3. Liga
Panther landen einen Befreiungsschlag
Team von Trainer Marcel Mutz punktet mit 31:27 in Nieder-Roden für den Klassenerhalt. Interaktiv ist nach 31:35 in Homburg wieder stärker gefährdet. Auch Longerich und Opladen gewinnen.

Völlig losgelöst! Trainer Marcel Mutz (vorne) und seine Panther wollten den Sieg in Nieder-Roden einfach nur genießen. (Foto: Thomas Ellmann)

HSG Rodgau Nieder-Roden – Bergische Panther 27:31 (15:14). Das war definitiv ein Sieg für die Moral – und für die Panther vielleicht sogar die entscheidende Weichenstellung mit dem Blick auf den weiteren Kampf um den Klassenerhalt. Nach dem unter dem Strich glücklichen 32:32 zuletzt im Heimspiel gegen die ebenfalls gefährdete TSG Haßloch (14./15:33) war der Erfolg im südlichen Hessen viel mehr wert, denn die Mannschaft von Trainer Marcel Mutz sicherte sich ihren Erfolg immerhin gegen den Tabellendritten (34:14 Punkte), der hinter dem Spitzenreiter TuS Ferndorf (47:1) und dem Zweiten HSG Krefeld Niederrhein (39:9) als eins der besten Teams der Klasse zu gelten hat – und nun wohl trotzdem keins der beiden Tickets für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga anpeilen kann. Dazu wäre ein Sieg über die Panther erforderlich gewesen, die naturgemäß ihre eigenen Ideen vom Abend hatten, gerade in der kritischen Phase der zweiten Halbzeit nicht die Ruhe oder die Übersicht verloren und dafür im Schluss-Spurt mit einem extrem wertvollen Ergebnis belohnt wurden – das ihr Konto auf 18:28 Punkte (bei einem Spiel weniger) aufstockte und zumindest etwas Erleichterung in der aktuell schwierigen Lage brachte, weil das Polster auf Haßloch auf Rang 14 und den ersten Abstiegsplatz nun drei Zähler beträgt.

Die Gäste zeigten von der ersten Minute wenig Respekt und umso mehr Willen, eine sich eventuell bietende Chance zu nutzen. Im Duell auf Augenhöhe mit wechselnden Führungen konnte sich vor der Pause niemand nennenswert absetzen, ehe die von Merten Krings stark geführten Panther beim 12:10 (22.) oder 13:11 (25.) doch ein echter Spaßverderber für die Hausherren zu werden begannen – die jedoch noch vor der Pause mit dem 15:14 (30.) antworteten und anschließend in ihrer besten Phase übers 20:17 (38.) auf 23:20 (42.) davonzogen. Die Reaktion der Panther fiel kurz darauf nach dem 22:24 (46.) überzeugend aus, weil sie sich erst zum 24:24 (48.) kämpften, dann zum 26:25 (51.) vorlegten und selbst auf das 26:27 (54.) noch einmal wirkungsvoll reagierten. Knapp fünf Minnten brauchte Mutz‘ Mannschaft in der Folge für jenen 5:0-Lauf, in dem ihr bis zum passenderweise durch Krings erzielten 31:27 (60.) fast alles geling. Wenig später konnte die HSG höchstens darüber rätseln, wie das alles passiert war – während die Panther feierten, als hätten sie gerade eine Meisterschaft errungen. „Ich freue mich wahnsinnig für meine Mannschaft“, stellte Marcel Mutz glücklich fest, „wir hatten personelle Probleme und standen vor dem Spiel auch noch im Stau. Wir zeigen dann eine Wahnsinn-Energieleistung über 60 Minuten. Das ist ein unglaublich wichtiger Sieg.“ 

Bergische Panther: Eigenbrod, Ferne – Schütte, Krings (10), Reinarz, Wöstmann (8/3), Görgen (5), Jünger, J. Blum, T. Blum (1), Zulauf (2), Bleckmann (2), Hinkelmann (1), Wolter (2).

