Oberliga Mittelrhein
Von Derschlag bis Birkesdorf: Alle haben Bock auf die neue Saison
Der TuS hat neues Selbstbewusstsein getankt. Auch die HSG Refrath-Hand gehört nach oben. Für andere geht es „nur“ um den Klassenerhalt.

Lass dich drücken! Thorben Schneider und der TuS Derschlag konnten im HVM-Pokal bereits Selbstvertrauen für den Ligastart sammeln. (Foto: Burkhard Kasan)

Das könnte ein Hauen und Stechen werden. Und viel Zeit zur Eingewöhnung bleibt den vermutlich zur oberen Etage zählenden Teams in der Oberliga Mittelrhein nicht – im Gegenteil. Es geht direkt ans Eingemachte. Das gilt besonders für den Vorjahres-Vizemeister TuS Derschlag, der sich direkt in ein oberbergisches Derby stürzen darf, denn am Sonntag kommt der SSV Nümbrecht. „Das hat richtig Brisanz und ich erwarte ein volles Haus. Es ist für beide eine Standortbestimmung und ich erwarte ein 50:50-Spiel“, sagt TuS-Trainer Ralph Weinheimer. Bis vor Kurzem war er noch der Auffassung, mit seinem Team höchstens sehr schwierig eine ähnlich starke Position wie in der vergangenen Serie erreichen zu können – weil die Vorbereitung aus mehreren Gründen einigermaßen kompliziert war. Eins der Hauptprobleme: Der als wichtige Stütze vorgesehene Rückraumspieler Felix Jaeger (22) entschied sich extrem kurzfristig dazu, seine Chance beim Zweitliga-Aufsteiger HSG Krefeld zu suchen – und auf diesen Wechsel konnte der TuS Derschlag nicht mehr reagieren.

Dann kam aber vor gut einer Woche das Halbfinale des Mittelrheinpokals beim klassenhöheren TV Jahn Wahn Köln, in dem der TuS nahezu wie aus einem Guss spielte und letztlich deutlich mit 26:17 gewann. „Das hat uns Selbstvertrauen gegeben und diesen Schwung wollen wir mitnehmen“, betont Weinheimer. Zwei Spieler waren die Stützen eines sehr gut funktionierenden Teams: Hinten hielt Torhüter-Routinier Axel Sierau mit vielen starken Paraden den Laden dicht und vorne sorgte Rückraumspieler Michael Romanov permanent für Gefahr.

Gemeinsame Ziele: Die HSG Refrath/Hand gehört für die meisten Beobachter der Oberliga zum engsten Favoritenkreis. (Foto: Thomas Schmidt)

In Bergisch Gladbach versuchen sie bei der HSG Refrath/Hand, die Erwartungen zu dämpfen. Dabei ist sicher, dass die Mannschaft von Trainer Mario Jatzke durch Rückraumspieler wie Jonathan Benninghaus und Lennart Niehaus sowieso ganz gut besetzt ist – und nun noch mehr Möglichkeiten hat, über den Kreis für Gefahr zu sorgen. Dort betätigt sich nun der vom Longericher SC gekommene Michael Wittig, der zudem auch in der Deckung eine wertvolle Kraft ist. Trainer Mario Jatzke hat dennoch Respekt vor der Konkurrenz und er geht davon aus, dass bereits die Auftaktpartie beim TV Birkesdorf in Düren kein Spaziergang wird. „Das ist eine spielstarke Mannschaft, die viel übers Tempo kommt und eine aggressive, flexible Abwehr spielt. Wir müssen konzentriert auf unsere Chancen warten und sie dann nutzen“, sagt Jatzke, „unser Ziel ist natürlich, dass wir direkt zwei Punkte einfahren.“ Sein Birkesdorfer Kollege Boris Lietz sieht Refrath „als einen der Top-Favoriten“. Obwohl die eigene Vorbereitung hin und wieder schleppend verlief und Jakob Ernst (Kreuzbandriss) erst wieder 2020 an Handball denken darf, freut sich der Verein auf den Start: „Wir sehen dem Auftakt mit einem fröhlichen Auge entgegen und wir hoffen auf viele Zuschauer.“

Während vieles dafür spricht, dass der TSV Bayer Dormagen II und der HC Gelpe Strombach ebenfalls einen Platz weit vorne finden werden, geht es für andere von vornherein in erster Linie um den Klassenerhalt. Das gilt etwa für die zweite Mannschaft des Longericher SC, deren Trainer Philipp Krüger sich trotz guter Ergebnisse in der Vorbereitung als Realist erweist: „Das Ziel ist es natürlich, so schnell wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben.“ Allerdings glaubt er auch, dass sich hinter „seinen“ drei Top-Teams Strombach, Refrath und Dormagen ein breites Feld an Klubs um die weiteren Positionen streitet: „Hier wird sich zeigen, wer die nötige Konstanz an den Tag legt.“ Am Ende fasst er passend zusammen, was nahezu sämtliche Teams und Trainer denken: „Wir haben richtig Bock auf die Saison!“ Da wird auch Moritz Adam, der Trainer des Auftakt-Gegners MTV Köln, nicht widersprechen – obwohl er natürlich für sich und seine Spieler eigene Ideen vom Ausgang des Spiels hat.