13. Februar 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Dirk Wolf will es immer ganz genau wissen. Deshalb nimmt er sich für die Nachbereitung eines Spiels ausreichend Zeit – erst recht dann, wenn er eine Niederlage wie zuletzt das 26:34 beim TuS 82 Opladen aufzuarbeiten hat. Da sah er unter anderem Entscheidungen der Schiedsrichter, über die er gerne diskutiert hätte. Auf der anderen Seite ist Wolf aber fair genug, um die Ursache für das am Ende klare Ergebnis nicht bei den Spielleitern zu suchen, sondern bei den Korschenbroichern selbst: „Wir haben zu viele Fehler gemacht.“ Er sieht darin einen natürlichen Entwicklungsprozess bei seiner Mannschaft, die auf dem Feld manchmal wie eine Abteilung aus „Jugend forscht“ aussieht.
Steffen Brinkhues (22) im halblinken Rückraum, Justin Kauwetter (19) auf der anderen Seite, dazu Tim Dicks (21) oder Dustin Franz (20) bilden eine Mischung mit viel Perspektive und (noch) wenig Erfahrung. Selbst dann, wenn Mats Wolf in der Mitte dabei ist, steigt der Altersschnitt nicht viel höher: Der Regisseur ist auch erst 22. In der Summe hält der TVK-Coach die bisher erreichten 20:12 Punkte und den zweiten Tabellenplatz für völlig in Ordnung: „Alles ist im Lot. Wie befinden uns genau in dem Raum, den wir uns vorgestellt haben.“ Wolf war im Lauf der Hinrunde keiner, der schnell in Jubel ausgebrochen ist, als sein Team Anfang Dezember sogar an der Tabellenspitze zu finden war. Nun ist er keiner, der in Hektik ausbricht, weil es gerade auswärts nicht so gut läuft.
Was für seine Mannschaft spricht: In der heimischen Waldsporthalle sind die Leistungen in der Regel überdurchschnittlich gut und so war vor einigen Monaten nicht mal das 23:24 gegen richtig starke Opladener eine Enttäuschung. In den übrigen sechs Spielen gab es zum Teil sehr deutliche Erfolge und ein Höhepunkt war vor knapp vier Wochen das begeisternde 34:26 gegen die SG Ratingen. Auf dieses oder ein ähnlich hohes Niveau will der Tabellenzweite im Heimspiel am Samstagabend (19.30 Uhr) gegen den TV Rheinbach zurück, der auf Rang fünf (18:14 Punkte) zumindest nach den Zahlen einer der Konkurrenten bei der Vergabe der Spitzenpositionen ist. Fürs Saisonziel, den eigenen fünften Platz aus der vergangenen Saison zu übertreffen, steht demnach durchaus einiges auf dem Spiel. „Wir müssen es wieder besser machen“, weiß Wolf.
Der Mangel an Übersicht und Konstanz macht sich besonders auswärts fast immer bemerkbar und war schon in der Hinrunde eine Gefahrenquelle – wie beim 27:26 in Dinslaken, beim 29:28 in Rheinbach, beim 27:27 in Remscheid, beim 23:27 in Aachen, beim 27:27 in Essen, beim 25:29 in Langenfeld, beim 28:30 in Weiden und beim 26:34 in Opladen. Der bisher einzige Auswärtssieg stammt vom 34:26 aus dem November 2018 in Köln-Wahn. Auch die gesamte Bilanz für 2020 wird auf Dauer nicht für eine Top-Platzierung reichen: Zwei Heimsiege und drei Auswärts-Niederlagen ergeben insgesamt 4:6 Zähler.
Probleme ganz anderer Art plagen den kommenden Gegner TV Rheinbach, dessen Trainer Jan Hammann mit den 18:14 Zählern sehr einverstanden ist – weil sie perfekt zum Saisonziel Klassenerhalt passen, von dem der Coach keinen Millimeter abrückt: „Um etwas anderes geht es nicht. Wir sind sehr froh, dass wir schon so viele Punkte geholt haben.“ Eher extrem hinderlich ist das seit Oktober 2019 fürs Training bestehende Harzverbot in der Halle an der Berliner Straße – für Handballer generell ein Unding. In einer Stellungnahme signalisiert der Vorstand des TV immerhin Hoffnung: „Die Verantwortlichen sind zuversichtlich, der Mannschaft nach der Karnevalspause einen tragfähigen Lösungsvorschlag unterbreiten und somit weitere Abgänge vermeiden zu können.“ Weitere Abgänge? Offensichtlich ist es so, dass das Harzverbot die personellen Planungen empfindlich stört: „Die Spieler machen ihre Zusage für die kommende Saison von einer Lösung der Harzproblematik abhängig.“
Auf einen ihrer Top-Spieler werden die Rheinbacher demnächst auf jeden Fall verzichten müssen, denn Oliver Dasburg verlässt den Verein. Der 21-Jährige, im vergangenen Sommer von einem Intermezzo beim Drittligisten Longericher SC zu seinem alten Verein zurückgekehrt, gilt als einer der besten Rückraumspieler der Regionalliga und will es noch einmal eine Etage höher probieren. Dietmar Schwolow, der zusammen mit Hammann ein Trainerduo bildet, kennt und nennt die Gründe: „Das Harzverbot und die Aussicht, bei einem möglichen Drittligisten zu spielen, war ausschlaggebend für Ollis Absage.“ Das mit dem Harz ist relativ klar. Und was ist ein möglicher Drittligist? Sollte es ein Zweitligist sein, der in die 3. Liga absteigt, käme lediglich die HSG Krefeld in Frage – die es aber hier nicht ist. Dann könnte es ein Regionalligist sein, der in die 3. Liga aufsteigt. Wenn es sich da nicht mal um den TuS 82 Opladen handelt.