Oberliga Mittelrhein
Oben ein Zweikampf, unten pure Langeweile
Es gibt nur noch zwei Teams mit einem echten Ziel: HSG Siebengebirge setzen dabei Parallelslalom im Kampf um den Aufstieg fort. Weiter unten ist oft eine allgemeine Antriebslosigkeit zu beobachten - weil es ja keine Absteiger geben soll. Palmersheims Trainer Peter Trimborn ist genervt.

Attraktiv ist anders: Peter Trimborn kann dem inzwischen erreichten Stadium der Saison nichts mehr abgewinnen. Die allgemeine Perspektivlosigkeit für viele Teams sieht er auch in Palmersheim angekommen. (Foto: Michael Jäger)

Er gehört zu denjenigen, die ihr Herz manchmal auf der Zunge tragen. Weil sie den Handball lieben. Und nach dem 28:24 seines TV Palmersheim beim TuS 82 Opladen zögerte Trainer Peter Trimborn auch nicht, ein paar Gedanken klar zu äußern – nach einer für beide Seiten im Grunde völlig belanglosen Partie. „Da es ja, wie es aussieht, keine Absteiger gibt, muss man ganz klar erkennen, es gibt keinen Wettkampf – jedenfalls nach unten nicht“, stellte Trimborn fest, „ich glaube, wenn es einen Absteiger gäbe, hätte Opladen wahrscheinlich aufgestockt und wir hätten uns auch anders präsentiert. Das lief beim Warmmachen schon so, das schwappte so dahin. Dann habe ich versucht und auch René Lönenbach bei der Ansprache, die Jungs ein bisschen wachzurütteln. Das ging so lala. Dann haben wir mal mit 15:11 geführt und ich dachte, jetzt ist der Knoten geplatzt. Ich war echt glückselig, als da oben 60 Minuten auf der Uhr standen, weil das ein bisschen was zum Abgewöhnen war.“ Kurze Zusammenfassung: Für rund zwei Drittel der Liga geht es längst um nichts mehr – was sich auch eingepreiste/gewollte Langeweile nennen ließe. Ursache: Im Verband Handball Nordrhein gibt es in der kommenden Saison keine Teilung mehr in Oberliga Niederrhein und Oberliga Mittelrhein, sondern insgesamt sogar drei Gruppen, also eine mehr als bisher. Und falls der Verband nicht noch ein neues Kaninchen aus dem Hut zaubert (was nie ausgeschlossen ist), verzichtet er für die jetzige Oberliga Mittelrhein komplett auf Absteiger. Deshalb absolvieren die meisten Mannschaften inzwischen längst Freundschaftsspiele, auf denen das irreführende Etikett Meisterschaftsspiel klebt.

Opladen, das ohne Aushilfen aus dem spielfreien Drittliga-Team antrat, führte bis zum 5:4 (11.), ehe sich die Waage ab dem 6:5 (13.) auf die andere Seite neigte. Beim 15:11 (26.) schien Palmersheim in der Folge auf dem Weg zu einem sicheren Sieg zu sein, musste jedoch mit dem 18:18 (39.) und 19:19 (44.) noch zweimal den Ausgleich hinnehmen. Erst mit dem 27:23 (58.) kurz vor Schluss war dann alles klar zugunsten der Gäste. „Wir waren nur mit elf Mann da, wir konnten keinen aus der A-Jugend mitnehmen“, sagte Trimborn, „wir haben trotzdem viel durchgewechselt. Spielerisch waren wir besser, aber wir hatten mal wieder eine Abschluss-Schwäche. Es fehlte ganz klar die Ernsthaftigkeit. Wir sind froh, dass wir erst mal Pause haben. Oberligareif waren auf jeden Fall wieder unsere Fans.“ Ganz nebenbei: Palmersheim macht demnächst mit 18:26 Punkten von Rang zehn aus weiter, während die Opladener fast überall sonst auf Rang 13 mit ihren 7:35 Zählern ein sehr heißer Abstiegskandidat wären. Sie sind es in diesem Fall nicht, weil in dieser Oberliga Mittelrhein eben nichts normal ist.

