05. März 2024 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Sie wähnten sich auf dem richtigen Weg. Irgendwie jedenfalls, trotz der Niederlagen gegen den THW Kiel (25:29), bei der MT Melsungen (26:31) und gegen die TSV Hannover-Burgdorf (26:29). Immerhin waren es jeweils Gegner aus der oberen Hälfte (Vierter, Fünfter, Sechster) und in allen drei Duellen die Chancen da, etwas Zählbares zu behalten/mitzunehmen. Dann passierte das – 22:33 beim SC DHfK Leipzig nach einer Leistung ohne große Emotionen, ohne große Hingabe, ohne große Spielfreude, ohne große Ideen, ohne die kleinste Aussicht auf den dringend benötigten Sieg – bei einem Gegner, mit dem der BHC auf Augenhöhe unterwegs zu sein glaubte. Davon war allerdings auf der Platte überhaupt nichts zu erkennen und es tat sich eher eine riesige Kluft auf, die sich inzwischen auch deutlich in der Tabelle ablesen lässt: Während sich Leipzig auf 19:25 Zähler verbesserte und als Zehnter etwas mehr Sicherheit hat, befindet sich das Team von Trainer Jamal Naji im Augenblick auf direktem Weg in die 2. Bundesliga. Auf Rang 16, der als letzte Position die Rettung bringt, droht der Bergische HC mit seinen 13:33 Punkten und minus 58 Toren von den beiden Klubs geschluckt zu werden, die absteigen müssten, wenn bereits jetzt Schluss wäre. Der Vorletzte ThSV Eisenach (13:35/minus 62) und der Letzte HBW Balingen-Weilstetten (11:35/minus 62) haben dabei einen Vorteil: Sie stecken bereits seit Wochen und Monaten unten fest, sie kennen die Situation, in der sie sich befinden. Und derzeit sieht es so aus, dass dieses Trio die Abstiegsfrage unter sich klärt – weil davor der TBV Lemgo Lippe und der HC Erlangen auf den Rängen 14 und 15 bei jeweils 17:29 Punkten schon ein Stück weit entfernt sind. Und dem BHC mag nun die Pause bis zum nächsten Einsatz eine Gelegenheit zur Besinnung bieten – größer werden die Aussichten für die beiden bevorstehenden Heimspiele vermutlich trotzdem nicht. Vor dem Duell am 24. März gegen den Zweiten SC Magdburg (38:6), das als fast unlösbare Aufgabe gilt, steht schließlich am 10. März das Duell zwischen dem Erstligisten aus dem Bergischen und jenem aus dem Oberbergischen auf dem Programm: Es kommt der VfL Gummersbach – im Augenblick der genaue Gegen-Entwurf zum BHC. Gummersbach scheint als Siebter bei 24:22 Zählern und Platz sieben im Vergleich sogar fast in einer eigenen Welt zu Hause zu sein. Die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson befindet sich relativ genau im eigenen Zielkorridor und ist nicht nur dabei, das im Jahr eins nach der Rückkehr in die höchste deutsche Klasse Erreichte zu bestätigen, sondern eher zu übertreffen. Damals sprangen unter dem Strich auf Platz zehn knapp negative 33:35 Punkte heraus und jetzt sind weitere 9:13 Zähler aus elf restlichen Partien jedenfalls nicht völlig unmöglich.
Gummersbach, das gewöhnlich nicht mit einem schwach ausgeprägten Selbstbewusstein unterwegs ist, musste im Duell mit dem Champions-League-Sieger Magdeburg erkennen, dass die besten Mannschaften der Bundesliga doch noch ein Stück weit weg sind. Das stellte auch Trainer Sigurdsson hinterher ehrlich fest: „Es gibt Tage, an denen man überlegt, was man hätte besser machen können, und wir haben natürlich auch Fehler gemacht. Aber es gibt auch Tage, an denen man sich den Gegner ansieht und anerkennt, dass er einfach zu den top drei der Welt gehört. Magdeburg hat eine unfassbare Qualität, das ist unglaublich. Für mich geht es heute einfach in die Richtung, dass Magdeburg viel richtig gemacht hat und wir davon lernen können. Ich bin nicht unzufrieden mit meiner Mannschaft. Wir hatten zu viele technische Fehler und Gegentore, aber mit dem Angriff bin ich recht zufrieden.“ Gummersbach rannte zwar von Beginn an hinterher, blieb jedoch bis zum 11:12 (21.) regelmäßig dran – und verlor dann mit dem 11:16 (26.) zum ersten Mal den Anschluss. In der zweiten Hälfte lag der VfL mit dem 18:20 (35.) und 19:21 (39.) wieder in Reichweite, ehe Magdeburg erneut wegkam – 23:19 (41.), 27:22 (45.), 30:25 (52.). Die restlichen neun Minuten des Abends überstand der Favorit trotz nicht nachlassender Gummersbacher Bemühungen völlig ungefährdet.
Mithalten? Gegenwehr? Fand beim BHC in Leipzig von der ersten Sekunde an nicht statt. Mit dem 3:0 (8.) waren die Hausherren bereits auf dem aus ihrer Sicht richtigen Weg und bei den Gästen nicht mal ein Ansatz von Besserung zu erkennen – 1:6 (13.), 5:12 (20.), 6:14 (24.). Dass Noah Beyer (25./Siebenmeter) und Linus Arnesson (26.) auf 8:14 verkürzten, erwies sich als minimales Strohfeuer. Besserung trat anschließend in der zweiten Halbzeit nicht ein – im Gegenteil. Mit dem 10:19 (34.) war der Abend bereits entschieden und ab dem 12:22 (39.) bewegte sich der Rückstand fast immer im zweistelligen Bereich. Naji zeigte sich bedient: „Insgesamt ist das eine Niederlage, die sehr, sehr wehtut. Wir waren auf einem sehr guten Weg, haben es gut gemacht in den letzten drei Spielen und waren nah dran. Wir können das verlieren, aber noch mal – wir können und dürfen nicht mit elf Toren verlieren. Das ist ein riesiger Rückschritt in nur einem Spiel. Das ist inakzeptabel.“ Geschäftsführer Jörg Föste war ebenfalls entsetzt: „Eloy Morante als einziger Rückraumspieler mit Bundesliga-Niveau bringt es auf den Punkt – fatale Wurfquote, kein Einsatz in der Abwehr, keine Energie im Angriff. Alibi-Handball. Sicher der Tiefpunkt in dieser Saison.“ Er meint genauso sicher bisheriger Tiefpunkt. Der tiefste aller Tiefpunkte wäre bestimmt der Abstieg. Und dieses Thema wird der BHC so schnell nicht mehr los. Einzige Idee für einen Weg aus der Maxi-Krise, für die selbst größere personelle Baustellen alleine keine hinreichende Erklärung sein können: Er vollzieht eine Kehrtwende um 180 Grad. So schnell wie möglich, also unverzüglich.
SC DHfK Leipzig – Bergischer HC 33:22 (17:10).
Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (3/3), Persson, Doniecki (2), Krecic, M’Bengue, Andersen (1), Fraatz (1), Babak (1), Schmitz, Arnesson (5/2), Morante Maldonado (6), Stutzke (3), Santos.
VfL Gummersbach – SC Magdeburg 30:38 (14:17).
VfL Gummersbach: Rebmann, Ivanisevic – Vidarsson (8), Kodrin (1), Vujovic (6/5), Köster (3), Blohme (2), Oskarsson (5), Häseler (1), Schluroff (2), Tskhovrebadze, Pregler (2), Horzen, Kiesler, Protsiuk, Zeman.