Regionalliga Nordrhein
Reife Leistung: Opladen ist zurück an der Tabellenspitze
Der TuS 82 gewann verdient mit 26:20 gegen den zuvor fünf Mal in Folge unbesiegten BTB Aachen. Bonn und Weiden zeigten einen ungewöhnlichen Samstagabend-Krimi.

Da sind wir wieder: Ganz Opladen feierte schon kurz vor dem Ende die Rückkehr an die Tabellenspitze. (Foto: Thomas Ellmann)

TuS 82 Opladen – BTB Aachen 26:20 (13:9). Opladen hat seine kurze Schwächephase offensichtlich überwunden, die es nach den 12:0 Punkten aus den ersten sechs Spielen mit dem 26:32 bei der SG Langenfeld und dem 27:28 gegen den HC Weiden eingestreut hatte. Nach dem 30:25 beim MTV Rheinwacht Dinslaken gewann der Titelkandidat nun das erste seiner Spitzenspiele im Weihnachts-Endspurt – und durfte sich später nicht nur über die beiden verdienten Punkte freuen. Der TuS 82 kletterte mit jetzt 16:4 Zählern im Fernduell mit dem TV Korschenbroich (15:5), der bereits am Freitagabend vorlegt hatte (31:26 gegen den TV Aldekerk) zurück auf Rang eins. Besser könnte die Basis für den nächsten Höhepunkt nicht sein, denn am nächsten Samstag (19.15 Uhr) tritt der Überraschungs-Dritte TV Rheinbach (14:6) in der Bielerthalle an.

Die Hausherren, die vor allem defensiv eine überzeugende Vorstellung ablieferten, wiesen zum ersten Mal ihre Entschlossenheit nach, als sie aus dem 4:3 (8.) innerhalb der nächsten zehn Minuten den 9:4-Vorsprung machten. Bis zum 13:8 (29.) durch den Siebenmeter von Birger Dittmer blieb es beim Fünf-Tore-Polster, ehe Aachens Tim Lütz kurz vor der Pause auf 9:13 (30.) und kurz nach dem Wechsel auf 10:13 (31.) verkürzte. Mit dem Dreierpack vom 15:13 (37.) zum 18:13 (41.) machte der TuS 82 den Weg zum Sieg frei, der fortan auch nicht mehr in Gefahr geriet – 21:14 (46.), 24:17 (54.), 26:18 (56.). Die Rote Karte gegen Aaron Ellmann (57.) konnten die Hausherren ebenfalls locker verkraften, zumal die Gäste bis dahin im Verlauf des zweiten Abschnitts mit fünf Zeitstrafen ohnehin deutlich härter getroffen hatte. Für den BTB (12:8 Punkte), der Vierter bleibt, war es nach fünf Siegen hintereinander die erste Niederlage.

TuS 82 Opladen: Fuchs, Strock – Benger (1) Rachow (1), J. Sonnenberg (3), Ellmann, Kaymaz (3), Dittmer (7/2), Barwitzki (4/2), Göddertz, M. Sonnenberg (3), Rinke (1), Wache, Gremmelspacher (3).

BTB Aachen: Dosch, Elsen – Wydera, Saive-Pinkall, Bleuel (3), Jakobs (7/5), Oslender (1), Breuer (5), Horn, Bardak, Rückels (2), Lütz (1), Käsgen (1).

 

TV Rheinbach – MTV Rheinwacht Dinslaken 31:26 (11:12). Der Vorjahresmeister Dinslaken findet einfach keinen Weg aus dem Keller, denn er hängt nach der Niederlage weiter auf Rang 13 fest – gemeinsam mit der HSG Siebengebirge unverändert drei Zähler hinter dem rettenden Ufer. Ganz anders sind Lage und Stimmung bei den Rheinbachern, die zum fünften Mal hintereinander ungeschlagen blieben. Folge: Das Team des Trainergespanns Jan Hammann/Dietmar Schwolow ist auf Rang drei bei 14:6 Zählern der erste Verfolger des aus Opladen (16:4) und TV Korschenbroich bestehenden Spitzenduos.

Artistisch: Florian Genn und seine Rheinbacher verblüffen die Liga immer wieder. Rang drei hatte so kaum einer erwartet. (Foto: Tobias Swawoll)

Rheinbach begann überzeugend und zog übers 4:1 (8.) auf 10:7 weg (20.), ehe es sich selbst vorübergehend aus dem Rhythmus und die Gäste zurück ins Spiel brachte. Nach der Pause legte der TV im Angriff wieder zu, sodass er gegen lange viel Gegenwehr leistende Gäste wieder die Führung übernahm – 13:12 (33.), 15:14 (35.), 16:15 (36.), 20:16 (42.), 20:19 (44.). Entscheidend waren dann aber die fünf Treffer bis zum 26:19 (50.), auf die Dinslaken keine Antwort mehr fand. „Da konnten wir uns auf unsere starke Abwehr und eine sehr gute Torhüterleistung stützen“, urteilte Hammann, „das war wieder eine gute Mannschaftsleistung. Der Rückraum hat auch ohne Oli Dasburg gut gearbeitet. Wir können sehr zufrieden sein.“

TV Rheinbach: Stief, Hoven – Schwolow (9), Kurth (4), Loenenbach (7), Prell (1), Schöneseiffen (2), Schmitz, Kazimierski (6), Künkler, Voihs, Wolff (1), Genn (2), Funke.

