3. Liga
TVA gegen Opladen: Noch nie stand mehr auf dem Spiel
Aldekerk liefert die bessere Rückrunde, ist aber stark gefährdet - und Interaktiv noch stärker. Besser sieht es für die Panther aus, viel besser für Longerich.

Große Sprünge? Sind Yannik Nitzschmann (mit Ball) und dem TuS 82 Opladen in der Rückrunde bisher nicht so sehr oft gelungen. Jonas Mumme (rechts) und seine Aldekerker, die das Hinrunden-Duell in Opladen überraschend mit 30:27 gewannen, sollten daraus aber keine falschen Schlüsse ziehen. Das Derby am Samstag in der Vogteihalle dürfte wieder ein enger Kampf werden. (Foto: Thomas Ellmann)

Der eine kommt mit 5:17 Punkten aus den bisherigen zwölf Spielen im Jahr 2024 und der Rückrunde um die Ecke. Das ist keine überwältigende Bilanz und deutet normalerweise auf eine extrem große Gefahr hin, dass den Betreffenden der Abstieg erwischt. Der andere kann für denselben Zeitraum und für dieselbe Anzahl an Spielen dagegen 12:10 Zähler vorweisen – was ihn normalerweise als ein Mitglied des oberen Mittelfeld ausweisen würde. In der aktuellen Wirklichkeit sieht das aber ganz anders aus und es scheint sich fast um eine Art der verkehrten Handball-Welt zu handeln: Auf Rang acht kann der TuS 82 Opladen, der immer noch von seinen 18:12 Punkten aus dem ersten Teil der Saison profitiert, mit insgesamt 23:29 Zählern nicht eben besonders euphorisch, aber bei vier übrigen Aufgaben wenigstens ziemlich ruhig in den Saison-Endspurt gehen. Demgegenüber konnte sich der TV Aldekerk zwar von ganz unten aus dem Keller bis auf Rang zwölf vorarbeiten – ist dort aber bei 18:34 Punkten unverändert stark gefährdet und das bleibt vermutlich sogar bis zum Schluss so oder ähnlich. Nun treffen sich die beiden einstigen Regionalliga-Rivalen in der Aldekerker Vogteihalle zu einem Duell, für das vor allen Dingen eins sicher ist: Niemand wird Geschenke verteilen – auch und gerade die Opladener nicht, weil ein solches Verhalten in der DNA der Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt nicht vorkommt. Wer als Sieger von der Platte geht? Kaum abzuschätzen. Und TVA-Spielertrainer Tim Gentges rechnet ebenfalls mit einer sehr schwierigen Auseinandersetzung: „Wir haben wieder ein Endspiel, davon haben wir noch vier. Die letzten Partien, die wir gegen Opladen geführt haben, waren immer sehr, sehr knappe Spiele, die sich komplett auf Augenhöhe befunden haben und bei denen Kleinigkeiten den Ausschlag gegeben haben.“ Der Blick auf die bisherigen drei Duelle in der 3. Liga stützt diese Vermutung.

Aus der Saison 2022/2023, dem ersten Aldekerker Jahr nach dem Aufstieg, stammen das 27:27 zu Hause und das 32:32 in der Opladener Bielerthalle. Dann trat der TVA in der Hinrunde der laufenden Serie am 25. November 2023 praktisch in Vorleistung, weil er aus Opladen einen 30:27-Erfolg mitnahm – in einem Duell, das bis zum 25:25 in der 56. Minute völlig offen war. Gentges hat eine Menge Respekt vor den Opladenern, denen er jederzeit einen entsprechenden Konter zutraut – aber er hat noch mehr Vertrauen ins eigene Team, das sich in den Abstiegskampf tatsächlich reingebissen hat, „Wir wollen den Schwung, den wir jetzt haben, mitnehmen, um die nächsten zwei Punkte in Aldekerk zu behalten – damit wir diesen Platz über dem Strich, den wir uns hart erkämpft haben, verteidigen“, sagt Gentges, „im Abstiegskampf ist es ja meistens so, dass am Ende der über dem Strich steht, der den stärksten Willen zeigt. Und wenn ich so in meine Mannschaft blicke, weiß ich, dass sie das mit Leib und Seele will. Wenn wir diese Intensität und Klugheit an den Tag legen wie in den letzten Partien, dann wird es Opladen bei uns zu Hause schwer haben. Aber genau das müssen wir an den Tag legen, weil wir sonst keine Chance haben, Opladen zu schlagen. Wir kennen deren Qualitäten. Wir müssen alles auf die Platte werfen.“ Dass der  TVA nach seiner dünnen Ausbeute aus der Hinrunde überhaupt wieder an den Klassenerhalt denken darf, lässt sich aus Trainersicht im Übrigen – neben der guten Punkte-Ausbeute – mit einer anderen Eigenschaft erklären: „Das Spaß und das Lachen sind bei uns nie weggegangen, auch wenn wir da unten stehen.“ 

