3. Liga
Opladen nervt Krefeld, Aldekerk feiert sich selbst
TuS 82 verliert nur knapp mit 25:28 gegen die Eagles. Aldekerk besiegt Hanau mit 32:26. Ratingen rutscht nach 18:36 in Ferndorf ebenfalls auf einen Abstiegsplatz.

Hier ist die Wand: Torhüter Tim Trögel war vor allem in der ersten Halbzeit immer wieder zur Stelle für seine Opladener. (Foto Thomas Ellmann)

TuS 82 Opladen – HSG Krefeld Niederrhein 25:28 (14:10). Am Ende reichte die Opladener Luft nicht ganz für die Sensation, die lange im Bereich des Möglichen lag. Nach einer ersten Halbzeit, in denen bei den Hausherren ganz viel gelang, träumten die TuS-Anhänger in der Bielerthalle durchaus zu Recht von zwei Punkten gegen den Favoriten vom Niederrhein. Weil aber im zweiten Abschnitt die Kräfte der Hausherren nachließen, die Gäste selbst etwas weniger Fehler produzierten und mit der ihnen eigenen Abgeklärtheit die Ruhe behielten, nahm die HSG letztlich die Zähler zurück mit an den Niederrhein. In der Tabelle ist die Niederlage kein Beinbruch für den TuS 82, der bei 21:23 Punkten als Siebter weiter im eigenen Zielkorridor steht. Die Krefelder überwiesen durch den Erfolg die nächsten Zähler aufs eigene Konto und sie liegen bei einer Bilanz von 39:7 als Zweiter weiter klar auf Kurs zur Aufstiegsrunde. Allerdings sollte sich die Mannschaft um Trainer Mark Schmetz durchaus überlegen, ob sie mit Auftritten wie dem in Opladen überhaupt einen Gedanken an die 2. Bundesliga verschwenden darf. Der individuellen Qualität und der Breite des Kaders ist es zu verdanken, dass die Eagles in der Regel selbst aus mittelmäßigen Vorstellungen beide Punkte mitnehmen. Spätestens in der Aufstiegsrunde dürfte damit aber Schluss sein – und echte Begeisterung vermitteln solche Auftritte bis dahin nicht.

Opladens Trainer Fabrice Voigt machte seiner Mannschaft nach dem Schlusspfiff keinerlei Vorwürfe. „Wir haben alles aufs Feld gebracht, was wir hatten, wir waren ja leicht dezimiert. Von daher war das vollkommen in Ordnung. Es war das erste Ziel, dass wir dem Gegner bis zur letzten Sekunde Paroli bieten. Von daher gehört ein dickes Lob an die Mannschaft, die sich reingehangen hat“, meinte der Coach. Er sah, wie sein Team nach einer stürmischen Anfangsphase (4./3:3) die Angelegenheit besser in den Griff bekam. Ab dem 5:3 (7.) lagen die Hausherren tatsächlich fast immer vorne. Die HSG schaffte den letzten Ausgleich beim 8:8 (16.), musste dann aber die (völlig vertretbare) Rote Karte gegen Bastian Roscheck hinnehmen, der Opladens Julius Schröder im Gesicht getroffen hatte (17.). Die TuS-Akteure nutzten den Vorteil und erspielten sich das 11:8 (19.) und sie lagen beim 13:9 (25.) erstmals mit vier Treffern in Front. Ein Baustein für die starke erste Hälfte der Gastgeber war sicher auch Keeper Tim Trögel, der das Torhüterduell mit Krefelds Martin Juzbasic und später Sebastian Bartmann in den ersten 30 Minuten ganz klar für sich entschied.

