3. Liga
Irrer Endspurt: Matchbälle für Panther und Aldekerk
Bergische Panther können Klassenerhalt in zwei Heimspielen klarmachen. TVA hat Schlüsselspiel in Wetzlar. Ganz unten sieht es für Interaktiv düster aus.

Entschlossen: Maximilian Tobae (mit Ball) und die Aldekerker haben in zuletzt oft bewiesen, dass sie sich leidenschaftlich gegen den Abstieg wehren wollen. Torhüter Tim Trögel und Yannik Nitzschmann (rechts) waren mit den Opladenern zwar weniger erfolgreich unterwegs, sind aber nur noch rein rechnerisch gefährdet. (Foto: Carsten Wulf)

Im Dorf könnte ein Traum in Erfüllung gehen. Das alleine passiert schon mal nicht alle Tage. Und völlig verückt kommt dabei rüber, dass der TV Aldekerk den Klassenerhalt bereits am drittletzten Spieltag unter Dach und Fach bringen könnte. Es ist dabei die Rede von jenen Aldekerkern, die mit nur 6:24 Punkten eine dermaßen schlechte Hinrunden-Bilanz zu verdauen hatten, dass der Weg raus aus dem Keller unmöglich und der runter in die Regionalliga bereits vorgezeichnet zu sein schien. Auch die Rückrunde gab dann zuerst wenig Anlass zu größerer Hoffnung, denn nach dem 27:24 bei der HSG Friesenheim-Hochdorf II folgten weitere drei Niederlagen – und bei 8:30 Punkten schien der Ofen richtig aus zu sein. Was folgte, war der ungewöhnliche Erfolg eines Unternehmens mit dem Arbeitstitel „Wieder-Auferstehung“, die den TVA grundsätzlich sogar zur Mannschaft der Stunde in 3. Liga macht: Aus den nächsten acht Partien sammelte das Team von Spielertrainer Tim Gentges 12:4 Zähler und die jüngsten drei Aufgaben brachten sogar makellose 6:0 Punkte. Gentges selber dürfte angesichts dieser statistischen Werte ebenfalls staunen, aber grundsätzlich bestätigen sie ihn nur in seinem Glauben an die Wende: „Dass wir gerade in einer sehr guten Ausgangslage sind, hätten viele vielleicht nicht mehr für möglich gehalten – wir schon.“ Folgende Varianten sind im Idealfall denkbar/möglich für den kommenden Samstag: Der inzwischen auf Rang zwölf gekletterte TVA (20:34) gewinnt in Wetzlar bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Zehnter/21:31) und die tiefer im Keller platzierte Konkurrenz lässt Federn – der TV Homburg (13./18:36) etwa beim TuS 82 Opladen (Achter/23:31), die TSG Haßloch (14./17:37) gegen den Longericher SC (Sechster/30:24), der TuS Dansenberg (15./16:38) gegen die HSG Krefeld Niederrhein (Zweiter/45:9) und Interaktiv.Handball (16./16:38) bei der HSG Hanau (Fünfter/31:23). Obwohl sie in Aldekerk ganz gerne träumen und an Wundern arbeiten, sehen sie dort natürlich die Kehrseite der Medaille. Und dort steht in dicken Buchstaben geschrieben: Für nichts davon gibt es eine Garantie, nicht mal für einen eigenen Erfolg bei der HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II, die als zweite Mannschaft des Erstligisten HSG Wetzlar unterwegs ist.

Dass eine komplizierte Aufgabe wartet, ist unter anderem beim mit Rückblick auf den 2. Dezember 2023 zu erkennen: Damals gab es nach einer starken Start und einer überlegen geführten ersten Halbzeit später nichts mehr zu holen – 25:28. Gentges hat konkrete Vorstellungen: „Wir haben enorme Schritte gemacht und einen großen Schritt müssen wir noch gehen, um am Ende den Platz zu behalten, den wir jetzt haben – den Nicht-Abstiegsplatz, den über dem Strich. Wir fahren nach Wetzlar und wir wissen um die Stärke dieser Mannschaft, obwohl  sie in der Rückrunde nicht immer performt. Aber die Jungs leiden auch an Verletzungspech – und da ist noch genug Qualität, die jeder Mannschaft gefährlich werden kann. Die Jungs wissen, wie es geht, die können Tempo und Handball spielen. Es wird ein brutal hartes Stück Arbeit. Wir müssen wieder alles das aufs Parkett bringen, was uns in diese Position gebracht hat – sonst wird es schwierig, zu bestehen. Wenn wir es schaffen, können wir da bestehen. Ich hoffe, es reicht für den großen Wurf, für zwei Punkte – und sollten wir die einfahren, wäre das ein mächtiger, mächtiger Schritt Richtung Klasseneerhalt. Der Wille ist da, die Mentalität, der Charakter bei meiner Mannschaft.“ Der TVA-Coach drückt sich und seiner Mannschaft praktisch auch selbst alle Daumen, dass sie zusammen die nach drei Siegen in Folge spürbare Mischung aus breiter Brust und Euphorie im nächsten Endspiel auf die Platte bringen können.

