Regionalliga Nordrhein
TVK-Aktien im Hoch – und unten immer mehr Panik
Korschenbroich steuert nach 39:29 in Gelpe/Strombach auf Titelkurs. Bergischer HC II, Mönchengladbach und SGL müssten zurzeit absteigen.

Zeichensprache: Vermutlich will Trainer Dirk Wolf seinen Korschenbroichern hier sagen, dass die Lage im Kampf um den Aufstieg inzwischen nicht so schlecht aussieht – bei gleichzeitiger Warnung davor, dass noch fünf Etappen zu bewältigen sind. (Foto: Sven Frank)

Das Zeichen lässt sich nicht falsch deuten und der TV Korschenbroich sendet zurzeit regelmäßig entsprechende Signale an die Konkurrenz im Kampf um die Meisterschaft. Die beiden Auftakt-Niederlagen am Anfang des Jahres 2024 mit dem 34:35 gegen den TSV Bayer Dormagen II und dem 31:32 gegen die HG Remscheid hatten eigentlich größte Gefahr fürs Unternehmen Aufstieg angekündigt, die aber mittlerweile komplett vom Tisch ist. Das ungefährdete 39:29 beim HC Gelpe/Strombach (Achter/20:22) war jetzt bereits der fünfte Erfolg hintereinander fürs Team von Trainer Dirk Wolf, das fünf Runden vor dem Ende der Serie 2023/2024 erstens Gefallen an der Position dort oben gefunden hat – und gleichzeitig immer wieder von entsprechenden Punktverlusten der Mitbewerber aus dem oberen Drittel profitiert. So trennten sich diesmal der HC Weiden und die HG Remscheid mit einem 29:29-Unentschieden, sodass erste Verfolger der TSV Bayer Dormagen II nach seinem 32:30 beim BTB Aachen (Sechster/22:20) und die TSV Bonn rrh. nach ihrem 28:25 über den OSC Rheinhausen bleiben (Elfter/17:23). Korschenbroich (29:13), Dormagen II (28:14), Bonn (27:15), Weiden und Remscheid (jeweils 25:17) bilden jenes Quintett, aus dem der Meister stammen wird – wobei tatsächlich alles für Korschenbroich spricht.

Das blanke Entsetzen muss sich gerade am andere Ende der Tabelle ausbreiten, weil dort der Kreis der Abstiegskandidaten immer größer wird – was nicht wenig mit der Entwicklung in der 3. Liga zu tun hat. Weil dort nach dem neuen Jetzt-Stand zum ersten Mal gleich zwei Vereine runter in die Regionalliga Nordrhein müssten (Interaktiv.Handball, TV Aldekerk), würde es dort drei Absteiger in die Oberliga geben. Am meisten bedroht ist unten der Letzte SG Langenfeld (11:31) und nicht viel besser ergeht es dem Aufsteiger Borussia Mönchengladbach auf dem vorletzten Platz (12:30) nach der bitteren 27:28-Niederlage gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken. Als Drittletzter müsste zurzeit selbst der Bergische HC II (16:24) trotz seiner zuletzt 7:1 Punkte noch die Regionalliga verlassen – und davor sind selbst die Dinslakener (19:23) sowie der OSC Rheinhausen (17:23) auf den Plätzen zehn und elf alles, aber nicht aus dem Schneider. Das Hauen und Stechen im unteren Drittel dürfte in den kommenden Wochen bis zum Saisonfinale am 4. Mai weiter zunehmen – und jenes Gedränge ganz oben vielleicht sogar übertreffen.

