2. Bundesliga
Geschafft: Dormagen mit Anlauf, Essen mit Diedrich
TSV Bayer holt beim Saisonfinale noch ein 32:32 gegen Dresden. TuSEM bringt 29:25-Erfolg aus Lübeck mit.

Drin oder nicht drin? Den Klassenerhalt schafften auf jeden Fall sowohl Keeper Lukas Diedrich mit den Essenern als auch Jan Reimer mit den Dormagenern. Beide haben noch was gemeinsam, denn sie wechseln jeweils den Verein: Diedrich geht zum Bergischen HC, Reimer zu den Essenern. (Foto: Thomas Ellmann)

VfL Lübeck-Schwartau – TuSEM Essen 25:29 (14:17). Für die Essener war die Dienstreise nach Schleswig-Holstein der gelungene Abschluss einer Serie voller Höhen und Tiefen. Und Trainer Michael Hegemann, der ab der neuen Saison für den Zweitliga-Konkurrenten ASV Hamm-Westfalen veranwortlich ist, fand den erreichten elften Tabellenplatz grundsätzlich auch ganz in Ordnung. „Wir sind froh, das Spiel gewonnen zu haben, das tut uns allen gut“, sagte der TuSEM-Coach, „wir konnten einen guten Eindruck zum Schluss hinterlassen, das gibt ein gutes Gefühl für die neue Saison. Allein, wenn man unsere dünne Personaldecke sieht, können wir komplett zufrieden sein mit dem Spiel. Die Mannschaft hat noch einmal Charakter gezeigt. Alles in allem können wir in dieser Saison mit dem elften Platz zufrieden sein, auch wenn natürlich noch etwas Luft nach oben gewesen wäre.“ Damit meinte er unter anderem sicher die seltene Bilanz und Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen: Zu Hause sammelte TuSEM nur 14:20 Zähler (viertschlechtester Wert aller Zweitligisten), während in fremden Hallen in der Endabrechnung immerhin 16:18 Punkte zu finden waren (Platz sechs in der Auswärts-Tabelle). In der Addition ergab sich daraus bei 30:38 Punkten der elfte Rang – und damit eine Postion zu wenig im Kampf um ein Ticket für den DHB-Pokal 2024/2025. Essen lag am Ende knapp hinter dem Zehnten HSG Nordhorn-Lingen (32:36), den es bei einem Sieg mehr durch das Torverhältnis überholt hätte (minus 15/minus 26). Das Wichtigste bei Hegemanns Abschied: Essen hat das oberste Saisonziel Klassenerhalt sicher geschafft. Das Pokalticket verpasste es dagegen vor allen Dingen aufgrund der miserablen Heimbilanz im Kalenderjahr 2024 – acht Spiele, sieben Niederlagen, ein Sieg. Ebenfalls etwas sehr Spezielles: TuSEM kam auf übersichtliche 911 selbst erzielte Treffer, was einem Durchschnitt von 26,79 pro Partie entspricht (zweitschlechteste Ausbeute nach dem TuS Vinnhorst/904), und stellte gleichzeitig mit 926 Gegentreffern (Schnitt 27,23) die beste Abwehr der 2. Bundesliga – die sogar besser war als jene der beiden Erstliga-Aufsteiger VfL Potsdam (934) und SG BBM Bietigheim (957).

Wertvolle Beiträge für jene defensive Stabilität lieferte in Lübeck (Neunter/32:36) zusammen mit seiner intensiv arbeitenden Abwehr mal wieder der zum Bergischen HC wechselnde Torhüter Lukas Diedrich, der bei 14 Paraden auf eine Quote von 35,9 Prozent bei den gehaltenen Bällen kam und immer wieder dafür sorgte, dass die über 60 Minuten kein einziges Mal zurückliegenden Gäste ihren Vorsprung jeweils hielten/ausbauten. Nach dem 1:0 (1.) von Jonas Ellwanger war das Duell bis zum 3:3 (4.) ausgeglichen, ehe Essen übers 6:3 (8.) und 8:4 (10.) das Heft in die Hand nahm. Lübeck verkürzte zwar auf 8:9 (15.), doch Hegemanns Team fand regelmäßig die richtigen Antworten – mit dem 13:9 (22.) und 17:14 (29.) zunächst vor der Pause. Ähnlich lief es, nachdem der VfL mit Trainer David Röhrig (früher beim TSV Bayer Dormagen) auf 18:19 (40.) verkürzt hatte und eine Wende im Bereich des Möglichen lag. Die Lübecker Hoffnungen durchkreuzte dann allerdings in erster Linie Keeper Diedrich mit ein paar Glanzparaden, sodass TuSEM mit einer seinerseits konsequenten Chancenverwertung und einem 5:0-Lauf innerhalb von knapp sechs Minuten auf 24:18 (46.) davonzog. Beim 26:23 (54.) sah es noch einmal etwas enger aus, aber ernsthaft in Gefahr geriet der Erfolg nicht mehr – 27:23 (56.), 28:23 (59.), 29:24 (59.).

