Regionalliga Nordrhein
Dormagen macht weiter Druck auf Korschenbroich
TSV Bayer II bleibt mit dem 36:28 gegen den Vierten Weiden oben dran. Dem Letzten SG Langenfeld hilft das 25:24 in Refrath/Hand vielleicht gar nicht mehr.

Es geh weiter: Einer von ihnen wird Meister – entweder Daniel Küpper Ventura (beim Wurf) mit dem TV Korschenbroich oder Torhüter Lennard Kull und Trainer Martin Berger (links im Hintergrund) mit dem TSV Bayer Dormagen II. (Foto: Sven Frank)

TSV Bayer Dormagen II – HC Weiden 36:28 (19:16). Der Regionalliga-Neuling bleibt dran – und die erst am Ende der vergangenen Serie aus der Oberliga Mittelrhein aufgestiegenen Dormagener dürfen weiter von der nächsten Meisterschaft träumen. Das Duell mit dem Vierten Weiden (27:21) war zwar bis kurz vor der Pause eng, am Ende aber plötzlich eine klare Sache fürs Team von Trainer Martin Berger – das sich an den beiden restlichen Spieltagen als Zweiter (34:14 Punkte) weiter ein Fernduell mit dem Spitzenreiter TV Korschenbroich (35:13) liefern wird und bis zum Schluss so viel Druck wie möglich auf den TVK ausüben will. Dormagen tritt nun am 27. April noch beim Letzten SG Langenfeld (15:33) und am 4. Mai gegen den die HSG Refrath/Hand an (Zehnter/22:26), während die Korschenbroicher am 27. April zuerst in Weiden und zum Abschluss am 4. Mai gegen Langenfeld spielen – und alles in der eigenen Hand haben. Für den HC und dessen Trainer Marc Schlingensief geht es auf der Zielgeraden maximal darum, den vierten Rang im Duell mit dem Fünften HG Remscheid (ebenfalls 27:21) über die Ziellinie zu bringen. Schlingensief sah die Partie in Dormagen realistisch: „Glückwunsch an Dormagen zum verdienten Sieg. Wir schaffen es die ersten 15 Minuten, das umzusetzen, was wir uns vornehmen. Dann kann Dormagen sehr hochwertig mit Florian Böhnert und Florian Träger zwei Zweitligaspieler einwechseln. Im Angriff verlieren wir dann etwas die Kontrolle und laufen einem Rückstand hinterher. In der zweiten Hälfte geht der Highspeed-Handball von Dormagen weiter und wir verlieren etwas den Anschluss. Mit einer Energieleistung und verbesserter Abwehr kommen wir noch mal ran, die Crunchtime gehört aber wieder Dormagen. Bei uns hatten zu wenig Spieler eine gute Form. Deswegen geht die Niederlage in Ordnung, wenn auch mit zwei bis drei Toren zu viel.“

Weiden legte das 7:5 (12.) und 9:7 (15.) vor, musste in der Folge aber einen 5:0-Lauf der Hausherren hinnehmen und lief dann ab dem 9:12 (20.) immer hinterher. Mit dem 11:12 (22.) und 13:14 (26.) blieb das Team von Trainer Marc Schlingensief dran, aber nach dem 13:17 (28.) wurde der Weg zu zwei Punkten immer weiter. Aufs 17:19 (31.) direkt nach der Pause antwortete Dormagen wieder wirkungsvoll, erhöhte zügig auf 24:18 (37.), legte nach dem 25:22 (40.) einen weiteren Gang zum 28:22 (43.) zu und produzierte nach dem 29:26 (47.) praktisch wie auf Knopfdruck die benötigten Tore: Ein 6:0-Lauf brachte dem Favoriten die 35:26-Führung (26.), die Weiden nicht mal mehr für ein günstigeres Ergebnis kontern konnte. „Wir gewinnen am Ende verdient, aber wir hatten echt Startschwierigkeiten, weil Weiden das gerade in der Deckung sehr kompakt gelöst hat“, stellte Dormagens Trainer Berger fest, „wir mussten uns ein bisschen reinarbeiten, das haben wir geschafftt. Es wurde noch mal ein bisschen eng, aber da haben die Jungs gut durchgezogen. Das war eine gute Teamleistung – aber nicht überzubewerten, weil Weiden am Ende doch schon ziemlich platt war.“ 

TSV Bayer Dormagen II: Broy, Kull – Nitsche (2), Böhnert (3), Kasper (2), Kriescher (8/2), Beckers (2), Emmerich (1), Ostrowski (2), Szabo, Mosblech, Scholl (6), Rügenberg (2), Träger (8).