Dass das 14:10 zur Pause noch keine Entscheidung für die Opladener war, dürfte allerdings jedem in der Halle klar gewesen sein – und tatsächlich kamen die Gäste mit viel Wut im Bauch aus der Kabine. Die ersten zehn Minuten des zweiten Durchgangs boten viel Hektik und insgesamt sechs Zeitstrafen in einer Atmosphäre, die bald härter war als das Geschehen auf der Platte. Die beiden Zwei-Minuten-Strafen gegen Opladen (33.) nutzte die HSG gut aus und verkürzte zum 13:14 (34.), während die Hausherren kurz darauf ihre doppelte Überzahl (35.) nicht verwerten konnten. Im Gegenteil: Christopher Klasmann glich zum 14:14 aus (37.). Selbst die Rote Karte gegen Krefelds Matija Mircic (40./dritte Zeitstrafe) brachte keinen Vorteil für den TuS, der kurz darauf mit 15:17 (42.) hinten lag. Das alles änderte nichts daran, dass die Gäste jede Strafe gegen sich als persönlichen Affront bewerteten und ihrem Unmut teilweise aufs Heftigste Ausdruck verliehen. Richtig: Die insgesamt 17 Zeitstrafen (inklusive der Roten Karte gegen Roscheck) wirkten in der Summe vielleicht etwas übertrieben. Krasse Fehlentscheidungen der Unparteiischen waren jedoch nicht dabei und insbesondere die Krefelder verdienten sich ihre Hinausstellungen unterm Strich durchaus redlich.

Die Überzahl nach der Zwei-Minuten-Strafe gegen Ruben Carlos Sousa (45.) konnte Opladen dann tatsächlich mal nutzen, um aus dem 17:19 das 19:19 (47.) zu machen. Der Siebenmeter von Yannik Nitzschmann brachte den TuS noch einmal nach vorne (48./20:19) und bis zum 23:23 (55.) durften die Hausherren von etwas Zählbarem träumen. In den letzten Minuten fehlten Voigts Team allerdings die nötigen Körner, während die HSG mit der Selbstverständlichkeit eines Tabellenzweiten ruhig blieb und die sich bietende Chance eiskalt ergriff – 24:23 (55.), 25:23 (58.), 26:23 (59.). Diese Hypothek war für die Gastgeber zu hoch, die sich trotzdem durch Oliver Dasburgs Doppelpack (59./60.) noch einmal auf 25:26 herankämpften. Auf der Gegenseite beseitigten Loic Kaysen und Jörn Persson mit ihren Treffern zum 28:25 der HSG aber alle Zweifel am Krefelder Sieg.

TuS 82 Opladen: Pawlitzek, Trögel – Flemm, Schmidt (4), Leppich (6), Schröder, Dittmer, Nitzschmann (2/1), J. Jagieniak, Swiedelsky (1), Dasburg (8/3), Schmitz (1), Johannmeyer, Wolfram, Sonnenberg (3).

HSG Krefeld Niederrhein: Juzbasic, Hasenforther, Bartmann – Krass (2), Klasmann (3/2), Schneider, Noll (4/1), Hahn (1), Roscheck, Sousa, Schulz (2), Hüller (4), Kaysen (4), L. Jagieniak (2), Persson (5), Mircic (1).

 

TV Aldekerk – HSG Hanau 32:26 (15:11). Wer es mit den Aldekerkern hält, braucht in diesen Wochen und Monaten mindestens zweierlei – ein unerschöpfliches Reservoir an Optimismus und eine ausgeprägte Leidensfähigkeit. Weil beides aber nicht nur rund um die Vogteihalle, sondern offensichtlich auch in der Mannschaft von Spielertrainer Tim Gentges vorhanden ist, nimmt der fast einem Wunder gleichzusetzende Klassenerhalt allmählich doch Konturen an. Und jetzt ist er nicht mehr völlig utopisch: Nur eine Woche nach dem spektakulär erzielten 28:27 beim TV Gelnhausen setzte der TVA nun durch den Erfolg über den Fünften Hanau erneut ein klares Signal an die anderen aus dem Keller der Tabelle ab – was sich am Abend bald als sehr wichtig erwies, weil ein Teil der Konkurrenz ebenfalls Zählbares auf sein Konto überweisen konnte: Die TSG Haßloch setzte sich gegen den TuS Dansenberg durch (35:33) und die HSG Friesenheim-Hochdorf II bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (30:29). Daraus folgt, dass das Hauen und Stechen im Kampf gegen den Abstieg immer mehr zunimmt – und die Reihe der Gefährdeten beginnt bei den Bergischen Panthern auf Rang zehn (15:27) sowie bei Friesenheim-Hochdorf auf Platz elf (14:28). Es geht weiter über den  TV Homburg, Dansenberg und Interaktiv.Handball mit jeweils 14:30 Punkten auf den Plätzen zwölf, 13 und 14. Absteigen müssten nach dem Jetzt-Stand Interaktiv, immer noch die Aldekerker (14:32) und Haßloch (13:31). Aus allem lässt sich unkompliziert schließen, wie zentral wichtig das Duell des TVA am 26. März bei Interaktiv sein wird.