Noch schlechter als die Opladener sehen die Rückrunden-Zahlen für den Aufsteiger Interaktiv.Handball aus – 4:18 Punkte, nur zwei Siege und die ausgerechnet am 2. März gegen die Opladener (31:30) sowie am 23. März gegen die Aldekerker (36:24), womit das Team des Trainergespanns Filip Lazarov/Alexander Oelze im Übrigen auch den bei Punktgleichheit am Ende der Saison entscheidenden direkten Vergleich mit dem TVA auf seiner Seite hat (Hinrunde 34:30). Viel mehr Positives bleibt den zuletzt regelmäßig mit personellen Problemen kämpfenden Ratingern aber nicht und besonders ein paar Niederlagen aus der jüngeren Vergangenheit gegen andere direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt hängen ihnen mittlerweile wie Mühlsteine um den Hals – 31:35 beim TV Homburg, 28:35 gegen den TuS Dansenberg, 16:29 bei den Bergischen Panthern – die auf Rang zehn als Spitzenreiter der engeren Gefahrenzone mit 20:30 Punkten und den jetzt besten Aussichten zur Rettung auf die Zielgerade einbiegen. Dahinter liegen die HSG Friesenheim-Hochdorf II (20:32), die Aldekerer (18:34) und Homburg (18:34) momentan ebenfalls am rettenden Ufer, während Dansenberg (16:36), Interaktiv (16:36) und die TSG Haßloch (15:37) auf den drei Abstiegsplätzen zu finden sind. Den Ratingern bleibt jetzt nur, so schnell wie möglich den Trend zu brechen und damit am besten gegen den Siebten TV Gelnhausen (23:29) zu beginnen. Anschließend hält das Restprogramm unter anderem die hohen Hürden am 4. Mai bei der HSG Hanau (Fünfter/31:21) und zum Schluss am 25. Mai bei der HG Saarlouis bereit (Vierter/33:19). Also müssen wohl aus den Heimspielen gegen Gelnhausen und am 18. Mai gegen Friesenheim-Hochdorf II die maximal möglichen vier Punkte her.

Ein mit dem Blick auf die Gegner identisches Restprogramm wartet auf die Panther – nur in einer anderen Reihenfolge. Weiter geht es nun am Samstag in Saarlouis, ehe am 4. Mai die HSG Friesenheim-Hochdorf II ins Bergische kommt und die Serie danach am 18. Mai gegen Hanau sowie am 25. Mai in Gelnhausen endet. Die fast krassen Unterschiede zu Interaktiv: Das Team von Panther-Trainer Marcel Mutz hat schon 20 Punkte und es ist rechtzeitig zur entscheidenden Phase der Saison mit einer ganz anderen Tendenz unterwegs, denn nach einer Durststrecke vor allem im Februar (vier Niederlagen) sprangen in der Folge 5:3 Punkte heraus – und zuletzt stand eben jenes wert- und wirkungsvolle 29:16 gegen Interaktiv auf der Anzeigetafel. Außerdem haben die Panther noch das Nachholspiel am 8. Mai gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Neunter/21:2) in der Hinterhand, in das sie wahrscheinlich nicht ganz chancenlos gehen. In der Summe folgt daraus jedenfalls, dass sich Mutz (hört nach der Saison auf) in rund vier Wochen mit dem Klassenerhalt verabschieden dürfte.

