3. Liga
Derbyzeit in Köln, Härtetest in Opladen
Longericher SC erwartet dieabgerutschten Panther, TuS 82 den Zweiten Krefeld. Interaktiv und Aldekerk stehen im Abstieskampf vor hohen Hürden.

Allein gegen alle: Malte Nolting (mit Ball) und die Longericher kommen bisher aber immer noch deutlich besser durch die Saison als Maximilian Weiß (Nummer 17), Henning Padeken (18) und Simon Wolter (rechts), die mit den Panthern den Blick nach unten richten müssen. (Foto: Thomas Schmidt)

Gut, dass beide relativ zurückhaltend waren beim Erarbeiten von Zielvereinbarungen. „Wir sind in dieser Saison äußerst demütig mit dem Blick auf die Stärke der Liga“, hatte etwa Trainer Chris Stark für den Longericher SC erklärt, „wir wissen, dass ein sechster Platz möglicherweise eine bessere Leistung hervorgebracht hat als der dritte Platz im vergangenen Jahr. Grundsätzlich versuchen wir schon seit mehreren Jahren, uns in den top sechs der Liga zu positionieren. Das ist ein Ziel, das man in diesem Jahr erst mal schaffen muss. Das ist überhaupt kein Selbstläufer.“ Kollege Marcel Mutz war für die Bergischen Panther eher noch ein Stück vorsichtiger unterwegs: „Unser übergeordnetes Ziel ist natürlich, ausreichend Punkte zu sammeln, um nicht unten reinzurutschen. Wir werden alles tun und wir sind nicht zufrieden damit – das zeichnet uns immer aus, dass wir immer versuchen, auch mehr möglich zu machen. Wir gehen mit viel Demut in die Saison, weil die Konkurrenz stark ist, aber auch mit dem Glauben an unsere eigene Stärke.“ Tatsächlich hat sich inzwischen längst gezeigt, dass die Plätze drei (LSC/35:17 Punkte) und vier (Panther/34:18) aus der vergangenen Serie in der alten Gruppe West inzwischen nicht mehr besonders viel wert sind – und beide haben in der neuen Gruppe Süd-West keinerlei Chance mehr, ans damalige Ergebnis anzuknüpfen und sich etwa für die Teilnahme an der Pokalrunde der Drittligisten mit der Chance auf ein Ticket für den DHB-Pokal zu bewerben. In der Summe geht es aktuell vor allem darum, wenigstens in etwa die eigenen Ansprüche zu erfüllen oder sogar den Abstieg als größten anzunehmenden Unfall zu verhindern. Dabei stehen sich die Nachbarn jetzt direkt geenseitig im Weg: Die Kölner eröffnen den 21. Spieltag mit dem immer reizvollen Duell gegen die Panther. Der aktuelle sechste Platz (22:20 Punkte) passt auf der einen Seite soeben in den Plan des LSC, der jedoch alleine mit dem Abstand auf die Ränge davor nicht wirklich zufrieden sein kann: Der Fünfte HSG Hanau (25:13/zwei Partien weniger) dürfte bereits unerreichbar sein und die jüngste 30:32-Niederlage beim gefährdeten TuS Dansenberg (Platz 13/14:28), wo der LSC mit größeren personellen Problemen unterwegs war, löste ebenfalls keine große Begeisterung aus.

