Oberliga Mittelrhein
Siebengebirge gegen Nümbrecht: Saisonfinale ein Muster ohne Wert?
Ganz vorne ziehen die beiden Top-Teams nach klaren Siegen einsam ihre Kreise. Palmersheim ärgert den Dritten Löwen Oberberg immerhin eine Halbzeit lang. Überraschend kommt der 36:34-Sieg des TuS Königsdorf beim Longericher SC II.

Hier ist die Wand: Trainer Manuel Seinsche weiß, dass seine Nümbrechter im wahrsten Sinne des Wortes Unterstüzung brauchen, um den Tabellenführer Siebengebirge noch abfangen zu können. Bei drei Punkten Rückstand reicht ein Sieg über die HSG am letzten Spieltag alleine nicht aus – was sie beim Tabellenführer selbstverständlich richtig gut finden. (Foto: Thomas Schmidt)

Vielleicht haben ja beide ein Interesse daran, das direkte Duell vorzuziehen. Wenn es dabei bleibt, dass sich der Spitzenreiter HSG Siebengebirge und der Verfolger SSV Nümbrecht erst am letzten Spieltag treffen, könnte das alles sein – vielleicht ein Muster ohne Wert, aber eher kein klassisches Gipfeltreffen, das den Kampf um Meisterschaft und Aufstieg in die Regionalliga entscheidet. Derzeit machen beide jedenfalls nicht den Eindruck, dass sie jemand vom Kurs abbringen könnte: Spitzenreiter Siebengebirge (36:2 Punkte) löste die Aufgabe beim personell geschwächten Fünften TV Birkesdorf (Fünfter/24:14) mit einem 29:22 ziemlich klar und die Nümbrechter (33:5) ihre mit einem 31:22 beim ebenfalls nicht optimal aufgestellten Elften BTB Aachen II (13:25) noch etwas deutlicher. Zusätzlicher Vorteil für die HSG: Sie kann vier der restlichen sieben Aufgaben zu Hause austragen. Der SSV, der als einziger ernsthafter Verfolger natürlich alles geben wird, um an Siebengebirge dranzubleiben, hat drei Heimspiele und vier Aufgaben auswärts zu lösen – darunter jene beim Dritten HBD Löwen Oberberg (25:11), der allerdings nur den Rest des Feldes anführt und selbst nichts mit der Meisterschaft zu tun hat.

Die Entscheidung in Birkesdorf war im Prinzip schon nach gut einer Viertelstunde gefallen, als die HSG vom 6:3 (10.) auf 13:6 (16.) weggezogen war. Nachher pendelte sich der Vorsprung in einer ähnlichen Höhe ein und der Favorit geriet zu keiner Zeit in Bedrängnis. „Wir haben von Beginn an sehr engagiert und hochkonzentriert gespielt“, meinte HSG-Trainer Lars Degenhardt, „wir konnten uns zu den letzten Spielen deutlich steigern im Abwehrverhalten. Gerade in der ersten Halbzeit konnten wir überfallartige Gegenstöße einleiten. Birkesdorf  war sicher etwas ersatzgeschwächt.“ Luca Feistkorn, Sportlicher Leiter der Gäste, wirkte gar nicht so sehr enttäuscht: „Wir hatten noch mal zwei kranke Ausfälle, was Stammspieler anbelangt, und das können wir einfach nicht mehr auffangen. Dafür haben wir gut Paroli geboten.“ Ohne große Schwierigkeiten und mit einem ähnlich klaren Verlauf erledigte Nümbrecht die Pflichtaufgabe gegen den BTB II: Mit dem 7:0 (12.) war die Frage nach dem Gewinner früh beantwortet, obwohl Aachen durch viel Einsatz auf 6:10 (21.) verkürzen konnte – was letztlich nicht mehr als ein kleiner Achtungs-Erfolg blieb. „Ich war sehr zufrieden mit der Leistung“, stellte SSV-Coach Manuel Seinsche fest. „das war ein relativ ungefährdeter Start-Ziel-Sieg. Einziger Wermutstropfen sind die Verletzungen, die wir noch zu beklagen haben.“ Kollege Andreas Heckhausen beklagte vor allem die fehlende Durchschlagskraft bei den Gästen: „Das war eine verdiente Niederlage, auch in der Höhe. Wir haben erst nach dem 0:7 ins Spiel gefunden. Unser Hauptproblem war an diesem Tag die Angriffsleistung. Es wäre deutlich mehr drin gewesen.“

