2. Bundesliga
Essen und Dormagen werfen gute Chancen weg
TuSEM droht nach 25:29 gegen Nordhorn Platz zehn zu verpassen. TSV Bayer verfehlt mit 29:35 in Hüttenberg die Hundert-Prozent-Rettung.

Musste das sein? Dormagens Trainer Matthias Flohr hatte nach der Niederlage in Hüttenberg ausnahmsweise mal nicht besonders viel für die Leistung des TSV Bayer übrig. (Foto: Thomas Ellmann)

Wahrscheinlich ist es wirklich gut so, dass sich die Saison in der 2. Bundesliga auf das Ende zubewegt und sich dann alle sammeln oder neu sortieren können. Das gilt unter anderem für den TuSEM Essen, der den Klassenerhalt bereits seit dem 37:32 vom 26. April bei den Eulen Ludwigshafen (Achter/30:32) fest in der Tasche hat und es sich deshalb jetzt leisten konnte, seine seltsam anmutende Heimspiel-Serie mit dem 25:29 gegen die HSG Nordhorn-Lingen fortzusetzen. Das Team von Trainer Michael Hegemann, der die Essener ja verlässt und demnächst beim aktuellen Klassenkokurrenten ASV Hamm-Westfalen arbeitet (Dritter/45:17), entschied im Kalenderjahr 2024 bisher nur eine von sechs Partien in eigener Halle für sich und steht dort insgesamt bei 14:18 Punkten – was nur unwesentlich besser als die Bilanz in den Auswärtsspielen (12:18) aussieht. Die Niederlage gegen Nordhorn war für Essen (13./26:36) insofern doppelt bitter, weil die HSG (28:34) nun jenen Rang zehn belegt, der gerade noch zur Teilnahme am DHB-Pokal 2024/2025 berechtigt. Ein paar Positionen weiter unten durfte der TSV Bayer Dormagen von diesem oder einem ähnlichen Ziel in dieser Saison nicht mal träumen und es ging vom ersten Spieltag an alleine um den Klassenerhalt – den die Mannschaft von Matthias Flohr durch einen Erfolg oder zumindest einen Punktgewinn beim unwesentlich besser platzierten TV Hüttenberg (14./26:36) hätte absichern und auf hundert Prozent stellen können. Darauf verzichteten die Dormagener allerdings, sodass die nach der 29:35-Pleite zumindest in der Theorie weiter aufpassen müssen: Bei 21:41 Zählern liegen sie sechs Punkte vor dem Vorletzten TuS Vinnhorst (15:47), der durch drei Siege zum TSV Bayer aufschließen könnte – falls denn Dormagen gleichzeitig dreimal verliert. Dann käme das Torverhältnis zum Einsatz, das Flohrs Team bei einem Wert von minus 45 gegenüber minus 109 deutlich im Vorteil sieht. Der TuS müsste also 64 Treffer Unterschied aufholen und das wird sicher nicht passieren. Amtlich ist die Dormagener Rettung auf der anderen Seite aber auch noch nicht.

Essen legte nach dem 1:0 (2.) durch den von Nils Homscheid verwandelten Siebenmeter bis zum 8:7 (14.) immer vor, geriet beim 9:10 (20.) zum ersten Mal in Rückstand, drehte den Spieß zum 12:10 (23.) um und hatte mit dem 14:14 (29.) am Ende der ersten Halbzeit alle Möglichkeiten auf seiner Seite – und erst recht nach dem Blitzstart in den zweiten Durchgang. Hier sorgten Tim Mast (31.) und Philipp Asmussen (31.) innerhalb von 37 Sekunden für ein 16:14. Mit dem 19:17 (37.) lagen die Gastgeber erneut zwei Treffer vorne, ehe das 19:18 (38.) die letzte Führung und das 21:21 (44.) der letzte Ausgleich sein sollte. Nordhorn verschaffte sich durch eine 4:0-Serie zum 25:21 (48.) das entscheidende Polster und fand in der Schlussphase regelmäßig die aus seiner Sicht richtigen Antworten – 26:23 (54.), 27:24 (56.), 28:25 (59.), 29:25 (60.). „Wir sind unfassbar traurig, weil wir uns eine Menge vorgenommen hatten und das Heimspiel unbedingt gewinnen wollten“, stellte TuSEM-Trainer Hegemann fest, „wir geben unseren Vorsprung in der zweiten Halbzeit zu schnell ab und konnten hinten raus im Angriff nicht mehr unsere Linie halten. Für die letzten drei Spiele wird sich an unserer Herangehensweise nichts mehr ändern. Wir wollen das Maximale herausholen und den zehnten Platz erreichen, um in den DHB-Pokal zu kommen.“ Nächste Aufgabe auf dem möglichen Weg zu diesem Ziel ist die Partie am 19. Mai beim VfL Eintracht Hagen (Vierter/38:24). Anschließend geht es am 24. Mai gegen den TV Hüttenberg und zum Abschluss am 1. Juni zum VfL Lübeck-Schwartau (Neunter/30:32). Das größte Problem für Essen: Aus eigener Kraft kann es den zehnten Platz nicht mehr schaffen.

