Regionalliga
Abstiegskampf: Die halbe Klasse ist dabei
Unten gewinnt BHC II das Wiederholungsspiel gegen Rheinhausen mit 40:34. Oben geht Fernduell zwischen TVK und Dormagen II weiter.

Suchende: Den Ball haben sie hier gerade alle nicht unter Kontrolle. Deutlich besser läuft die Saison aber für Til Klause und Steffen Brinkhues (von rechts), die mit dem TV Korschenbroich auf dem Weg in die 3. Liga sind. Domenik Roth und Manuel Bremges (von links) befinden sich dagegen mit der Borussia Mönchengladbach eher auf dem Weg zurück in die Oberliga. (Foto: Sven Frank)

Es war wenig wie an jenem 8. Dezember 2023, als der Bergische HC II sein Heimspiel gegen den OSC Rheinhausen mit 32:34 verloren und dagegen einen Einspruch formuliert hatte. Daraufhin entschied zunächst der Landes-Spruchausschuss, ein durch die Schiedsrichter begangener Regelverstoß sei spielentscheidend gewesen und die Partie neu anzusetzen. Identisch urteilte in der nächsten Instanz der Verbands-Spruchausschuss, sodass die Rheinhausener gezwungenermaßen am Dienstagabend in Solingen antraten – und nun auf der Platte eine schmerzhafte 34:40-Niederlage kassierten. Diese Pleite war erstens sportlich mehr als verdient, weil die Gäste deutlich zu wenig entgegenzusetzen hatten. Zweitens nimmt das Ergebnis keinen geringen Einfluss auf den weiteren Abstiegskampf – falls denn in diesem Fall überhaupt das letzte Wort gesprochen ist. Schließlich bleibt den Rheinhausenern immer noch der Gang zum Bundesgericht des Deutschen Handball-Bundes, das den Fall letztinstanzlich entscheiden würde. Vielleicht können sie es dabei sogar angesichts des nahenden Saisonendes etwas zügiger handhaben als bisher: Vier Monate vom Einspruch bis zum Wiederholungsspiel sind schließlich eine halbe Ewigkeit.

Vorerst gestaltet der Sieg des BHC II den Kampf um den Klassenerhalt noch enger. Dabei hängt maßgeblich vom Ausgang der Serie in der 3. Liga ab, wen es eine Etage darunter erwischt. Bei keinem Absteiger aus der 3. Liga in die Regionalliga Nordrhein muss von dort nur einer runter – was der Optimalfall wäre und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so nicht eintreten dürfte. Aktuell sind drei Teams aus dem Verband Handball Nordrhein einigermaßen, stark oder sehr stark gefährdet: Die Liste reicht vom Zehnten Bergische Panther (18:28 Punkte) über den Aufsteiger Interaktiv.Handball (16:32), dem auf Platz 13 das Wasser bis zum Hals steht, bis zum Vorletzten TV Aldekerk (14:34), der auf der Zielgeraden der Serie zur Rettung einen ziemlich grandiosen Schluss-Spurt sowie viel fremde Hilfe braucht. Eine nicht unwahrscheinliche Variante könnte sein, dass zwei Nordrhein-Klubs absteigen – was die Zahl der Absteiger aus der Regionalliga auf drei erhöhen würde. Der für sämtliche Kandidaten dort größte anzunehmende Unfall: Sollte es sowohl die Panther als auch Interaktiv und Aldekerk treffen, hätte es die Klasse darunter plötzlich mit vier Absteigern zu tun. Was das alles doppelt bis dreifach unangenehm macht: Während die Regionalliga ihren letzten Spieltag am 4. Mai absolviert, wird die 3. Liga erst am 25. Mai fertig. Demnach droht allen Beteiligten eventuell eine sehr unangenehme Wartezeit.

Grundsätzlich bedeutet das: Wohl dem, der sich aus allen Rechnungen heraushalten kann – und grundsätzlich müssen für die restlichen vier Runden tatsächlich neun von 14 Mannschaften ein bisschen oder ein bisschen mehr in den Rückspiegel sehen. Selbst die HSG Refrath/Hand und der BTB Aachen (beide 22:22) auf den Rängen sechs und sieben oder der MTV Rheinwacht Dinslaken und TuSEM Essen II (beide 21:23) auf den Plätzen acht und neun sind offensichtlich nicht komplett sicher. Noch ungemütlicher wird es beim HC Gelpe/Strombach (20:24), der als Zehnter kein üppiges Polster mehr zum OSC Rheinhausen (19:25) und zum BHC II hat (18:26). Beide wären nach dem Jetzt-Stand soeben gerettet, weil zurzeit lediglich die Aldekerker der Abstieg aus der 3. Liga träfe. Beinahe aussichtslos sind gleichzeitig die Lage des Vorletzten SG Langenfeld (13:31), dem aktuell fünf Punkte zum rettenden Ufer fehlen, und die Situation des Letzten Borussia Mönchengladbach (12:32), dem sogar sechs Zähler fehlen. Beide brauchen für den Endspurt voraussichtlich eine Art Handball-Wunder, um dem Abstieg vielleicht doch zu entgehen. Weiter hoffen dürfen beide bloß dann, wenn sie jetzt was Zählbares holen – die Borussia gegen den Dritten TSV Bonn rrh. (29:15), Langenfeld beim Fünften HG Remscheid (25:19). Um mehr Sicherheit geht es darüber hinaus in den Partien zwischen Gelpe/Strombach und Rheinhausen sowie zwischen Aachen und Dinslaken.