Den Auftakt gestaltete Aldekerk vor allem nervös-fahrig, sodass sich Hanau eine frühe 6:3-Führung (8.) erarbeitete und seiner Favoritenrolle hier gerecht zu werden schien. Auch beim 6:8 (16.) und 8:9 (20.) lagen die Gastgeber noch hinten, obwohl sich der Knoten schon zu lösen begonnen hatte – und ab dem 11:9 (23.) lief bereits vieles in ihrem Sinne. Was ebenfalls half: Hanau ließ jetzt gleich zwei Siebenmeter hintereinander ungenutzt (23./25.) und kurz darauf setzte sich der TVA zum ersten Mal deutlicher ab – 12:11 (27.), 15:11 (30.). Was im zweiten Durchgang besonders erstaunlich war: Hanau fand keinerlei Mittel mehr für einen Weg zurück in die Partie, zumal Aldekerk leidenschaftlich kämpfte und zugleich spielerisch überzeugende Lösungen fand. Näher als auf drei Treffer wie beim 21:18 (39.) kam Hanau nicht mehr heran und mit dem 24:18 (45.) legte Gentges‘ Team die für den späteren Erfolg wertvolle Basis bereits eine Viertelstunde vor der Schluss-Sirene – und nach dem 28:22 (52.) durch das Tor von Keeper Paul Keutmann in den hier verwaisten Kasten der HSG war der Sieg endgültig nur noch eine Formsache – die Aldekerk vernünftig über die Bühne brachte. Gentges war begeistert: „Wir sind überglücklich über die zwei wichtigen Punkte. Ich sage es immer wieder, so leicht wird man uns nicht los.“

Angetan hatte es ihm erneut das gesamte Auftreten der Mannschaft, die sich in der zweiten Halbzeit fast an sich selbst zu berauschen schien. „Das war heute wieder nahe an der perfekten Leistung“, urteilte der Aldekerker Spielertrainer, „nach zehn Minuten haben wir alles von unseren Schultern geschüttelt und einfach unseren Matchplan verfolgt, freien und sehr guten Handball gespielt. Wir waren taktisch unfassbar diszipliniert und sehr effektiv in dem, was wir getan haben. Hinten haben wir gedeckt wie die Schweine und wenn mal was durchkam, hat Paul Keutmann den Kasten geil dichtgemacht. Wir versuchen, das jetzt so weiterzuführen. Wir werden voll den Fokus auf Ratingen richten, wir haben jetzt zwei Wochen Zeit, uns darauf vorzubereiten. Aber eigentlich haben wir ja nur noch wichtige Spiele. Wir müssen diese Leidenschaft und diese Disziplin immer an den Tag legen. Wir sind auf einem guten Weg, aber der Weg ist noch weit und er wird noch sehr mit Strapazen geschmückt sein.“

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann (1) – Jonas Mumme (4), Schindler (1), Lehmann, Plhak (11/3), Upietz, Gentges (1), Tobae (4), Küsters (2), Fünders, Julian Mumme (4), Ellwanger, Platen, S. Rutten (4/1).

