3. Liga
Final Countddown: Drei, zwei, eins, Aldekerk?
Der letzte Spieltag ist im Kampf um den Klassenerhalt maximal spannend. Gewinnt der TVA gegen Longerich, bleibt er drin. Sonst geht es nicht ohne fremde Hilfe.

Rückblick: Rund fünf Monate ist es inzwischen her, dass die Longerich am 16. Dezember 2023 zum Abschluss der Hinrunde die lange umkämpfte Partie gegen den TV Aldekerk für sich entschied. LSC-Kreisläuder Dustin Thöne konnte hier zwar den Ball nicht an TVA-Keeper Paul Keutmann vorbei im Tor unterbringen, aber am Ende mit den Kölnern ein 35:31 aufs eigene Konto überweisen. Diesen Spieß will Aldekerk jetzt am liebsten umdrehen. (Foto: Thomas Schmidt)

An Tagen wie diesen fallen eben Entscheidungen. Spätestens. Und nicht immer wird danach alles der pure Genuss sein. Wer zum Beispiel den Klassenerhalt verpasst, den er als Saisonziel gewählt hatte, feiert vielleicht etwas weniger ausufernd. Wer dagegen das rettende Ufer erreicht hat, lässt vielleicht zusammen mit den Fans erst mal in einem Jubelorkan das Hallendach wegfliegen. Fast jedenfalls. Irgendwo mittendrin steckt dabei vor dem letzten Spieltag in der Saison 2023/2024 der TV Aldekerk – lange fast chancenlos hinterherrennend und derzeit auf Platz 13 soeben über dem Strich stehend. Was aus den Träumen der Aldekerker wird? Keiner kann vor dem Saisonfinale gegen den Longericher SC garantieren, dass es tatsächlich reicht – weil das Team von Trainer Tim Gentges einen Sieg braucht, um es aus eigener Kraft zu schaffen und eben nicht auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Trotzdem legt Gentges für eine besondere Stimmung im Team seine Hand ins Feuer und der Begriff Druck kommt darin nicht vor: „Das ist eins der Spiele, wofür man das alles macht und den ganzen Mist tut. Und egal, ob du am Ende eine Meisterschaft gewinnst, einen Pokal holst oder die Möglichkeit hast, die Liga zu halten – das sind die Momente, für die jeder Sportler lebt. Das sind einfach geile Spiele.“ Was daraus spricht und definitiv als ein wesentlicher Baustein in der DNA des TV Aldekerk zu gelten hat, ist diese lebendige Leidenschaft für den Handball. 

Die Lage im Kampf gegen den Abstieg sieht mittlerweile nicht mehr so kompliziert aus wie noch vor wenigen Wochen. Erster Absteiger (in die Regionalliga Nordrhein) ist der Tabellenletzte Interaktiv.Handball (17:41), der nach seinem 21:21 zuletzt gegen die HSG Friesenheim-Hochdorf II (Elfter/23:35) nicht mehr zu den Aldekerkern aufschließen kann – die selbst bei 20:38 Zählern stehen und sich nun in ein Dreier-Fernduell mit dem TV Homburg (14./19:39) und dem TuS Dansenberg (15./18:40) begeben. Nicht unwichtig: Ein Punkte-Gleichstand nach allen Spielen wäre fatal für den TVA, der sich auf keinen Fall auf den in dieser Konstellation entscheidenden direkten Vergleich einlassen kann. Gentges‘ Team liegt hier sowohl in Bezug auf die Dansenberger (29:31/29;28) als auch in Bezug auf die Homburger (31:24/29:41) hinten. Sollten hinterher sogar alle Kandidaten gleichauf liegen, wäre der entsprechende Dreiervergleich ebenfalls kein Freund der Aldekerker, die hier nur Letzter wären (2:6 Punkte) hinter dem TV Homburg (6:2) und dem TuS Dansenberg (4:4).

Was früher undenkbar gewesen wäre, wenn es auf jeden einzelnen Punkt und damit vielleicht auf einzelne Tore gegen Ende einer Partie ankäme: Diesmal beginnen vermutlich aufgrund nachhaltigen Desinteresses an dieser Tatsache NICHT alle wesentlichen Begegnungen zur selben Uhrzeit – was in diesem Fall vermutlich eher ein Vorteil für Aldekerk werden könnte. Fakt eins: Die Dansenberger treten bereits um 18 Uhr beim Fünften HSG Hanau an (33:25) und wären dort normalerweise der klare Außenseiter – wenn Hanau nicht zuletzt bei den Bergischen Panthern (Zehnter/24:34) mit 30:39 verloren hätte und nach der Pause chancenlos in die Niederlage geschliddert wäre. Gelingt der HSG nun jedoch ein versöhnlicher Saisonabschluss, würde Aldekerk davon nachhaltig profitieren – und könnte das sogar soeben noch vor dem Beginn der eigenen Partie erfahren. Fakt zwei: Um 18.30 Uhr ist Anwurf zum Auftritt der Homburger, die auf den nach 29 Spielen ungeschlagenen TuS Ferndorf (57:1) treffen. Und aktuell fehlt jede Fantasie für die Vorstellung, dass der Meister und Teilnehmer an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga nun im Saarland stolpert. In der Summe folgt daraus, dass Aldekerk bereits kurz vor dem Duell mit Longerich und dann in der Halbzeit desselben Informationen darüber haben dürfte, wie er selbst abzuschneiden hat. Noch deutlicher: Mit viel Glück sowie der Unterstützung aus Hanau und Ferndorf könnte der Klassenerhalt frühzeitig und ohne eigenes Zutun fixiert sein. Vielleicht fliegt in diesem Fall das Dach der Vogteihalle einfach mal mittendrin weg.