Einen Mangel an Zielstrebigkeit stellte auch Franziskus Bleck, der Trainer des TuS Königsdorf, nach dem 32:37 gegen den MTV Köln fest: „Wir verlieren verdient, der MTV war über 60 Minuten einfach die bessere Mannschaft. In der zweiten Halbzeit laufen wir dem Rückstand konsequent hinterher. Die Kölner sind eingespielter, sie machen weniger Fehler und haben mehr Torhüterparaden. Wir machen es nicht schlecht, aber uns fehlen an jeder Position die fünf bis zehn Prozent, die der MTV heute mehr hatte. Das ist eine ganz gute Erdung für uns, um wieder ein bisschen gieriger zu sein. In den letzten vier Spielen müssen wir einfach um die Punkte kämpfen. Das Potenzial ist auf jeden Fall da.“ Königsdorf erzielte mit dem 1:0 (1.) von Oskar Zirkel nur ein einziges Mal die Führung und lag ab dem 8:9 (15.) immer zurück. Für die Entscheidung sorgte der MTV (Achter/20:22), als er nach der Pause vom 21:19 (35.) sehr schnell auf 26:19 (39.) erhöhte und in der Folge nicht mehr unter Druck geriet – auch nicht nach dem 32:35 (58.) der Königsdorfer (Neunter/20:24), das er sehr bald mit dem 36:32 (59.) und 37:32 (60.) beantwortete.

Ihren Parallelslalom im Kampf um die Meisteschaft und den Aufstieg in die Regionalliga setzen zurzeit unbeeindruckt zwei der wenigen Mannschaften fort, für die es tatsächlich um einiges geht: Der Tabellenführer HSG Siebengebirge (42:2) hat nach dem 36:27 über den BTB Aachen II (Elfter/17:27) weiter drei Punkte Vorsprung auf den Zweiten SSV Nümbrecht, der sich gegen den HC Weiden II (Letzter/3:41) noch klarer mit 39:24 durchsetzte. Für HSG-Trainer Lars Degenhardt war es dabei ein eher durchschnittlicher Auftritt des Titelfavoriten: „Wir haben in der ersten Halbzeit sehr engagiert und konzentriert begonnen und uns von Beginn an einen Vorsprung erspielt. Wir haben aber schon in der Endphase der ersten Halbzeit zu viele Gegentore. Wir wurden ein bisschen nachlässig und das hat sich in der zweiten Halbzeit fortgesetzt. Es haben sich ein paar zu viele Fehler eingeschlichen. Dennoch haben wir souverän einen weiteren Schritt gemacht, insofern ist das letztlich so in Ordnung. Unser Anspruch ist allerdings, eine bessere Leistung auch in der zweiten Halbzeit abzurufen.“ Nach dem schnellen 4:0 (5.) blieb Siebengebirge übers 9:5 (11.) bis zum 18:10 (22.) beherrschend und es hatte anschließend trotz erkennbarer Nachlässigkeiten weiter alles im Griff – 26:20 (41.), 29:20 (44.), 31:22 (48.). Für die Aachener war deren Trainer Andreas Heckhausen nicht besonders niedergeschlagen: „Das war eine verdiente Niederlage. Wir haben es nur in der zweiten Halbzeit verstanden, die nötige Aggressivität an den Tag zu legen. Wir haben zu viele technische Fehler gemacht. Wir haben es zumindest geschafft, das Ergebnis im Rahmen zu halten. Wir haben uns für unsere Möglichkeiten vernünftig aus der Affäre gezogen.“