Ein nicht kleines Maß an Spannung bietet auch der Kampf um Meisterschaft und Aufstieg, in den allerdings lediglich noch zwei Teams „verstrickt“ sind. Das Fernduell eröffnet am Freitagabend der Zweite TSV Bayer Dormagen II (30:14), der beim Bergischen HC II antritt und die Hausherren vermutlich mehr fordern wird als die Rheinhausener. Einfache Rechnung: Gelingt den Dormagenern ein Erfolg, lösen sie erneut für mindestens einen Tag den TV Korschenbroich (31:13) an der Tabellenspitze ab – und erhöhen zugleich wieder den Druck bei den Gastgebern. Einziger echter Verfolger des Top-Duos sind auf Rang drei die Bonner, die in Mönchengladbach gegen eine um ihre vielleicht letzten Chancen kämpfende Borussia auf den Prüfstand treten, während der HC Weiden und die HG Remscheid (beide 25:19) als Vierter und Fünfter nichts mehr mit der Vergabe der beiden Spitzenpositionen zu tun haben. Geschenke wollen beide trotzdem nicht verteilen – die Remscheider nicht gegen Langenfeld, die Weidener nicht gegen Refrath/Hand. Sogar noch deutlich klarer ist das Ziel der Korschenbroicher: Sie peilen bei allerdings ziemlich unberechenbaren Essenern ihren 16. Saisonsieg an, um entweder den Platz an der Sonne zu festigen oder sich die Spitzenposition von womöglich vorlegenden Dormagenern zurückzuholen.

Bergischer HC II – OSC Rheinhausen 40:34 (20:16). Der Sieg der Solinger in diesem Wiederholungsspiel war völlig verdient, weil sie den Abend von der ersten Minute an beherrschten – gegen einen Kontrahenten aus dem Ruhrgebiet, der über die gesamten 60 Minuten praktisch null Abwehrarbeit und wenig Torhüterleistung anzubieten hatte. Davon profitierte vor allem BHC-Rückraumspieler Cornelius Mucha (elf Tore), der beinahe nach Belieben traf und besonders in der ersten Halbzeit regelmäßig für Vorteile bei den Hausherren sorgte. Der OSC, der nach dem schnellen 0:3 (5.) nur bis zum 5:6 (9.), 8:10 (16.) und 13:15 (23.) dranbleiben konnte, leistete sich durchgehend viel zu viele Lücken in der Abwehr sowie vorne viel zu viele technische Fehler und gelegentlich ohne Disziplin sinnfreie Abschlüsse. Ein Beispiel dafür, wie sich der OSC immer wieder auch selbst im Weg stand: Nach einer Zeitstrafe gegen Fabian Büttner hatte er in der letzten Minute der ersten Halbzeit gerade auf 16:19 (29.) verkürzt, ehe der weitere Plan, den Keeper herauszunehmen und dafür einen sechsten Feldspieler zu bringen, bescheiden endete. Resultat: Ballverlust, 16:20 (30.).

Das Ganze wirkte in der zweiten Halbzeit fast so, als ließe der BHC, dem einige Stammkräfte verletzt oder beruflich bedingt fehlten (wie Ivo Santos, Aaron Exner, Ben Büscher), den OSC hin und wieder ein bisschen mitmachen – um bei Bedarf jeweils zur Stelle zu sein. Übers 25:20 (39.) war das Spiel etwas später mit dem 31:23 (46.) und 32:24 (48.) entschieden, bevor Rheinhausen in den letzten zwölf Minuten ein bisschen Ergebniskosmetik betreiben durfte – ohne auch nur annährend für etwas Zählbares in der weitgehend unaufgeregt geführten Auseinandersetzung in Frage zu kommen. Während sich Rheinhausen mit Trainer Lars Brümmer nun für die restlichen Aufgaben dringendst auf die Suche nach einer deutlichen Steigerung begeben muss, wirkte BHC-Coach Mirko Bernau richtig erleichtert: „Das war richtig gut, Balsam für die Seele. Wir waren sehr gerupft und das war dementsprechend Jugend forscht. Besonders hervorzuheben ist Tom Puschmann, der sein mit Abstand bestes Spiel gemacht und die Mannschaft geführt hat. Philipp Schäfer hat in Abwehr wie Angriff wahnsinnig gekämpft.“

Bergischer HC II: Elsässer, Babic – Mussumeci (6), Schäfer (4), Puschmann (3), Gießelmann (3), Graf, Keull (7), Servos (3), Artmann (3), Berger, Mucha (11).

OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert – Milde (9), Eiker (3), Enders (5), Wetteborn, Zwarg (3), F. Büttner (1), Ranftler, M. Molsner (5), Käsler (1), Feld (4/2), Meurer, Hrustic (3).