Regionalliga Nordrhein
Bonn bleibt dran, Remscheid und Weiden sind raus
TSV bezwingt HGR mit 29:25 und etabliert sich als dritte Kraft. SGL überrascht durch 35:30 gegen Weiden, steht aber wie Borussia und BHC II mit dem Rücken zur Wand.

Wohin fliegt das Glück? Torhüter Felix Krüger und Lukas Bark (Nummer 6/im Hintergrund) haben definitiv die besten Chancen für Meisterschaft und Aufstieg in die 3. Liga. Franz Krohn (2) und Fabian Struif (im Hingergrund rechts/36) sind aber mit den Bonnern noch nicht abgehängt. (Foto: Michael Jäger)

TSV Bonn rrh. – HG Remscheid 29:25 (14:10). Sicher ist, dass sich die Bonner vermutliche neue Freunde in Dormagen und Korschenbroich erschlossen haben – weil dieses Ergebnis den beiden Top-Teams der Klasse durchaus gut bis sehr gut in den Kram passen muss. Der TSV Bayer II (30:14 Punkte), der inzwischen offen seine Ambitionen auf die 3. Liga verbreitet hat, und der TVK (29:13), der sowieso nie etwas anderes als den Aufstieg wollte, müssen nun auf der Zielgeraden der Saison nur noch die auf Rang drei folgende TSV (29:15) beachten. Remscheid dagegen, das als Ex-Spitzenreiter im Jahr 2024 bei bescheidenen 7:9 Zählern angekommen ist, hat als Fünfter ebenso wie der Vierte HC Weiden (beide 25:19) nach der 30:35-Niederlage beim Vorletzten SG Langenfeld (13:31) nichts mehr mit der Vergabe der Spitzenplätze zu tun. Bonns Trainer Frank Berblinger war sehr angetan vom couragierten Auftritt der Hausherren: „Ich muss meinen Jungs ein Riesenkompliment machen. Das war eine absolut mannschaftlich geschlossene Leistung. Jeder hat sich zu einhundert Prozent auf seine Aufgaben konzentriert. Am Ende waren wir, glaube ich, den Ticken galliger.“ Zu berücksichtigen beim Blick auf den Saison-Endspurt, der nach der Osterpause am 12./13. April beginnt: Im direkten Vergleich, der am Ende bei Punktgleichheit entscheidet, liegt die TSV gegenüber Dormagen vorne (32:31/29:29) und gegenüber Korschenbroich hinten (30:41, 24:29). 

Die Gastgeber erwischten mit dem 0:3 (8.) und 2:5 (12.) einen bescheidenen Start, arbeiteten sich aber in die Partie zurück und machten aus jenem 2:5 durch fünf Tore in Folge einen eigenen 7:5-Vorsprung (22.). Anschließend schien die TSV bald auf dem Weg zu einem klaren Sieg zu sein – 13:8 (29.), 15:10 (31.). Remscheid kam aber noch einmal zurück und übers 18:18 (46.) und 20:20 (51.) jeweils zum Ausgleich, ehe Bonn doch wieder Lösungen fand: Beim 24:21 (55.) und erst recht beim 26:22 (58.) standen die Hausherren als Sieger fest. „Nach der Pause haben wir ein bisschen den Zugriff vernachlässigt, dann ist Remscheid wieder rangekommen“, meinte Berblinger, „wir haben uns aber nicht verunsichern lassen und wieder die Führung entsprechend rausspielen können.“ Basis für den Erfolg waren aus seiner Sicht vor allem der starke Verbund aus Deckung und Torhüter René Krouß.

TSV Bonn rrh.: Krouß, Meißenburg – Krohn (4), Hoffmann (5), Santen (3), Behr (3), Wilhelms, Fischer (4), Worm (4/1), Bohrmann (3/1), Struif (2), Rohloff (1).

HG Remscheid: Conzen, Mathes (1) – Bürger (1), Taymaz (4), Pflüger, Klose, Hertz (3), Rojko (2), Handschke (7/5), Athanassoglou (3), Grewel (2), Rath (1), L. Sikic, A. Sikic (1).