HC Weiden: Schroif, Keller – J. Frauenrath (2), Xhonneux (9/2), Wolff (1), Meurer, Scheidtweiler (2), Gerke (2), Kemper (5), Boesel (2), Fiedler (3), K. Frauenrath (1), Bergerhausen, Klinkenberg (1).

 

MTV Rheinwacht Dinslaken – TuSEM Essen II 28:32 (12:17). Wenig war nicht los an diesem Sonntagvormittag, der nach der Statistik eher sehr rustikal daherkam – mit zehn Zeitstrafen und einer Roten Karte (dritte Zeitstrafe Niclas Schmidt) gegen den TuSEM sowie fünf Zeitstrafen gegen Dinslaken. Was neben dem Plus bei der zahlenmäßigen Überlegenheit ebenfalls für die Gastgeber hätte sprechen sollen: Philipp Tuda verwertete alle fünf dem MTV zugesprochenen Siebenmeter, während Essens Zweite lediglich die Hälfte dieser Chancen nutzte und nur zwei von vier Versuchen verwerten konnte. Trotzdem nahmen am Ende die Gäste korrekt beide Zähler mit, weil sie nach einem Blitzstart nicht ein einziges Mal in Rückstand gerieten und das Duell nach einer Aufholjagd des MTV (Achter/22:26 Punkte) kurz vor der Pause bald wieder in ihre Richtung lenkten. Gleichzeitig überwies das Team von Trainer Philipp Krüger durch den Erfolg zwei wichtige Punkte aufs Konto: Als Sechster hat die TuSEM-Zweite nun zwei Runden vor dem Ende der Saison 2023/2024 bei 23:25 Punkten in einem engen Feld sehr gute Aussichten auf den Klassenerhalt. Die Essener könnten es sich jetzt theoretisch sogar leisten, dass zwei Absteiger aus der 3. Liga kämen und als Folge drei Klubs aus der Regionalliga absteigen müssten – weil ihr Polster auf den Drittletzten Bergischer HC (18:30) bei zwei ausstehenden Spielen auf jeden Fall groß genug ist.

Nach dem 1:1 (4.) schien Essen die Hausherren zu überrollen, denn bis zum 9:4 (11.) und 11:6 (18.) fand Dinslaken praktisch nicht statt. Durch eine 4:0-Serie zum 10:11 (22.) war der MTV wenig später wieder dran – und nach einer 0:4-Serie vom 11:13 (23.) zum 11:17 (30.) wieder weit weg. Bis zum 15:17 (34.) waren Dinslakens Hoffnungen auf eine Wende da, doch ab dem 22:16 (38.) hatte Essen zum größten Teil die Kontrolle zurück. Dass der MTV noch nicht aufgab und in doppelter Überzahl (Zeitstrafen gegen Essen) auf 24:26 (53.) verkürzte, beantwortete Krügers Mannschaft mit dem 28:24 (55.). Und kurz ließ sie aufs 29:27 (57.) mit dem 31:27 (59.) die Entscheidung folgen. Der TuSEM-Coach konnte nachher mit dem Auftritt der Essener und mit dem Resultat einiges anfangen: „Es wurden überraschend viele Zeitstrafen verteilt heute. Wir haben aber auch beherzt verteidigt, weil wir das Spiel schon als eine Art Endspiel gesehen haben, um den Klassenerhalt zu sichern – der jetzt hoffentlich so Bestand hat. Wir haben uns sehr gut vorbereitet und die Leidenschaft war absolut da. Dinslaken ist häufig an unserer Abwehr mit einem guten Torhüter Mats Haberkamp dahinter gescheitert. Im Angriff haben wir es immer wieder geschafft, zu einfachen Toren zu kommen – auch wenn wir die Chancen in der Mitte der zweiten Halbzeit nicht mehr so effizient genutzt haben. Wir gehen glücklich und als hochverdienter Sieger von der Platte. Wir konnten einfach mehr investieren.“

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Rosendahl (2), Schriddels, Hoffmann (2), Sanders, Höffner (2), Lelgemann, Tuda (8/5), Krölls (2), Dreier (2), Reede (8), Kölsch (2).

TuSEM Essen II: Haberkamp (1), Solbach Domingo – Scherz (5), Asci, F. Neher (1/1), Schmidt (2), Kostuj (5), Lewandowski (1/1), Stumpf (4), Ernst (3), Buschhaus (1), Elsässer (5), Weiß (4).