Eine Art alltägliches Geschäft war gegen Weiden II auch der Auftritt der Nümbrechter, die sich mit dem 7:1 (9.) und 10:4 (16.) relativ zügig in einer Art Komfortzone bewegten – und nach dem 17:11 (30.) trotzdem noch mal richtig aus Gaspedal drückten: Unmittelbar vor der Pause erhöhten sie auf 18:11 (30.) und direkt nach dem Wechsel legten sie einen 5:0-Lauf zum 23:11 (34.) hinterher. „Wir kommen gut in die Partie und führen schnell mit 7:1. Dann haben wir unsere Chancen nicht mehr so konsequent genutzt“, sagte Seinsche, „nach der Halbzeit konnten wir uns immer weiter absetzen und einen ungefährdeten Sieg einfahren. Weiden hat bis zum Schluss aufopferungsvoll gekämpft.“ HC-Coach Stephan Xhonneux war weit davon entfernt, seinem personell arg dezimierten Team einen Vorwurf zu machen: „Es war klar, dass das ein ganz schwerer Gang wird. Da auch noch drei Aufbauspieler ausgefallen sind, war klar, dass wir Nümbrecht in keiner Weise Paroli bieten konnten. Wir sind von der ersten Minute an einem hohen Rückstand hinterhergelaufen und Nümbrecht hat verdient gewonnen.“

Eine Teil-Entschuldigung für die eigene Mannschaft fand Trainer Stefan Tuitje nach dem 21:23 des ASV SR Aachen (Zwölfter/7:35) gegen den Longericher SC II (Fünfter/24:20). „Wir haben so noch nie zusammengespielt. Wir hatten unsere Chancen, haben diese aber nicht genutzt“, meinte Tietje, „wir gehen mit vier Toren vor und haben dann leider einen Knacks. Insgesamt war unser Angriff zu sehr Stückwerk. Dann kriegen wir drei, vier Tore in Folge, von denen wir uns bis zum Schluss nicht mehr richtig erholen konnten. Ich habe mich sehr geärgert, weil mehr drin gewesen wäre.“ Nach dem 9:5 (21.) lag Aachen bis zum 17:16 (43.) regelmäßg vorne, ehe der LSC die Wende schaffte und vom 18:18 (46.) durch vier Treffer in Folge entscheidend auf 22:18 (50.) davonzog. Im Anschluss ans 23:20 (55.) gönnten sich beide Seiten eine fünfminütige Flaute und das 21:23 (60.) der Hausherren kam zu spät. Allgemeiner Tenor aus Longericher Sicht: „Das war ein verdienter Sieg, aber keine Werbung für den Handball.“

Mäßig begeistert zeigte sich der TV Rheinbach (Sechster/24:20) nach dem 31:33 beim Pulheimer SC (Siebter/22:20). „Wir starten nicht gut und laufen dann einem Rückstand hinterher“, erläuterte Trainer Jan Hammann, „wir haben nicht die nötige Aggressivität in der Abwehr und keinen Zugriff auf den Rückraum. Das ändert sich erst in der Mitte der zweiten Halbzeit, wo wir eine kurze Phase besser standen. Wir kämpfen uns ran, aber es reicht nicht, weil wir in den entscheidenden Situationen immer wieder unsere Chancen verwerfen.“ In der später tatsächlich weitgehend ausgeglichenen Partie lag der TVR nach dem 0:2 (2.) nie vorne und nach dem 11:12 (20.) fast immer hinten. Beim 28:28 (54.) in der Schlussphase war trotzdem noch einmal alles offen und beim 31:32 (59.) durfte Rheinbach ebenfalls weiter auf Zählbares hoffen – bis Tobias Middell acht Sekunden vor dem Ende mit dem 33:31 alle Zweifel für Pulheim beseitigte.

Eine Art Hilfsziel für den Rest der Saison hatten sich hinter den beiden Top-Teams die HBD Löwen Oberberg und der TV Birkesdorf mit dem Kampf um den dritten Tabellenplatz gesucht – und nach dem 27:26 in Birkesdorf (Vierter/28:16) spricht hier nun viel für die Löwen Dritter (29:13). Luca Feistkorn, Sportvorstand der Gastgeber, zeigte sich als fairer Verlierer: „Glückwunsch nach Oberberg, die am
Ende einfach ein Tick abgezockert waren. Nach Ostern sollte sich unser Lazarett etwas lichten und wir wieder mehr Optionen haben.“ Optionen auf einen Erfolg hatte der TV allerdings auch diesmal, denn er machte in der sehr abwechslungsreichen Partie aus einem 22:25 (50.) zunächst den 25:25-Ausgleich (54.) und anschließend aus dem 25:26 (56.) ein 26:26 (59.). Dann gab es in der letzten Minute eine Zeitstrafe gegen Birkesdorf und die Gäste nutzten die Überzahl zum 27:26-Endstand.