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Ellwanger (6), Kämper, Wilhelm, Homscheid (7/6), Asmussen, Eißing (3), Szczesny (3), Buschhaus (1), Weiß, Klingler (2/1), Neuhaus (3), Kostuj (2), Mast (1), Werschkull (1).

TSV Bayer Dormagen – HC Elbflorenz Dresden 32:32 (12:17). Am Ende hatten die Dormagener doch noch für den passenden Rahmen gesorgt an einem Abend, der irgendwie sehr stark im Zeichen des Abschieds stand – unter anderem von Trainer Matthias Flohr, der nach zwei Spielzeiten im Sportcenter als Chefcoach wieder zum Bundesliga-Absteiger HBW Balingen-Weilstetten wechselt, sowie von langjährigen Stützen wie Ian Hüter (zum Zweitliga-Konkurrenten ASV Hamm-Westfalen) und Jan Reimer (TuSEM Essen). Der Punktgewinn ging in der Addition zweier völlig unterschiedlich verlaufenen Halbzeiten auch in Ordnung – und nichts war davon zu sehen, dass für beide Seiten nicht mehr so sehr viel auf dem Spiel stand. Schon vorher war schließlich geklärt, dass die Dormagener (22:46) die Saison mit dem festen Klassenerhalt im Rücken auf Platz 16 klar vor dem TuS Vinnhorst (17:51) auf dem ersten der beiden Abstiegsränge beenden würden – und für den HC Elbflorenz (42:26) ging es „nur“ um Rang vier. „Unser Ziel war es, Platz vier zu sichern, und das haben wir erreicht. Wir hätten gerne gewonnen, das hat man den Spielern kurz nach dem Spiel auch angemerkt. Am Ende steht, dass wir mit Stolz auf diese Saison und besonders auf die Rückrunde zurückblicken können“, fand Dresdens Coach André Haber, dessen Mannschaft alleine im Kalenderjahr 2024 beachtliche 22:8 Punkte einfuhr. Die 9:21 Zähler des TSV Bayer sahen zwar auf den ersten und zweiten Blick bescheidener aus, genügten jedoch insgesamt für die von Anfang an als oberstes Ziel nominierte Position am rettenden Ufer – und dass dabei in keinem der letzten fünf Saisonspiele ein Erfolg heraussprang, richtete keinen größeren Schaden mehr an.

Bis zum 5:5 (9.) lag Dormagen gegen den HC Elbflorenz auf Augenhöhe, ehe es sich vier Gegentreffer in Folge zum 5:9 (15.) einfing und bis zum Ende der ersten Halbzeit keinen Anschluss fand – 7:10 (20.), 8:13 (23.), 11:17 (30.). Als die Partie mit dem 13:19 (33.) kurz nach dem Beginn des zweiten Durchgangs fast entschieden zu sein schien, stemmte sich Flohrs Mannschaft mit Moral und Leidenschaft noch einmal gegen die drohende Heimpleite, grenzte zuerst mit dem 20:24 (41.) den Rückstand ein und ließ nun eine sehenswerte Aufholjagd folgen – 23:25 (44.), 27:28 (51.), 28:28 (52.). Übers 29:29 (54.) und 31:31 (57.) war auf der Zielgeraden tatsächlich jedes Ergebnis möglich und in den letzten zweieinhalb Minuten sogar ein Sieg der Hausherren. Es gab jetzt eine Zeitstrafe gegen Dredens Oliver Seidler (58.) und einen Siebenmeter für Dormagen – den Jan Reimer dann im Duell mit HC-Torwart Marino Mallwitz nicht zu nutzen wusste. Nach der Roten Karte gegen Patrick Hüter (59./TSV Bayer) legte Elbflorenz im nächsten Angriff mit dem 32:31 (59.) erneut vor, ehe Sören Steinhaus für die Gastgeber 35 Sekunden vor der Schluss-Sirene zum 32:32-Endstand traf.

TSV Bayer Dormagen: Oberosler (1), Simonsen, Krull – Reuland (3/2), Senden (6), Böhnert (3), I. Hüter (3), Reimer (1), Schroven (3), Strosack, P. Hüter, Träger (4), J.-Chr. Schmidt (2), Pauli (1), Steinhaus (2), Sondermann (3).