gummersbach 23:26 (11:15).
VfL Gummersbach: Rebmann, Ivanisevic – Vidarsson (1), Kodrin, Vujovic (5/3), Köster (7), Blohme (1), Oskarsson (4), Häseler, Schluroff (1), Tskhovrebadze, Mappes, Pregler (2), Horzen (5), Kiesler, Zeman.
Bergischer HC – TSV Hannover-Burgdorf 26:29 (14:12).
Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (7/3), Persson (3), Doniecki (1), Krecic, M’Bengue, Ladefoged (4), Andersen, Fraatz, Babak, Schmitz, Arnesson (3/2), Morante Maldonado (5), Stutzke (3).