2. Bundesliga
Note gut: Dormagen und seine Hausaufgaben
TSV Bayer holt mit 26:23 gegen Dessau wichtige Punkte im Abstiegskampf. Essen enttäuscht beim 25:31 gegen Minden.

Was wollt ihr von mir? Sören Steinhaus (mit Ball) war gegen Dessau mit sechs Toren mal wieder der erfolgeichste Werfer des TSV Bayer. Insgesamt steht der Rückraumspieler nach 23 Einsätzen bei 104 Toren – und damit weit vor allen anderen Dormagenern. (Foto: Michael Jäger)

Ob das der große Wendepunkt im Kampf gegen den Abstieg war? Der TSV Bayer Dormagen, mit zwei schmerzhaften Niederlagen ins neue Handballjahr gestartet, hat jedenfalls wieder begonnen, seine Hausaufgaben zu erledigen – also das zu tun, was für den Klassenerhalt unbedingt notwendig ist. Nach dem 26:30-Fehlstart beim TuS Vinnhort und der 25:33-Heimpleite gegen den HSC Coburg stand das Team von Trainer Matthias Flohr zunächst vor der unangenehmen Aufgabe beim Schlusslicht EHV Aue – und brachte einen ungefährdeten 33:24-Sieg aus Sachsen mit. Ähnlich wertvoll war jetzt das folgende 26:23 über den Dessau-Roßlauer HV, das Dormagens Konto auf 17:29 Punkte schraubte und nun von Platz 14 aus alle Chancen eröffnet, auch nach dem letzten Spieltag über dem Strich zu stehen. Hinter dem TSV Bayer folgen zunächst Dessau (15:31) und der TSV GWD Minden (13:33), die nach dem Jetzt-Stand ebenfalls gerettet wären. Auf den beiden Abstiegsplätzen befinden sich aktuell die Aufsteiger Vinnhorst (12:34) und Aue (8:36), das als einziger aus dem Kreis der Gefährdeten bereits abgeschlagen sein dürfte – und unter anderem dadurch haben die Dormagener eine Sorge weniger. Was wie ein zusätzliches Plus wirkt: Das Torverhältnis von minus 30 sieht deutlich besser aus als jenes in Vinnhorst (minus 83) und Aue (minus 94). Weil am Ende bei Punktgleichheit in der 1. und 2. Bundesliga eben dieses Torverhältnis gilt, könnte Flohrs Team im Bedarfsfall auf eine Art Zusatzjoker zurückgreifen. Dass sie ein ähnliches Hilfsmittel ein paar Kilometer entfernt im Ruhrgebiet anwenden müssen, gilt als unwahrscheinlich – obwohl TuSEM Essen nur eine Woche nach dem starken 28:27 beim TuS N-Lübbecke mal wieder einen Nachweis für die Konstanz in seiner Unbeständigkeit anbot – mit dem 25:31 gegen die nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga direkt wieder stark gefährdeten Mindener, die vorher sieben Mal hintereinander verloren hatten – und nun die Gelegenheit gerne wahrnahmen, sich zumindest vom ersten Abstiegsplatz zu entfernen. Essen hält sich jetzt mit 19:27 Zählern auf Platz 13 nur noch eine Position vor Dormagen auf, verfügt jedoch mit minus 15 Treffern im Torverhältnis gleichfalls über einen Extrabonus. Die Aufgabe am Sonntag in Aue bietet TuSEM nun die Gelegenheit, die Basis nach unten zu festigen – und gleichzeitig ist so etwas wie ein Blamagefaktor eingebaut. Gewinnt Essen, tut es sich einmal selbst einen Gefallen und gleichzeitig den Dormagenern, die bereits am Freitagabend beim Zweiten SG BBM Bietigheim spielen (36:10) und dort als klarer Außenseiter antreten.

