Oberliga Mittelrhein
Preisfrage: Will außer Bayer Dormagen keiner aufsteigen?
Die Zweite des Zweitligisten hat ihre Ideen offensiv formuliert. Konkurrenten wie der TuS Derschlag, der HC Gelpe/Strombach oder die HSG Refrath/Hand halten sich dezent zurück.

Noch ist alles drin: Jonny Benninghaus (Mitte/mit Wasserflasche) und die HSG Refrath/Hand kommen natürlich weiter für einen Spitzenplatz in Frage. (Foto: Thomas Schmidt)

Fünf Spieltage sind in der Oberliga 2019/2020 absolviert und die ersten Anzeichen vorhanden, wer wie viel von welchen Zielen erreichen kann. Im Kampf um die Meisterschaft hat sich bislang aber noch niemand richtig aus der Deckung gewagt – mit Ausnahme des TSV Bayer Dormagen II. Trainer Frederic Rudloff verfolgt dort nach Rang drei aus der vergangenen Serie das Ziel, die Zweite in die Regionalliga zu führen. Stichwort: Hochwertiger Unterbau für die Erste. Auf dem Weg nach oben gab es mit einem 28:30 am zweiten Spieltag eine überraschende Heimniederlage – allerdings gegen den TuS Derschlag, den sie in Dormagen vorher selbst zu einem der härtesten Konkurrenten erklärt hatten. Unter dem Strich ist die TSV-Zweite als Dritter mit 8:2 Punkten im Soll und sie liegt nur einen Zähler hinter dem Tabellenzweiten TuS zurück (9:1). Im Oberbergischen lehnen sie die Aufnahme in den Favoritenkreis weiter ab – wie der Erste Pulheimer SC (9:1), der Vierte HC Gelpe/Strombach (8:2) und der Sechste HSG Refrath/Hand (5:5). Pulheim sieht dabei Rang eins in der laufenden Saison mit sechs Neuen vor allem als sehr angenehme Moment-Aufnahme.

Derschlag war nach einem turbulenten Sommer und dem kurzfristigen Abgang des gerade erst gekommenen Rückraumspielers Felix Jaeger nach Krefeld zunächst sogar skeptisch und plagte sich mit einigen Selbstzweifeln herum – die sich so allerdings bald als unberechtigt erwiesen. Vor allem der Sieg in Dormagen war ein Paukenschlag der Mannschaft um Torhüter-Routinier Axel Sierau und den überragenden Michael Romanov. Was der Rückraumspieler für die Derschlager wert ist, zeigte er unter anderem direkt vor der Herbstpause, als er im Krimi gegen Refrath/Hand (33:33) elf Treffer auch in besonders wichtigen Situationen beisteuerte. Zusammen mit dem nicht zu bremsenden Norman Krause (13/davon zwei Siebenmeter) erzielte er 24 der 33 TuS-Tore. Sollten beide diese Form über die Ferien konservieren, verspricht das Derby am 2. November beim HC Gelpe/Strombach der nächste Saison-Höhepunkt zu werden.

Dort steht in Michiel Lochtenbergh ebenfalls einer der im positiven Sinne Handball-Verrückten an der Seitenlinie, der sich auf Dauer jedenfalls nicht mit gehobenem Mittelmaß begnügen mag. Der Niederländer hatte seine Sicht der Dinge nach dem zweiten Spieltag so formuliert: „Klar. Wir wollen gerne hoch. Aber dabei kommt es nicht auf ein oder zwei Jahre an.“ Die erste Mannschaft des Vereins, der bei den Senioren ein seit 2018 bestehender Zusammenschluss aus TV Strombach und TV Gelpetal ist, musste bislang keine Niederlage hinnehmen. Die beiden verlorenen Punkte stammen aus den Unentschieden gegen den TV Birkesdorf (28:28) und den Pulheimer SC (27:27). Das bevorstehende Gummersbacher Derby dürfte was ganz Besonderes werden – nicht zuletzt für HC-Rückraumspieler Tim Hilger, der vor zwei Jahren den Drittligisten Leichlinger TV verlassen hatte und in seine Oberbergische Heimat zurückgekehrt war – zunächst nach Derschlag, ehe er vor dieser Saison zu Lochtenberghs Team stieß.

Ganz schön weit: Trainer Zbigniew Krzyskow und der BTB Aachen II wollen im Oberbergischen dennoch alles für ein gutes Ergebnis in die Waagschale werfen. (Foto: Thomas Schmidt)

Bei der HSG Refrath/Hand steht und fällt viel bis alles mit dem früheren Bundesliga-Spieler Jonny Benninghaus. Er ist der verlängerte Arm von Trainer Mario Jatzke und in jeder Hinsicht der Kopf der Mannschaft. Ohne den damals verletzten Kapitän verlor die HSG in Pulheim am Ende sehr deutlich (22:28) und mit einem angeschlagenen Benninghaus mühte sie sich zu einem schmeichelhaften 25:24 über den SC Fortuna Köln. Beim 33:33 in Derschlag sahen die Refrather immer dann sehr gut aus, wenn der Mittelmann mit Übersicht und Ruhe die Fäden in der Hand halten konnte – was die Hausherren dann in der zweiten Halbzeit deutlich besser unterbanden. Um den Kontakt nach ganz oben zu halten, muss Jatzkes Mannschaft mit Sicherheit konstanter werden und das Heimspiel am 3. November gegen den Vierten Longericher SC II gewinnen. Die bisher erreichte Ausbeute genügt nicht für höhere Ansprüche. Dass sie die in Refrath offiziell überhaupt nicht haben, ändert daran wenig.

Eine Woche vor der restlichen Konkurrenz holen der SSV Nümbrecht und der BTB Aachen II zum Ende der Herbst-Schulferien am Samstag die vom vierten Spieltag verlegte Partie nach. Zwischen den beiden Vereinen liegen Welten – kleinere in der Tabelle, die den SSV mit 4:4 Zählern auf Platz neun und die sieglosen Aachener mit 1:7 Punkten auf Rang zwölf führt. Rekordverdächtig für eine Oberliga dürfte jedoch die Distanz sein, die diesmal die Gäste hinter sich bringen müssen. Gut 130 Kilometer für eine Strecke ergeben insgesamt etwa 260 Kilometer – für eine Dienstreise mit ungewissem Ausgang. Die Aachener fänden den Aufwand vermutlich weniger hoch, wenn sie bei der Heimfahrt den ersten Saisonsieg in den Sporttaschen untergebracht hätten. Vermutlich wird der SSV jedoch darauf keine Rücksicht nehmen wollen.