2. Bundesliga
Essener Emotionen und Dormagener Dürre
TuSEM verabschiedet Trainer Michael Hegemann und einige Spieler mit 28:31 gegen Hüttenberg. TSV Bayer startet in Minden mit 0:8 und verliert mit 29:32.

Musste das sein? Essens Trainer Michael Hegemann hatte für sich schnell entschieden, das reine Ergebnis gegen Hüttenberg nicht mehr so wichtig zu nehmen. (Foto: Thomas Ellmann)

TuSEM Essen – TV Hüttenberg 28:31 (15:15). Die Essener hatten sich für ihr letztes Heimspiel in dieser Saison was ganz anderes gwünscht. Erstens sollte es im Duell mit einem direkten Konkurrenten ein Sieg sein, um die Chancen im Kampf um Platz zehn sowie das damit verbundene Ticket für den DHB-Pokal 2024/2025 zu wahren. Zweitens sollte es sein Sieg sein, um den in Mannschaftsstärke zum letzten Mal vor den eigenen Fans für Essen auftretenden Angestellten auf und neben der Platte einen positiven Abschied zu bescheren – jenen wie Trainer Michael Hegemann, Jonas Ellwanger, Malte Seidel, Lukas Diedrich und Felix Klingler. Sie alle gingen zwar sportlich leer aus, nahmen aber beim von starken Emotionen geprägten Abschied nach der Schluss-Sirene viele großartige Momente und bleibende Erinnerungen mit. In der weniger durch Gefühle bestimmten, sondern sehr nüchtern-kalt daherkommenden Statistik standen dafür eher bescheidene Zahlen: Der TuSEM konnte im Kalenderjahr 2024 nur eins von acht Heimspielen für sich entscheiden (2:14) und wird Serie dort mit insgesamt 14:20 Zählern nur auf Rang 15 beenden – was eher nicht zu den eigenen Vorstellungen passt. Und in der Gesamtwertung wird der aktuelle Platz 13 bei 28:38 Punkten nun wohl doch nicht mehr für den Eintritt in den Pokalwettbewerb genügen. Essen, das den Klassenerhalt seit einiger Zeit in der Tasche hat, braucht dazu auf jeden Fall zum Abschluss einen eigenen Erfolg beim VfL Lübeck-Schwartau (Achter/32:34) und es gleichzeitig muss darauf hoffen, dass die vor ihn stehende Konkurrenz aus Hüttenberg (Zehnter/30:36), HSG Nordhorn-Lingen (Elfter/30:36) und TV Großwallstadt (Zwölfter/29:37) ziemlich leer ausgeht.

Gegen Hüttenberg legte Essen nach dem 1:0 (2.) von Felix Klingler immer wieder vor – bis zum 9:8 (14.) von Philipp Asmussen. Den ersten Rückstand beim 9:10 (18.) drehten die Gastgeber mit dem 11:10 (21.) ebenso wieder um wie kurz darauf das 11:13 (26.) mit dem 14:13 (28.) in einer Partie, die auch nach der Pause bis zum 18:18 (35.) komplett auf Augenhöhe lief. Ab dem 18:19 (37.) und 20:21 (42.) begann dann jene Phase, in der Hegemanns Mannschaft aufgrund zu vieler eigener Fehler den Anschluss verlor – 21:25 (51.), 22:27 (53.). Eine Dreierserie zum 25:27-Anschluss (56.) schien noch einmal neue Möglichkeiten zu eröffnen, doch Hüttenberg fand jetzt gegen drängende Essener vier Mal in Folge direkt die richtigen Antworten – 28:25 (57.), 29:26 (59.), 30:27 (60.), 31:28 (60.). „Man hat gesehen, dass unglaublich viele Emotionen in diesem Spiel waren“, fand Hegemann, der ab der kommenden Saison den Zweitliga-Konkurrenten ASV Hamm-Westfalen betreuen wird, „das hat uns ein bisschen daran gehindert, die letzte Präzision in unseren Aktionen zu haben. Aber ich glaube, das Ergebnis ist bei der Verabschiedung so vieler und bedeutender Spieler eher zweitrangig. Ich hoffe einfach, dass jeder dieses letzte Heimspiel genießen konnte und bedanke mich bei jedem Zuschauer, der mit dabei war und uns in den letzten Jahren unterstützt hat.“

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Ellwander (1), Kämper, Wilhelm (3), Homscheid (5/3), Asmussen (4); Eißing (1), Szczesny (1), Buschhaus, Klingler (6), Neuhaus (2), Kostuj, Mast (2), Werschkull (2), Schoss (1).

