1. Bundesliga
Gummersbach klettert – und wieder Stress beim BHC
VfL gewinnt am Ende sicher mit 31:26 gegen die Rhein-Neckar Löwen. Bergischer HC rettet mit irregulär erzieltem Tor ein 31:31 gegen Lemgo.

Vorwärtsgang: Dominik Mappes war entscheidend mit dafür verantwortlich, dass seine Gummersbacher den Wackelstart gegen die Löwen hinter sich lassen konnten. (Foto: Thomas Wirczikowski)

VfL Gummersbach – Rhein-Neckar Löwen 31:26 (15:15). Im Oberbergischen sind sie gerade auf dem besten Weg, sich selbst und die eigenen Ziele zu übertreffen. Und nur ein Jahr nach der Rückkehr in die höchste deutsche Klasse darf die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson sogar weiter davon träumen, in der Saison 2024/2025 eventuell an einem internationalen Wettbewerb teilzunehmen, der gerade und nicht zum ersten Mal einen echten deutschen Schwerpunkt hat: Beim Final Four der European League am 25./26.Mai sind neben Dinamo Bukarest aus Rumänien die Bundesligisten SG Flensburg-Handewitt und Füchse Berlin vertreten – und als Dritter im Bunde jene Rhein-Neckar Löwen, die Gummersbach jetzt auf der Zielgeraden 2023/2024 nach einer sehr durchwachsenen Anfangsphase über weite Strecken doch kontrollierte und so zu einem verdienten Erfolg kam. Damit steht bereits fest, dass die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson sowohl ihren zehnten Platz aus der vergangenen Serie als auch die damals erreichten 33:35 Zähler klar verbessern wird. Durch den Erfolg über die Löwen (Elfter/26:38) kletterte der VfL (37:25) wieder zurück auf Rang sechs – wobei er von der 25:28-Niederlage der TSV Hannover-Burgdorf (Siebter/36:28) gegen die Füchse Berlin profitierte (Zweiter/54:10). Das Fernduell zwischen Gummersbach und der TSV dürfte jetzt bis zur letzten Minute der Saison weitergehen, aber Hannover scheint mit seinen zwei verbliebenen Aufgaben am 29. Mai bei der HSG Wetzlar (Zwölfter/25:39) und am 2. Juni gegen den HC Erlangen (16./20:44) das auf den ersten Blick einfachere Restprogramm zu haben. Auf den VfL warten die Mega-Hürden am 26. Mai gegen den THW Kiel (Vierter/42:18) und am 30. Mai bei der SG Flensburg-Handewitt (Dritter/48:16) sowie zum Abschluss am 2. Juni das Heimspiel gegen FrischAuf Göppingen (15./23:39). Wahrscheinlich werden die Gummersbacher zumindest drei weitere Punkte holen müssen, um vor Hannover zu bleiben.

Der Auftakt gegen die Löwen ging ziemlich daneben – 2:6 (10.), 4:8 (14.). Wesentlich mehr Struktur in der Spielsteuerung und mehr Zug zum Tor gewann Gummersbach dann durch die Einwechslung von Dominik Mappes, der zunächst auf 5:8 (14.) und 6:8 (15./Siebenmeter) verkürzte und nach dem 10:10 (19.) von Ellidi Vidarsson mit dem 11:10 (20.) die erste Führung der Gastgeber an diesem Abend erzielte. Kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit geriet der VfL beim 14:15 (29.) erneut in Rückstand, ehe er durch den 15:15-Ausgleich (29.) und den 3:0-Lauf direkt nach der Pause zum 18:15 (36.) die Basis für den späteren Sieg legte. Die Löwen, denen inzwischen ohne den erkrankt fehlenden Nationalspieler Juri Knorr gegen die bisweilen perfekt arbeitende Abwehr der Hausherren keine wirksamen Mittel mehr zur Verfügung standen, blieben übers 16:18 (36.) und 18:20 (40.) auf zwei Tore dran, doch Gummersbach ließ sich nicht mehr aufhalten – 23:19 (46.), 26:21 (51.), 29:22 (55.). Dass die Hausherren die letzten sechs Minuten mit 2:4 verloren, nahm nicht nur Sigurdsson gelassen zur Kenntnis: „Ich bin heute sehr zufrieden. Die Löwen haben uns am Anfang spüren lassen, was sie können. Wir haben uns stabilisieren können und Dominik Mappes hat es im Spielaufbau sehr gut gemacht. In der Abwehr haben wir umgestellt und Tom Kiesler und Štěpán Zeman in den Innenblock gestellt. Außerdem kam Tibor Ivanisevic dazu, der eine hervorragende Leistung gebracht hat. Der Schlüssel zum Sieg war unsere Abwehr in der zweiten Halbzeit mit den Jungs in der Mitte und Tibor im Tor.“ Keeper Ivanisevic, nach gut 17 Minuten beim Stande von 8:9 für den bisweilen eher glücklosen Kollegen Daniel Rebmann zwischen die Pfosten gekommen, schaffte bei neun Paraden eine Quote von 34,62 Prozent an gehaltenen Würfen.