 

SG Langenfeld – HC Weiden 35:30 (16:14). Auch die Langenfelder haben durch ihren Sieg über den einstigen Meisterschafts-Kandidaten (Vierter/25:19) bei den Top-Teams vermutlich einen Stein im Brett – wie die Bonner. Ob der doch stark überraschende Erfolg den Hausherren aber im Kampf um den Klassenerhalt entscheidend weiterhilft, wird sich erst in den letzten vier Spielen zeigen – die das Team von Trainer Markus Becker immerhin mit neuer Hoffnung und neuem Rückenwind angehen kann. Bei 13:31 Punkten ist der Vorletzte trotzdem nach wie vor akut gefährdet, weil aus der 3. Liga höchstwahrscheinlich mindestens ein Nordrhein-Vertreter runter in die Regionalliga muss, die dann ihrerseits wenigstens zwei Absteiger zu ermitteln hat. Für Becker stand allerdings erst einmal der überzeugende Auftritt gegen Weiden im Vordergrund: „Wir kommen eigentlich von der ersten Sekunde an sehr gut ins Spiel, wir haben eine sehr kampfbetonte Deckungsarbeit und ein gutes Tempo im Spiel. Wir haben uns an das gehalten, was wir besprochen haben. Das war eine geschlossene Mannschaftsleistung heute, jeder war gut im Kampf und in der Leidenschaft drin. Was ich immer wieder fordere, das Herz auf der Platte zu lassen, haben wir heute getan.“ Nach der Osterpause geht der Kampf gegen den Abstieg am 13. April beim früheren Tabellenführer Remscheid weiter.

Der Sieg des Außenseiters ging alleine deshalb in Ordnung, weil er das 0:1 (2.) und 1:2 (7.) gut wegsteckte und zunächst durch fünf Tore in Folge die Wende zum 6:2 (11.) schaffte. Nach dem 6:7 (11.) war Remscheid bis zum 10:11 (19.) wieder dran, doch Langenfeld fand mit dem 14:10 (23.) und 16:12 (27.) erneut Antworten. Der zweite Abschnitt sah kurz darauf zunächst eine hartnäckige HGR, die sich übers 17:18 (33.), 20:21 (38.) und 22:23 (42.) noch nicht abschüttleln ließ, und beim 28:26 (52.) war weiter jedes Ergebnis möglich – bis sich die SGL mit dem 29:26 (52.) und 30:26 (53.) wieder löste und beim 33:28 (57.) für die Entscheidung sorgte. „Spielerisch war es sehr lange knapp, aber wir haben uns immer wieder im richtigen Moment absetzen können“, stellte SGL-Coach Becker fest, „am Ende spielen wir das Ding ordentlich nach Hause.“

SG Langenfeld: Faust, Hüttel – Guggenmos (1), Bisten, Preissegger (2), Hines (2), Sorg (5), Schulz (3), Boelken (4/1), Rahmann (5), Winter (7/6), Baup (1), Raschke (5).

HC Weiden: Schroif, Keller – Xhonneux (3/1), Wolff, Meurer (4), Scheidtweiler (7), Gerke (1), Eich (1), Kemper (4), Floßbach (2), Boesel, Bergerhausen (4/3), Meurer, Eissa (4).

 

MTV Rheinwacht Dinslaken – HC Gelpe/Strombach 29:24 (14:13). Das Ergebnis war besonders für die Hausherren nicht ganz unwichtig, um sich vielleicht schon endgültig von der immer verrückter werdenden Abstiegszone zu distanzieren: Und mit nun erreichten 21:23 Zählern kletterte Dinslaken, das zum vierten Mal hintereinander ungeschlagen blieb, sogar auf den achten Tabellenplatz, der für die weiteren vier Partien nach der Osterpause zumindest deutlich mehr Ruhe bietet. HC-Trainer Markus Murfuni auf der anderen Seite wirkte zwar wenig begeistert, aber die Niederlage wirft die Mannschaft aus dem Oberbergischen wohl bei 20:24 Punkten und Platz zehn auch nicht nachhaltig um. Dass es in Dinslaken kompliziert werden könnte, hatte Murfuni dabei sowieso geahnt, weil Alexandre Brüning gar nicht zur Verfügung stand – und Linkshänder Julian Mayer ab der 25. Minute nicht mehr (Rote Karte/Torhüter beim Siebenmeter am Kopf getroffen). „Ich bin sehr enttäuscht, aber unter den Umständen, wie es gelaufen ist, war es auch schwierig für uns, zu gewinnen. Das sind einfach aktuell unsere absoluten Leistungsträger. Ab dem Zeitpunkt haben wir nur noch elf Tore gemacht. Ein, zwei Mal sind wir zurückgekommen in der zweiten Halbzeit, haben dann aber wieder leichte Fehler gemacht. Ich mache keinem Spieler einen Vorwurf, aber da müssen wir einfach cleverer sein.“