TSV GWD Minden – TSV Bayer Dormagen 32:29 (19:12). Die Partie war mit dem Blick aufs oberste Saisonziel der Dormagener fast bedeutungslos, denn den angestrebten sportlichen Klassenerhalt hatten sie ja schon vorher in der Tasche. Das Team von Trainer Matthias Flohr, der ab der kommenden Saison beim Bundesliga-Absteiger HBW Balingen-Weilstetten die Verantwortung trägt, wird die aufreibende Saison 2023/2024 auch trotz der vierten Niederlage hintereinander auf jeden Fall über dem Strich abschließen – und zugleich definitiv als Drittletzter (16./21:45) vor dem TuS Vinnhorst (17./15:51) und dem EHV Aue (18./11:55). Der Abstand zu GWD (15./27:39) ist vor dem Saisonfinale zu groß und für die Dormagener kann es am nächsten Samstag gegen den HC Elbflorenz Dresden (Vierter/41:25) nur darum gehen, sich durch eine überzeugende Leistung mit einem guten Gefühl in die Pause zu verabschieden. Der bereits feste Platz 16 passt dabei im Übrigen voll zum Trend und zur Umgebung der vergangenen Jahre – wie 2022/2023 mit Rang 15 (31:41) und 2021/2022 mit Rang 16 (31:45). Der siebte Platz mit 38:34 Punkten aus der Saison 2020/2021 und dem dritten Jahr nach dem Wieder-Aufstieg in die 2. Bundesliga scheint wie aus einer anderen Welt zu stammen.

Das Duell in Minden hätten beide Seiten bereits nach gut zehn Minuten beenden können – weil die Gastgeber hier nicht anwesende Dormagener bis zum 8:0 (11.) einfach überrollten. Beim 1:10 (13.), 4:13 (18.) oder 7:16 (25.) lag der TSV Bayer sogar jeweils mit neun Treffern hinten, ehe er nach dem 11:19 (30.) kurz vor der Pause besser in den zweiten Durchgang fand und auf 18:23 (39.) verkürzen konnte.  Dass Minden mit dem 28:20 (48.) antwortete, war in der Folge trotz fast aussichtsloser Lage für die Gäste noch keine endgültige Entscheidung und nach dem 23:29 (53.) drehte der TSV erst recht auf – 24:29 (54.), 25:29 (55.), 26:29 (58.). Ein Grund dafür, warum es am Ende nicht noch knapper wurde: Minden steckte die Rote Karte gegen Max Staar (58.) mit dem 30:26 (58.) und 31:27 (59.) nahezu unbeeindruckt weg. „Wenn man mit 0:8 startet, wird es naturgemäß schwer, noch etwas Zählbares zu holen“, stellte Flohr treffend fest, „wir haben den Start völlig verschlafen, hatten keine Dynamik nach vorne und keine Aggressivität hinten. Das hatte zunächst nicht mal Drittliga-Niveau. Wenn wir die großen Chancen zum Ende hin nutzen, können wir sogar noch einen unverhofften Punkt mitnehmen. Am Ende ist der Mindener Sieg verdient, aber wir haben Mentalität und Moral bewiesen, das muss man dann loben.“

TSV Bayer Dormagen: Oberosler, Simonsen – Reuland (1), Kaysen, Senden (3), Böhnert (1), I. Hüter, Reimer (5/3), Böckenholt (2), Schroven (1), Strosack (2), P. Hüter, Träger (2), J.-Chr. Schmidt (7), Steinhaus (3), Sondermann (2).