 

HC Gelpe/Strombach – TV Korschenbroich 29:39 (12:20). Der Tabellenführer nutzte den Auftritt im Oberbergischen zu einer Demonstration der Stärke und die Gastgeber waren zu keinem Zeitpunkt der Herr im eigenen Haus. TVK-Coach Dirk Wolf fand das nachvollziehbar vollkommen in Ordnung: „Das war eine sehr konzentrierte Leistung, wir hatten eine agrressive und gute Deckung und ein hohes Tempo nach vorne. Wir konnten das Spiel so relativ frühzeitig für uns auf den richtigen Weg bringen und haben das zur Halbzeit schon so gut wie entschieden. Die zweite Halbzeit haben wir weiter konzentriert gearbeitet und somit geht der Sieg in Ordnung.“ Dem konnte und wollte Kollege Markus Murfuni, der auf der anderen Seite mit dem HC größere personelle Probleme zu verarbeiten hatte, nicht widersprechen. „Ich bin nicht so amused. Man muss aber sehen, dass wir mit zehn Feldspielern antreten, wir sind ein bisschen auf dem Zahnfleisch unterwegs. Das ist aber keine Ausrede, wir haben heute einfach eine kleine Lehrstunde bekommen. Wenn wir die dann spielen lassen, dann sieht es genau so aus. Wenn sie das so durchziehen, werden sie am Ende auch oben stehen und aufsteigen.“ Sollte diese Prophezeiung in Erfüllung gehen, hätten sie in ganz Korschenbroich nichts dagegen.

Hören und Sehen vergingen Gelpe/Strombach schon in den ersten Minuten bis zum 0:5-Rückstand (7.) und wirklich heran kam Murfunis Mannschaft nicht mehr – im Gegenteil. Korschenbroich machte aus dem 8:4 (11.) in einem irrwitzigen Tempo das 12:4 (14.), sodass der Abend im Grunde bereits nach einer Viertelstunde entschieden war. Beim 18:8 (23.) lag der TVK dann zum ersten Mal mit zehn Treffern Differenz vorne, ehe er mit dem 20:12 (30.) am Ende der ersten Halbzeit immer noch über ein starkes Polster für den zweiten Durchgang verfügte. Dort ging es über 26:16 (40.) und 31:21 (49.) erneut in den zweistelligen Bereich, ehe der Vorsprung beim 33:21 (50.) auf zwölf Tore anstieg und beim 36:23 (55.) sogar auf 13 Treffer. Der Rest der Angelegenheit war für die Gäste eine Verwaltungs-Angelegenheit ohne riesigen Aufwand.

HC Gelpe/Strombach: Stöcker, Ahmed Elnoamany – Maier (3), Altjohann (2), Viebahn (2), Heinzerling (4), Meinhardt (1), Elverfeld (1), Panske (2), Mayer (12), Brüning (1), Rostalski (1).

TV Korschenbroich: Schoomeesters, Krüger (2) – Schiffmann (9), Krantzen (2), Bark (1/1), Klinnert (8/2), Eugler (3), Klause (6), Ingenpaß (2), Brinkhues (1), Zidorn (2), Wolf, Küpper Ventura (2), Franz (1).

 

HG Remscheid – HC Weiden 29:29 (16:17). Beide Seiten waren in ihrem Urteil einig, weil sie das Ergebnis jeweils für gerecht hielten – wobei die Gäste mit dem Unentschieden vielleicht ein bisschen weniger anfangen konnten, nachdem sie in der zweiten Halbzeit bereits mit vier Toren geführt hatten. „Beim 22:18 war das Momentum auf unserer Seite – aber dann lassen wir die Chance auf die Fünf-Tore-Führung liegen. Remscheid kommt durch schnelle, einfache Tore wieder ran – und kann in Führung gehen“, fand HC-Trainer Marc Schlingensief, während Nelson Weisz genau das aus Remscheider Sicht ebenfalls als Schlüssel-Moment sah: „Aus der Halbzeit kommen wir ganz gut, gleichen aus und gehen in Führung. Dann dreht sich das noch mal komplett, es war ein bisschen wild. Wir sind nicht abgezockt genug, um diese zwei Tore Vorsprung über die Zeit zu bringen.“ Wem dieses Ergebnis für den weiteren Verlauf der Saison wirklich was bringt? Vermutlich keinem, denn die vier Zähler Abstand zu Korschenbroich sind doch ein dickes Brett, das beide bohren müssten. Für die Remscheider war Trainer Weisz nach zuvor zwei Niederlagen (30:31 gegen Bergischer HC II, 29:33 beim OSC Rheinhausen) dennoch nicht unzufrieden: „Gut ist, dass wir wieder einen Punkt geholt haben. Wir nehmen das mit in die nächste Woche und hoffen, dass sich unser Lazarett ein wenig lichtet.“