Bis zum 12:8 (20.) sah alles nach einem ziemlich guten Abend für Gelpe/Strombach aus, doch nach der Roten Karte beim Stande von 13:11 kippte die Partie tatsächlich zum 13:13 (28.) am Ende der ersten Halbzeit und zum 13:16 (33.) am Anfang der zweiten. Nach dem 16:21 (45.) und 17:22 (48.) kamen die Gäste immerhin mit dem 21:22 (51.) wieder zurück, aber in der Summe nicht mehr für eine Wende in Frage. Beim 25:21 (55.) lag Dinslaken erneut vier Tore vorne, ehe kurz darauf Philipp Tuda (59.) und Torsten Sanders (59.) mit zwei Treffern innerhalb weniger Sekunden zum entscheidenden 27:23 für die Gastgeber erfolgreich waren. „Der Sieg für Dinslaken ist in Ordnung“, meinte HC-Coach Murfuni, „und die Pause kommt für uns wie gerufen.“

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Rosendahl, Schriddels, Hoffmann (3), Sanders (6), Höffner, Lelgemann, Tuda (8/2), Krölls, Dreier (3), Reede (4), Kölsch (5).

HC Gelpe/Strombach: Stöcker, Ahmed Elnoamany – Maier (7), Altjohann (1), Viebahn (3), Reuber, Heinzerling (5), Meinhardt (3), Elverfeld (1), Panske (1), Borisch, Mayer (3/1), Rostalsi.

 

HSG Refrath/Hand – Bergischer HC II 31:29 (12:16). In der ersten Halbzeit war der um den Klassenerhalt kämpfende BHC auf dem besten Weg, die neben sich stehenden Hausherren in Einztelteile zu zerlegen und zwei extrem wertvolle Punkte mit nach Solingen zu nehmen. Am Ende hatte das Team von Trainer Mirko Bernau aber nichts in der Hand und es verpasste dadurch die Chance, das Polster zum Vorletzten SG Langenfeld (13:31) und zum Letzten Borussia Mönchengladbach (12:32) auszubauen. Mit seinen 16:26 Zählern sitzt der BHC nun weiter auf einer Art heißem Stuhl: Rang zwölf könnte zum Klassenerhalt reichen, muss es allerdings ganz und gar nicht – und nach dem Jetzt-Stand (zwei Absteiger aus der 3. Liga) müsste die Zweite des Bundesligisten wirklich mit runter in die Oberliga. Bernau wirkte vor allem traurig: „Die Niederlage war einfach nur unglücklich. Das lag ein bisschen daran, dass wir leider verletzungsbedingt keine Körner am Ende hatten. Wir haben da einfach zu viele Fehlwürfe und bei Abwehr/Torwart nicht mehr das Paket, das wir 45 Minuten haben. In der ersten Halbzeit kriegen wir zwölf Tore, in der zweiten 19. Wir haben in der Abwehr doch gemerkt, dass der eine oder andere gefehlt hat.“ Eine klare Schwächung: Ab der 15. Minute stand der für die Defensive zentral wichtige Ivo Santos verletzungsbedingt nicht mehr zur Verfüung.

Nach dem starken Start bis zum 9:3 (16.) lagen die Gäste mit dem 11:6 (21.) und 13:8 (23.) trotzdem noch jeweils fünf Tore vorne, ehe sie beim 16:12 (30.) vier Treffer Differenz mit in die zweite Halbzeit nehmen – und beim 20:14 (38.) erneut wie der sichere Sieger aussahen. Grundsätzlich war dieses Tor von Jannis Keull aber fast der Anfang vom Ende für den BHC und Refrath robbte sich Stück für Stück heran – 18:21 (42.), 21:23 (46.), 24:24 (50.), 27:27 (53.). Auf das 28:27 (56.) und 29:27 (58.) der Hausherren konnte der BHC mit dem 28:29 (59.) ebenso antworten wie kurz darauf aufs 30:28 (59.) mit dem 29:30 (60.). Das Happy End schafften dann allerdings die Refrather, die auf Rang sieben (22:22) jenseits von Gut und Böse liegen, durch den Treffer von Martin Mokris zum 31:29 auf den letzten Drücker. Und Trainer Tacke war nachvollzihebar glücklich: „Ich fand schon, dass das für uns ein Endspiel war. Die Liga ist ja völlig verrückt. Wir haben uns intensiv vorbereitet, aber das in der ersten Halbzeit nicht auf die Platte gekriegt. Wir hatten bis dahin viel zu viele Fehlwürfe. Aus der Halbzeit raus geht es erst mal für den BHC positiv weiter – und dann haben wir das Spiel Schritt für Schritt gedreht. Der Charakter und der Glaube waren auf einmal da und dann haben wir eine mega Teamleistung gesehen. Die letzten 20 Minuten waren genau das, was wir uns vorgenommen haben. Riesenkompliment an die Mannschaft, das war eine geile Leistung mit zwei extrem wichtigen Punkten. Jetzt können wir beruhigt in die Pause gehen.“

HSG Refrath/Hand: Krämer, Kierdorf – Schallenberg, Greffin (4), Geerkens (1), Funke (3), Hohenschon (1), Georgi, Speckmann (6), Asselborn (3), Merz (3), Mokris (8/3), Natzke (2), Capota.

