2. Bundesliga
Essen hilft – sich selbst und Dormagen
Nach 30:27 gegen Vinnhorst hat TuSEM den Klassenerhalt fast sicher. Für den TSV Bayer macht das Ergebnis ebenfalls vieles einfacher.

Der Blick ins Weite: Von der Leistung der Dormagener gegen Großwallstadt war Trainer Matthias Flohr wegen der vielen Gegentore nur teilweise überzeugt. Dafür nahm er die Unterstützung aus Essen nachvollziehar gerne an. (Foto: Thomas Schmidt)

Natürlich hatten sie zuerst das eigene Wohlergehen auf dem Schirm und entsprechend groß sah die Erleichterung bei TuSEM Essen nach dem 30:27 über den TuS Vinnhorst aus, weil es ja kein ganz beliebiger Erfolg war. Erstens hatte die Mannschaft von Trainer Michael Hegemann im Kalenderjahr 2024 vorher kein einziges Heimspiel gewonnen, sondern vier Mal hintereinander verloren und das zum Teil gegen direkte Konkurrenz aus der unteren Hälfte. Zweitens gelang die Unterbrechung dieser frustrierenden Serie ausgerechnet gegen Vinnhorst – das als Vorletzter den ersten Abstiegsplatz einnimmt und im Endspurt vielleicht noch eine Gefahr hätte werden können. Jetzt steht Essen auf Rang 13 mit 22:32 Punkten immerhin neun Zähler vor dem Aufsteiger aus Hannover (13:41) und es weiß darüber hinaus einen anderen Vorteil auf seiner Seite: Durch das klare Plus im Torverhältnis (minus 22/minus 97), das am Ende in der 2. Bundesliga bei Punktgleichheit entscheidet, geht Hegemanns Team im Grunde mit zehn Zählern mehr in die letzten sieben Spiele. Das finden sie im Übrigen nicht nur im Ruhrgebiet klasse, denn der tiefer in den Klassenerhalt verstrickte TSV Bayer Dormagen profitiert ebenfalls nachhaltig vom Essener Sieg – gerade deshalb, weil die Mannschaft von Trainer Matthias Flohr ihr Heimspiel gegen den TV Großwallstadt in einem Krimi auf der Zielgeraden mit 34:35 verlor. Dormagen nimmt bei 19:35 Punkten auf Rang 16 die letzte zur Rettung reichende Position ein, hat sechs Zähler mehr als der TuS und über das Torverhältnis (minus 39/minus 97) bei Bedarf einen weiteren. Demnach besteht hier gleichfalls eine sehr realistisch wirkende Chance, sich die sportliche Qualifikation für 2024/2025 und ein weiteres Jahr in der 2. Bundesliga zu sichern.

Das Duell des TSV Bayer mit Großwallstadt (Zwölfter/22:30) war von Beginn auf Augenhöhe geführt und bei wechselnden Führungen konnte sich keiner entscheidend absetzen. Beim 8:10 (18.) und 9:11 (21.) drohten die Gastgeber vorübergehend den Anschluss zu verlieren, aber sie blieben dran und ließen sich selbst vom 14:16 (28.) kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit nicht irritieren. Ab dem 17:16 (33.) legte dann zunächst Dormagen wieder vor, was der TVG jedoch mit der nächsten Wende zu weiteren eigenen Führungen beantwortete – 22:21 (40.), 23:22 (42.), 24:23 (43.). Übers 26:26 (47.) und 28:28 (50.) sorgten anschließend beide Teams in einer Art Zusammenarbeit für eine maximal spannende Schlussphase, in der beim 33:31 (56.) plötzlich doch viel für die Hausherren sprach, die den Vorsprung allerdings erneut nicht halten konnten. Großwallstadt brauchte keine ganze Minute, um zum 33:33 (57.) auszugleichen, und es war nun in den entscheidenden Minuten glücklicher/cleverer: Nach dem Dormagener 34:34 (60.) durch Finn Schroven genau 16 Sekunden vor der Schluss-Sirene gab es auf der rechten Seite eine letzte Wurfchance für Großwallstadt. Es konnte erkennbar nur über Stefan Salger gehen – der die Gastgeber mit seinem 35:34 prompt ins Mark traf, die Dormagener ziemlich bedient zurückließ und Großwallstadt (zuvor sieben Niederlagen) auf Wolke sieben beförderte. „Wir haben in der Abwehr zu viele Fehler gemacht und haben nicht die Zweikampfhärte an den Tag gelegt, wie wir uns das vorgenommen hatten“, fand TSV-Trainer Flohr, „das war defensiv zu wenig und daran müssen wir arbeiten.“ Wie schnell sich der Plan umsetzen lässt, dürfte direkt die Aufgabe am Dienstagabend bei den Eulen Ludwigshafen zeigen (Neunter/26:28).

Das Duell der Essener mit Vinnhorst war über weite Strecken ein Kampf auf Biegen und Brechen – verbunden mit einer dauerhaften Berg- und Talfahrt für beide Seiten. Der TuS, für den das Spiel beinahe die letzte Chance war, doch noch einmal den Kontakt zum rettenden Ufer herzustellen, lag übers 4:3 (9.) und 9:8 (20.) mit dem 14:12 (29.) zwei Tore vorne, doch TuSEM kam zurück – 14:14 (31.), 16:16 (34.). Auf den Weg zum Sieg bogen die Hausherren (ohne die am Knie operierten Malte Seidel und Julius Rose) erstmals ein, als sie aus dem 18:18 (39.) die 20:18-Führung (40.) machten und anschließend immer vorne blieben. Einen wichtigen Schritt zum erhofften Erfolg bedeuteten kurz darauf die Siebenmeter-Treffer von Nils Homscheid zum 23:21 (49.) und 24:21 (50.), ehe wiederum Homscheid und Tim Mast den 23:24-Anschluss des TuS (53.) mit dem 25:23 (53.) und 26:23 (56.) beantworteten. Nach dem 28:24 (58.) von Max Neuhaus, der mit neun Toren der beste Werfer des Abends war, konnte Vinnhorst auf 26:28 (59.) verkürzen, doch das 29:26 (60.) erneut durch Homscheid (acht Tore/vier per Strafwurf) machte am Anfang der letzten Minute alles klar. Trainer Hegemann atmete ziemlich tief durch: „Das Spiel zu gewinnen, war extrem wichtig für uns. Der Sieg war absolut hart erkämpft und ein brutaler Fight. Jetzt ist die Erleichterung erst mal groß. Vor allem war es wichtig zu sehen, dass wir auch dann gewinnen können, wenn wichtige Spieler wie Malte Seidel oder Julius Rose fehlen.“ Weiter geht es für die Essener am Freitagabend in Großwallstadt.

 

TSV Bayer Dormagen – TV Großwallstadt 34:35 (15:16). 

TSV Bayer Dormagen: Oberosler, Simonsen – Böhnert (2), Rehfus (2), I. Hüter (3), Reimer (4/3), Böchenholt, Beckers, Schroven (5), Strosack (1), P. Hüter, Träger, J.-Chr. Schmidt (2), Pauli (7), Steinhaus (4) Sondermann (4).

 

TuSEM Essen – TuS Vinnhorst 30:27 (13:14). 

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Ellwanger (2), Kämper, Wolfram, Wilhelm (2), Homscheid (8/5), Asmussen (1), Szczesny (1), Klingler (3), Neuhaus (9), Kostuj, Mast (1), Werschkull, Schoss (3).