Den Grundstein zum Erfolg gegen Dessau legt Dormagen bereits in den ersten 20 Minuten, als es nach dem Blitzstart zum 5:0 (9.) übers 7:2 (11.) mit dem 10:3 (18.) und 12:5 (22.) jeweils ein Führung von sieben Toren vorlegte – gestützt auf eine leidenschaftlich arbeitende Abwehr, hinter der in Christian Ole Simonsen ein starker Keeper unterwegs war (13 Paraden/Qupte an gehaltenen Würfen 37,14 Prozent). Das vrkürzende 8:12 (28.) der Gäste beantworteten Felix Böckenholt (30.) und Simonsen (30.), der hier ins auf der anderen Seite verwaiste Tor traf, mit dem 14:8, ehe Alexander Senden (31.) und Ian Hüter (32.) am Anfang der zweiten Halbzeit sogar zum 16:8 erhöhten. Erst nach dem 17:9 (33.) kam Dessau besser in die Partie – 17:12 (43.), 18:15 (46.). Dormagen behielt allerdings selbst nach dem ebenfalls knapperen 23:21 (56.) Ruhe und Kontrolle, indem Luis Pauli (57.) und Sören Steinhaus (58.) mit den entscheidenden Treffern zum 25:21 anworteten. Flohr zeigte sich sehr einverstanden: „Es war ein Feuerwerk, welches wir in der ersten Halbzeit abgebrannt haben. Dass das dann nicht bis zum Ende so weitergehen kann, ist normal. Dazu ist Dessau zu gut. Am Ende haben wir es clever gemacht und verdient gewonnen. Da haben wir noch einmal einen Schritt nach vorne gemacht.“

Von etwas Ähnlichem wie Zufriedenheit war Essens Coach Michael Hegemann um Lichtjahre entfernt: „Wir sind maximal enttäuscht über das, was wir geleistet haben. Das entsprach überhaupt nicht unserem Anspruch. Wir haben nicht annähernd die Energie ins Spiel bringen können, die wir beim Sieg in Nettelstedt hatten. So ehrlich müssen wir sein, dass wir weder in der Abwehr noch im Angriff unser Leistungsniveau erreicht haben. Ich hoffe, dass es dieses eine Spiel in der Saison war, in dem gar nichts klappt. Wir werden das jetzt ordentlich aufarbeiten und uns kräftig schütteln müssen, um gegen Aue das wahre TUSEM-Gesicht zu zeigen – also  mit Leidenschaft, Feuer und maximaler Energie in das Spiel gehen.“ Das Duell mit zuletzt heftig durchgerüttelten Mindenern lief schnell in die aus Sicht der Gastgeber völlig falsche Richtung: Beim 1:0 (1.) und 2:1 (3.) lag Essen zwar vorne, aber ab dem 3:4 (7.) immer hinten – und nur beim 6:7 (14.) kam noch einmal ein bisschen Hoffnung auf. Spätestens nach dem 6:11 (19.) und 11:17 (30.) am Ende der ersten Halbzeit stand jedoch fest, wer als Gewinner die Platte verlassen würde. Die Gäste lagen beim 19:11 (35.), 22:14 (43.) oder 26:18 (50.) immer wieder mit acht Toren vorne und gingen letztlich völlig ungefährdet mit einem Erfolg und zwei wertvollen Punkten durchs Ziel.

 

TSV Bayer Dormagen – Dessau-Roßlauer HV 26:23 (14:8).

TSV Bayer Dormagen: Oberosler, Simonsen (1) – Senden (3), Böhnert, Rehfus, I. Hüter (2), Reimer (4/1), Böckenholt (3), Schroven (2), Strosack, P. Hüter (1), Träger, J.-Chr. Schmidt (2), Pauli (2), Steinhaus (6), Sondermann.

 

TuSEM Essen – TSV GWD Minden 25:31 (11:17). 

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Ellwanger (1), Wolfram, Wilhelm (1), Homscheid (3/2), Asmussen (2), Szczesny, Seidel, Klingler (3), Neuhaus (6), Kostuj (1), Rose, Mast (2/1), Werschkull (2), Schoss (4).