Bergischer HC II: Höschler, Babic, Johann – Exner (3), Mussumeci (8/1), Santos, Puschmann (2), Schäfer (2), Keull (8/1), Servos, Graf, Artmann (4), Mucha (2), Berger.

 

OSC Rheinhausen – Borussia Mönchengladbach 24:23 (14:11). Es wird in der Nachbetrachtung ein paar Szenen aus dieser vom Kampf bestimmten Partie geben, an die sich die Mönchengladbacher nicht so gerne erinnern werden – weil sie in der Summe dazu führten, dass sie nun sogar zum ersten Mal hinter den bisherigen Letzten SG Langenfeld abrutschten und inzwischen eher mit dem direkten Wieder-Abstieg in die Oberliga rechnen müssen. Vom rettenden Ufer hat sich das Team von Trainer Ronny Rogawska, das in den vergangenen Wochen wirklich nicht vom Glück verfolgt ist, mittlerweile jedenfalls weit entfernt: Alle vier Niederlagen aus Februar und März passierten mit nur einem Tor Unterschied – 24:25 gegen Langenfeld, 23:24 bei der HSG Refrath/Hand, 27:28 gegen MTV Rheinwacht Dinslaken und jetzt 23:24 in Rheinhausen. Nach Lage der Dinge unmittelbar vor der Osterpause sieht es unverändert danach aus, dass der Drittletzte Bergischer HC II (16:26 Punkte), die SGL (13:31) und die Borussia (12:32) im Kampf gegen den Abstieg bis zum Schluss unter sich bleiben. Und dabei hat Mönchengladbach inzwischen deutlich die schlechtesten Karten, weil an mindestens einem Absteiger kein Weg vorbeiführt. Weil zwei beziehungsweise drei Absteiger wahrscheinlicher sind (hängt von der Entwicklung in der 3. Liga ab), fehlen dem erst 2023 hochgerückten Aufsteiger zurzeit bereits vier Punkte zum rettenden Ufer.

In einer über die gesamten 60 Minuten spannenden und intensiv geführten Partie lagen die Gäste nur zwei Mal vorne – 1:0 (1.) durch Marko Markovic, 3:2 (5.) durch Nilas Berner. Übers 5:5 (10.) und 8:8 (21.) lieferten sich beide Seiten ein Duell auf Augenhöhe, ehe der OSC durch einen 4:0-Lauf auf 12:8 (27.) wegzog und beim 14:11 (30.) ein Drei-Tore-Polster mit in den zweiten Durchgang nehmen konnte. Es sprach in der Folge für die Moral der Borussia, dass sie sich von keinem Rückstand völlig aus der Bahn werfen ließ und selbst nach dem 18:22 (48.) wieder zurückkam. Ab dem 21:22 (21.) schenkten sich die Kontrahenten dann noch weniger als zuvor und nach fast acht Minuten ohne Tor bot sich der Borussia die Siebenmeter-Chance zum Ausgleich – die Daniel Panitz jedoch nicht zu nutzen wusste (58.). Das Veräumte holte zwar kurz darauf Dominik Roth nach, indem er aus dem 22:23 (59.) das 23:23 (60.) machte, doch am Ende hatte Mönchengladbach nichts in der Hand – weil Max Molsner drei Sekunden vor der Schluss-Sirene zum 24:23 für Rheinhausen traf, das nun als Elfter (19:23) wieder über ein stabileres Sicherheitsnetz nach unten verfügt – falls nicht doch drei Nordrhein-Vertreter aus der 3. Liga absteigen,

OSC Rheinhausen: Seemann, S. Büttner, Borchert – Milde, Eiker (3), Enders (1), Bekston, Kauwetter (1), Zwarg (2), Büttner (5), M. Molsner (3), Käsler (2), Feld (7/4), Hrustic.

Borussia Mönchengladbach: Hoffmann, Lyrmann – Panitz (8/4), Weis (1), Bremges (1), J. Weisz (2), Berner (1), Wulf (2), Nix, Lipok (3), Markovic (2), Kubik (1), Roth (2).