3. Liga
Irrer Abstiegskampf: Aldekerk meldet sich zurück
TVA gewinnt gegen Nieder-Roden mit 36:30. Ebenfalls gefährdete Panter verlieren in Krefeld mit 25:30, Ratinger gegen Dansenberg mit 28:35.

Applaus, Applaus! Aldkerks Spielertrainer Tim Gentges steuerte zum Sieg gegen Nieder-Roden selbst sechs Treffer bei, fand das aber nicht der Rede wert. Die Leistung der gesamten Mannschaft stufte er als viel wertvoller ein. (Foto: Carsten Wulf)

Die Lage in der 3. Liga wird immer verrückter – was den Abstieg angeht. Vorne haben ja der immer noch ungeschlagene TuS Ferndorf (49:1) und sein „Verfolger“ HSG Krefeld Niederrhein (41:9) die beiden Tickets für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga schon gelöst – die Ferndorfer inzwischen zu hundert Prozent, die Krefelder mit hoher Wahrscheinlichkeit, weil der Dritte HSG Rodgau Nieder-Roden (34:16) jetzt doch relativ weit hinter Rang zwei liegt. Das wiederum hat sehr viel mit dem Kampf um den Klassenerhalt zu tun, in dem sich Woche für Woche neue Verschiebungen ergeben – was sogar manches von jetzt auf gleich auf den Kopf stellen kann. Und ja: Am Ende entscheidet über die finale Position bei Punktgleichheit der direkte Vergleich – und zwar genau dann, wenn alle Spiele zwischen sämtlichen Beteiligten absolviert sind. Bis dahin bleibt zwangsläufig das Torverhältnis das Maß aller Dinge, die sich für den Moment selbst für den TV Aldekerk zum etwas Besseren gewendet haben. Der TVA, zuletzt mit dem 24:26 bei Interaktiv.Handball schwer geschlagen, tankte durch ein 36:30 über den favorisierten Dritten HSG Rodgau Nieder-Roden neues Selbstbewusstsein – wobei Spielertrainer Tim Gentges nicht mal sonderlich überrascht war: „Ich glaube, man kann viel mit uns machen, aber man sollte uns nie, nie zu früh abschreiben. Wir haben versprochen, dass wir bis zum Ende kämpfen. Da sind uns alle Nackenschläge komplett egal. Wir werden um jeden Millimeter und jeden Punkt für diese Liga kämpfen. Auf die Mentalität und den Charakter dieser Truppe kann man nur stolz sein. Wenn wir es nicht schaffen sollten, können wir aber alle sagen, dass wir alles reingeworfen und alles gegeben haben. Da muss noch eine Menge passieren.“ Derzeit sind unverändert sieben Mannschaften in der Gefahrenzone zu Hause – die Panther (Zehnter/18:30), der TV Homburg (Elfter/18:32), die HSG Friesenheim/Hochdorf II (Zwölfter/18:32) und Aldekerk (Rang 13/16:34) sowie der TuS Dansenberg, Interaktiv.Handball (beide ebenfalls 16:34) und die TSG Haßloch (15:35) auf den drei Abstiegsplätzen. Wen es am Ende wirklich trifft, lässt sich im Moment bei einem derartigen Hauen und Stechen kaum zuverlässig erkennen.

 

TV Aldekerk – HSG Rodgau Nieder-Roden 36:30 (16:14). Der Sieg war für die Aldekerker erstens Balsam auf die Handballer-Seele, zweitens verdient und drittes das passende Geschenk für Kreisläufer Jonas Mumme, der sich zu seinem 30. Geburtstag selbst vier Treffer gönnte. „Heute haben wir wieder ein sehr gutes Spiel geliefert, wir hatten ein hohes Tempo und wir haben unsere Fehlerzahl minimiert“, fand Gentges, „außerdem war unsere Abschlussquote supergut. Wir haben einen sehr klugen Handball gespielt – genau die richtigen Sachen. Auch in der Abwehr standen wir gut mit einem funktionierenden Torhüter Paul Keutmann.“ Alles zusammen sind vernünftige Voraussetzungen für den kommenden Samstag, an dem auf Aldekerk erneut eine Art Endspiel wartet – weil es zum Schlusslicht TSG Haßloch geht. Nach dem 40:30 aus der Hinrunde wäre ein weiterer Sieg doppelt wertvoll – auch mit Blick auf den direkten Vergleich. Das Aldekerker Ziel ist klar: „Wir fahren hin, um zu gewinnen.“ Angesichts der dicken Brocken, die danach auf der Zielgeraden warten, kann der TVA sicher weiter jeden einzelnen Punkt sehr gut gebrauchen. Über Haßloch und das Derby am 27. April gegen den TuS 28 Opladen (Achter/23:27) geht es am 4. Mai zur HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Neunter/21:27), am 18. Mai zum Spitzenreiter TuS Ferndorf und am 25. Mai gegen den Longericher SC (Sechster/28:22). 

