29. November 2019 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Eine Entscheidung wird immer noch nicht fallen, aber die Konturen lassen sich immer besser erkennen. Vorne hat der TV Korschenbroich inzwischen nachhaltig seinen Hut in den Ring geworfen und zuletzt trotz seines kleinen Kaders den TuS 82 Opladen an der Spitze abgelöst. Was beide eint: In bester Besetzung gehören Korschenbroicher und Opladener auch in genau die Region, in der sie jetzt stehen. Ob die Reihenfolge so bleibt oder erneut wechselt, könnte sich am Wochenende entscheiden, weil auf die Spitzenteams schwierige bis unangenehme Aufgaben warten. Der TVK muss in einer samstäglichen Spätvorstellung ab 20 Uhr beim Vierten BTB Aachen seine Titelfähigkeit nachweisen und der TuS 82 am nicht sonderlich beliebten Sonntag-Vormittag beim MTV Rheinwacht Dinslaken zeigen, wie er in dieser Saison mit Rückschlägen umzugehen weiß. Vor einem echten Härtetest steht auch der Überraschungsdritte TV Rheinbach, der zumindest einen Teil der Fahrt gemeinsam mit den Korschenbroichern bewältigen könnte: Das Team des Trainerduos Jan Hammann/Dietmar Schwolow tritt beim Aachener Lokalrivalen HC Weiden an – der als Aufsteiger ebenfalls für fast jede Überraschung gut ist.
Der BTB bringt die Empfehlung von vier Siegen hintereinander ins Duell mit dem Spitzenreiter ein, bleibt aber realistisch. „Unser Ziel ist nach wie vor der Klassenerhalt“, betont Trainer Martin Becker, dem die bisher erreichten 10:6 Punkte da noch nicht genügen: „Nach unten ist ganz wenig Abstand.“ Auf die Achse mit Carsten Jacobs, Simon Breuer und Philipp Wydera kann er sich regelmäßig total verlassen, aber zum Erfolg des Teams tragen seiner Ansicht nach auch andere viel bei. Ein Beispiel: David Bökmann, denn der Kreisläufer ist in der Kombination aus Qualitäten in Abwehr und Angriff mit sein wichtigster Feldspieler. Insgesamt verfügt Aachen im Dreiländereck aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden über ein Paket, für das der TVK hundert Prozent Leistung braucht, zumal bisher nur einer der vier Auswärts-Auftritte der Korschenbroicher einen klaren Erfolg brachte. In Dinslaken (27:26), in Rheinbach (29:28) und in Remscheid (27:27) ging es deutlicher knapper zu als kürzlich beim TV Jahn Köln-Wahn (34:26).
Noch weniger Geschenke brauchen die Opladener zu erwarten, die nach dem 26:32 bei der SG Langenfeld genickt und nach dem 27:28 gegen Weiden noch enttäuschter waren. Jetzt steht die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt vor der Fahrt nach Dinslaken, das nach der Meisterschaft aus der vergangenen Saison plötzlich mitten im Kampf gegen den Abstieg steckt und eine Drei-Punkte-Lücke bis zum rettenden Ufer zu bearbeiten hat. „Wir müssen uns in der Abwehr wieder auf das Niveau vom Saisonbeginn steigern und unser Tempospiel aufziehen“, fordert Voigt. An die Dienstreise zum MTV vom März dieses Jahres haben die Opladener, die unbedingt auf den Weg zum Erfolg zurückfinden wollen, keine besonders guten Erinnerungen: Damals war das sehr schmerzhafte 19:27 sechs Runden vor dem Ende der Serie das Aus im Kampf um den Titel. Nun muss sich der Tabellenzweite ganz sicher erneut auf eine Menge Widerstand einrichten, weil die Rheinwacht mit Trainer Harald Jakobs inzwischen seit fast zwei Monaten ohne Sieg ist – und das definitiv ändern will.
Aufsteiger Weiden hat in der speziellen Atmosphäre seiner Halle an der Parkstraße in Würselen schon gegen den TV Aldekerk (23:23), gegen die SG Ratingen (26:25), gegen die SG Langenfeld (28:27) und gegen Dinslaken (34:28) gut ausgesehen. Auf der anderen Seite verlor die Mannschaft um Trainer Andreas Heckhausen ausgerechnet das Derby gegen Aachen (21:26) und am vergangenen Wochenende das Finale des Mittelrheinpokals gegen den Oberligisten TuS Derschlag (29:32). Rheinbach, vier Mal in Folge ungeschlagen, hat als jüngste Empfehlung das verdiente 30:25 gegen die SG Langenfeld im Portfolio. „Insgesamt war das sowohl hinten in der Deckung als auch vorne im Angriff ein sehr starkes Spiel meiner Mannschaft“, lobt Trainer Hammann, dessen Team eine Woche zuvor bei der SG Ratingen ebenfalls gewonnen hatte (28:26).
Ratingen und Langenfeld bilden nicht zuletzt deshalb ein Duo der Unentschlossenen, die ihren Kurs durch die Liga bislang nicht gefunden haben. Die SGL, die sich nach dem Derbysieg gegen Opladen auf dem richtigen Weg sah, erlitt in Rheinbach einen Rückschlag, den sie aber nach Ansicht von Trainer Markus Becker in der meisterschaftsfreien Zeit vor dem Heimspiel gegen den TSV Bonn rrh. überwunden hat: „Rheinbach war ja kein Fallobst. Wir wollen wieder in die Reihe kommen.“ Neues Ziel des Neunten für den Rest des Jahres ist es, auf einem einstelligen Platz im oberen Drittel zu überwintern – wobei der SGL-Coach zugibt, mit Prognosen vorsichtig geworden zu sein. Tatsächlich scheint in der Regionalliga 2019/2020 fast jeder nahezu jeden schlagen zu können.
Das wissen sie besonders bei der SG Ratingen genau, die selbst nach dem hohen 41:30 bei den an diesem Tag komplett indisponierten Bonnern auf Rang acht mit 7:9 Punkten (wie SGL und TuSEM Essen II) weiter um Längen hinter den Erwartungen liegt. In den restlichen drei Meisterschaftsspielen gegen den Aufsteiger HG Remscheid (Elfter/Samstag), bei der HSG Siebengebirge (Letzter/7. Dezember) und gegen den TV Jahn Köln-Wahn (Zwölfter/14. Dezember) geht das prominent besetzte Ensemble selbstredend trotzdem als haushoher Favorit. Stichwort Siebengebirge: Der Tabellenletzte hat nach dem kürzlich erfolgten Rücktritt des bisherigen Trainers Werner Klöckner rasch eine (interne) Nachfolgeregelung finden können. Lars Degenhardt, früher bereits Coach der Ersten und zuletzt Trainer der Zweiten (Verbandsliga), kehrt zurück auf den Chefsessel der ersten Herren. Neuer Co-Trainer ist Fabian Zächerl, der seine aktive Karriere bei der HSG nach der Saison 2018/2019 beendet hatte.