Weiden lag mit dem 7:4 (9.) schnell relativ deutlich vorne und hatte auch beim 13:10 (23.) noch viele Vorteile. Remscheid konnte dann zum 16:16 (30.) ausgleichen und hatte auch beim 16:17 (30.) am Ende der ersten Halbzeit direkten Kontakt – den es übers 17:21 (37.) und 18:22 (40.) wieder verlor. Über den 23:23-Ausgleich (47.) nach einem 5:1-Lauf schien sich die Partie jetzt in die von der HGR erhoffte Richtung zu drehen – 24:24 (50.), 26:24 (51.), 27:25 (55.). Die Endphase spitzte sich in der Folge weiter zu, weil Weiden durch drei Treffer in Folge zum eigenen 28:27 (59.) kam – und die HGR mit dem 28:28 (59.) und 29:28 (60.) antwortete. Genau 29 Sekunden vor Schluss traf Sven Xhonneux, der mit acht Toren mal wieder Weidens bester Werfer war, zum 29:29-Endstand, der als leistungsgerechter Schlusspunkt durchgehen durfte. „Wir haben noch genug Zeit, schaffen es aber nicht mehr, einen vernünftigen Wurf aufs Tor zu bringen“, stellte Weisz fest. Schligensief sah das so: „In einer hektischen Schlussphase können wir in Unterzahl das Spiel wieder an uns reißen, lassen aber auch hier wieder die Chance auf die Entscheidung liegen. Den letzten Angriff verteidigen wir gut und lassen keine Torchance mehr zu.“

HG Remscheid: Conzen, Mathes – Bürger (1), Taymaz (5), Hertz (1), Stukalin (5/1), Rojko (2), Handschke (2), Athanassoglou (5), Grewel (3), Rath (1), L. Sikic, A. Sikic (4), Baier.

HC Weiden: Schroif, Keller – J. Frauenrath (2/1), Xhonneux (8/2), Wolff, Meurer (3), Gerke, Kemper (3), Flossbach, Boesel (2), Fiedler (4), K. Frauenrath (2), Bergerhausen (4), Eissa (1).

 

BTB Aachen – TSV Bayer Dormagen II 30:32 (15:17). Mit dem Ergebnis konnten am Ende offensichtlich beide irgendwie leben – die Aachener, weil sie sich gegen eins der besten Teams in der Klasse sehr ordentlich aus der Affäre zogen, und die Dormagener, weil sie durch den Sieg ihre Chance wahrten, bis zum Ende oben dranzubleiben. Für BTB-Coach Simon Breuer hätte es trotzdem ein bisschen mehr sein dürfen: „Insgesamt haben wir wirklich ein gutes Spiel gemacht. Für mehr haben wir wohl den einen oder anderen Fehler zu viel gemacht, wir hätten noch ein bisschen besser unsere Chancen nutzen müssen. Wir waren auch drauf und dran, das Spiel zu drehen, letztlich hat Dormagen das aber irgendwo verdient auf seine Seite gezogen. Wir hatten eine überragende Torwartleistung, ohne die wir sicher nicht für Punkte in Frage gekommen wären. Am Ende ist es schade.“ Bayer-Coach Martin Berger war froh, diese hohe Hürde genommen zu haben: „Das war schon ein sehr, sehr wichtiger Sieg für uns. Wir konnten den BTB, der seit November zu Hause ungeschlagen waren, beide Punkte abluchsen – in einem Spiel, das sehr viel Tempo hatte. Wir konnten gerade in der ersten Halbzeit sehr dominieren, in der zweiten Halbzeit hat das aber BTB gemacht. Prinzipiell haben es heute viele Spieler sehr gut gemacht. Wir freuen uns über die zwei Punkte.“

