05. April 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Der Teufel steckt im Detail. Wie so oft. Und so bleiben nach der Ankündigung vom Freitagabend, die aktuelle Saison werde coronabedingt abgebrochen, ein paar Fragezeichen. Der Empfehlung des Deutschen Handball-Bundes an die Landesverbände, unterhalb der 3. Liga einen Schlussstrich zu ziehen, sind fast alle gefolgt. Noch keine Entscheidung hat der Handball-Verband Niederrhein getroffen – weil er auf eine weitere Klarstellung des DHB warten und sich nicht unnötig auf einen Sonderweg festlegen will. „Wir sind nicht das kleine gallische Dorf, wir beugen uns dem DHB-Beschluss“, sagt Michael Girbes, der Vorsitzende der für den Spielbetrieb zuständigen Technischen Kommission. Das Kernproblem: Der Abbruch der Saison ist die eine Seite der Medaille, die Wertung derselben eine andere. Allgemeine Einigkeit herrscht darüber, dass es in diesem Jahr keine Absteiger geben wird – was für manchen wie ein echtes Geschenk sein dürfte. Allgemeine Einigkeit herrscht auch darüber, dass es Aufsteiger geben soll. Genau hier liegt dann der Knackpunkt: Zurzeit sind viele Modelle denkbar, nach denen eine Art Abschluss-Tabelle errechnet werden könnte. Die Verantwortlichen wollen jetzt zeitnah eine Lösung präsentieren. Konsequenz: Bis dahin müssen sich die Harzhelden-Tabellenführer TuS 82 Opladen, der HC Gelpe/Strombach und die Wölfe Nordrhein gedulden.
TuS 82 Opladen. Das Team von Trainer Fabrice Voigt hat in der Regionalliga Nordrhein auf Rang eins mit 30:8 Punkten einen beachtlichen Vorsprung auf die Verfolger. Die SG Langenfeld (23:13) oder der TV Korschenbroich (23:15) wären bei normalem Verlauf mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr herangekommen. „Wir sind ganz entspannt“, sagt Opladens Manager Volker Leisner, „bei mir steht in allen Rechnungen immer der TuS 82 Opladen oben.“ Theoretisch denkbare Modelle wären unter anderem die Tabelle nach der Hinrunde oder die nach dem letzten kompletten Spieltag. Personell hat sich der TuS 82 seit Monaten auf die Meisterschaft vorbereitet und einige Verstärkungen an Land gezogen. Klarer Fall: Die Opladener würden von ihrem Recht zum Aufstieg Gebrauch machen.
HC Gelpe/Strombach. Es ist unstrittig, dass die Mannschaft von Trainer Michiel Lochtenbergh in der Oberliga Mittelrhein nach einem etwas mühseligen Start eine Klasse für sich ist. Zuletzt gab es 13 Siege hintereinander – darunter beeindruckende Erfolge beim Zweiten Pulheimer SC (31:19), beim Dritten HSG Refrath/Hand (31:22) und beim Fünften TuS Derschlag (34:22). In der Nähe der Strombacher, die bei 34:4 Punkten und 586:461 Toren stehen, halten sich nur noch die Pulheimer auf (28:6). Lochtenbergh, der gleichzeitig Sportlicher Leiter des Vereins ist, hat zur aktuelle Lage allgemein eine eigene Meinung: Die Entscheidung darüber, wie zu verfahren sei, hätten sich die „hohen Herren früher überlegen können“. Damit meint er wirklich die ganz oben im Handball. Auch der HC Gelpe/Strombach würde ein Recht zum Aufstieg unbedingt wahrnehmen und er ist wie die Opladener personell vorbereitet. Der Noch-Oberligist hat definitiv einen regionalliga-tauglichen Kader beisammen.
HC Wölfe Nordrhein. Die Mannschaft von Trainer Thomas Molsner ist die unumstrittene Nummer eins in der Oberliga Niederrhein. Bei 33:5 Punkten kommt höchstens der LTV Wuppertal (27:9) für eine Art Verfolgerrolle in Frage. Molsner mag zwar erst dann feiern, wenn den Wölfen eine offizielle Bestätigung vorliegt und die Tinte darunter getrocknet ist, kann sich allerdings wie seine Kollegen bei den Spitzenreitern keine Alternative vorstellen: „Der Aufsteiger muss ein Spitzenreiter sein. Wer denn sonst?“ Im Grunde geht er davon aus, dass die Verantwortlichen eine der Sachlage entsprechende und gerechte Entscheidung treffen. Und hier gibt es wiederum nicht den geringsten Zweifel: Die Wölfe würden das Recht zum Aufstieg auf jeden Fall wahrnehmen, zumal die Rückkehr in die Regionalliga nach dem Abstieg vor einem Jahr das deutlich formulierte Ziel der Mannschaft ist. Das personelle Grundgerüst steht und die Mannschaft wird durch zwei erfahrene Kräfte (Moritz Krumschmidt/Borussia Mönchengladbach) und Patrik Ranftler (TV Angermund) sinnvoll verstärkt.