Dennoch ist die Situation der Kölner im Vergleich zu der ihres Kontrahenten beinahe sehr komfortabel, weil die Panther spätestens mit der 23:29-Heimniederlage gegen den ebenfalls um den Klassenerhalt kämpfenden TV Homburg (Zwölfter/14:28) endgültig im Kampf gegen den Abstieg angekommen sind. Das Kalenderjahr 2024, das mit dem 35:31 im Derby beim TuS 82 Opladen (Siebter/21:21) so vielversprechend begonnen hatte, ist inzwischen eine sehr schwierige Angelegenheit geworden – vier Spiele, vier Niederlagen. Das 18:25 gegen den beinahe unangreibaren Ersten TuS Ferndorf (41:1) war hinnehmbar, doch die 26:27-Pleite beim TV Aldekerk (Rang 15/12:32), das nicht weniger bittere 32:40 beim TuS Dansenberg (13/14:28) und zum Abschluss die Niederlage gegen Homburg wirkten deutlich schmerzhafter. Sie passierten gegen massiv bedrohte Konkurrenten – und die Panther wollen natürlich versuchen, die bei ihnen entstandene Abwärts-Spirale so bald wie möglich zu stoppen. Trainer Mutz wirkt insgesamt trotz allem eher unaufgeregt und er traut den Panthern zumindest eine anständige Leistung in Köln ohne Frage zu: „Ich freue mich sehr auf die emotionale und stimmungsgewaltige Atmosphäre. Wir fahren sicher nicht als Favorit nach Köln, vielleicht tut uns das aber gerade auch ganz gut. Die Situation ist natürlich nicht toll nach vier Niederlagen, aber wir müssen ruhig bleiben und unser Ding weitermachen. Wir wissen aber auch, dass wir besser werden müssen. Wir haben letzte Woche schon einen Schritt nach vorne gemacht in der Abwehrarbeit und jetzt müssen wir sehen, dass wir vorne effektiver werden. Wir hoffen auf ein bisschen Glück und wir brauchen ein, zwei Spieler, insbesondere Torhüter, die über sich hinauswachsen. Wir fahren natürlich mit dem Ziel dahin, unser Bestes zu geben und uns am liebsten mit einem Sieg ein bisschen Luft zu verschaffen – wohl wissend, dass der LSC gerade zu Hause eine unfassbare Qualität hat.“

Die reine Freude ist die Saison 2023/2024 in diesen Wochen und Monaten auch nicht für den TuS 82 Opladen, der allerdings als Siebter mit einem ausgeglichene Konto (21:21) keinerlei Sorgen hat – und Ambitionen nach weiter oben sowieso nie hatte. Ein Problem beim Team von Trainer Fabrice Voigt sind die starken Schwankungen in den Leistungen und Ergebnissen: Das Jahr 2024 begann mit dem sicheren 29:22 in Dansenberg, dem sich jenes 31:35 gegen die Panther anschloss und ein 26:26 gegen den TV Gelnhausen (Neunter/18:22), ehe sich nach dem 28:34 bei der TG Hanau ein 30:25 bei der HSG Dutenhofen-Müchholzhausen II (Achter/19:21) und ein 30:31 nach einer schwachen Leistung bei Interaktiv.Handball anschlossen (Elfter/14:28). Vielleicht sollte es den Opladenern sogar eher gelegen kommen, dass sie nun vor einer ziemlich hohen Hürde stehen, denn der Tabellenzweite HSG Krefeld Niederrhein (37:7) gibt seine Visitenkarte in der Bielerthalle ab. Natürlich gehört es zum Selbstverständnis des TuS 82, dass er alles in seiner Macht Stehende für eine Überraschung geben will – und er hat dabei keinerlei Druck, sondern nur etwas zu gewinnen. Die Eagles wussten zwar zuletzt beim mühseligen 30:29 gegen die HSG Dutenhofen-Müchholzhausen II ebenfalls nicht zu überzeugen, sie bringen allerdings aus den vergangenen sieben Spielen ohne Niederlage eine Bilanz von 13:1 Punkten mit. Ganz  bestimmt hat Krefeld, das auf dem Weg in die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga unbedingt seinen zweiten Platz festigen will, in Opladen als Favorit zu gelten. Ein Erfolg wäre für die HSG zudem doppelt wichtig, weil nach der Länderspielpause am 16./17. März (Olympia-Qualifikation) in zwei Wochen im nächsten Heimspiel am 23. März der Tabellenführer Ferndorf zum Top-Spiel nach Krefeld kommt.

