3. Liga
Alte Rivalen: TuS 82 lässt sich von Ratinger Krise nicht blenden
Interaktiv erwartet nach acht Niederlagen in Folge den TuS 82 Opladen. TV Aldekerk trauert mit dem TV Gelnhausen um dessen gestorbenen Spieler Tim Altscher.

Läuft nicht: Torhüter Denis Karic und seine Ratinger sind nach einem ordentlichen Saisonstart mittlerweile auf dem harten Boden der Tatsachen angekommen. (Foto: Thomas Schmidt)

Acht Niederlagen hintereinander sind vor allem eine Art Zwischenzeugnis mit dem deutlichen Hinweis darauf, dass die Versetzung akut gefährdet ist. Und tatsächlich suchen sie beim Aufsteiger Interaktiv.Handball bereits seit vielen Wochen nach einem Weg, den mehr und mehr frustrierenden Trend aufzuhalten – bisher ohne das erhoffte Ergebnis. Es sind aber weniger Niederlagen wie jene vom vergangenen Wochenende beim Zweiten HSG Krefeld Niederrhein (15:35), die Zweifel an der weiteren Klassenzugehörigkeit der Ratinger verstärken – weil sich die Mannschaft des Trainergespanns Filip Lazarov/Alexander Oelze grundsätzlich nicht mit einem Gegner messen muss, dessen Ziel die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga ist. Pleiten wie das 32:36 bei der HSG Friesenheim-Hochdorf II (Elfter/12:26) und das 27:38 bei der TSG Haßloch (Rang 15/11:29) wiegen viel schwerer, weil sie gegen direkte Konkurrenz passierten. In der Summe ist Interaktiv durch seine Negativserie bei inzwischen 12:28 Punkten auf Rang 13 abgerutscht – was die Mannschaft sehr offensichtlich zu einem der heißeren Abstiegskandidaten macht. Vielleicht ist bereits das bevorstehende Heimspiel gegen den TuS 82 Opladen (Siebter/21:19) ein Schlüsselspiel im Kampf gegen den Abstieg, zumal anschließend am 9. März beim ungeschlagenen Spitzenreiter TuS Ferndorf (39:1) wenig zu holen sein wird. Die Wochen der sportlichen Wahrheit beginnen dann am 23. März gegen den TV Aldekerk (Platz 16/10:32), am 6. April beim TV Homburg (Platz zwölf/12:28) und am 13. April gegen den TuS Dansenberg (Platz 14/12:28).

Hilfreich wäre sicher, dass bereits gegen den TuS 82 was Zählbares herausspringt – was allerdings ganz und gar nicht zu den Zielen der Opladener passt. Deren Trainer Fabrice Voigt stellt auch klar, dass seine Mannschaft überhaupt nicht daran denkt, die Ratinger aus reiner Gefälligkeit zu unterstützen. Nach zuvor drei Spielen hintereinander ohne Sieg war Voigt zuletzt ja froh, dass sein Team bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Achter/19:19) mit dem 30:25 einen Erfolg einfahren konnte – und am liebsten wollen die Opladener daran anknüpfen: „Nach dem Sieg gegen Wetzlar war die Stimmung schon etwas gelöster und wir haben endlich mal wieder zwei Punkte geholt. Nach zuletzt schon verbesserten Auftritten haben wir uns jetzt mit einem Sieg belohnt. Jetzt gilt es, die Leistung zu bestätigen und uns weiter zu verbessern. Das wird schwierig genug und ich glaube, es wird ein sehr heißes Spiel.“ Von der aktuellen (Ergebnis-) Krise der Gastgeber will sich der TuS 82 dabei nicht blenden lassen. „Wir sind auf jeden Fall gewarnt“, sagt Voigt, „wir werden alles auf die Platte geben, was wir haben, weil wir wissen, dass es nur so geht. Es ist schwer genug, in Ratingen zu bestehen. Wir freuen uns auf dieses Duell.“ Das war bereits früher in der Regionalliga Nordrhein immer sehr intensiv und führt im Übrigen die zweitbeste Abwehr und die schlechteste Abwehr der 3. Liga Süd-West zusammen: Einen Spitzenwert stellt der TuS 82 mit 554 Gegentreffern aus 20 Spielen, was 27,7 pro Partie entspricht, den Minusrekord halten die Ratinger, die nach ebenfalls 20 Spielen bei 669 Gegentoren und einem Durchschnitt von 33,45 angekommen sind. Selbst Schlusslicht Aldekerk steht mit 661 Treffern aus 21 Partien bei einem Durchschnitt von 31,47 günstiger da.

