Oberliga Mittelrhein
Zielgerade: Zeit für Ehrungen, Abschiede und Wehmut
Bei den meisten Mannschaften standen am vorletzten Spieltag Verabschiedungen von Trainern und Spielern im Vordergrund. In Palmersheim erlebte auch der Fanclub seinen besonderen Moment, Andreas Heckhausen musste sein letztes Heimspiel als Trainer des BTB Aachen II von der Tribüne aus beenden.

Irgendwas von dir bleibt hier: Torhüter Hendrik Theisen gehörte zu den Spielern, die in der kommenden Saison nicht mehr zur Verfügung stehen und nun für den MTV Köln gegen SR Aachen ihr letztes Heimspiel bestritten – das die Kölner zum Abschied passenderweise gewinnen konnten. (Foto: Thomas Schmidt)

Sportlich ist die Spannung raus aus der Oberliga Mittelrhein, in der die HSG Siebengebirge bereits vor einer Woche die Meisterschaft und die Rückkehr in die Regionalliga klargemacht hatte. Für die meisten Mannschaften geht es jetzt im Finale vor allem noch darum, sich von scheidenden Spielern und Trainern zu verabschieden, allen Akteuren möglichst viele Einsatzzeiten zu verschaffen und bestenfalls trotzdem einen vom Ergebnis her versöhnlichen Abschluss zu schaffen. Dass diese Vorsätze tatsächlich auch zu guten Spielen führen können, bewiesen der SSV Nümbrecht und der TuS Königsdorf: Die Gäste hielten als Aufsteiger beim Tabellenzweiten gut mit, sie führten lange und zogen am Ende recht unglücklich mit 30:31 den Kürzeren. Dabei hatte der TuS schon vor der Pause meist vorne gelegen und er war beim 20:16 (36.) weiter auf einem guten Weg. Auch nach dem 21:21 (42.) legte Königsdorf noch einmal vor – 24:21 (44.). Doch der SSV zeigte im Anschluss, warum er als Spitzenmannschaft so lange an Meister Siebengebirge drangeblieben war – und er drehte die Partie zum eigenen 25:24 (49.). In der spannenden Schlussphase war jedes Ergebnis möglich, doch Fabian Benger besorgte mit dem Schlusspfiff das 31:30 für Nümbrecht. „Wir kommen gut in die Partie und zeigen mehr Gegenwehr, als Nümbrecht vielleicht erwartet hätte. Wir wussten aber von Anfang an, dass Nümbrecht dann einen Gang höher schalten kann“, meinte Königsdorfs Trainer Franziskus Bleck, der trotz der Niederlage zufrieden mit seiner Mannschaft war: „Nach 60 Minuten überwiegt eher das Gefühl des Stolzes auf meine Jungs. Wir haben ein richtig tolles Oberligaspiel gesehen. Obwohl es ja eigentlich um nichts mehr ging, war das noch einmal eine Werbung für den Handball. Beide Mannschaften hatten Bock und haben sich keinen Zentimeter geschenkt.“ Mit dieser Bewertung war er sich mit SSV-Coach Manuel Seinsche insgesamt weitgehend einig: „Gegen eine gute Königsdorfer Mannschaft sind wir 45 Minuten hinterhergelaufen und haben es wirklich wenige Sekunden vor Schluss erst geschafft, den Siegtreffer zu erzielen. Wir sind natürlich froh, dass wir das letzte Heimspiel für unsere Fans gewinnen konnten.“

Wenn es um Stimmung geht, kommt der gefühlte Meister der Oberliga vielleicht nicht aus dem Siebengebirge, sondern aus der Voreifel. Der TV Palmersheim nutzte sein letztes Heimspiel, um neben einigen Akteuren auch den eigenen Fanclub, die „Räuberbande“, zu ehren. Die organisierten TV-Anhänger sind inzwischen im gesamten Verbandsgebiet für ihre lautstarke Unterstützung bekannt. Das war beim 33:33 gegen den Pulheimer SC erneut zu spüren und mit dem 9:4 (13.) kamen die Hausherren auch gut in die Partie. Der Vorsprung hielt allerdings nur bis zum 15:10 (21.), denn danach kämpften sich die Gäste Stück für Stück ran – und beim 23:23 (38.) war die Partie wieder offen. Bis zum Ende konnte sich keine Seite absetzen, sodass es letztlich bei der Punkteteilung blieb. „Ein Unentschieden ist gerecht“, fand auch Palmersheims Coach Peter Trimborn, der die Atmosphäre noch einmal in vollen Zügen genoss: „Es war ein sehr stimmungsvolles Spiel, es waren bestimmt 400 Leute da.“ Ebenfalls große Gefühle gab es beim MTV Köln, der den ASV SR Aachen mit 27:23 besiegte. Sowohl MTV-Trainer Moritz Adam als auch Aachens Coach Stefan Tuitje verlassen ihre Teams nach der Saison, weswegen die Partie gerade für die Hausherren etwas Besonderes war. „Wir haben tolle gemeinsame Jahre beschlossen und es war natürlich auch viel Wehmut mit dabei. Sportlich war es keine Glanzleistung, aber ein ungefährdeter Sieg, bei dem alle ihre Einsatzzeit bekommen haben“, meinte Adam, dessen Team die Sache nach dem 7:10 (16.) in den Griff bekam, sich ein 21:16 (43.) erarbeitete und den Vorsprung bis zum Ende nicht aus der Hand gab. „Mit einem sehr dünnen Kader und zwei Auswechselspielern waren wir lange Zeit gut im Spiel. Es war mal wieder vor der Pause eine Phase, die uns letztendlich das Genick gebrochen hat“, fand Aachens Trainer Tuitje.

