3. Liga
Panther wie im Rausch, Ratingen wie ein Absteiger
Bergische Panther gewinnen das für den Klassenerhalt wichtige Duell gegen Aufsteiger Ratingen mit 29:16.

So nämlich! Marcel Mutz war beim Sieg gegen Interaktiv in Sachen Jubel ein Vorreiter – aber vor allem über Einsatz und Leidenschaft seiner Panther begeistert. (Foto: Thomas Schmidt)

Bergische Panther – Interaktiv.Handball 29:16 (14:9). So hatte sich das keiner der Beteiligten vorgestellt – die Panther nicht, die bei allem Optimismus von einer wesentlich engeren Angelegenheit ausgegangen waren, und die Ratinger nicht, die mindestens von einer realistischen Chance ausgegangen waren, von einem ebenfalls noch gefährdeten Kontrahenten etwas für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt mitzunehmen. In der Realität gab es dann zwar keinen Schönheitspreis für die Hausherren, die damit aber sehr gut leben konnten, weil sie einen krassen Unterschied deutlich machten, selbst in der Höhe verdient gewannen und deshalb durch die zwei Zähler sehr viel für die eigene Sicherheit taten. Folge eins: Mit jetzt erreichten 20:30 Punkten festigten sie den zehnten Tabellenplatz und gehen immerhin weiter als Spitzenreiter der Gefahrenzone in ihre letzten fünf Partien. Folge zwei: Der Abstand zum TuS Dansenberg (14./16:34) auf der ersten der drei Positionen, die den Gang nach unten bedeuten, beträgt für den Moment vier Zähler. Gleichzeitig steht Interaktiv, das sich über die 60 Minuten tatsächlich wie ein Absteiger präsentierte und in dieser Verfassung die allergrößte Mühe haben wird, das rettende Ufer noch zu erreichen, bei 16:36 Punkten als Vorletzter (15.) nun mit einem Bein in der Regionalliga. Und ganz nebenbei haben die Panther nach ihrer 29:31-Niederlage aus der Hinrunde auch den direkten Vergleich, der am Ende bei Punktgleichheit entscheidet, im Bezug auf Ratingen als Plus vorzuweisen. Entscheidend für den Erfolg der Hausherren waren die starke Deckung vor einem ebenfalls starken Torhüter David Ferne, die deutlichen Vorteile bei Emotionen und Leidenschaft sowie der Blitzstart mit der 7:0-Führung (12.).

Möglichkeit eins: Am Anfang schienen die Gäste den Ernst ihrer sportlichen Lage nicht begriffen zu haben. Möglichkeit zwei: Sie waren der Situation einfach nicht gewachsen. In der Summe funktionierte jedenfalls gar nichts bei Ratingen, das durch Hendrik Stock erst in der 13. Minuten zum ersten eigenen Treffer kam – 1:7. Weil die Panther fortan ebenfalls den einen oder anderen technischen Fehler/Fehlpass/Fehlwurf einstreuten, kam es für Interaktiv wenigstens bis zur Pause nicht noch schlimmer – 4:11 (19.), 8:13 (28.), 9:14 (30.). Nachdem Dusan Maric in der zweiten Halbzeit gegen hier in Unterzahl verteidigende Gastgeber (30./Zeitstrafe David Bleckmann) auf 10:14 (31.) verkürzt hatte, schien auf einmal doch etwas möglich zu sein für Ratingen. Genau das stellte sich allerdings ziemlich rasch als der größte anzunehmende Irrtum heraus und das Team von Panther-Trainer Marcel Mutz stellte etwa durch Jonas Kämper unter Beweis, dass es an diesem Abend gut mit Rückschlägen umgehen konnte: Kämper erhöhte erst auf 15:10 (32.), verwarf kurz darauf einen Siebenmeter (33.) und korrigierte diesen Fehlversuch höchstselbst rund 40 Sekunden später mit dem 16:10 (34.). Für Interaktiv wurde das der Anfang vom Ende, weil die Panther beim 19:10 (41.) bereits neun Treffer weg waren und die durch Interaktiv-Trainer Filip Lazarov beantragte folgende Auszeit im Nichts verpuffte. Übers 22:11 (42.), 25:12 (52.) und 27:13 (55.) zogen die Panther beinahe beschwingt zu einem 14-Tore-Polster weg, während die Ratinger (bei denen ihr sonstiger Top-Werfer Ante Grbavac komplett leer ausging) längst einen resignierten Eindruck machten und im letzten Viertel des Abends auf eine sehr trostlose Art und Weise keine Gegenwehr mehr lieferten.