Auf besondere Art ein Top-Spiel ist für den TV Aldekerk, der sich mit Händen und Füßen gegen den Abstieg wehrt, inzwischen fast jede Partie. „Es ist unfassbar eng geworden in der Abstiegszone und eigentlich fährt man jetzt Woche für Woche Endspiele“, sagt Spielertrainer Tim Gentges, dessen Mannschaft sich durchs spektakuläre 28:27 beim TV Gelnhausen überhaupt erst im Geschäft hielt. Nun würden sie in Aldekerk, das mit 12:32 Punkten auf dem vorletzten Rang steht, am liebsten weitere Zähler aufs leidende Konto überweisen – was aber echt schwierig wird, denn es wartet die Aufgabe gegen den Fünften Hanau. Der TVA-Coach macht sich nichts vor: „Wir wissen ganz eindeutig um die Stärke von Hanau, die Jungs stehen nicht ohne Grund da, wo sie jetzt stehen. Die spielen schon einen guten Handball mit einer sehr kompakten 6:0-Abwehr und einem sehr starken Torhüter.“ Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist die leicht entspannte personelle Lage, zumal mittlerweile ein weiterer Spieler an Bord ist: „Jan Schindler rückt in die Mannschaft, den wir uns mit einem Doppelspielrecht aus Dormagen für den Rest der Saison ausgeliehen haben. Das ist ein talentierter junger Mann, an dem Aldekerk noch sehr viel Freude haben wird. Wir sind dadurch wieder breiter aufgestellt.“ Schindler ist für den rechten Rückraum praktisch das Gegenstück zu Joris Lehmann aus der A-Jugend des VfL Gummersbach, der bereits seit ein paar Wochen das Trikot des TVA trägt: Beide sind mit ihren Vereinen in der Jugend-Bundesliga unterwegs. Alles zusammen verleiht den Aldekerken jedenfalls die Zuversicht, dass sie gegen Hanau ein ernsthafter Widersachen sein können. „Wir werden unser Bestes geben, um ein gutes Spiel hinzulegen“, kündigt Gentges an, „und im besten Fall die Punkte in Aldekerk zu lassen. Dafür müssen wir aber wieder funktionieren – funktionieren wir nicht, gibt es was auf den Arsch. Wir können ja mit solchen Mannschaften mithalten, das haben wir auch im Hinspiel in Hanau gesehen, wo wir uns beim 29:30 nur mit einem geschlagen geben müssen. Vielleicht schaffen wir es ja noch mal, Punkte außerhalb der Richtlinien zu holen. Warum nicht am Samstag?“

Der Aufsteiger Interaktiv.Handball, zuvor acht Mal hintereinander als Verlierer vom Platz gegangen, konnte seine Pleitenserie mit dem 31:30 gegen den TuS 82 Opladen vermutlich gerade noch zum richtigen Zeitpunkt stoppen, weil er sonst wohl durchgereicht worden wäre. Von Sicherheit sind die Ratinger als Elfter mit ihren 14:28 Punkten aber ähnlich weit entfernt wie die meisten Konkurrenten in der unteren Hälfte und die nächste Aufgabe bietet ihnen jetzt gerade keine prächtigen Aussichten auf einen weiteren Erfolg – denn es geht zu den übermächtig scheinenden Ferndorfern. Dass Interaktiv am siebten Spieltag beim 30:33 in eigener Halle bis zum 28:28 in der 53. Minute mit dem TuS gleichauf lag, bedeutet heute nicht mehr viel – weil Ferndorf inzwischen ziemlich stabil unterwegs ist und nach dem 30:30 vom 30. September gegen den LSC in den folgenden gut fünf Monaten keinen einzigen Punkt mehr abgegeben hat. Für die Ratinger dürften sowieso die Wochen nach Ferndorf wichtiger werden – mit den Spielen am 23. März gegen Aldekerk, am 6. April in Honburg, am 13. April gegen Dansenberg und am 19. April bei den Panthern.