 

Longericher SC – HSG Hanau 36:31 (16:12). Wer die Befürchtung hatte, dass die beiden Mannschaften, für die es in der 3. Liga tabellarisch kaum noch um etwas geht, bei sommerlichen Temperaturen eher ein freundschaftliches Spiel auf die Platte legen würden, dürfte sich zufrieden getäuscht haben. Die Longericher konnten dabei sowohl mit dem Resultat als auch mit der eigenen Leistung natürlich deutlich mehr anfangen. Der Tabellensechste hatte den Fünften nach rund 20 Minuten weitgehend im Griff, stellte eine massive Deckung vor einem sehr starken Torhüter Valentin Inzenhofer und blieb im Angriff konzentriert, sodass am Ende des Tages ein verdienter Erfolg stand. „Wir haben heute ein überragendes Spiel abgeliefert und von der ersten Sekunde an mit maximaler Intensität gespielt. Wir haben es geschafft, eine tolle Verteidigung hinzustellen und wir haben uns am Anfang dafür nicht richtig belohnt. Der Halbzeitvorsprung ging schon absolut in Ordnung. Dann konnten wir das Spiel sogar ein bisschen deutlicher gestalten. Hanau hat sich nicht aufgegeben und ein gutes Spiel abgeliefert, aber wir waren heute die Mannschaft, die mehr wollte. Ich bin richtig stolz und zufrieden“, fand LSC-Coach Chris Stark, dessen Team sein Punktekonto damit auf 26:22 Zähler aufstockte und etwas an die HSG (29:19) heranrückte. Möglicherweise starten die Kölner auf der Zielgeraden der Saison noch einmal einen Versuch, in die besten fünf der Klasse vorzudringen.

Malte Nolting (1.) und Nico Pyszora (2.) eröffneten die Partie mit dem 2:0 für den LSC, bevor sich auch die Gäste in der Begegnung anmeldeten. Paul Hüttmann traf in der siebten Minute zum 2:2 für Hanau und blieb in der Folge der gefährlichste Werfer seines Teams. Bis zur Pause kam der Rechtsaußen auf sieben Tore und er war am Ende der 60 Minuten trotz der Niederlage mit neun Treffern bester Schütze des Abends. Fürs Erste standen aber die Abwehrreihen und die Torhüter im Mittelpunkt, die bis zum 5:4 (14.) nur sehr wenig zuließen. Bis zum 8:8 (21.) blieb die Angelegenheit so relativ ausgeglichen, doch dann fanden die Kölner zunehmend die besseren Lösungen. Max Zimmermanns Dreierpack zum 11:8 (22./23./24.) konnte selbst die Hanauer Auszeit (23.) nicht verhindern, Pyszora legte kurz darauf sogar das 12:8 nach (25.). Die Gäste scheiterten in dieser Phase zu oft an der LSC-Defensive, an Inzenhofer im Kölner Tor – oder einfach an eignen Fehlern. Was Longerich zum Beispiel gut in die Karten spielte: Hanaus Dziugas Jusys (29./Foul an Lukas Martin Schulz) und Jan-Eric Ritter (30./Ballsperre) sahen kurz vor der Pause jeweils eine Zeitstrafe, sodass die Hausherren mit doppelter Überzahl in den letzten Angriff gehen konnte und Pyszora mit der Sirene den 16:12-Halbzeitstand erzielte.

Mit zwei Mann mehr auf der Platte begann der LSC auch den zweiten Durchgang und nahm den Schwung direkt mit: Longerich erhöhte auf 18:12 (32.) und trotz der Zeitstrafe gegen Finn Malolepszy (33.) kurz darauf auf 21:13 (35.). Auch an diesem 5:1-Lauf zum Start in den zweiten Durchgang war Keeper Inzenhofer nicht unwesentlich beteiligt, seine Vorderleute fanden dagegen so gut wie immer die Lücke in der Gäste-Abwehr. Das Polster war gleichzeitig der Grundstein für den späteren Erfolg und die Hausherren ließen sich nicht mehr vom Kurs abbringen. Nicht durch die doppelte Unterzahl (Zeitstrafen gegen Marian Dahlke/43. und Malolepszy/44.), die den Vorsprung kurz auf 26:20 (44.) schmelzen ließ. Und nicht durch die offensiveren Deckungsvarianten der Gäste, auf die der LSC ebenfalls immer die richtigen Lösungen fand. Das 27:22 (46.) beantworteten die Kölner mit dem 29:22 (49.) und das 29:24 (50.) mit dem 32:24 (54.) – die Entscheidung, denn der verdiente Sieg der Longericher geriet in den letzten Minuten nicht mehr in Gefahr.

Longericher SC: Briese, Inzenhofer – Gerfen (1), Zerwas, Pyszora (6), Richter (2), Thöne, Schulz (5/2), Zimmermann (4), Nolting (8), Rinke (2), Dahlke (7/1), Malolepszy (1).