Zusammen mit dem noch holprigen 32:32 gegen den Letzten TSG Haßloch (15:35) und dem überraschenden 31:27 beim Dritten HSG Nieder-Roden (34:16) sowie dem 25:30 nach einer guten Leistung zuletzt bei der HSG Krefeld Niederrhein (Zweiter/41:9) haben die Panther aus den vergangenen vier Partien immerhin 5:3 Zähler auf ihr Konto überweisen können, sodass die ärgsten Sorgen für den Moment gelindert sind. Entsprechend glücklich war Trainer Mutz an diesem Freitagabend: „Ich habe einen völlig verdienten Sieg meiner Mannschaft gesehen. Wir haben Ratingen komplett dominiert, in allen Belangen. Wir sind sehr gut reingekommen, wir haben eine überragende Abwehr gespielt mit einer guten Torhüterleistung dahinter. Wir haben die Achse mit Ante Grabavac/Stanko Sabljic komplett im Griff gehabt und sie entnervt. Wir haben zum Ende der ersten Halbzeit ein paar Nachlässigkeiten gehabt, aber in der zweiten haben wir es sehr konzentriert und solide nach Hause gefahren. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft, auch in der Breite. Das war sehr fokussiert und konzentriert, Wir genießen jetzt das Wochenende.“ Weil die Panther allerdings keine Tag-Träumer sind, wissen sie, dass für den Rest der Saison weiter höchster Einsatz nötig ist – und die Aufgabe am 27. April bei der HG Saarlouis (Vierter/31:19) dürfte zudem wieder ganz andere Anforderungen stellen. Ob Interaktiv wieder aufstehen und in den Kampf um den Klassenerhalt zurückkehren kann, dürfte sich bei seiner Aufgabe einen Tag später (28. April) gegen den TV Gelnhausen zeigen (Siebter/23:27).

Kristoffer Kleist, Jugend-Koordinator und als Vertreter des bisherigen Sportlichen Leiters Benjamin Daser (Elternzeit) relativ neu im Amt, redete hinterher angesichts des völlig enttäuschenden Auftritts „seiner“ Mannschaft nicht lange um den heißen Brei herum. „Glückwunsch an die Panther. Ich glaube, wirklich positive Worte sind schwierig zu finden. Leider haben wir es nicht geschafft, den Schalter umzulegen und Emotionen in dieses Spiel reinzukriegen. Für uns ist es wichtig, dieses Spiel jetzt ganz, ganz, ganz schnell aus den Köpfen zu kriegen. Es sind noch vier Spiele übrig und wir haben noch alles in eigener Hand. Aber da muss definitiv eine Leistungssteigerung her.“ Der zum Zuschauen verdammte Alexander Oelze, der sonst im Trainer-Duo mit Lazarov an der Seitenlinie steht, nannte die Dinge ebenfalls klar beim Namen: „Das ist von der ersten bis zur letzten Sekunde ein hochverdienter Sieg für die Panther. Unsere Leistung war weder in der Abwehr noch im Angriff in irgendeiner Weise konkurrenzfähig.“

Bergische Panther: Eigenbrod, Ferne – Schütte, Krings (7), Reinarz (1), Wöstmann (1), Görgen (4), J. Blum, T. Blum, Zulauf (1), Ueberholz (1), Bleckmann, Hinkelmann (1), Heider (2), Wolter (2), Kämper (9/4).

Interaktiv.Handball: Bliß, Karic – Grbavac, Schulz (1/1), Perschke, Wasse (2), Sackmann (1), Stock (4), Knak (1), Maric (2), Mensger (1), Engh (2), Nuic (2), Poschacher, Sabljic, Koenemann.