Um die eigene Statistik oder die insgesamt missliche Lage nach der 29:41-Pleite beim TV Homburg mag sich TVA-Trainer Tim Gentges vor der nächsten Aufgabe gar nicht kümmern. Dem Spielertrainer, aus dem sonst immer die Leidenschaft und ein loderndes Feuer für den Handball sprechen, gehen gerade vor dem Spiel am Samstag beim TV Gelnhausen (Neunter/18:20) ganz andere, sehr ernste Gedanken durch den Kopf. Sie alle drehen sich um die Tragödie, die sich jetzt im Südosten von Hessen ereignet hat: Am 19. Februar ist Gelnhausens Spieler Tim Altscher nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von nur 25 Jahren gestorben. „Das wird auf keinen Fall ein Spiel wie jedes andere“, glaubt Gentges mit Recht, „man muss einfach sagen, dass wir zwar die geilste Nebensache der Welt betreiben mit dem Handballsport, aber man halt deutlich sieht, dass es Größeres und Wichtigeres im Leben gibt. Der plötzliche Tod von Tim Altscher ist in der Handballwelt ein Schock und das hat uns natürlich auch nicht kalt gelassen. Ich möchte mich gar nicht in die Lage von Gelnhausen versetzen, aber auch auf diesem Wege im Namen der Mannschaft und des Vereins TV Aldekerk unser herzliches Beileid aussprechen.“ Das fürs vergangene Wochenende vorgesehene Derby zwischen der HSG Hanau (Vierter/25:11) und Gelnhausen wurde kurzfristig abgesagt, doch das Duell zwischen den Gastgebern und Aldekerk wird stattfinden. Gentges scheint das alles immer noch unwirklich zu finden: „Ich weiß gar nicht, ob der Fokus am Wochenende auf dem Sport liegt. Natürlich fahren wir hin und spielen dieses Handballspiel. Wir werden uns auch ganz normal darauf vorbereiten und dann sehen wir mal, inwieweit an Handball zu denken ist und wie man dieses Spiel bestreitet. Wir sind nicht unvorbereitet, aber das wird auf jeden Fall ein schwerer Gang, gerade für die Jungs aus Gelnhausen. Aber auch für uns wird es nicht einfach. Das ist einfach eine scheiß Situation. Man merkt da, wie schnell so etwas gehen kann und dass man dann fassungslos davorsteht.“

Das Tagesgeschäft nimmt dagegen unter anderem die Bergischen Panther in Beschlag, die das Jahr 2024 trotz großer personeller Probleme mit dem 35:31 im Derby beim TuS 82 Opladen eröffneten, anschließend aber dreimal hintereinander unterlagen und inzwischen mit 15:23 Zählern auf Platz zehn am Rande der Gefahrenzone angekommen sind – mit nur drei verbliebenen Punkten Vorsprung auf den Drittletzten TuS Dansenberg, der momentan den ersten der drei Abstiegsränge einnimmt. Dass der TuS  überhaupt wieder über bessere Karten verfügt, hat unter anderem mit seinem jüngsten Heimspiel zu tun, in dem er die Panther mit 40:32 abfertigte. Die nun folgende Aufgabe der Panther gegen den TV Homburg ist deshalb doppelt wichtig fürs Team von Trainer Marcel Mutz, der jedoch härteste Arbeit erwartet: „Bei Homburg ist es mir ein Rätsel, warum sie so weit unten stehen. Vom Potenzial und vom Kader her könnten sie definitiv im oberen Mittelfeld stehen, wenn nicht sogar noch höher. In den letzten Wochen haben sie auch sehr konstant ihre Punkte geholt. Ich glaube, dass diese Mannschaft mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird. Von daher erwartet uns ein schweres Brett, gerade in der Situation, in der wir uns befinden. Wir haben nach wie vor personelle Probleme, aber da müssen wir jetzt durch. Es geht nicht um schön, sondern wir müssen über Kampf und Emotionen kommen und hoffen, dass die Kräfte für 60 Minuten reichen und gewisse Dinge so zusammenspielen, dass wir auch mal das Quäntchen Glück haben, das wir in den letzten Wochen nicht hatten. Wir brauchen Punkte. Wir spielen zu Hause, wir wollen uns rehabilitieren und eine bessere Leistung zeigen. Im Angriff haben wir uns in Dansenberg schon gesteigert, in der Abwehr müssen wir momentan viel flickschustern. Wir freuen uns auf ein hoffentlich spannendes Duell um den Klassenerhalt, das vom Kampf geprägt sein wird.“

Wie sich die Dinge in der unteren Hälfte entwickeln, hat unter anderem der Longericher SC mit in der Hand. Bisher ließ er in 2024 in den Duellen mit gefährdeten Klubs keine großen Fagen offen – 30:23 bei Interaktiv.Handball, 32:24 bei der HSG Friesenheim-Hochdorf II. Daraus ergibt sich fast zwangsläufig, dass sich die Kölner (Sechster/22:18) zumindest theoretisch auch beim TuS Dansenberg durchaus etwas ausrechnen dürfen – und es ist auch klarer Plan, nicht mit leeren Händen wieder nach Hause zu fahren. Das hat vor allem mit dem 7. Oktober 2023 zu tun, als der LSC bei einer Führung zu Hause alles im Griff hatte, ehe Linkshänder Lennart Niehaus nach seinem Treffer zum 15:10 in der 24. Minute unglücklich landete und eine schwere Knieverletzung erlitt (unter anderem Kreuzbandriss). „Die Mannschaft stand danach unter Schock“, sagt LSC-Trainer Chris Stark im Rückblick – und er sieht darin bis heute den Hauptgrund für die damalige Wende bis hin zur 28:30-Niederlage: „Den Punkten aus dem Hinspiel weinen wir eigentlich bis heute nach und die möchten wir uns jetzt unbedingt wiederholen.“ Klar ist den Longerichern allerdings, dass sie wohl ein dickes Brett zu bohren haben. „Wir sind gewarnt, die haben gerade die Bergischen Panther mit 40:32 besiegt und ein dickes Ausrufezeichen gesetzt im Kampf gegen den Abstieg“, betont Stark, „wir erwarten eine sehr kampfstarke Truppe und es wird vonnöten sein, sich eine Taktik zurechtzulegen, wo man nicht immer in die Duelle läuft, sondern es mit guten Pass- und Laufwegen schafft, die Nahtstellen anzugreifen – und vor allem über das Tempospiel die Tore zu erzielen.“ Sowieso als Favorit muss die HSG Krefeld Niederrhein gelten (35:7), die durch einen Erfolg gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Achter/19:19) ihren ebenfalls in die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga führenden zweiten Platz festigen will.