 

TuS 82 Opladen – HG Saarlouis 32:30 (12:13). Dieser Sieg über den Tabellenvierten war Balsam auf die Opladener Seele – und gleichzeitig ein zuletzt eher seltener Genuss, denn der TuS ging im Kalenderjahr 2024 überhaupt erst zum dritten Mal als Sieger vom Feld. Zwischen teilweise schwachen Vorstellungen hatte die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt auch immer mal wieder gute Leistungen gezeigt, sich aber – wie zum Beispiel beim 25:28 gegen die HSG Krefeld Niederrhein – nicht immer belohnen können. Jetzt gab es gegen die ambitionierten Gäste aus dem Saarland beide Punkte, was in der Gesamtbilanz weiter Platz sieben bei jetzt 23:25 Zählern bedeutet. Dabei sahen die Zuschauer in der Bielerthalle von der ersten Minute an eine ausgeglichene Partie, in der sich keine Seite zu irgendeinem Zeitpunkt entscheidend absetzen konnte. Vom 2:2 (3.) gerieten die Opladener zwar über das 2:4 (6.) mit 4:7 (11.) ins Hintertreffen. Wer aber dachte, der Favorit würde nun die Kontrolle über die Angelegenheit übernehmen, sah sich getäuscht. Das 5:8 (15.) verkürzte Oliver Dasburg zum 7:8 (15./Siebenmeter, 17.) und wenig später drehten Markus Sonnenberg (19.), Dasburg (19.) und Jan Jagieniak (21.) das 7:9 zum 10:9 und zwangen HG-Trainer Philipp Kessler zu seiner ersten Auszeit. Die Begegnung blieb bis zur Pause weiter umkämpft und der Treffer von Lars Weißgerber praktisch mit der Halbzeitsirene bedeutete nur eine hauchdünne 13:12-Führung für Saarlouis – die Sonnenberg direkt nach Wiederanpfiff wieder egalisierte (13:13/31.).

Bis zum 19:19 (41.) boten beide Seiten stets das gleiche Bild: Eine Mannschaft ging mit einem Treffer in Führung, die andere glich jeweils aus. TuS-Coach Voigt fand dann in seiner Auszeit (41.) offenbar die richtigen Worte, denn sein Team legte mit dem 22:19 (44.) jetzt zum ersten Mal eine drei-Tore-Führung vor. Die Gäste ließen sich allerdings noch nicht abschütteln und kamen nach dem 24:21 (46.) wieder auf einen Treffer ran (24:23/49.). Beim Stand von 25:23 bekam Saarlouis einen Siebenmeter zugesprochen – und es folgte der Auftritt von Opladens Neuzugang im Tor Gustav König. Der Keeper war in Folge mehrerer Torhüter-Wechsel in der Region als Ersatz für Louis Oberosler (zum TSV Bayer Dormagen) von der HSG Krefeld Niederrhein zum TuS gekommen. Und in seiner ersten Szene parierte er nicht nur den Strafwurf von Weißgerber, sondern auch den Nachwurf. Der Doppel-Parade folgte im Gegenzug das 26:23 durch Yannik Nitzschmann (51.) – was immer noch keine Entscheidung war.

Die Hausherren kassierten erneut den Anschlusstreffer (26:25/53.) und verloren kurz darauf Julius Schröder nach einem Foul mit einer eher harten Roten Karte (54.). Saarlouis blieb jetzt immer in Schlagdistanz, konnte aber nie ausgleichen. Mit dem 31:29 durch Jagieniak 55 Sekunden vor Schluss schien der TuS bereits auf die Siegerstraße eingebogen zu sein. Doch die HG antwortete schnell mit dem 31:30 und im letzten Angriff drohte Opladen das Zeitspiel. Erst die Zeitstrafe gegen Saarlouis‘ Wladislav Kurotschkin 13 Sekunden vor dem Ende hob diese Gefahr auf und am Ende besorgte Dasburg mit seinem achten Treffer zur Schluss-Sirene den 32:30-Endstand. „Es war wirklich eine geschlossene kämpferische Leistung. Wir hatten auch das Glück in ein paar Situationen, wo der Abpraller dann mal zu uns gekommen ist. Das haben wir uns aber hart erarbeitet“, fand Voigt.