Jenseits von Gut und Böse ist der Longericher SC unterwegs, der als Sechster (30:22) allerdings nicht an einen gemütlichen Saison-Ausklang denkt – im Gegenteil: Die Kölner blicken durchaus sehr interessiert auf Saarlouis und Hanau auf den Rängen drei und vier. Dass es angesichts permanenter und nicht kleiner Probleme mit Verletzungen und einem entsprechend ausgedünnten Kader zuletzt so gut lief (drei Siege hintereinander), findet LSC-Trainer Chris Stark auf jeden Fall stark: „Wir sind ja in den letzten Wochen äußerst stark getroffen worden. Umso verwunderlicher und bemerkenswerter ist es, dass wir uns genau in dieser Phase noch einmal zu einem Leistungshoch heraufgeschwungen haben. Kompliment an meine Mannschaft, dass wir uns in der Endphase der Saison mehrfach von unserer Schokoladenseite präsentiert haben.“ Die neueste Hiobsbotschaft ergab sich beim 27:26 am vergangenen Samstag im Spiel bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II, als Valentin Inzenhofer in der ersten Halbzeit eine Knieverletzung erlitt. Inzwischen ist klar, dass der Keeper, der seine Karriere ohnehin beenden wollte, für längere Zeit ausfällt und unfreiwillig gar nicht mehr zurück auf die Platte kommt. „Das ist ganz bitter für ihn und das tut uns besonders leid“, sagt Stark, der nun auf den erneut einspringenden Andreas Briese („Ist als Teambetreuer in die Saison gestartet“) und einen zweiten Torhüter aus der zweiten Mannschaft baut – weil ja Elvan Kromberg, der sonstige Torhüter-Kollege von Valentin Inzenhofer, seit Längerem ebenfalls nicht zur Verfügung steht. Wozu das alles gegen den Dritten HSG Rodgau Nieder-Roden (36:16) reichen kann? Favorit sind die Longericher trotz des 39:29 aus der Hinrunde nach einer der besten Saisonleistungen in Rodgau eher nicht. Stark drückt es so aus: „Wir müssen in allen Belangen über uns hinauswachsen. Wir spielen gegen eine sehr konstante und sehr breit aufgestellte Mannschaft.“ Dass die HSG kürzlich gegen die Panther (27:31) und bei den Aldekerkern (30:36) zwei erstaunliche Niederlagen hinnehmen musste, werden sie aber in Longerich zur Kenntnis genommen haben.

Für die HSG Krefeld Niederrhein geht es im Grunde nur darum, jetzt zunächst die restlichen vier Spiele in der Gruppe Süd-West der 3. Liga anständig abzuwickeln und sich ansonsten schon auf die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga einzurichten. Ganz vorne steht inzwischen der ungeschlagene TuS Ferndorf (51:1) als Meister fest und dahinter werden sich die Eagles (43:9) bei sieben Zählern Vorsprung auf die HSG Rodgau Nieder-Roden den ebenfalls ausreichenden zweiten Platz sichern. Um die letzten sowieso kleineren Restzweifel zu beseitigen, reicht der Mannschaft von Trainer Mark Schmetz nun bereits ein weiterer Zähler – der in der bevorstehenden Partie gegen den Vierten HSG Hanau mit einer konzentrierten Leistung möglich ist. Schließlich musste Krefeld im Kalenderjahr 2024 trotz nicht immer optimaler Auftritte bei 19:3 Punkten erst eine Niederlage hinnehmen – natürlich gegen die Ferndorfer (23:28). Das Hinrunden-Duell mit Hanau sollten dabei jedoch Warnung genug sein: Damals lagen die Eagles am 25. November 2023 in der 52. Minute noch mit 28:31 und in der letzten Minute mit 32:33 hinten, ehe ein von Christopher Klasmann verwandelter Siebenmeter kurz vor Schluss den 33:33-Endstand und damit den einen Punkt brachte.