Thema Saisonstart
Die Frage aller Fragen: Wann geht es weiter?
Der Niederrhein geht weiter davon aus, im September starten zu können. Die Drittligisten wissen immer noch gar nichts und der Verband Westfalen diskutiert ein völlig neues Oberliga-Modell.

Brettspiel: Auch für Ralph Weinheimer wäre die Planung vermutlich ein Verschiebebahnhof. Vorteil für ihn: Weil Weinheimer als Trainer des Mittelrhein-Oberligisten TuS Derschlag ausgeschieden ist und zurzeit eine Handball-Pause macht, betrifft ihn das Ganze nicht (mehr) direkt. Trotzdem leidet er mit allen Handballern. (Foto: Thomas Schmidt)

Sie alle wünschen sich, dass sie intensiv in eine Glaskugel schauen und darin die Zukunft genau erkennen. In einigen Bereichen steht noch nichts offiziell fest: So wird die HBL als Dachverband für die 1. und 2. Bundesliga wohl am Mittwoch erklären, wann sie die neue Meisterschafts-Serie beginnen lassen will. Gleichzeitig haben die Verantwortlichen vor, den auf den 2. September verschobenen Supercup in Düsseldorf als offizielle Saison-Eröffnung zu feiern – mit Zuschauern. Zwei Punkte werden vor allem zu klären sein: Was genau gilt überhaupt als Großveranstaltung? Sind Ausnahmen vom bis zum 31. Oktober verlängerten Verbot möglich? Klar ist: Die HBL befindet sich im regen Austausch mit den Behörden in Nordrhein-Westfalen. Einige Etagen tiefer sind die Vereine und Landesverbände unterhalb des Profi-Handballs zumindest in Sachen Termin-Ansetzung bedeutend weiter. Aus dem Harzhelden-Gebiet sind die Spielpläne für die Regionalliga Nordrhein sowie für die Oberligen Niederrhein und Mittelrhein bereits seit einiger Zeit hinterlegt. Einen ganz neuen Vorschlag hat nun der Verband Westfalen entwickelt, der das bisherige System mit Hin- und Rückrunde zumindest für seine Oberliga über Bord wirft und einen deutlich veränderten Modus diskutiert.

Erste Abweichung: Die Saison 2020/2021 beginnt nicht im September, sondern erst im Oktober. Nach dem bisherigen Verfahren wären dann bis zum Juni 2021 genau 30 Partien pro Team zu absovieren – zu viel, wie der eine oder andere findet. Deshalb gab es beim Staffeltag diesen Vorschlag: Man teile zunächst die Gruppe aus 16 Klubs in zwei Hälften mit jeweils acht Vereinen. Für jede Hälfte gibt es eine Hin- und Rückrunde, sodass anschließend alle 14 Spiele auf dem Konto haben. Dann sei eine Aufstiegsrunde mit den besten vier aus beiden Gruppen und eine Abstiegsrunde mit den unteren vier zu bilden. Weil die Vorrunden-Ergebnisse mitgenommen werden, sind nun nur noch acht weitere Aufgaben gegen die vier Konkurrenten aus der anderen Gruppe zu absolvieren (ebenfalls Hin- und Rückrunde). Ergibt in der Addition von 14 plus 8 lediglich 22 Spiele pro Mannschaft.

Kein Geheimnis: Es gibt am Niederrhein durchaus Befürworter eines derartigen Modells. Einen ähnlichen Denk-Ansatz hatte Thomas Molsner, der Trainer des Regionalliga-Aufsteigers OSC Rheinhausen, sogar schon vor einiger Zeit in den Raum geworfen. Dass sich aber Handball Nordrhein (für die Regionalliga) und der Verband Niederrhein mit dieser Idee beschäftigen, gilt als ausgeschlossen. Am Niederrhein etwa gilt jenes Prinzip: „Die Vereine brauchen eine klare Perspektive, die Vereine sollten Planungssicherheit haben.“ Michael Girbes, der Vorsitzende der für den Spielbetrieb zuständigen Technischen Kommission im HVN, kennt die Überlegungen der Westfalen zwar, hält jedoch den Weg des Niederrheins für realisierbar und deshalb daran fest: „Wir hoffen und wir gehen davon aus, dass wir im September beginnen können.“ Seiner Ansicht nach geht es nicht zuletzt darum, so etwas wie Hoffnung, Zuversicht und Halt zu vermitteln. Weil Girbes und seine Mitstreiter ihr Amt trotzdem nicht völlig blauäugig ausüben, haben sie neben den Corona-Beschlüssen der Landesregierung die Möglichkeit im Blick, eventuell eine kleinere Zahl an Spieltagen nach hinten zu verschieben – und als Wochen-Spieltage auszutragen. Viel anders dürfte die Einschätzung auch am Mittelrhein nicht klingen.

Wie die Vergessenen der Handball-Welt müssen sich in diesem Zusammenhang momentan die Drittligisten vorkommen – die bis auf ein paar Ausnahmen eher den halb-professionellen Bereich abbilden und manchmal selbst das kaum. Auf was trainieren etwa der Longericher SC, die Bergischen Panther, die HSG Krefeld, der Leichlinger TV und der Aufsteiger TuS 82 Opladen hin? Klar: Die 72 Drittligisten werden auf vier Gruppen aufgeteilt – deren Zusammensetzung der DHB bisher nicht festgelegt hat. Demnach wissen die genannten Klubs bisher nicht einmal zuverlässig, ob sie gemeinsam einer Gruppe angehören. 18 Vereine pro Drittliga-Gruppe bringen auf jeden Fall immerhin zweimal 17, also 34 Spiele. Wie die ab wann unterzubringen sind, ist ebenfalls eine spannende Frage. Bestimmt fällt irgendwann eine passende Lösung vom Himmel. Zusammen mit einer Gruppeneinteilung. Zumindest dafür sollte niemand ein Orakel oder Glaskugeln befragen müssen.