 

TuS Ferndorf – Interaktiv.Handball 36:18 (14:10). Das sah über einen Teil der ersten Halbzeit fast so aus, dass die gegen den Abstieg kämpfenden Ratinger beim ungeschlagenen Ersten (43:1 Punkte), der sich auf dem direkten Weg in die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga befindet, einfach mal mitspielen dürfen. Zu sicher schien sich der fast gelangweilt wirkende Favorit seiner Sache zu sein und er erlaubte sich in der wirren Anfangsphase auch ungewöhnliche viele Fehler – sodass Interaktiv bis zum 1:1 (9.) auf Augenhöhe unterwegs war und sich der erkennbar unzufriedene TuS-Trainer Ceven Klatt jetzt zur ersten Auszeit gezwungen sah. Großen Glanz verbreitete der Spitzenreiter in der Folge zunächst immer noch nicht, aber er bekam den Abend bald in den Griff. Unter dem Strich waren die Gäste jedenfalls chancenlos und bei ihnen herrscht nun die höchste Alarmstufe: Mit seinen 14:30 Punkten ist das Team des Trainergespanns Filip Lazarov/Alexander Oelze auf Rang 14 abgerutscht – und damit auf einen Platz, der am Ende der Saison nicht mehr zum Klassenerhalt reicht. Wie es weitergeht, hängt jetzt wohl entscheidend vom 26. März ab: Dann trifft Interaktiv auf den TV Aldekerk, der sich durch sein 32:26 über die HSG Hanau auf 14:32 Zähler verbesserte und als Tabellen-15. nur darauf wartet, die Ratinger im direkten Duell zu überholen. 

Bis zum 5:7 (18.) blieb Ratingen in Ferndorf dran, ehe es ein 6:11 (24.) auf 8:12 (27.) verkürzen konnte und mit dem 10:14 (30.) auch ein erträgliches Ergebnis mit in die Pause nahm. Schmerzhaft waren jetzt allerdings die ersten zwölf Minuten des zweiten Durchgangs, in denen sich der Tabellenführer übers 18:13 (36.) durch einen 6:1-Lauf nahezu mühelos auf zehn Tore Unterschied zum 24:14 (42.) absetzen konnte, beim 28:15 (49.) bereits mit 13 Treffern vorne lag und hier längst auf dem besten Weg war, das Ergebnis in eine für Ratingen erst richtig unangenehme Höhe zu schrauben – in einen ähnlich bitteren Bereich wie kürzlich jenes Debakel beim Zweiten HSG Krefeld Niederrhein (15:35). Am Ende blieb Ferndorf tatsächlich auf dem Gaspedal und dass es „nur“ 18 Toren Unterschied wurden, verkrafteten sie beim Branchenführer locker. Für Ratingen blieb auf der einen Seite die Erkenntnis, dass gegen diesen zu stark besetzten Gegner herzlich wenig zu holen war – und als ernüchternd die Feststellung, sich in der zweiten Halbzeit mit dem 8:22 eine schallende Ohrfeige abgeholt zu haben.

Benjamin Daser, der Sportliche Leiter der Ratinger, hatte natürlich ebenfalls nicht ernsthaft mit einem Sieg des Außenseiters gerechnet – sich aber zumindest eine knappere Niederlage gewünscht: „Das ist zum Ende leider doch ein hohes Ergebnis. Wir haben in der ersten Halbzeit in der Abwehr sehr ordentlich gespielt und das Spiel relativ offengehalten. Wir sind einige Male frei vor dem Tor gescheitert, was uns sogar einen knapperen Halbzeitstand hätte bringen können. In der zweiten Halbzeit gehen uns ein bisschen die Körner und Optionen im Angriff aus. Über viele direkt verwandelte Würfe ins leere Tor sind wir relativ schnell und unspektakulär ins Hintertreffen geraten. Das war dann nicht mehr zu lösen.“ Ein Extralob hatte er für die beiden Kreisläufer Stanko Sabljic und Alexander Poschacher auf Lager: „Sie haben sowohl vorne als auch hinten über weite Strecken einen wirklich guten Job gemacht.“ 

Interaktiv.Handball: Bliß, Budko, Karic – Hinrichs (2), Grbavac (5), Wasse, Sackmann (1), Stock, Maric (2/2), Seher (1), Mensger (1), Engh (1), Poschacher (1), Ota, Sabljic (4).