Aachen lag beim 7:6 (10.) vorne, geriet jedoch in der Folge klar in Rückstand und schien beim 9:15 (21.) die Kontrolle verloren zu haben. Eine Aufholjgd brachte aber übers 13:15 (26.) das 15:17 (30.), das für den zweiten Durchgang noch alle Möglichkeiten ließ – bis mit dem 16:20 (33.) erneut mehr für den TSV Bayer sprach. Der BTB kämpfte sich trotzdem wieder zurück und sorgte für eine spannende Schlussphase – 22:22 (46.), 24:26 (50.), 26:26 (51.), 27:30 (55.), 30:30 (58.). Kaj Kriescher brachte mit dem 31:30 (58.) erneut Dormagen nach vorne, ehe beide Seiten ihre jeweils letzte Auszeit nahmen – erst Aachen (59.) und dann fünf Sekunden vor dem Ende die Gäste. Folge: Luca Ostrowski besorgte auf den letzten Drücker den entscheidenden Treffer zum 32:30-Endstand.

BTB Aachen: Dosch, Schüler – Mattner (2), Jacobs, Oslender (3), Bökmann (2), Horn (1), Wudtke (8/3), Monteiro Pai (5), Kaesgen, Wagner, Kepp (1), Schnalle (1), Bock (7/2).

TSV Bayer Dormagen II: Broy, Kull – Nitsche (2/2), Böhnert (1), Kasper, Kriescher (7/1), Beckers (5), Emmerich (2), Ostrowski (2), Szabo (5), Scholl,  Rügenberg (3), Träger (5).

 

TSV Bonn rrh. – OSC Rheinhausen 28:25 (11:14). Die Bonner, die zuletzt dreimal hintereinander nicht gewonnen und zweimal in Folge verloren hatten (29:29 beim TSV Bayer Dormagen II, 24:29 gegen TV Korschenbroich, 22:30 beim MTV Rheinwacht Dinslaken), wirkten vor allen Dingen erleichtert. „Uns ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen, das war wieder ein extrem schweres Stück Arbeit“, sagte Trainer Frank Berblinger, „wir hatten uns wahnsinnig viel vorgenommen und wir waren zu dem Entschluss gekommen, dass wir die vier Heimspiele, die wir noch haben, positiv bestreiten wollen, und in den beiden Auswärtspielen wollen wir gute Spiele zeigen. Wir wollen alles in die Waagschale werfen, dass wir die bis hierhin überragende Saison wirklich zu einem guten Abschluss bringen. Das haben wir uns einfach verdient und wir wollen die letzten Spiele ein Stück weit einfach genießen.“ Bevor die TSV den aus ihrer Sicht richtigen Weg gefunden hatte, musste sie allerdings zunächst durch ein tieferes Tal gegen, das so nicht vorgesehen war: „Nach der ersten Halbzeit wurde es in der Kabine ein bisschen lauter, ich habe versucht, die Jungs noch mal wachzurütteln – und die Antwort haben sie in der zweiten Halbzeit in überragender Manier auf dem Feld gezeigt. Das war eine ganz andere Deckungsarbeit, im Angriff waren ganz andere Aktionen drin mit Überzeugung.“

Der Start der Hausherren mit dem 2:0 (4.) und 3:1 (6.) entsprach den Erwartungen und übers 7:5 (16.) lag Bonn beim 8:7 (20.) noch vorne. Der Rest des ersten Durchgangs gehörte danach allerdings den Gästen aus dem Ruhrgebiet, die sich vom 11:11 (27.) bis zur Pause auf 14:11 (30.) absetzen konnten und ihren Vorsprung auch am Anfang der zweiten Halbzeit hielten – 16:13 (32.). Auf den Bonner 5:0-Lauf zum 18:16 (39.) antwortete der OSC mit dem 18:18 (41.) und bis zum 21:21 (50.) stand die Partie auf der Kippe. Auf der Zielgeraden fielen den Hausherren dann offensichtlich im von den Abwehrreihen bestimmte Duell die passenderen Lösungen ein – mit dem 24:21 (55.) und dem 26:22 (57.). Endgültig alles klar war kurz darauf mit dem 27:23 (59.) von Timo Worm und dem 28:24 (60.) von Daniel Fischer für die Bonner. „Wir haben es hinten heraus sehr souverän und sehr sachlich zu Ende gebracht“, meinte Berblinger, „insofern ist das trotz allem ein verdienter Sieg.“ 

TSV Bonn rrh.: Krouß (1), Meißenburg – Krohn (1), Bieler, Kästner, Santen (2), Behr (3), Wilhelms (1), Fischer (7), Struif (5), Worm (6/2), Palmen, Bohrmann (2/1).