VfL Gummersbach: Rebmann, Ivanisevic – Vidarsson (3), Kodrin (3), Köster (4), Blohme (1), Oskarsson (1), Häseler (1), Schluroff (2), Tskhovrebadze (4) Mappes (7/3), Israel, Pregler (1), Horzen (3), Kiesler (1), Zeman.

 

Bergischer HC – TBV Lemgo Lippe 31:31 (15:16). Aufregend ist derzeit ja fast alles, was rund um den Bergischen HC passiert, und wer derlei Abwechslung mag, wird vielleicht sogar Gefallen daran finden. Tatsächlich aber macht das Ganze null Spaß mehr und bisweilen entsteht vor allem der Eindruck, dass keiner was Genaues weiß, dass sich mehrere Parteien in einem Vorschriften-Wirrwarr mit einer fast undurchsichtigen Auslegung knallhart gegenüberstehen und manche der Beteiligten viel zu oft das vom Handball stets bemühte Bild, man sei eine große Familie, durch ihr Verhalten bis zur Unkenntlichkeit ramponieren – der Bergische HC eingeschlossen. Und solange der Lizenz-Krimi um den HSV Hamburg Handball nicht durch eine Entscheidung des Schiedsgerichts im Deutschen Handball-Bund aufgeklärt ist, wird diese Frage nicht zu klären sein: Was wird denn aus dem BHC in der kommenden Saison? Gehört er weiter der 1. Bundesliga an oder muss er doch in die 2. Bundesliga? Bisher steht nur der Tabellenletzte HBW Balingen-Weilstetten (11:51) amtlich als Absteiger fest – während es keinen zweiten Absteiger gibt, falls es bei der Lizenzverweigerung für Hamburg bleibt (Neunter/28:36). Dann wäre der BHC als Vorletzter tatsächlich gerettet – was er mit jetzt 18:46 Zählern auf rein sportlichem Weg kaum noch schaffen kann, obwohl der Abstand zum Drittletzten HC Erlangen (20:44) mathematisch machbar wäre. Angesichts der beiden übrigen Partien könnte es sich dabei aber vor allem um Wunschdenken handeln: Der BHC tritt am 30. Mai noch bei den Füchsen Berlin an und am 2. Juni gegen die SG Flensburg-Handewitt.

Dass die Lage durch das Unentschieden in der Partie gegen Lemgo, die eigentlich zwei Punkte bringen sollte, nicht einfacher geworden ist, liegt dabei auf der Hand. Nach dem guten Auftakt mit dem 3:0 (6.) schienen die Gastgeber beim 10:6 (20.) weiter auf dem aus ihrer Sicht richtigen Weg zu sein, aber der TBV war spätestens mit dem 11:11 (21.) nicht nur dabei, sondern mittendrin. Und der zweite Durchgang schien sich übers 16:17 (33.), 21:18 (40.), 21:21 (43.) und 23:23 (47.) wieder günstig für den BHC zu entwickeln, der jedoch erneut ins Hintertreffen geriet – 28:29 (57.), 29:30 (58.), 30:31 (60.) genau 27 Sekunden vor Schluss. In der finalen Auszeit kurz darauf entwickelten die (Interims-) Trainer Arnor Thor Gunnarsson und Markus Pütz gemeinsam mit dem Team offensichtlich eine ganz gute Idee, denn auf den letzten Drücker kam Linksaußen Noah Beyer aus einem sehr spitzen Winkel zum Wurf – und rettete mit dem 31:31 das Unentschieden, das aber plötzlich wieder auf der Kippe stand. Grund: Die Unparteiischen griffen zum Videobeweis – und entschieden wenig später, dass der Treffer zählt. Glück für den BHC und Pech für Lemgo: Das Tor hätte tatsächlich nicht anerkannt werden dürfen, weil Beyer vor seinem Wurf erkennbar mit einem Fuß aus dem Seiten-Aus kam. Extrem unprofessionell und im Grunde unglaublich: Die Bilder, die das belegten, standen den Unparteiischen für die Entscheidungsfindung nicht zur Verfügung. Wütend waren deshalb trotzdem die Lemgoer, während die Gastgeber dem Urteil durch den Videobeweis natürlich nicht widersprachen und lieber Noah Beyer feierten. Für ein irregulär erzieltes Tor.

Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (10/4), Persson, Doniecki, Nothdurft, Krecic (1), M’Bengue (1), Ladefoged (4), Andersen (6), Fraatz, Babak (4), Arnesson (1), Morante Maldonado, Stutzke (4), Seesing.