Der nicht zwingend zu erwartende Sieg der Hausherren über Nieder-Roden musste allein deshalb als gerecht durchgehen, weil sie nur in der ersten Viertelstunde drei Mal in Rückstand gerieten – am Anfang mit dem 0:1 (1.) und 1:2 (4.) sowie etwas später mit dem 6:7 (14.). Übers 10:10 (22.), 12:12 (26.) und 14:14 (29.) behielt Aldekerk die Nerven, ehe es das 16:14 (30.) am Ende der ersten Halbzeit auf 17:14 (31.) ausbaute – und sich anschließend schrittweise zum 22:18 (38.) und 24:19 (40.) absetzte. Den Anschluss der HSG zum 22:25 (42.) beantwortete der Außenseiter mit dem 28:23 (44.) und 29:24 (47.), ehe er den Rest der Partie erstaunlich souverän über die entscheidenden Minuten brachte. Echte Gefahr kam nicht mehr auf und nach dem 30:27 (49.) sorgte ein 4:0-Lauf zum 34:27 (55.) endgültig für Befreiung aus Sicht der Gastgeber. Dass Geburtstagskind Jonas Mumme mit dem 35:28 (57.) und 36:29 (60.) die letzten Aldekerker Treffer an diesem Abend beisteuerte, sorgte in der Vogteihalle dann noch für eine Steigerung der ohnehin längst guten Stimmung.

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann – Jonas Mumme (4), Schindler, Lehmann, Görden, Plhak (8/4), Gentges (6), Tobae (4), Küsters (1), Flünders, Julian Mumme (8), Ellwanger, Platen, Rutten (5).

 

Interaktiv.Handball – TuS Dansenberg 28:35 (12:18). Es war eine echte Berg- und Talfahrt, die sich die Ratinger im Duell mit dem direkten Konkurrenten aus dem Keller der Tabelle genehmigten. Aus dem erhofften Happy End wurde aber nichts – und so muss Interaktiv, das zuletzt mit dem 31:35 beim ebenfalls gefährdeten TV Homburg verloren hatte, seine Hoffnungen auf den Klassenerhalt auf andere Partien richten. Einfach wird der Weg ans rettende Ufer aber sicher nicht – und die Aufgabe am nächsten Freitag bei den Bergischen Panthern dürfte für beide Mannschaften von entscheidender Bedeutung sein. Danach erwartet Interaktiv am 28. April noch den TV Gelnhausen (Siebter/23:27), ehe es in den Mai-Endspurt geht – am 4. bei der HSG Hanau (Fünfter/31:19), am 18. gegen die HSG Friesenheim-Hochdorf II (Zwölfter/18:32) und am 25. bei der HSG Saarlouis (Vierter/31:19). Sicher ist auf jeden Fall, dass die bisher erreichten 16 Pluspunkte auf keinen Fall zum Klassenerhalt reichen werden.

Die Hausherren gerieten direkt mit 0:2 (3.) ins Hintertreffen und lagen danach über die gesamte Distanz auch kein einziges Mal in Führung – weil vorne wie hinten das notwendige entschlossene Handeln fehlte. Nach dem 3:7 (10.) schienen die Ratinger zum ersten Mal den Anschluss zu verlieren, ehe sie aus dem 5:10 (25.) durch einen 5:0-Lauf den 10:10-Ausgleich machten (19.) und Dansenberg zu einer Auszeit zwangen – die eine erneute Wende einleitete, weil der TuS bis zur Halbzeit auf 18:12 (30.) wegzog – und nach der Pause bis zum 20:15 (36.) weiter auf dem Weg zum Sieg zu sein schien. Durch eine Energieleistung begann Interaktiv jedoch mit dem nächsten Comeback – 19:22 (40.), 22:24 (44.), 25:25 (47.), 26:26 (49.). Kurz darauf schienen ab dem 27:28 (52.) die Akkus komplett entleert zu sein – und übers 27:31 (56.) kassierten die Gastgeber in den letzten Minuten doch noch weitere Gegentore zu einer unter dem Strich ebenso deutlichen wie schmerzhaften Niederlage.

Interaktiv.Handball: Bliß, Karic (1) – Poschacher (1), Grbavac (9/4), Schulz, Perschke, Sackmann (4), Stock (2), Knak, Maric (4), Mensger, Engh, Nuic (3), Koenemann (2), Sabljic (2), Kübler.