 

OSC Rheinhausen – BTB Aachen 35:24 (22:12). Im Grunde hätten sich beide Seiten am Ende der ersten Halbzeit darauf verständigen können, die Angelegenheit vorzeitig zu beenden – weil die Kräfteverhältnisse überraschend früh zu Gunsten der Hausherren zementiert waren und die Aachener irgendwie überhaupt nicht in der Partie angekommen waren. Im Team von Trainer Simon Breuer ließ sich zuerst sehr wenig von dem erkennen, was den BTB in den vergangenen Wochen und Monaten sogar zu einem Platz in der oberen Tabellenhälfte geführt hatte. Selbst gegen die beiden Top-Teams TV Korschenbroich (Erster/32:33) und TSV Bayer Dormagen II (Zweiter/30:32) waren die Aachener ganz gut unterwegs gewesen – und damit erheblich stärker als jetzt in Rheinhausen, das den Sieg dafür im Kampf um den Klassenerhalt ganz gut gebrauchen konnte. Als Elfter steht der OSC nun mit 21:27 Punkten klarer vor dem Bergischen HC II (18:30) sowie den noch stärker gefährdeten Borussia Mönchengladbach (16:32) und SG Langenfeld (15:33). Die Borussia und die SGL müssten nach dem Stand der Dinge in der 3. Liga (ein Absteiger aus dem Gebiet Nordrhein) in die Oberliga absteigen. Auf einem besonders heißen Stuhl sitzt der BHC II (bei zwei Absteigern aus der 3. Liga), während es Rheinhausen inzwischen nur noch dann treffen wird, falls es eine Etage höher wirklich drei Nordrhein-Vereine erwischt. Entsprechend richtete die Niederlage auch für die Aachener vermutlich keinen sehr großen Schaden an, weil ihr siebter Platz bei 23:25 Punkten inzwischen ebenfalls Sicherheit in brauchbarem Umfang bietet. Begeistert war Trainer Breuer naturgemäß trotzdem nicht.

Übers 6:1 (8.) legte Rheinhausen bis zum 10:2 (14.) einen Turbostart hin, dem der BTB nichts entgegenzusetzen hatte. Dass Aachen beim 8:14 (20.) und 10:16 (24.) etwas besser aussah, beantwortete der OSC durch einen 4:0-Lauf, der ihm mit dem 20:10 (28.) kurz vor der Pause das erste Polster im zweistelligen Bereich einbrachte – an dem sich grundsätzlich weder mit dem 22:12 (30.) am Ende der ersten Halbzeit noch später im Laufe der zweiten viel änderte. Der Vorprung der Hausherren pendelte fast immer um die zehn Tore herum und nur beim 23:15 (36.) oder 28:20 (50.) war es ein bisschen weniger. So etwas wie Gefahr gab es jedoch zu keinem Zeitpunkt mehr für die Hausherren, die übers 30:20 (52.) und 33:23 (56.) einen ungefährdeten Erfolg unter Dach und Fach brachten. „Wir haben am Anfang überhaupt nicht ins Spiel gefunden“, fand BTB-Coach Breuer, „Rheinhausen war einfach gewillt, unbedingt die Punkte zu holen. Sie waren total präsent – und wir eben nicht. Ab dem 2:10 lief es besser und wir haben in der zweiten Halbzeit gute Chancen rausgespielt, doch wir haben einige hundertprozentige vergeben. So war es unmöglich, das Spiel noch zu drehen. Alles in allem war das kein guter Auftritt von uns. Wir haben noch zwei Spiele und wir versuchen jetzt, die Saison auf einem Platz in der oberen Hälfte abzuschließen. Dafür gilt es noch mal zwei Wochen Vollgas zu geben.“

OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert – Milde, Eiker (3), Enders (4), Bekston, Kauwetter (1), Zwarg (6), F. Büttner (6), Ranftler (1), M. Molsner (2), Käsler (9), Feld (2), Hrustic (1).

BTB Aachen: Zaghloul, Schüler – Mattner (4), Wydera, Oslender, Bökmann, Horn, Wudtke (2), Monteiro Pai (2), Kaesgen, Wagner (3), Kepp (3), Sevenich (2), Bock (8/2).