MTV Rheinwacht Dinslaken: Steffel, Ahlendorf – D’Auria, Tomke (5), Gorris (10/5), Enders (4), Höffner, Hahn (3/1), Reede (3), Krogmann (1), Pagalies.

 

HSG Siebengebirge – SG Ratingen 32:34 (17:20). Der als krasser Außenseiter angetretene Tabellenletzte gab im Duell mit dem hohen Favoriten aus Ratingen von der ersten bis zur letzten Sekunde alles, stand aber letztlich trotz einer kämpferisch herausragenden Leistung mit leeren Händen da. Dabei lief das Team des neuen Trainergespanns Lars Degenhardt/Fabian Zächerl fast immer einem Rückstand hinterher, der sich ab dem 6:9 (14.) bei zwei bis drei Toren einpendelte – 8:11 (17.), 10:13 (20.), ehe die beiden Treffer von Anto Marcinkovic den 16:16-Ausgleich brachten (25.). Nach der Pause sprach bald und lange nicht mehr besonders viel für die Hausherren – 19:24 (37.), 23:28 (43.), 27:32 (56.). Doch mit dem 31:33 (58.) von Marcinkovic hoffte plötzlich ganz Siebengebirge noch einmal auf die große Überraschung, doch die personell sehr prominent besetzten Gäste zogen den Kopf letztlich aus der Schlinge. Erfolgreichster Werfer der Ratinger war – mal wieder – der ehemalige Profi Alexander Oelze (14/7), während Oliver Dziendziol (9/1) und Marcinkovic (8) bei den Hausherren herausragten.

HSG Siebengebirge: Kremer, Löcher – Dziendziol (9/1), Kreutz (3), Steinhaus (6/4), Nahry (1), Picard, Hayer, Stoecker, Lee, Lopes de Carvalho (1), Marcinkovic (8), Schulz (4), Kirfel.

SG Ratingen: Schmidt, Loose – Funke, Schäfer (6), Nitzschmann (4), Oelze (14/7), Mergner (3), Plaumann, Lazarov (4), Bahn (2), Ditzhaus (1).

 

TV Jahn Köln-Wahn – TuSEM Essen II 22:22 (11:9). Die Kölner scheinen sich im Kampf um den Klassenerhalt auf die Eichhörnchen-Methode verlegt zu haben, denn eine Woche nach dem 26:26 beim TV Aldekerk holten sie erneut einen Punkt. Trainer Olaf Mast wusste zunächst nicht richtig, wie er das Unentschieden einordnen sollte, war aber unter dem Strich doch noch einigermaßen zufrieden: „Heute fühlt sich der Punktgewinn anders an, da wir auf der Siegerstraße schienen. Am Ende fehlte die Konzentration gegen einen Gegner, der doppelt so viel trainiert wie wir. Aber wir nehmen den Punkt auf unserem Weg mit.“ Enttäuschend fanden die Hausherren in erster Linie die Schlussphase, weil sie hier beim 21:17 (51.) den Erfolg bereits vor Augen hatten. Auf der anderen Seite hätte Wahn plötzlich fast gar nichts in der Hand gehabt, weil Essen fünf Treffer in Folge erzielte und der TV aus dem 21:22 (59.) in der letzten Minute zum 22:22 ausglich. Während dem TV das Ergebnis im Kampf um mehr Sicherheit durchaus hilft, wusste TuSEM-Coach Nelson Weisz damit weniger anzufangen. „Das war ein komisches Spiel heute. Es war wenig Stimmung in der Halle und das hat sich auf unser Spiel übertragen. Erst mit unserer offenen 3:3-Deckung gelangen uns Ballgewinne, um mit schnellen Toren den Ausgleich zu schaffen. Im letzten Angriff schaffen wir es dann trotz einer Auszeit nicht, noch eine gute Wurfgelegenheit herauszuspielen.“

TV Jahn Köln-Wahn: Kierdorf, Rotscholl – Akintunde (8), Branding (5), Pestinger (3), Rus, Bergerhoff (2), Wendler (1), Denis (1), Pohl, Busche, Giacobbe, Lange (2).

TuSEM Essen II: L. Stumpf, Conrad – Scholten (6), Kluth (2), Daamen, Schmidt (1), Engels (1), Sayin, Lewandowski (3), M. Stumpf (4), J. Weisz (2), Sprick, Kraus (2), Könemann (1).

