Regionalliga Nordrhein
Berblinger freut sich auf den Bonner Bunker
Der neue Trainer findet beim TSV Bonn rrh. gewachsene Strukturen vor - was er als sehr positiv empfindet.

Neuer Verein, neue Aufgabe: Der gebürtige Freiburger Frank Berblinger, der in Solingen lebt, steht in der kommenden Saison beim TSV Bonn rrh. an der Seitenlinie. (Foto: Herbert Mölleken)

Vom längeren Blick zurück hält Frank Berblinger wenig. Sicher: Das Kapitel HG Remscheid und besonders dessen Ende hatte er sich ein bisschen anders vorgestellt. Dass er am 29. Februar mit dem Regionalliga-Aufsteiger gegen den TV Jahn Köln-Wahn verliert und kurz darauf entlassen wird, hat er abgehakt. „Ich musste diese Entscheidung nicht verstehen, aber respektieren. Da bleibt nichts Böses übrig und es wird kein Nachkarten geben.“ Was damals sofort feststand: Einer wie Berblinger würde wohl kaum besonders lange ohne Trainerstelle bleiben. Der 43-Jährige bringt schließlich reichlich Erfahrung aus seiner Karriere als Profi mit – beim TuS Schutterwald etwa, bei Eintracht Hildesheim und bei der HSG Düsseldorf. Über den TuS Wermelskirchen und die Bergischen Panther II fand der 43-Jährige, der in Solingen lebt, zu den Remscheidern. Künftig wird er es wieder etwas weiter zum Training haben: Berblinger ist bei der TSV Bonn rrh. der Nachfolger von David Röhrig, der sich jetzt beim Zweitligisten TSV Bayer Dormagen hauptberuflich um den Handball-Nachwuchs kümmert (unter anderem A-Jugend-Bundesliga).

Warum Bonn? Das Gute liegt ja in diesem Fall eher fern. „Natürlich ist das ein relativ hoher Aufwand mit der Fahrerei“, sagt der Ex-Profi. Bereits nach dem ersten Gespräch mit Bonns Abteilungsleiter Markus Achenbach hatte Berblinger allerdings ein positives Gefühl, sodass kurz darauf alles sehr zügig über die Bühne ging. In einem Treffen, an dem Kapitän Daniel Fischer und Florian Benninghoff-Lühl aus dem Mannschaftsrat teilnahmen, stimmte die Chemie ebenfalls. „Ich finde Bonn als Verein sehr interessant“, betont der neue TSV-Coach, der sich mit dem besonderen Charme der Halle an der Ringstraße schnell anfreunden konnte: „Die hat mich sofort an den Bunker erinnert.“ Der Bunker – das ist jene Spielstätte des TSV Aufderhöhe, die offiziell auf den Namen „Halle Börkhaus-Siebels“ hört und in der sich Berblinger aus den Jahren seiner aktiven Spätphase als TSV-Spieler (Oberliga, Verbandsliga) bestens auskennt. In Bonn gewann er mit den Remscheidern am zweiten Spieltag 2019/2020 mit 27:25 – als Abstiegskampf und späterer coronabedingter Saison-Abbruch noch weit entfernt waren.

Tribünen mal anders: Die Atmosphäre in der Bonner Halle Ringstraße ist für die meisten Gäste-Mannschaften sehr speziell. (Foto: Thomas Schmidt)

Berblinger weiß um die Möglichkeiten der TSV. Die bezeichnet er als „reinen Amateurverein – aber leistungsbezogen und ambitioniert“. Ein Plus in diesen durchaus komplizierten Wochen der Vorbereitung: Bonn konnte relativ früh mit den ersten Einheiten nach der ewig scheinenden Pause beginnen und trainiert mittlerweile seit einiger Zeit wieder in der Halle: „Die Trainingsbeteiligung ist super. Alle haben sich riesig gefreut, dass es losgeht.“ Klasse findet Berblinger außerdem, dass ihm sein Vorgänger David Röhrig durch die eine oder andere Information über Verein und Spieler das Ankommen in der neuen Umgebung erleichtert hat. Dabei bleibt der Kader der alte und die bisherige Mannschaft komplett zusammen.

„Ich will sowieso das Rad nicht neu erfinden“, erklärt der TSV-Coach, der naturgemäß trotzdem den einen oder anderen eigenen Akzent im Sinn hat. Insgesamt kommt es ihm jedoch sehr gelegen, auf gewachsene Strukturen zurückgreifen zu können: „Das ist gerade jetzt ein großer Vorteil. Ich bin sehr froh darum, wie die Lage bei uns ist.“ Dass die Bonner mit unverändertem Personal einfacher auszurechnen sein könnten, glaubt Berblinger dagegen eher nicht – weil sie in den vergangenen Jahren nicht nur eingespielter, sondern auch flexibler geworden sind und unter anderem über mehrere Deckungs-Varianten sowie den Mut zu ungewöhnlichen Lösungen verfügen. Die Feinarbeit beginnt Mitte Juli mit der zweiten Vorbereitungsphase, zu der der eine oder andere Test gehören soll. 

In Bonn gehen die meisten davon aus, dass die nächste Serie wie vorgesehen beginnen wird. Einen deutlich späteren Beginn im Oktober, wie ihn die 1. und 2. Liga kürzlich beschlossen haben, hält Berblinger sogar für undurchführbar: „Das kannst du mit Profis machen, denen es egal ist, ob sie Wochen-Spieltage haben oder die Herbstferien durchspielen. Bei Amateuren geht das so nicht.“ Läuft alles so, wie es der Verband plant, dürfte sich spätestens am 29. August zum Meisterschaftsstart gegen den starken Aufsteiger HC Gelpe/Strombach zeigen, wie weit das Unternehmen Bonn/Berblinger bereits gekommen ist. Dabei hilft tatsächlich nur der Blick voraus.