13. Mai 2020 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Auf der einen Seite ist es vorbei. Eigentlich. Hätten die Verbände die Saison 2019/2020 nicht vor einigen Wochen coronabedingt abgebrochen, wäre spätestens seit dem vergangenen Wochenende Feierabend. Der 10. Mai hätte auch in den allen Klassen aus dem Harzhelden-Gebiet der letzte offizielle Spieltag sein sollen. Dann wäre die hohe Zeit der Mannschafts-Abschluss-Touren angebrochen, die jetzt aber ebenfalls ins Wasser fallen. Also könnten die Vereine vorübergehend die Beine hochlegen und sich nach einer passenden Pause in die Vorbereitung auf 2020/2021 begeben. Das Innehalten fällt jedoch auf mehreren Ebenen aus – unter anderem, weil sich Spieler in den vergangenen Wochen nur mit Individual-Training beschäftigen und einen Ball höchstens im Homeoffice in die Hand nehmen durften. Manche Klubs arbeiten zurzeit sehr intensiv an der Frage, wie sie das kürzlich vom DHB vorgestellte Papier „Return to play“ mit Leben füllen können. Es geht vor allem darum, in Absprache mit politischen Entscheidungsträgern die vorgelegten Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen den örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Kurzum: Ein Konzept soll/muss her, damit das Einzel-Fithalten allmählich wieder in ein mannschaftliches Training übergeht. Vielerorts dürften sich Funktionäre, Trainer und Spieler darüber eine Menge Gedanken machen. Zusammengefasst: In der Pause herrscht Vollbeschäftigung. Vom Abschalten können auch diejenigen nur träumen, die in den Verbänden den Rahmen für eine Saison bieten – etwa mit Spielordnungen oder Spielplänen. Oder schwierigen Entscheidungen in Krisenzeiten. Da liegt es fast in der Natur der Sache, dass nicht jeder mit allem einverstanden ist. Bisweilen muss sich sogar die Sport-Gerichtsbarkeit mit einem Beschluss oder einer Saisonwertung befassen.
Besonders eng ging es vor allen Dingen in der Gruppe 2 der Niederrhein-Verbandsliga zu – was für den Aufstieg eine durchaus brisante Angelegenheit war. Der Bergische HC II und die Bergischen Panther II lagen zum Zeitpunkt des Abbruchs bei jeweils 32:6 Zählern, in der anzuwendenden Quotientenregelung also bei einem Wert von 168,4. Der direkte Vergleich durfte nicht bemüht werden, weil erst das Duell aus der Hinrunde absolviert war (24:23 für BHC II). Deshalb musste der HVN den Tordifferenz-Quotienten heranziehen – und kam auf einen deutlichen Vorsprung des BHC (826,3/442,1). Nach Minuspunkten gleichauf lag der Dritte Kettwiger SV (30:6/Quotient 166,7), der eine Partie weniger absolviert hatte. Als der Handball-Verband Niederrhein die nach fast unendlich vielen Gesprächen erarbeitete Aufstiegsregelung zur Anwendung brachte. hätte er sich natürlich einen Schluss-Strich unter die vielen Debatten gewünscht. Dieser Wunsch ging allerdings nicht in Erfüllung, weil den Vereinen selbstredend Rechtsmittel zur Verfügung stehen – die auch benutzt wurden. „Es liegt ein formeller Einspruch vor“, sagt der HVN, der mit Hinweis auf ein „schwebendes Verfahren“ gerade keine Details nennen will. Weil es sich jedoch um einen Verein aus dem Essener Raum handeln soll, kann es nur Kettwig sein – das als Dritter in die Röhre schaut und seine Sicht der Dinge bereits dargelegt hat. Was dem Verein vorschwebt: Die Oberliga solle auf 16 Vereine aufgestockt werden.
Voraussetzung für die folgende Rechnung ist, dass alle Klubs mit ihren Mannschaften tatsächlich weiter an den Start gehen werden – was maßgeblich damit zu tun hat, wie sie sich für die nächste Serie finanziell aufstellen können. Klarheit ist immerhin bald darüber zu erwarten, wer für 2020/2021 gemeldet hat, denn am 15. Mai läuft in der Oberliga Niederrhein grundsätzlich die offizielle Meldefrist ab. Sicher ist, dass die Wölfe Nordrhein als Meister in die Regionalliga aufsteigen. Demnach wären 13 Teams für die künftige Oberliga übrig, weil es ja keine Absteiger geben sollte – die sonst der TSV Aufderhöhe und die HG Neuss/Düsseldorf II gewesen wären. Macht der Neusser HV jetzt seine Ankündigung wahr und spielt mit seiner Zweiten nur noch in der Bezirksliga, blieben zwölf Vereine übrig. Hinzu kämen als Aufsteiger der TV Geistenbeck aus der Gruppe 1 der Verbandsliga und der Bergische HC II aus der Gruppe 2. Dann wäre die Oberliga Niederrhein wieder bei 14 Mannschaften und ihrer Sollstärke. Fertig. Eigentlich.
Noch deutlich spannender scheint im Übrigen die Zusammensetzung der 3. Liga für die nächste Saison zu werden. Nach der Insolvenz der Trägergesellschaft und dem Rückzug der Rhein Vikings mitten in der Saison stand ein wirtschaftlicher Absteiger fest – unabhängig davon, dass wenig später der Verzicht auf sportliche Absteiger beschlossene Sache war. Nun gibt es ein Rätsel der ganz speziellen Art um den Leichlinger TV, der Anfang April noch frisch und forsch verkündet hatte: „Wir sind dabei. Pirates melden fristgerecht für die nächste Spielzeit.“ Es vergingen ziemlich genau drei Wochen, ehe die Marketing-Gesellschaft „PIMA“ ihre Insolvenz erklärte – was für sich genommen nicht zwingend das Aus des Leichlinger Drittliga-Handballs sein muss, weil die Lizenz beim Verein LTV liegt. Eine finale Entscheidung ist hier bisher nicht getroffen und die künftigen vier Gruppen der 3. Ligen sind sowieso höchstens schemenhaft zu erkennen. Nach einem DHB-Beschluss sollen ja insgesamt 72 Mannschaften dabei sein, sodass es ein Nachrücker-Verfahren gibt. Es wäre wirklich kein Wunder, wenn des dort die nächsten größeren Diskussionen gibt. Es ist wohl noch lange nicht vorbei.