Weil die Beteiligten das alles aber nicht beeinflussen können, konzentrieren sie sich auf den Ernstfall und die Lust darauf, auf der Platte ein echtes Finale auszutragen. „Das ist nun unser Endspiel, an das viele nicht mehr geglaubt haben – außer uns“, sagt Tim Gentges, „es ist recht einfach. Sollten wir gewinnen oder zumindest einen Punkt holen, dann haben wir die Klasse gehalten und das Wunder perfekt gemacht. Gewinnen wir nicht, sind wir darauf angewiesen, dass Dansenberg und Homburg keine Punkte holen. Wir freuen uns auf diese Chance, das spielen zu dürfen. Wir freuen uns auf eine ausverkaufte Halle mit dem ganzen Dorf im Rücken. Dann werden wir alles daransetzen, am Ende des Tages als Sieger von der Platte zu gehen. Natürlich wissen wir um die Stärke von Longerich, da ist enorm viel Qualität. Wir werden aber alles entgegenwerfen, was wir haben – und vielleicht noch mehr, als wir haben. Wir hoffen, dass wir am Ende alle zusammen eine riesengroße Party feiern können.“ Gegen eine Party haben natürlich auch die Longericher (Sechster/32:26) wenig einzuwenden, doch sie kündigen aus eigenem Interesse maximalen Widerstand an. „Wir möchten uns unbedingt wieder von unserer besten Seite zeigen“, betont Trainer Chris Stark, „das Spiel wird bestimmt eine eindrucksvolle Angelegenheit, denn das ganze Dorf Aldekerk will die 3. Liga halten und wir wollen einen guten Abschluss haben. Wir erwarten eine Aldekerker Mannschaft, die maximal motiviert reingeht. Die haben einen Matchball, sie könnten durch einen Sieg aus eigener Kraft den Nicht-Abstieg perfekt machen, Darauf wollen wir aber, ehrlich gesagt, keine Rücksicht nehmen, obwohl wir durchaus Sympathien für Aldekerk hegen.“ 

Vordergründig nicht mehr um besonders viel geht es im Spiel zwischen dem TuS 82 Opladen (Zehnter/24:34) und dem Zwölften TSG Haßloch (21:39). Opladen, das am vergangenen Wochenende bei der HSG Nieder-Roden (Dritter/18:40) eine 29:32-Niederlage hinnehmen musste und zum fünften Mal hintereinander ohne Sieg blieb (1:9 Punkte), hat auf der anderen Seite noch die Chance, durch einen Erfolg den Weg zurück in die obere Tabellenhälfte zu schaffen. Trainer Fabrice Voigt und seine Mannschaft peilen auf jeden Fall einen Sieg an: „Haßloch geht mit allem, was sie haben, in die Zweikämpfe, und darauf müssen wir vorbereitet sein. Bei uns geht es darum, einen versöhnlichen Saison-Abschluss zu schaffen. Letzte Woche war das spielerisch gut, vor allem in der zweiten Halbzeit, aber es hat leider wieder nicht gereicht. Wir müssen sehen, dass wir noch einmal diesen Bock umstoßen und einfach noch mal doppelt punkten. Dann hätten wir gar keine schlechte Saison-Abrechnung. Wir hätten sechs Punkte weniger als in der Hinrunde und damit könnte ich sehr gut leben nach dem, was alles in der Rückrunde passiert ist mit den Abgängen und Verletzten.“ 

Grundsätzlich ähnlich sieht das Marcel Mutz, der mit den Bergischen Panthern (Zehnter/24:34) jüngst durch das 39:30 gegen Hanau die letzten Zweifel im Kampf um finale Sicherheit beseitigte und nun in der Partie beim TV Gelnhausen (Siebter/25:33) zum letzten Mal für den Verein im Einsatz ist – nach 13 Jahren zunächst als Spieler und später als Trainer. „Wir treffen auf eine spielstarke und vor allem schnelle Mannschaft. Beide Mannschaften sind gerettet und wir sind natürlich sehr erleichtert, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben. Und wir stehen vor der verrückten Situation, dass wir eventuell sogar Siebter werden können. Wir wollen einen guten Abschluss haben, wir wollen noch mal ein Feuerwerk abbrennen und jeder wird noch mal Einsatzzeiten bekommen. Wir freuen uns auf einen schönen Abschluss gegen eine Top-Mannschaft.“ Seine Abschluss-Vorstellung in der 3. Liga gibt der als Wieder-Absteiger feststehende Aufsteiger Interaktiv.Handball bei der HG Saarlouis (Vierter/37:21), während sich der Zweite HSG Krefeld Niederrhein (49:9) am liebsten nach oben in die 2. Bundesliga verabschieden würde. Darüber entscheidet allerdings nicht die letzte Partie der „normalen“ Saison bei der HSG Friesenheim-Hochdorf II (Elfter/23:35), sondern die bald beginnende Aufstiegsrunde, für die Krefeld als Vertreter der Gruppe Süd-West bereits vor Wochen eins der beiden Tickets fest buchen konnte. Erste Hürde auf dem möglichen Weg in die 2. Liga ist die HSG Konstanz (Meister der Gruppe Süd), die am 30. Mai zum Hinspiel nach Krefeld kommt und am 2. Juni die Eagles zum Rückspiel am Bodensee erwartet.