TuS 82 Opladen: Trögel, König – Flemm, Schmidt, Lutz (1), Leppich (1), Schroeder (3), Dittmer (1), Nitzschmann (7/1), J. Jagieniak (4), Swiedelsky, Dasburg (8/3), Schmitz (2), Johannmeyer (1), Sonnenberg (4).

 

TV Homburg – Interaktiv.Handball 35:31 (16:16). Wer derart schnell einreißt, was er gerade eben erst aufgebaut hat, darf sich am Ende einfach nicht wundern, dass er wieder in die allergrößte Gefahr im Kampf um den Klassenerhalt zurückkehrt. Der Aufsteiger aus Ratingen, der sich zuletzt mit dem überzeugenden 36:24 gegen den TV Aldekerk (15./14:34) auf den Weg zu einem längeren Aufenthalt am rettenden Ufer gemacht zu haben schien, verlor bei ebenfalls gefährdeten Saarländern nach einer Partie auf schwachem Niveau völlig unnötig – und der Hinweis auf der Fehlen des bisher besten Werfers Ante Grabavac (145 Tore in 22 Partien) sowie aller Linkshänder für den rechten Rückraum konnte wohl als Erklärung für einiges dienen, aber nicht für die von Anfang an irrwitzig hohe Fehlerquote. Das Team des Trainergespanns Filip Lazarov und Alexander Oelze (diesmal aus der personellen Not heraus in der Start-Aufstellung) verpasste es, die Position im unteren Mittelfeld zu festigen und ein bisschen Druck an die anderen weiterzugeben – und steckt nun erneut im dicksten Schlamassel einer Zone, deren Dichte für die restlichen Wochen ein Höchstmaß an Spannung garantiert. Die aktuell erreichten 16:32 Punkte sagen unter anderem, dass sich Interaktiv auf Platz 13 in den folgenden Aufgaben am 13. April gegen den TuS Dansenberg (Letzter/14:34) und am 19. April bei den Bergischen Panthern (Zehnter/18:28) keinen Ausrutscher erlauben darf – denn der Abstand zur TSG Haßloch (14./15:33), die den ersten Abstiegsplatz einnimmt, ist minimal.

Die Gäste begannen durchaus vielversprechend – 1:0 (1.) durch Hendrik Stock, 2:0 (3.) durch Oelze. Beim 2:2 (5.) war Homburg jedoch bald dran. ehe sich übers 8:8 (16.) und 12:12 (25.) ein Duell auf Augenhöhe entwickelte, in dem beide Seiten intensiv bewiesen, warum sie sich mitten im Abstiegskampf befinden. Was für Ratingen sprach: Es ließ sich über weite Strecken von keinem Rückstand aus der Bahn werfen – vor der Pause vom 13:15 (27.) nicht und in der zweiten Halbzeit unter anderem vom 18:21 (35.) nicht und später auch vom 24:28 (51.) oder 25:29 (52.) nicht. Selbst das vorzeitige Aus von Stanko Sabljic, der wegen der dritten Zeitstrafe die Rote Karte sah (51.) und für den Rest des Abends draußen zusehen musste, war nicht das Ende aller Hoffnungen: Interaktiv nutzte die Schwächen der Hausherren vielmehr durch einen 3:0-Lauf innerhalb von weniger als zwei Minuten zum 28:29-Anschluss (54.) und hatte plötzlich eine Wende vor Augen – zumal Homburg anschließend nach dem 30:28 (55.) wegen zweier Zeitstrafen deutlich dezimiert auf der Platte stand. Die für Interaktiv bittere Tatsache: Homburg erhöhte jetzt trotzdem auf 31:28 (57.) und machte kurz darauf mit dem 32:28 (58.) alles klar. Dass in Hendrik Stock nur ein im Rückraum tätiger Spieler eine überzeugende Leistung auf Drittliga-Niveau zeigte, war in der Summe sicher ebenfalls ein nicht unwesentlicher Grund für die Ratinger Pleite. „Wir haben uns nie aufgegeben“, fand Alexander Oelze mit dem Blick auf das dezimierte Personal, „aber wir waren in der entscheidende Phase nicht clever genug. Der Gamechanger war die Überzahl am Ende, die wir nicht nutzen können. Kämpferisch kann man uns aber heute keinen Vorwurf machen.“ 

Interaktiv.Handball: Bliß, Budko, Karic – Hinrichs, Perschke, Stock (8), Oelze (3), Maric (9/4), Mensger (1), Engh (1), Nuic (4), Sabljic (3), Koenemann (2).