Einen Abschluss mit gemischten Gefühlen erlebte Andreas Heckhausen in seinem letzten Heimspiel als Coach des BTB Aachen II. Zwar schaffte sein Team einen etwas überraschenden 28:24-Erfolg über den TV Birkesdorf, aber die gute Leistung der Aachener wurde getrübt durch die Szene in der 48. Minute, als die Unparteiischen einen Wechselfehler erkannten. „Der Zeitnehmertisch wusste hiervon gar nichts. Auf die Nachfrage, warum diese Entscheidung gefällt wurde, wurde das als grob unsportlich ausgelegt und mit Roter Karte versehen“, berichtete Heckhausen, der den Rest der Partie von der Tribüne verfolgen musste: „Das war der einzige Wermutstropfen.“ Zu diesem Zeitpunkt führte der BTB bereits mit 22:18 und er brachte diesen Vorsprung selbst ohne Heckhausen (tritt aus familiären Gründen nach der Saison kürzer) ins Ziel. „Großen Respekt vor der Mannschaftsleistung. Was wir da abgerufen haben im kämpferischen Bereich, das war phänomenal“, meinte der Coach.

Weniger spektakulär verlief der Aufritt des Meisters Siebengebirge beim Schlusslicht HC Weiden II. Bis zum 4:4 (9.) war der Spitzenreiter überhaupt nicht im Spiel, sodass sich Trainer Lars Degenhardt zu einer Auszeit veranlasst sah. Er fand hier allerdings offenbar die richtigen Worte und sein Team im Anschluss zurück in die Spur. Schon zur Pause war die Sache mit dem 21:10 entschieden, am Ende stand ein klarer 40:28-Erfolg auf der Anzeigetafel. „Wir konnten nur zehn Minuten mithalten, danach hat die Mannschaft im Stile einer Spitzenmannschaft jeden Fehler von uns bestraft“, fand Weidens Coach Stephan Xhonneux. „Wir kamen etwas schwer in die Begegnung. Das lag mit Sicherheit auch daran, dass wir vielleicht nicht die volle Spannung hatten, die uns in den letzten Wochen ausgezeichnet hat. Allerdings finde ich, kann man uns das auch nicht verdenken“, meinte Gegenüber Degenhardt, der jetzt noch ein letztes besonderes Ziel vor Augen hat. Am Samstag erwartet die HSG zum Saisonabschluss Nümbrecht in der eigenen Halle am Sonnenhügel. Weil der SSV die einzige Mannschaft ist, die gegen Siebengebirge in dieser Saison gewinnen konnte (29:27 im Hinspiel am 8. Dezember), hat der Meister da natürlich noch eine Rechnung offen.

Zwei komplett unterschiedliche Varianten eines vorletzten Spieltags erlebten der Longericher SC II und der TuS 82 Opladen II. Während die Kölner – wie so oft in den vergangenen Wochen – personell ausgedünnt in die Partie beim TV Rheinbach gehen mussten, hatte der TuS 82 um Trainer Kai Quante plötzlich mal wieder richtig viele Möglichkeiten – und prompt schlug der Vorletzte den Tabellendritten HBD Löwen Oberberg mit 28:25. „Ich hatte das erste Mal seit Ewigkeiten einen vollen Kader von Männern. Von daher hat es sehr viel Spaß gemacht. Das zeigt, was möglich ist, wenn wir Konstanz haben und einen vollen Kader“, fand Quante, der nicht selbst mitspielen musste und daher von der Linie aus mitbekam, wie sein Team aus dem 17:21 (41.) ein 25:22 (52.) machte und diese Führung in der Schlussphase behauptete. Ganz anders sah es beim LSC aus, der mit nur acht Feldspielern nach Rheinbach gefahren war und beim 25:32 am Ende keine Chance hatte. Dabei verlief der Start für die Gäste noch gut (8./5:1), doch die Hausherren fanden in ihrem „Ausweich-Quartier“ in Heimerzheim allmählich in die Spur und sie lagen noch vor der Pause mit 14:11 (30.) vorne. Mit dem 24:17 (43.) war die Begegnung dann bereits in der Mitte der zweiten Hälfte entschieden, die Longericher fanden hier keine passende Antwort mehr. „Wir sind jetzt froh, dass wir das Spiel doch souverän gewonnen haben. Und für das letzte Heimspiel war das alles in allem für die Fans und für die Mannschaft ein guter Abschluss“, meinte Rheinbachs Coach Jan Hammann.