 

HSG Krefeld Niederrhein – Bergische Panther 30:25 (17:14). Das Ergebnis half am Ende natürlich nur dem einen. Die eigene Leistung aber dürfte dem anderen allerdings deutlich mehr Mut gemacht haben. Während die Krefelder zwar irgendwie den nächsten Schritt in Richtung Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gingen, präsentierten sich die Panther mit dem Tabellenzweiten über 50 Minuten weitgehend auf Augenhöhe – und dürften zumindest eine ganze Menge an Selbstvertrauen für die entscheidenden Wochen mitgenommen haben. Insbesondere der Partie am kommenden Freitag gegen Interaktiv.Handball dürfte zeigen, ob sie sich im Bergischen auf der Zielgeraden der Saison noch einmal intensiv mit dem Thema Abstieg beschäftigen müssen oder ob der Klassenerhalt doch früher winkt. „Ich finde, dass wir jeweils 20 Minuten pro Halbzeit ein richtig gutes Spiel machen. Ich bin mit der Leistung insgesamt zufrieden, wir haben viele Dinge gut gemacht. Ich denke, es war auch mehr drin für uns. Aber so macht Krefeld das im Stile einer Spitzenmannschaft und schlägt uns dann verdient“, meinte Mutz.

Die Gäste begannen ohne jeden Respekt vor dem Aufstiegsaspiranten und legten durch David Bleckmann (2.), Simon Wolter (3.) und Merten Krings (3.) eine 3:0-Führung vor. Diesen Vorsprung verteidigten die Panther in der Folge mit Leidenschaft, weil sie hinten eine engagierte Abwehr vor einem guten Keeper David Ferne auf die Platte brachten und im Angriff die sich bietenden Lücken immer wieder nutzten. So behielt Mutz‘ Team mit 5:2 (6.), 6:3 (10.), 7:4 (11.), 8:5 (12.), 9:6 (16.) und 10:7 (17.) zunächst die Nase vorne. Es folgte eine kleinere Schwächephase, welche die Eagles eiskalt ausnutzten und durch vier Treffer in Serie erstmals in Führung gingen – 11:10 (21.). Mutz reagierte mit einer Auszeit, die das 12:10 für die HSG kurz darauf nicht verhindern konnte (22.). Wer dachte, die Partie würde jetzt zu Gunsten des Favoriten kippen, sah sich getäuscht. Mit dem 12:12-Ausgleich durch Ferne ins leere Krefelder Tor (24.) waren die Panther wieder auf Augenhöhe.

Auch die Zeitstrafe gegen Henrik Heider und die Treffer der Hausherren zum 16:14 und 17:14-Pausenstand in den letzten 30 Sekunden des ersten Durchgangs warfen die Gäste nicht aus der Bahn. Im Gegenteil: Mutz‘ Mannschaft kam mit Volldampf aus der Kabine zurück und glich zum 17:17 aus (36.). Mit dem 21:19 (41.) durch Jan Blum schien sogar ein richtiger Coup beim Tabellenzweiten möglich zu sein. Doch in der Folge schwanden bei den Panthern die Kräfte und die HSG drehte die Begegnung erneut zum eigenen 23:22 (49.). In doppelter Unterzahl (49./Zeitstrafen gegen Krings und Kris Zulauf) kamen die Gäste noch einmal auf und durch Jonas Kämper zum 23:23-Ausgleich (50.). Es war das letzte Aufbäumen gegen den Favoriten, denn nach der nächsten Zwei-Minuten-Strafe gegen Heider (51.) standen die Panther kurzfristig sogar mit drei Mann weniger auf der Platte. Die Hausherren legten jetzt das 26:23 (52.) vor und in den letzten Minuten fehlte den Panthern die Kraft für mehr Gegenwehr, sodass Krefeld vom 27:25 (55.) auf 30:25 (58.) erhöhte und die letzten zweieinhalb Minuten gar kein Treffer mehr fiel.

HSG Krefeld Niederrhein: Juzbasic, Bartmann – Krass (4), Klasmann (2), Schneider (1), Noll (3), Roscheck (4), Sousa, Schulz (3/2), Marquardt (4), Hüller (3), Claasen, Kaysen (1), Persson (1), Bitzel, Mircic (4). 

Bergische Panther: Eigenbrod, Ferne (1) – Schütte, Krings (3), Reinarz, Wöstmann (1), Görgen (2), Jünger, J. Blum (1), T. Blum (3), Zulauf (1), Bleckmann (2), Hinkelmann, Heider (1), Wolter (3), Kämper (7/2).