Die Löwen Oberberg taten sich als klarer Favorit zunächst überraschend schwer gegen die Palmersheimer (Zehnter/14:24), die nach dem 4:4 (10.) sechs Tore hintereinander zur 10:4-Führung (18.) erzielten und kurz darauf sogar mit sieben Treffern vorne lagen – 16:9 (24.). „Die erste Halbzeit war wirklich phänomenal“, sagte TV-Trainer Peter Trimborn, der keine unendlich großen personellen Möglichkeiten hatte, „leider sind wir in der zweiten nicht mehr so ins Spiel reingekommen und haben uns das aus der Hand nehmen lassen. Wir haben nicht mehr so viel Zugriff bekommen. Unter dem Strich geht der Sieg für Oberberg in Ordnung.“ Vom 12:17 (30.) an arbeiteten sich die Löwen Stück für Stück heran, erzielten mit dem 24:24 (46.) wieder den Ausgleich und waren nur sieben Minuten später durch – 30:24 (52.).

Relativ schnell durch war auch der TV Rheinbach (Vierter/24:14) beim 44:25 gegen den Drittletzten TuS 82 Opladen II (9:29). Krasses Handicap der Gäste: Bei ihnen saß nur ein einziger Spieler zum Wechsel auf der Bank: Spielertrainer Kai Quante. Bis zum 8:11 (16.) oder 9:12 (17.) blieben die Gäste trotzdem halbwegs dran, ehe Rheinbach enteilte und die 23:16-Führung (30.) am Ende der ersten Halbzeit weiter ausbaute – 28:18 (37.), 33:20 (43.), 40:22 (57.). „Das war unser mit Abstand kleinster Kader der Sasion“, stellte Quante fest, „wir waren chancenlos gegen eine volle Rheinbacher Bank.“ TV-Trainer Jan Hammann fühlte sich entspannter: „Alles in allem war das ein souveräner Sieg. Die Opladener sind natürlich nicht mit voller Stärke angereist. Die Mannschaft hat sich aber davon nicht aus der Ruhe bringen lassen und ihren Stiefel gut und konzentriert runtergespielt.“

Deutlich enger machten es der Longericher SC II (Sechster/23:15) und der TuS Königsdorf (Achter/18:20), der nach einer spannenden Partie mit dem 36:34 beide Punkte aus Köln mitnahm. Nach dem 17:17 (30.) zur Pause schien Longerich beim 28:23 (45.) und 30:25 (48.) bereits auf dem Weg zu einem Heimsieg zu sein, doch der TuS legte eine furiose letzte Viertelstunde hin. Mit dem 33:33 (57.) gelang den Gästen gut drei Minuten vor Schluss der Ausgleich und nach dem 34:34 (59.) sorgte der Doppelpack von Marius Toebben für die Entscheidung zu Gunsten des TuS – 35:34 (59.), 36:34 (60.). Toebben war überhaupt der auffälligste Spieler dieses Abends: Sieben seiner insgesamt elf Tore erzielte er ab der 38. Minute und die letzten vier Königsdorfer Tore gingen allein auf sein Kont0. TuS-Trainer Franziskus Bleck konnte nachvollziehbar viel mit dem Resultat anfangen: „Wir freuen uns auf jeden Fall über den Sieg. Auch ein Unentschieden wäre nicht ungerechtfertigt gewesen. Ich bin aber stolz, dass die Mannschaft sich an den Matchplan gehalten, sehr diszipliniert im Angriff gespielt und auch gut das Tempo gedrosselt hat, wo es notwendig war.“ Longerichs Coach Frederic Rudloff wirkte weniger euphorisch: „An diesem Wochenende gehen wir mal leer aus in der Crunchtime. Und jetzt haben wir den Brocken Siebengebirge vor der Brust.“