 

HC Weiden II – HSG Siebengebirge 28:40 (10:21).

HC Weiden II: Keller, Schornstein – Redding (3), Meurer (2), Lange (1), Kleinhöfer (2), Johnen, Kraus (1), Holste (3), Furuta (4), Altmeyer, T. Lütz (1), Havers (8), Kilburg (3/3).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (3), Andrassy (3), Runge (4), Hayer (1), Schlösser (11/6), Stein (4), Arancibia Diaz (5), Bachler (4), Marcinkovic (1), Picard, Gebel (4).

 

SSV Nümbrecht – TuS Königsdorf 31:30 (14:17).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – Opitz (3), Benger (5), Urbach (4), Roth (4/2), Schanz (4), Schröter, Dissmann (3), T. Lang (2), D. Donath (2), Söntgerath (2), Miebach (2), Witthaut.

TuS Königsdorf: Schroven, Ohara – Zirkel (5), Schrief (2), Winkelius (1), Brill, Sjölund, Becker (3), Bohn (1), Müller, Többen (8), Houseman (7/4), Brauner (3).

 

MTV Köln – ASV SR Aachen 27:23 (16:12).

MTV Köln: Schmitz, Theisen – Zebralla, Kalisch (6/5), Epple (1), Hilbert (7), Göddertz (1), Herzhoff (1), Diederich (3), Jebbink (2), Minten, Klebinger (1), Bathen (3), Rossignoli (2).

ASV SR Aachen: Waje, Schnitzler – Happersberger (4), Signon (1), Huckemann (5/2), Schumacher (2), Kuckelkorn (2), Rietz (5), Monteiro Pai, Storsberg (4).

 

TV Palmersheim – Pulheimer SC 33:33 (20:18).

TV Palmersheim: N. Trimborn, M. Königshoven – Sinaci, Simsek (3), Fiedler (2), Johnen (1), Blesse, Lönenbach (8/4), Adolph (6), Schouren (3), Nzoikanua Domingos (1), Mayer, L. Königshoven (5), J. Grevelding (4).

Pulheimer SC: T. Giesen, Fraunhoffer – Koch (3), Hampel (3), Jacoby (3), Klück (12/9), Semeraro (2), Molz (3), J. Giesen (4), Zeyen (2), Zank (1).

 

TV Rheinbach – Longericher SC II 32:25 (14:11).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Ribbe (10/2), Schwolow (2), Pohl (2), Grommes (4), Stürmann (1), Eusterholz (2), Berens (3), Bittner (1), Ollefs (5), Scholten (1), Künkler (1).

Longericher SC II: Döscher – Beckmann (1), Beste (3), Matysiak (2), Wassmus (1), Heider (2), Quetting (5), Wörmann (11/5), Boeing.

 

BTB Aachen II – TV Birkesdorf 28:24 (16:10).

BTB Aachen II: Blank, Elsen (1) – Creutz (4), Herzog (3), Kusnierz-Glaz (2), Hellemeister (5), Sevenich (4), Wojke, Grunert, Schmitz, Franzen (5), Poro (3/3), Hermanns (1).

TV Birkesdorf: Töws, Fernandez Urrutia – Ernst (6/1), Ihmer (1), Botz, Strassfeld, Grings (1), Montana Velasquez, Stern, Willers (4), Költer (2), Heinze (7/2), Bünten (3), Janiec.

 

TuS 82 Opladen II – HBD Löwen Oberberg 28:25 (15:17).

TuS 82 Opladen II: Pawlitzek, Liese – T. Meuser (3), M. Barwitzki (4), Maurer (1), Kreutzer (2), Bader, Steinke, Ewen (3), F. Barwitzki (5/2), Kierdorf (2), N. Meuser (5), Ißling (3).

HBD Löwen Oberberg: Caber, K. Neese – Mlynczak (3), M. Neese (1), Köster (2), Meier, Basic (7/2), Hudak-Domokos (3), Welke (2), Schneider (6), Malek (1), Mesenhöler, Dax, Flick.