OSC Rheinhausen: S. Büttner, Borchert – Milde (5), Eiker, Enders (1), Wetteborn, Kauwetter (1), Zwarg (2), F. Büttner (2), Ranftler (1/1), M. Molsner (2), Käsler (5), Feld (6), Hrustic.

 

Borussia Mönchengladbach – MTV Rheinwacht Dinslaken 27:28 (15:12). Borussia-Trainer Ronny Rogwaska hatte die beiden Haupt-Ursachen für die schmerzhafte Niederlage schnell ausgemacht. „Wir waren sehr dezimiert, wie schon seit Monaten“, fand Rogawska angesichts eines dünn besetzen Kaders, „die Optionen, die ich hatte, waren sehr stark eingeschränkt.“ Gleichzeitig ließ der Coach des Aufsteigers, dem nun mehr denn je der direkten Wieder-Abstieg droht, nicht das kleinste gute Haar an den Schiedsrichtern: „Wir spielen eine sehr gute erste Halbzeit in Angriff und Abwehr. Wir kommen raus und ändern eigentlich nicht viel, aber innerhalb eines kurzen Zeitraums ist unser stabiler Vorsprung weg – durch vier komische Schiedsrichter-Entscheidungen. Das war am Ende einfach ausschlaggebend und bei uns war die Verunsicherung zu sehen. Die Schiedsrichter hatten keine klare Linie in der zweiten Halbzeit und wir hatten so viele Pfiffe gegen uns.“ Darin sah Rogwaska auch den Grund dafür, warum seine Mannschaft am Ende sogar einen möglichen Punkt nicht behalten konnte: „Am Ende kam die Königs-Entscheidung, wo wir Überzahl hatten. Wir werfen an vom Tor aus und haben 15 Sekunden vor Schluss Ballbesitz. Dann wird der Arm gehoben und nach einem Freiwurf zeigte der Schiedsrichter an, dass noch ein Pass zu spielen ist. Da wird passives Spiel angezeigt, wir verlieren den Ball und Dinslaken konnte den Siegtreffer einfahren. Das war ein unsauberes Verhalten der Schiedsrichter am Ende.“ In der offiziellen Statistik ließ sich dabei eine Benachteiligung der Mönchengladbacher nicht belegen: Die Borussia registrierte sieben Siebenmeter und drei Zeitstrafen, Dinslaken landete bei zwei Siebenmetern und sechs Zeitstrafen.

Bis zum 13:11 (25.) war die Welt der Gstgeber in Ordnung und beim 15:12 (30.) am Ende der ersten Halbzeit durften sie weiter auf den dringend benötigen Erfolg hoffen – der mit dem 17:13 (33.) am Anfang des zweiten Durchgangs erst recht möglich zu sein schien. Über den 0:4-Lauf zum 17:17 (39.) deutete sich das spätere Unheil aber schon an und der MTV erarbeitete sich immer wieder Vorteile – 21:19 (45.), 22:22 (49.), 24:22 (52.), 24:24 (55.), 27:25 (58.). Paul Lipok (58.) und Niklas Weis (59.) glichen zum 27:27 aus, bevor sich die Ereignisse noch einmal überschlugen – zunächst mit Zeitstrafen gegen Mönchengladbachs Lipok (60.) und gegen Dinslakens Tim Schriddels (60.). Nach der letzten Auszeit der Gäste zehn Sekunden vor Schluss traf anschließend Nik Dreier praktisch mit der Schluss-Sirene zum 28:27 – das die Hausherren sportlich bis ins Mark traf und Rogawska so wütend machte.

Borussia Mönchengladbach: Hoffmann (1), Lyrmann – Weis (3/1), Panitz (7/5), Weis (5), Bremges (2), Berner (3), Wulf, Nix, Lipok (3), Markovic (1), Roth (2).

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Rosendahl, Schriddels, Hoffmann, Sanders (5), Höffner (1), Lelgemann, Tuda (7/1), Krölls, Dreier (3), Reede (9), Kölsch (3).

