3. Liga Nord-West
Gegensätze: Longerich blüht auf, Leichlingen leidet weiter
Der zuletzt bärenstarke LSC will in Gummersbach nachlegen, während der LTV neue Hiobsbotschaften verarbeiten muss. Sebastian Linnemannstöns und Alexander Senden fallen lange aus.

So geht das: Torhüter Valentin Inzenhofer (rechts), Keeper-Kollege Philipp Ruch (links) und Tim Hartmann (Mitte) sind mit Longerich obenauf. (Foto: Thomas Schmidt)

Zweimal hat der Longericher SC bisher verloren. Zweimal passierte es auswärts und die Gegner gehörten jeweils zum Besten, was die Klasse zu bieten hat – 25:27 beim Zweitliga-Absteiger Wilhelmshavener HV, der gerade an der Tabellenspitze liegt, und 27:31 bei den Schalksmühle-Halver Dragons, die auf Rang zwei vorgerückt sind. Dem stehen vier Siege gegenüber, die sich zwischen Pflicht und Kür bewegen. Gegen die Sauerland Wölfe (Letzter) haben auch die anderen Teams aus der oberen Hälfte gewonnen, aber zuletzt im Heimspiel gegen den Zweitliga-Absteiger VfL Eintracht Hagen sorgte die Mannschaft von Trainer Andreas Klisch für einen echten Höhepunkt: Simon Schlösser traf im packenden Krimi in der allerletzten Sekunde zum 27:26-Erfolg. Für Hagen war es die erste Saison-Niederlage und für den LSC die Bestätigung, dass er mit Recht eine Position im vorderen Drittel für sich beanspruchen kann – wenn er denn sein Potenzial derart leidenschaftlich einbringt. Was das Top-Resultat gegen die Eintracht wirklich wert ist, wird sich vermutlich am Sonntagabend zeigen, denn es wartet die Aufgabe beim VfL Gummersbach II. Nach der Karnevals-Atmosphäre und der überschwappenden Stimmung vom vergangenen Wochenende kehren die Kölner in den Alltag zurück – bei einem Kontrahenten, den sie auf keinen Fall unterschätzen dürfen.

Eine Warnung: Gummersbach holte seinen bisher einzigen doppelten Punktgewinn beim TuS Volmetal (28:24). Der ist zwar ebenfalls gefährdet, sorgte allerdings zuletzt mit seinem 27:26 gegen Wilhelmshaven für einen Paukenschlag. LSC-Coach Klisch hat ohnehin Respekt vor dem VfL, den er in der besten möglichen Besetzung erwartet – also mit allen Kräften aus dem Zweitliga-Kader und den Nachwuchs-Spielern aus der A-Jugend-Bundesliga. „Komplett sind die sicher wettbewerbsfähig und sogar echt gut. Das wird für uns garantiert kein Selbstläufer.“ Von seinen Spielern verlangt er unter anderem, den Triumph über Hagen unverzüglich abzuhaken: „Wir haben uns darüber sehr gefreut, aber jetzt müssen wir wieder demütig werden.“ Klar: Trotzdem will Longerich aus dem Bergischen etwas mitnehmen, um die zurzeit sehr anständige Basis zu festigen und vielleicht demnächst in eigener Halle das nächste Handball-Fest feiern zu können.

Nach einer Feier ist dem personell stark umgebauten Leichlinger TV zurzeit definitiv nicht zumute. Das hart erkämpfte 22:21 gegen den OHV Aurich linderte zwar die Schmerzen ein bisschen, weil die Leichlinger durch den ersten Saisonsieg wenigstens den tiefen Tabellenkeller verlassen konnten. Dass sich nach einigen knappen Niederlagen im Laufe dieser Woche trotzdem keine grenzenlose Erleichterung einstellen wollte, hat mit zwei weiteren personellen Hiobsbotschaften zu tun. Die erste: Allrounder Sebastian Linnemannstöns, der gegen Aurich noch drei Siebenmeter verwandelt hatte, erlitt einen Kreuzbandriss und wird für den Rest der Saison nicht mehr an Handball denken können. Die zweite: Rückraumspieler Alexander Senden wird wegen einer komplizierten Bänderverletzung im Sprunggelenk ebenfalls lange ausfallen. Regisseur Valdas Novickis arbeitet zwar weiter intensiv für ein Comeback (nach Riss der Achillessehne), aber die Leichlinger wollen mit dem Blick auf die weitere Saison kein Risiko eingehen.

Unfassbar: Leichlingens Trainer Lars Hepp müssen die neuen Verletzungssorgen vorkommen wie ein echte Strafe. (Foto: Thomas Schmidt)

Daraus folgt insgesamt, dass der LTV am Freitag bei der Eintracht in Hagen noch klarer als ohnehin in der Außenseiterrolle ist. Und dass Leichlingen Trainer Lars Hepp an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt (Trainer von 2013 bis 2017), wird ihn selbst vermutlich ganz wenig interessieren. Unter dem Strich wäre eine Leichlinger Niederlage angesichts der neuen personellen Löcher eher keine Überraschung und fast jedes Ergebnis weniger schmerzhaft als das 22:25 vor knapp einem Monat gegen die Sauerland Wölfe. Damals fehlten Senden (krank) und Maurice Meurer (Gehirnerschütterung) im linken Rückraum – und damit die nötige Durchschlagskraft. Diesmal fehlen unter anderem die Tore von Linnemannstöns und Senden. Vielleicht haben sie bei den Leichlingern ja noch irgendwo den einen oder anderen Spielerpass liegen und können so den einen oder anderen Spieler um Hilfe bitten.

Auf dem aufsteigenden Ast scheinen sich die aus der 2. Liga abgestiegenen Rhein Vikings zu befinden. Nach dem Startsieg gegen Leichlingen (31:30) und drei folgenden Niederlagen hing das Team von Trainer Jörg Bohrmann vorübergehend erstaunlich weit unten fest. Anschließend blieben die Wikinger aber drei Mal hintereinander ungeschlagen – 35:27 gegen Aurich, 24:24 gegen Volmetal, 27:23 beim Team HandBALL Lippe II. Die Belohnung dafür waren der Konto-Ausgleich und der Sprung auf den neunten Tabellenplatz, sodass die Lage vor dem Heimspiel gegen den starken Zweiten Schalksmühle-Halver fast entspannt wirkt. Komplett im eigenen Zielkorridor halten sich die Bergischen Panther auf, die bei 10:4 Zählern stehen – und nach den Überraschungen vom vergangenen Wochenende als Fünfter der erste Verfolger des Spitzen-Quartetts sind. An einem guten Tag ist das Team von Trainer Marcel Mutz auch in der Lage, beim Achten LiT Tribe Germania zu bestehen, der immerhin sechs seiner acht Punkte in eigener Halle einfuhr.