Von Euphorie relativ weit entfernt ist zurzeit der TuS 82 Opladen, der nach der 26:29-Niederlage vom vergangenen Wochenende in Aldekerk für die Rückrunde bei nicht gerade üppigen 7:17 Punkten steht und die restlichen drei Spiele in dieser Saison vom achten Platz aus mit 23:31 Zählern in Angriff nimmt. Deshalb geht es für Trainer Fabrice Voigt im Heimspiel gegen gefährdete Homburger auch nicht um eine etwaige unterstützende Maßnahme für die Aldekerker, sondern in allerster Linie um Hilfe für den TuS 82 selbst. „Das wird ein intensives Spiel sicherlich, Homburg braucht jeden Punkt gegen den Abstieg, wir sind rechnerisch auch noch nicht durch“, sagt Voigt, „von daher erwarten wir einen heißen Kampf. Homburg ist sicherlich eine Mannschaft mit sehr hoher Qualität. Wir müssen wieder über Einstellung und Kampf kommen, denn spielerisch wird es schwer bleiben.“ Dass von den einstigen handballerischen Quaitäten, die in der Hinrunde immerhin 18:12 Punkte einbrachten, momentan nicht besonders viel übrig ist, hat dabei für Voigt weniger damit zu tun, dass die Opladener inzwischen vielleicht nicht mehr wollen. Er sieht die Ursache eher ganz klar in der anhaltend schwierigen Personallage, weil der TuS 82 etwa den gleichzeitigen Ausfall von Maurice Meurer, Oliver Dasburg, Julius Schroeder, Birger Dittmer oder Jan Jagieniak – wie in Aldekerk – kaum ausgleichen kann: „Die Kranken und Verletzten sind immer noch nicht zurück. Da fehlt uns eine komplette Sechs. Wir spielen weiterhin sehr dezimiert mit einer neu zusammengewürfelten Mannschaft. Wir sind sehr mit uns beschäftigt gerade und müssen sehen, dass wir das eingespielt bekommen, was quasi neu dazugekommen ist.“

Gemeint sind die ausgeweiteten Einsatzzeiten für Maximilian Schmidt (19/mit Zweitspielrecht vom TSV Bayer Dormagen), Leander Altena (18/Bergischer HC) und Malte Wolfram (18/Bergischer HC). „Das ist natürlich eine riesen Verantwortung für die 18-Jährigen“, findet Voigt, „aber sie haben es zuletzt sehr gut gemacht. Deswegen gehen wir positiv rein und hoffen auf einen Lerneffekt, wie man Punkte behalten kann. Das haben wir zuletzt gegen Ferndorf und Aldekerk nicht hinbekommen. Aber warum soll uns das nicht jetzt gelingen? Wir brauchen viel Kampf und viel positive Energie. Wir sind weit davon weg, dass wir eingespielt sind. Aber das ist ja auch eine Aufgabe oder Herausforderung und die wollen wir gerne annehmen.“ Noch lieber annehmen würden die Opladener bestimmt zwei weitere Punkte, um anschließend etwas entspannter am 18. Mai zur HSG Rodgau Nieder-Roden (Dritter/38:16) fahren und am 25. Mai das Serien-Finale gegen die stark gefährdete TSG Haßloch bestreiten zu können. Zusammengefasst: Für den TuS 82 geht es auch darum, sich mit einem möglichst guten Gefühl aus der langen Saison zu verabschieden und eben nicht als eine der schlechtesten Rückrunden-Mannschaften.

In diesem wenig begeisternden Wettbewerb liegt inzwischen der Aufsteiger Interaktiv.Handball mit bisher 4:20 Zählern ganz weit vorne – und entsprechend in der Tabelle mit inzwischen 16:38 Punkten ganz weit hinten. Dass die Mannschaft des Trainerduos Filip Lazarov/Alexander Oelze nach dem 33:33 gegen den TV Gelnhausen (Siebter/25:29) am 25. November 2023 mal ein ausgeglichenes Konto hatte (12:12) und auf im Kampf um den Klassenerhalt eigentlich auf einem guten Weg war, scheint über fünf Monate später nur noch ein Relikt aus der Steinzeit zu sein. Besonders ohne die fehlenden Rückraum-Routiniers Robert Markotic, der wegen eines Knorpelschadens im Knie bereits seit Längerem fehlt (nur elf Saisonspiele) und gar nicht mehr zum Einsatz kommen wird, und Oelze (lediglich in 15 von 27 Spielen dabei/zuletzt angeschlagen), verfügen die Ratinger ganz offensichtlich nicht über ausreichend wirkungsvolle Mittel. Klare Ausreißer nach oben waren am 2. März das 31:30 ohne Oelze gegen die Opladener und dann am 23. März das 36:24 mit Oelze gegen die Aldekerker. Anschließend jedoch verlor Interaktiv extrem schmerzhaft drei Mal gegen Abstiegskonkurrenten – beim TV Homburg (31:35), gegen den TuS Dansenberg (28:35) und bei den Bergischen Panthern (16:29). Auch das 20:25 am vergangenen Wochenende gegen Gelnhausen gab keine Hinweise darauf, wie Interaktiv den drohenden Abstieg verhindern könnte, zumal das Restprogramm schwierig aussieht: Am Samstag geht es zur HSG Hanau (Fünfter/31:23), ehe am 18. Mai die HSG Friesenheim-Hochdorf II (Neunter/22:32) nach Ratingen kommt und zum Abschluss die Dienstreise zur HG Saarlouis (Vierter/35:19) auf dem Programm steht. Was es für das Schlusslicht doppelt schwierig macht: Bis zu den Homburgern, die auf Platz 13 das rettende Ufer markieren, fehlen ihnen auf den ersten Blick „nur“ zwei Zähler, doch auf den zweiten sind es drei – was nicht mal was mit dem schlechten Torverhältnis zu tun hat (minus 107). Weil Ratingen in der Hinrunde mit 34:33 gegen den TV gewann, aber in der Rückrunde im Saarland mit 31:35 den Kürzeren zog, liegt es im beim Punktgleichheit am Ende entscheidenden direkten Vergleich ebenfalls hinten. Das gilt im Übrigen auch in Bezug auf den Drittletzten Haßloch (30:24/27:38) und den Vorletzten Dansenberg (33:33/28:35).