 

TuSEM Essen II – HSG Refrath/Hand 28:26 (10:14). Die Partie musste als reines Mittelfeld-Duell durchgehen – als Treffen zweier Mannschaften, die weder mit dem Kampf um den Aufstieg noch mit jenem gegen den Abstieg etwas zu tun haben. Mithin schien fast eine Portion Langeweile in Frage zu kommen – was sich aber an diesem Sonntagnachmittag als größter möglicher Irrtum erwies. Dabei fielen am Ende die Refrather aus allen Wolken, die dank ihrer starken Anfangsphase auf dem Weg zu einem Auswärtssieg zu sein schienen – womit sie auf den sechsten Platz geklettert wären. Dagegen hatten vor allem nach der Pause aber die Essener etwas, die zuvor dreimal hintereinander nicht gewonnen hatten  (zwei Niederlagen, ein Unentschieden) und bei einer weiteren Pleite vielleicht doch noch wenigstens mit einem Auge hätten nach unten sehen müssen. Weil das Team von Trainer Philipp Krüger jedoch den Kopf aus der Schlinge ziehen konnte, glich es sein Konto als Siebter auf 21:21 Zähler aus und zog an den Refrathern (20:22) vorbei, die nun Neunter sind. HSG-Coach Tacke konnte die Wende nicht nachvollziehen: „Wir führen verdient mit 22:15, dann kam wieder der mittlerweile typische Blackout. Wir hatten in der Abwehr keinen Zugriff mehr und im Angriff glaubte jeder, dass er eine Idee hätte. Wenn man 32 Ballverluste hat, aufgeteilt in 16 technische Fehler und 16 Fehlwürfe, spricht das eine deutliche Sprache. Essen hat unter dem Strich verdient gewonnen. Dass ich unzufrieden bin, trifft es nicht ganz. Ich bin ziemlich sauer.“

In den ersten Minuten schienen die Hausherren nicht stattzufinden – 0:4 (5.). Bis zum 4:10 (20.) passte bei den Essenern wenig zusammen und die HSG blieb dominierend. Übers 6:11 (24.) und 8:13 (27.) sprach immer noch nicht viel für die Hausherren, die mit 13:20 (39.) in Rückstand gerieten – und noch beim 22:15 (41.) musste Refrath als der kommende Gewinner gelten, ehe TuSEM plötzlich wie aus dem Nichts voll mitmischte und keine fünf Minuten darauf nach einem 5:0-Lauf mit dem 20:22 (45.) wieder dran war. Ganz bitter für die Gäste: Sie fanden nun keinerlei Möglichkeiten mehr, den einmal in Fahrt gekommenen Zug der Essener aufzuhalten. Das 23:23 (52.) war in der Folge der erste Ausgleich und TuSEM setzte nach – 24:24 (55.), 25:25 (55.), 26:25 (56./erste Führung), 27:25 (57.). Auf den Refrather Anschluss durch Martin Mokris zum 26:27 (58.) antwortete Tom Scholten mit dem entscheidenden 28:26 (58.). TuSEM-Trainer Krüger wirkte zufrieden: „Anfangs lief nicht viel für uns. Wir haben uns dann aber reingekämpft und eine enagierte Abwehr gezeigt. Auch wenn wir mit sieben hinten waren, hatten wir in den Auszeiten nicht das Gefühl, dass wir gerade weit hinten liegen. Am Ende wurden wir deutlich treffsicherer. Wegen vieler Ausfälle sind wir glücklich, heute der Sieger zu sein.“ 

TuSEM Essen II: Haberkamp, Solbach Domingo – Scherz, Scholten (4), Petersen (1), Schmidt (3), Lewandowski (5/3), F. Neher (3/3), Telohe (7), Schäfer, Weiß, Elsässer, Kostuj (5).

HSG Refrath/Hand: Krämer, Kierdorf – Schallenberg, Greffin (1), Geerkens (1), Funke (4), Hohenschon (5), Georgi (2), Speckmann, Asselborn (1), Merz (2), Mokris (6/1), Natzke (4), Capota.