Höchst zufrieden waren sie beim MTV Köln (Neunter/16:20), der zuvor fünf Mal hintereinander nicht gewonnen hatte (vier Niederlagen) und nun den Letzten HC Weiden II (3:35) mit 34:30 bezwang. „Endlich wieder zwei Punkte“, sagte Trainer Moritz Adam, „wir finden in Teilen wieder zu alten Tugenden vor allem im Tempospiel zurück, die uns das Spiel spätestens ab der zweiten Hälfte kontrollieren lassen.“ Weiden leistete tatsächlich besonders vor der Pause reichlichst Widerstand, lag mit dem 14:13 (23.) noch vorne, beim 16:16 (29.) gleichauf und bis zum 18:19 (35.) immerhin dicht dran. Den fast entscheidenden Vorsprung verschaffte sich der MTV übers 24:19 (42.) mit dem 28:23 (47.) und spätestens mit dem 31:24 (52.) war die Partie gelaufen. Weidens Coach Sven Xhonneux war frustriert: „Eine sehr ärgerliche Niederlage, da wir nicht auf einen übermächtigen Gegner getroffen sind, sondern insgesamt über zehn Tore durch unser mangelhaftes Rückzugverhalten kassiert haben. Wenn man auswärts 30 Tore wirft, sollte das mal ausreichen. Gegen den stehenden Angriff haben wir gut verteidigt, jedoch zu wenig Kapital daraus geschlagen. Gegen die groß gewachsene Abwehr haben wir noch zu häufig den Weg über die Mitte gesucht. Unsere Außenspieler haben kaum Bälle erhalten.“

 

 

TV Birkesdorf – HSG Siebengebirge 22:29 (10:16).

TV Birkesdorf: Töws, Fernandez Urrutia – Ernst (4/1), Di Muro (1), Ihmer (2), Oliva Cifuentes (4/3), Montana Velasquez, Willers (2), Költer (2), Perez Fernandez (2), Bünten (3), Janiec (2).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (4), Steinhaus (2), Runge, Grunwald, Hayer, Schlösser (7/4), Stein (1), Arancibia Diaz (4), Bachler (5), Marcinkovic, Koch (6).

 

BTB Aachen II – SSV Nümbrecht 22:31 (9:14).

BTB Aachen II: Zaghloul, Elsen – Korsten (3), Schmitz (2), Kruse, Volmer (2/2), Poro (3/2), Kusnierz-Glaz (3), Wojke, Horn, Hellemeister (2), Creutz (3), Grunert (1), Hermanns (3).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – Opitz (3), Benger (1), Urbach (1), J. Lang (5/1), Ufer (2/2), Schanz (2), Hartmann (2), Schröter (4), Dissmann (3), T. Lang (2), D. Donath, Miebach (6).

 

HBD Löwen Oberberg – TV Palmersheim 32:26 (12:17).

HBD Löwen Oberberg: Caber, K. Neese – M. Neese (1), Köster (5), Basic (5/3), Hudak-Domokos (1), Welke (3), Schneider (2), Sauer, Villgrattner (7), Krieg (7), Mesenhöler (1), Flick.

TV Palmersheim: Trimborn, Rübenbach – Fiedler (3), Winter, Johnen, Blesse (1), Lönenbach (14/4), Adolphs, Schouren (5), Mayer (1), Erken (1), L. Königshoven (1), J. Grevelding, N. Grevlding.

 

TV Rheinbach – TuS 82 Opladen II 44:25 (23:16).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Ribbe (7/1), Schwolow (9/5), Grommes (3), Stürmann (2), Eusterholz (6), Schmitz (7), Berens, Ollefs (2), Künkler (8).

TuS 82 Opladen II: Pawlitzek – Maurer (1), Strehlow (1), Barwitzki (13/5), Kierdorf (2), Dohr (1), Quante (1), Neuner (6).

 

Longericher SC II – TuS Königsdorf 34:36 (17:17).

Longericher SC II: Fischbach, Döscher – Michel (2), Keil (1), Beste (3), Matysiak (1), Heider, Wassmus, Quetting (7), Kröger (5), Duckert (4), Wörmann (4/3), Falkenreck (3), Gerfen (4).

TuS Königsdorf: Schroven  – Zirkel (7), Redlich, Schrief, Winkelius (7/2), Brill (1), Sjoelund (2), Sperling, Müller (3/1), Többen (11), Brauner (5), Dahmen.

 

MTV Köln – HC Weiden II 34:30 (18:16).

MTV Köln: Theisen, Schmidt – Neusser (2), Kalisch (6/3), Hilbert (7), Herzhoff (4), Diederich (6), Discher, Jebbink, Minten, Kebinger (2), Bathen (2), König, Becker (5).

HC Weiden II: Keller (1), Schornstein – Lozano (3), Redding (1), Meurer (4), Lange (2), Johnen (1), Kraus, Holste (1), Furuta (3), Altmeyer (4), T. Lütz (8/5), Havers, Kilburg (2).