 

HG Remscheid – SG Langenfeld 28:35 (13:15). Drittliga-Absteiger Langenfeld zeigte, dass es die knappe 33:34-Pleite gegen den TSV Bonn rrh. und die Strapazen vom Erfolg im Halbfinale des Niederrheinpokals beim Klassen-Konkurrenten SG Ratingen gut weggesteckt hat. Nach einer bis zum 4:4 (10.) ausgeglichenen Anfangsphase übernahm die Mannschaft von SGL-Trainer Markus Becker immer mehr das Kommando, ließ jedoch beim 15:11 (29.) plötzlich für ein paar Minuten nach – und holte dann die Entscheidung im zweiten Durchgang nach. Schon mit dem 22:15 (38.) war die Frage nach dem Sieger prinzipiell beantwortet und näher als beim 19:23 (41.) kamen die Hausherren, denen Rückraumspieler Michael Heimannsfeld erneut an allen Ecken und Ende fehlte, nicht mehr heran.  Während Langenfeld mit 9:11 Zählern den Kontakt zum breiten Mittelfeld herstellen konnte, profitierte Remscheid von den Resultaten der Keller-Konkurrenz: Der Aufsteiger liegt auf dem zwölften Platz unverändert drei Punkte vor dem MTV Rheinwacht Dinslaken und der HSG Siebengebirge.

Klar: SGL-Coach Becker war sehr einverstanden mit dem Auftritt der Langenfelder: „Die Angriffsleistung war wieder überragend. Remscheid hat probiert, mit einer Manndeckung gegen André Boelken und André Moser zu decken, was bei uns zwischenzeitlich auch zur Verunsicherung geführt hat. Später haben wir das relativ souverän heruntergespielt. Der Sieg war nie gefährdet. Es war nicht das perfekte Spiel, aber ich bin rundum zufrieden.“ Besonders erfreulich aus seiner Sicht war das Comeback von Christian Pagel, der nach einer Kreuzbandverletzung in den letzten zehn Minuten erstmals zum Einsatz kam. Becker: „Das freut mich total für ihn.“

HG Remscheid: Geske, Franz – Faust (4), Baier (3/3), Pütz, Voss (7), Schönfeld, Rother (2), Jansen (1), Rath (5), Bonekämper (3), Hermann (3).

SG Langenfeld: Riebau, Schmidt – C. Pagel, Pötzsch (4), Jung (3), Preissegger (2), Rahmann (2), Schirweit (2), Eich (11/6), Boelken (1), Schulz (2), Völker (3), Raschke (1), S. Pagel (4).

 

TSV Bonn rrh. – HC Weiden 24:23 (12:11). Vieles war Krampf – was die mit dem Saisonziel Klassenerhalt angetretenen Bonner nachher aber nicht die Bohne störte. „Natürlich war das ein Kampfsieg und unter den Umständen auch glücklich“, urteilte TSV-Trainer David Röhrig, „aber wir sind nicht in der Position, dass wir nur schöne Siege einfahren müssen. Diese Punkte nehmen wir gerne mit.“ Das Duell mit personell geschwächten Weidenern, denen wichtige Leute fehlten, hätten die Hausherren klarer gestalten können, doch sie vermochten sich trotz einer insgesamt kompakt arbeitenden Abwehr nie richtig hoch abzusetzen – obwohl es zum Beispiel beim 20:17 (47.) ganz gut aussah. Ein Samstagabend-Krimi waren dann die letzten zehn Minuten, als Weiden zuerst ausglich (52./21:21, 57/22:22) und 60 Sekunden vor dem Ende sogar mit 23:22 in Führung ging. Röhrigs Team glich zum 23:23 aus und Aachen wollte nun mit dem siebten Feldspieler zum Erfolg kommen – doch der Versuch ging daneben. Das Foul der Gäste, deren Tor nun völlig verwaist war, ahndeten die Schiedsrichter mit einem Siebenmeter. Florian Benninghoff-Lühl trat für die Gastgeber an, behielt auf den letzten Drücker die Nerven und Bonn durfte kurz darauf jubeln. Der TSV rückte durch den Sieg auf den fünften Rang vor (12:8 Punkte), während Aufsteiger Weiden (10:10) jetzt in einem breiten Mittelfeld Neunter ist.

TSV Bonn rrh.: Meißenburg, Rieder – Krohn (3), Palmen, S. Röhrig (7), Bock, Benninghoff-Lühl (6/4), Fischer (2), Terehov, Maeser (1), Bohrmann (4), Struiff, Rohloff (1).

HC Weiden: Gawlas, Bayer – Bergerhausen, Kuck (1), Gehlich, Scheidtweiler (5), Eich (4), Lübke (2), Eiche (2), Habisch (1), Bock (8).