Die Dormagener hatten sich für ihr vorletztes Auswärtsspiel deutlich mehr ausgerechnet – und bereits durch ein Unentschieden wären die letzten kleinen Restzweifel am Klassenerhalt ausgeräumt gewesen. Selbst dafür kam der TSV Bayer, der im Kalenderjahr 2024 weiter eine Berg- und Talfahrt absolviert, in Hessen jedoch nicht in Frage – und lediglich mit dem 1:0 (2.) von Peter Strosack zu einer Führung. Nach dem 1:4 (6.) hangelten sich die Gäste zwar zum 6:6 (19.), verloren aber übers 6:9 (23.) mit dem 8:14 (29.) und 9:15 (29.) noch in der ersten Halbzeit den Anschluss. Beim 11:18 (34.) am Anfang der zweiten Halbzeit war kurz darauf bald klar, dass die Gäste leer ausgehen würden, und näher als auf fünf Tore kamen sie nicht mehr heran – 15:20 (39.), 19:24 (44.). Für die letzte Viertelstunde ging es ab dem 20:28 (48.) und 23:32 (54.) schließlich nur darum, eine Niederlage mit einer zweistelligen Differenz zu verhindern. Dass Dormagen wenigstens dieses Vorhaben in die Tat umsetzen konnte, war aber für Trainer Flohr nicht viel wert: „Das war schon enttäuschend heute, denn Hüttenberg war uns in allen Belangen überlegen. Uns fehlte die einhundertprozentige Präsenz, die wir brauchen, um in dieser Liga zu punkten. Wir hatten nicht die Zielstrebigkeit und die Galligkeit des Gegners – und das ist dann einfach zu wenig, zumal einige Spieler leider nicht ihr normales Level erreicht haben.“ Angesichts des Restprogramms mit den Partien am 18. Mai gegen den als Aufsteiger in die 1. Bundesliga feststehenden Spitzenreiter VfL Potsdam (52:10), am 24. Mai beim TSV GWD Minden (15./24:38) und am 1. Juni gegen den HC Elbflorenz Dresden (Sechster/37:25) spricht viel dafür, dass Dormagen die Saison als Drittletzter und damit soeben über dem Strich beenden wird. Potsdam etwa könnte eine Nummer zu groß sein und die Lücke zu Minden beträgt immerhin drei Punkte.

 

TuSEM Essen – HSG Nordhorn-Lingen 25:29 (14:14).

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Ellwanger (2), Wolfram (1), Wilhelm (1), Homscheid (6/4), Asmussen (8), Eißing (4), Szczesny, Buschhaus, Weiß, Klingler (2), Neuhaus, Kostuj (1), Mast, Werschkull.

 

TV Hüttenberg – TSV Bayer Dormagen 35:29 (15:10).

TSV Bayer Dormagen: Oberosler, Simonsen – Reuland (5), Kaysen, Senden (2), Leis, Böhnert (1), Rehfus (2), I. Hüter (1), Reimer, Schroven, Strosack (3), Träger (4), J.-Chr. Schmidt (4), Pauli, Steinhaus (7/2), Sondermann.