Regionalliga Nordrhein
Wer steigt auf jeden Fall ab: SGL oder Mönchengladbach?
Langenfeld und Borussia sind extrem gefährdet. Dann kommt der Bergische HC II. Für den viertletzten Platz gibt es einige Kandidaten.

Stützpfeiler: Niklas Weis ist mit 146 Toren in 24 Spielen die Nummer sechs unter den Torschützen der Regionalliga und der erfolgreichste Werfer der Borussia aus Mönchengladbach – die höchstwahrscheinlich trotzdem zurück in die Oberliga muss. (Foto: Michael Jäger)

Ein paar Dinge sind vor dem letzten Spieltag in der Regionalliga in Stein gemeißelt. Der TV Korschenbroich (37:13 Punkte) wird Meister und er steigt in die 3. Liga auf – unabhängig davon, wie sein Saisonfinale gegen den Vorletzten SG Langenfeld (17:33) endet. Der TSV Bayer Dormagen II (34:16) wird das Ziel als Zweiter erreichen – unabhängig davon, wie er zum Abschluss gegen die HSG Refrath/Hand spielt (Achter/24:26). Und Trainer Martin Berger ist sehr zufrieden damit: „Das ist für die U 23 in Dormagen und die Jungs, die mitgespielt haben, ein super Ergebnis in einer intensiven Saison, wo man als Aufsteiger nicht wusste, wo man steht.“ Die TSV Bonn rrh. (31:19) wird Dritter bleiben – und die Partie bei TuSEM Essen II (Zehnter/23:27) daran auf keinen Fall was ändern. Direkt dahinter stellt sich die eher zweitrangige Frage, wer den vierten Platz einnimmt: HC Weiden oder HG Remscheid, die derzeit beide bei 27:23 Zählern stehen? Sind es jeweils 29:23 oder 28:24 oder 27:25 nach der Weidener Aufgabe beim MTV Rheinwacht Dinslaken (Elfter/22:28) und jener der Remscheider gegen den HC Gelpe/Strombach (Siebter/24:26), dann hätte ihn über den bei Punktgleichheit entscheidenden direkten Vergleich die HGR sicher (26:25/29:29). Geklärt ist zudem die Situation des BTB Aachen, der auf Rang sechs mit 25:25 Punkten aktuell als letzter der 14 Regionalligisten zumindest über ein ausgeglichenes Konto verfügt und der finalen Aufgabe bei der Borussia aus Mönchengladbach ebenfalls ohne Sorgen entgegensehen kann: Den Klassenerhalt hat die Mannschaft von Trainer Simon Breuer zu hundert Prozent in der Tasche. Genau dafür ist Mönchengladbach der krasse Gegensatz: Es hält mit 16:34 Punkten den letzten Tabellenplatz, es müsste damit absteigen. Und rund um den Aufsteiger, der sich vor der Saison ganz anderes vorgenommen hatte, dreht sich jene Geschichte mit verschiedenen Kapiteln, die durchaus noch andere mit nach unten reißen könnte. Im Klartext: Im Kampf um den Klassenerhalt ist bislang nichts klar und schon mal überhaupt nichts in Stein gemeißelt, nicht mal der Abstieg der Mönchengladbacher.

Nach den Durchführungsbestimmungen gibt es nur einen Absteiger, wenn aus der 3. Liga kein Klub aus dem Bereich des Verbandes Nordrhein runterkommt. Das ist theoretisch denkbar, aber eher unwahrscheinlich, weil eine Etage höher Interaktiv.Handball als Letzter mit dem Rücken zur Wand steht und eher keinen Weg mehr ans rettende Ufer findet. Kurzformel: Steigt Interaktiv ab, müssten nach dem Jetzt-Stand sowohl die Borussia als auch der Vorletzte SG Langenfeld (17:33) zurück in die Oberliga. Beiden bleibt für den Schluss-Akkord als winzig kleiner Strohhalm nur die Idee, zumindest Vorletzter zu bleiben beziehungsweise zu werden – und irgendwie hat Langenfeld dafür die besseren Karten, die am Ende wahrscheinlich doch nichts wert sind. Die Borussia kommt eine Position vor und vom Tabellenende weg, wenn sie selbst gegen Aachen gewinnt und die SGL parallel beim Meister Korschenbroich verliert. Dramatisch wird es, falls beide nachher etwa bei jeweils bei 18:34 Punkten stehen. weil für diesen Fall der direkte Vergleich zur Entscheidung anzuwenden wäre: Hier stehen ein Mönchengladbacher 29:28 in Langenfeld und ein Langenfelder 25:24 in Mönchengladbach in den amtlichen Statistiken. Aus diesem Patt von 53:53 Treffern wäre nun tatsächlich die Anzahl der auswärts mehr erzielten Tore heranzuziehen – und die Borussia zumindest in dieser Rechnung eine Art Gewinner. Was das wert oder nicht wert wäre, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

Weil alles so eng ist, richten fast alle vor der Borussia und der SGL stehenden Teams ihren Blick jetzt nicht nur auf sich selbst, sondern auch auf das, was sich in der 3. Liga tut. Läuft dort alles grundsätzlich optimal, für die direkt Beteiligten und für die Regionalligisten, behalten die Bergischen Panther und der TV Aldekerk ihre Positionen am rettenden Ufer. Erstens: Dafür können sie durch eigene Siege eine Menge tun. Zweitens: Eine Garantie darauf gibt es nicht. Drittens: Damit die Rettung der Panther und der Aldekerker vorzeitig feststeht, müsste die Konkurrenz auch mitmachen. Es sind demnach in der Summe einfach zu viele Unbekannte im Umlauf, sodass in der Regionalliga zunächst auch der vierletzte Platz nicht unwichtig ist – den gerade der MTV Rheinwacht Dinslaken mit 22:28 Punkten vor dem Drittletzten Bergischer HC II mit 20:30 Punkten einnimmt. Gewinnt der BHC II zum Abschluss beim OSC Rheinhausen (Neunter/23:27) und verliert Dinslaken gegen Weiden, rückt er über den direkten Vergleich (27:31/31:23) eine Position vor. Bei einem Unentschieden bleiben die Solinger dagegen auf dem heißen Stuhl sitzen und für die hundertprozentige Rettung bräuchten sie zusätzliche Unterstützung aus der 3. Liga.

Die benötigen zudem bis auf Weiteres alle diejenigen, die überhaupt für den viertletzten Platz in Frage kommen – der ja beim „Worst Case“ ein Schleudersitz wird, also bei drei Absteigern aus der 3. Liga. Mathematisch nach der Spielplan-Gestaltung drin: Nach diesem letzten Regionalliga-Kapitel liegen der HC Gelpe/Strombach (aktuell 24:26), die HSG Refrath/Hand (24:26), der OSC Rheinhausen (23:27, TuSEM Essen II (23:27) und Dinslaken (22:28) mit jeweils 24:28 Zählern gleichauf. Dann wäre ein Fünfer-Vergleich auszurechnen, in dem etwa die HSG Refrath/Hand mit 11:5 Punkten ganz gut aussähe und Gelpe/Strombach mit 4:12 weniger gut. Vielleicht wird auch ein Vierervergleich draus oder ein Dreier-Vergleich. Vielleicht helfen aber die Aldekerker und die Panther allen frühzeitig aus der Klemme. Das wäre für die Regionalligisten sowieso Gold wert, weil sonst das Warten eventuell bis nach dem letzten Drittliga-Spieltag am 25. Mai weiterginge. Absteigen tut nachvollziehbar immer weh. Drei Wochen warten und dann doch absteigen, schmerzt einfach doppelt und dreifach.