 

TuS Königsdorf – MTV Köln 32:37 (16:20).

TuS Königsdorf: Kretschmann, Schroven (1) – Zirkel (6), Link (1), Schrief (1), Winkelius, Brill, Müller (1), Többen (6), Houseman (11/3), Braumann, Thiesen (2), Brauner (3), Romberg.

MTV Köln: Schmitz, Schmidt – Kalisch (3), Epple (1), Hilbert (11), Göddertz (1), Herzhoff (1), Diederich (5), Jebbink (7), Minten, Kebinger (1), Bathen (2), König (1), Becker (4).

 

Pulheimer SC – TV Rheinbach 33:31 (17:15).

Pulheimer SC: T. Giesen, Lankert – Koch, Hampel (4), Klück (7/3), Semeraro, Jacoby (2), J. Giesen, Jäckel (4), Gelbke (4), Zeyen (1), Hüfken (1), Zank, Middell (10).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Ribbe (7), Schwolow (10/7), Pohl (2), Grommes (4), Stürmann (5), Schmitz (2), Berens, Ollefs, Künkler (1).

 

SSV Nümbrecht – HC Weiden II 39:24 (18:11).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – Urbach (1), Bitzer (2), J. Lang (6), Roth (8/1), Ufer (5/4), Schanz (2), Schröter (2), Dissmann (1), D. Donath (7), Söntgerath (3), Schattner, Miebach (2).

HC Weiden II: Keller, Schornstein – Lozano (2), Göbbels (7/1), Schmidt, Lange, Kleinhöfer (1), Kraus (2), Holste (4), Schmidt, Altmeyer (2), T. Lütz (6), Havers .

 

HSG Siebengebirge – BTB Aachen II 36:27 (22:14).

HSG Siebengebirge: Klein, Löcher – Dziendziol (5), Steinhaus (1), Andrassy (3), Runge, Hayer (1), Schlösser (9/4), Arancibia Diaz (2), Bachler (5), Marcinkovic (2), Krefting (4), Koch (3), Gebel (1).

BTB Aachen II: Zaghloul, Elsen (1) – Creutz (4), Herzog, Struck, Hellemeister (3), Kusnierz-Glaz (4), Volmer (6/3), Schmitz (2), Horn, Panse, Franzen, Grunert (4), Hermanns (3).

 

TuS 82 Opladen II – TV Palmersheim 24:28 (13:15).

TuS 82 Opladen II: Pawlitzek, Perlberg – Bosdorf (5), Urlaub, Maurer (1), Meuser (5/2), Kreutzer (2), Frenzel, Kierdorf (4), Quante (1), Neuner (1), Ißling (5).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Fiedler (5/2), Blesse (4), Lönenbach (8), Adolphs (2), Schouren (3), Erken, L. Königshoven (2), J. Grevelding (1), N. Grevelding (3).

 

TV Birkesdorf – HBD Löwen Oberberg 26:27 (13:12).

TV Birkesdorf: Töws, Fernandez Urrutia – Ernst (9/5), Ihmer (2), Botz (5), Oliva Cifuentes, Montana Velasquez (1), Willers (2), Költer (3), Perez Fernandez (3), Bünten (1).

HBD Löwen Oberberg: Caber, K. Neese – Mlynczak (8), Köster (4), Meier (2), Basic (4/3), Hudak-Domokos (1), Welke (2), Malek, Villgrattner (4), Dax, Flick (2).

 

ASV SR Aachen – Longericher SC II 21:23 (10:10).

ASV SR Aachen: Waje, Schnitzler – Happesberger (7/3), Signon, Wigger (2), Behrens, Wiesmann, Schumacher (1), Kuckelkorn (2), Monteiro Pai (4), Storsberg (5).

Longericher SC II: Döscher – Beckmann (1), Beste (1), Waasmus (2), Quetting (6), Vallbracht, Heider, Wörmann (6/3), Keil (2), Kröger (5).