 

HSG Refrath/Hand – SG Langenfeld 24:25 (10:15). Sie wehren sich und sie wehren sich, immer weiter. Nach dem hart erkämpften Erfolg in der nicht auf einem sonderlich hohen Niveau stehenden Partie steht das Konto der Langenfelder für 2024 bei 9:7 Punkten – was normalerweise die Bilanz eines Mittelfeld-Mitglieds ist und nicht die eines Tabellenletzten. Die bittere Realität weist das Team von Trainer Markus Becker aber bei 15:33 Zählern als das Schlusslicht aus und zwei Runden vor dem Ende der Saison stehen die Zeichen zu 99 Prozent auf Abstieg: Nach dem aktuellen Stand und der Entwicklung in der 3. Liga (ein Absteiger aus dem Gebiet Nordrhein) müssten der Vorletzte Borussia Mönchengladbach (16:32) und die SGL in die Oberliga absteigen. Treffen könnte es auch den  Bergischen HC II (bei zwei Absteigern aus der 3. Liga), der drei Zähler mehr hat als Langenfeld und damit wenigstens rein rechnerisch noch in Reichweite liegt. Um eine Art Wunder zu vollbringen und wenigstens Drittletzter zu werden, müsste Beckers Mannschaft jedoch sowohl am 27. April gegen den Zweiten TSV Bayer Dormagen als auch am 4. Mai beim Spitzenreiter TV Korschenbroich gewinnen – was als maximal unwahrscheinlich gelten muss. Ähnliche Sorgen plagen die enttäuschten Refrather nicht, weil ihr zehnter Rang bei 22:26 Punkten ausreichend Raum zumindest zum BHC bietet – gegen den das Team von Trainer Kelvin Tacke den direkten Vergleich bereits für sich entschieden hat (32:32/31:29).

Was mit dem 4:3 (5.) für die Gäste begann, entwickelte sich bald zu einem zähen Ringen – in dem Langenfeld immer wieder Vorteile hatte. Vom 5:5 (9.) zog die SGL auf 9:5 (14.) weg und sie hatte für den Rest der ersten Halbzeit übers 13:7 (20.) bis zum 15:10 (29.) alles im Griff. Refrath verkürzte zwar auf 14:16 (36.), stand sich allerdings mit einer viel zu hohen Fehlerquote regelmäßig selbst im Weg. Was für die Hausherren sprach: Sie gaben immerhin nicht ganz auf und kamen sogar zweimal bis auf einen Treffer heran – 21:22 (54.), 22:23 (57.). Langenfeld antwortete jetzt mit dem 24:22 (58.) durch Aaron Winter und dem entscheidenden 25:22 durch Julian Schulz am Anfang der letzten Minute.  Nach dem 23:25 (60.) von Fynn Natzke für Refrath kam das 24:25 (60.) von Magnus Georgi zwei Sekunden vor Schluss zu spät. „Mit der ersten Halbzeit war ich sehr zufrieden“, stellte SGL-Coach Becker fest, „wir haben Refrath gut im Griff. In der zweiten Halbzeit verfallen wir für zehn Minuten wieder in leichte Hektik, lagen aber permanent in Führung und am Ende zocken wir das eigentlich ganz gut runter. Die Einstellung hat gestimmt, wir haben gut gefightet. Das war eine geschlossene Mannschaftsleitung.“ Kollege Tacke fand das Gesehene weniger erfreulich, zumal er bei seiner Mannschaft die bei Langenfeld erkennbare Leidenschaft vermisste, wirklich und wirklich alles zu geben: „Die Niederlage haben wir uns selber zuzschreiben. Über die erste Halbzeit bin ich absolut enttäuscht. Wir sind nicht mit der nötigen Leidenschaft ins Spiel gegangen. Die Reaktion der Mannschaft war dann die richtige und wir bringen das Herz auf die Platte. Wir haben drei Mal die Situation, dass wir den Bock umstoßen können – und lassen die Situation drei Mal aus. Unter dem Strich hat Langenfeld verdient gewonnen. Die letzten beiden Spiele sind für uns tatsächlich ein Charaktertest.“

HSG Refrath/Hand: Krämer, Kierdorf – Schallenberg (1), Greffin (1), Geerkens (1), Funke (7), Hohenschon, Georgi (3), Speckmann, Asselborn, Merz (1), Mokris (8/5), Natzke (2), Capota.

SG Langenfeld: Faust, Hüttel – Guggenmos (1), Bisten, Preissegger, Hines (1), Sorg (6/5), Schulz (5), Boelken (2), Rahmann (7), Winter (2), Richartz, Baup, Raschke (1).