Restlose Begeisterung löst der Stand der Dinge zwar auch bei den Bergischen Panthern nicht aus, die allerdings als Elfter mit 20:32 Punkten alles in der eigenen Hand und ihren größeren Durchhänger wohl hinter sich haben. Dass vieles auf dem Weg zu einem guten Ende mit der Nach-Verpflichtung von Merten Frings zu tun hat (zuletzt HSG Krefeld Niederrhein), der aus dem sportlichen Ruhestand zurück auf die Platte kam, liegt dabei auf der Hand: Nach dem Einstieg mit dem wenig glanzvollen 31:31 gegen Haßloch folgten ein 31:27 bei der HSG Rodgau Nieder-Roden, die gute Leistung beim 25:30 in Krefeld, ein überzeugendes 29:16 gegen Interaktiv und trotz des 30:33 ein wiederum anständiger Auftritt bei der HG Saarloius. Es wäre in der Summe keine Überaschung, wenn sich die Panther jetzt relativ zügig aller Sogen entledigen – und sie bekommen die Gelegenheit dazu in zwei Heimspielen hintereinander: Am Samstag erwartet die Mannschaft von Trainer Marcel Mutz die HSG Friesenheim-Hochdorf II und am nächsten Mittwoch (8. Mai) zum Nachholspiel die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II. Mit der entsprechenden Ausbeute müssten es die Panther nicht auf die Rest-Aufgaben am 18. Mai gegen die HSG Hanau und am 25. Mai beim TV Gelnhausen (Siebter/25:29) ankommen lassen.

Weitgehend gelaufen ist die Saison für den Longericher SC (30:24), der voraussichtlich mindestens auf dem bis jetzt erreichten sechsten Platz ins Ziel kommen wird, zumal der Siebte Gelnhausen fünf Zähler zurückliegt. Beim Blick nach vorne liegt bei nur einem Punkt mehr noch der Fünfte Hanau in Reichweite, während der Vierte Saarlouis bei fünf Zählern mehr zu weit weg liegt. Am Samstag in Haßloch und am 18. Mai gegen Homburg müssen die Kölner ungeachtet ihrer schwierigen Torhüter-Siuation (Valentin Inzenhofer und Elvan Kromberg verletzt) als Favorit gelten, ehe sie die Serie am 25. Mai beim TV Aldekerk mit der schwierigsten Aufgabe in dieser Dreier-Serie beenden.

Eigentlich nur noch Vorbereitungsspiele bestreitet die HSG Krefeld Niederrhein (45:9), die den zweiten Platz hinter dem Spitzenreiter TuS Ferndorf (53:1) sicher hat und damit wie die Ferndorfer an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga teilnimmt. Bis es dort losgeht, tritt die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz am Samstag in Dansenberg, am 18. Mai gegen Saarlouis und am 25. Mai bei der HSG Friesenheim-Hochdorf II an. Gegen Dansenberg und Friesenheim aus der unteren Tabellenhälfte sind die Eagles jeweils der klare Favorit – und gegen Saarlouis geht es wohl mit darum, das Ergebnis vom 9. Dezember 2023 zu korrigieren: Seinerzeit gab es mit dem 30:37 die höchste der drei Saison-Niederlagen (sonst 29:31 und 23:28 gegen Ferndorf). Der Kampf um die lediglich zwei zu vergebenden Tickets für die 2. Bundesliga beginnt im Übrigen am 30. Mai (erste Runde/Hinspiel) und 2. Juni (Rückspiel) gegen den Ersten der 3. Liga Gruppe Süd – was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die HSG Konstanz sein wird, die drei Runden vor Schluss ganz vorne fünf Punkte Vorsprung hat.