Harzhelden 2020
Eure Harzhelden 2020: Olaf Mast und Birger Dittmer
Für 2021 wünschen sich beide Preisträger unseres Votings vor allem eins: Möglichst bald wieder den Ball in die Hand nehmen zu dürfen.

Zwei Typen – eine Leidenschaft: Olaf Mast (links) hat in seiner Karriere schon fast alles erlebt. Birger Dittmer (rechts) steht noch mitten in seiner Laufbahn. Beide sind echte Harzhelden. (Fotos: Thomas Schmidt/Thomas Ellmann)

Ihr habt entschieden und die Nachfolger von Axel Sierau stehen fest. Der ewig junge 50-Jährige, vor zwölf Monaten zum Harzhelden 2019 gewählt, darf den Stab an zwei weitergeben, die eins mit ihm gemeinsam haben: Sie sind genauso verrückt nach Handball und heiß darauf, dass sie im kommenden Jahr wieder zurück in die Halle dürfen. Kategorie eins der Harzhelden-Wahl 2020 haben wir den Namen „ohne Harz“ gegeben – was erstens ein bisschen geflunkert ist und zweitens beim Gewinner nicht wirklich andeutet, welch großartige Karriere er einst bestreiten durfte. Für den Regionalligisten OSC Rheinhausen ist er dem Namen nach inzwischen ein „Must-have“. Olaf Mast (52) jedenfalls, euer Harzheld ohne Harz 2020, der einst mit dem THW Kiel in der Champions League unterwegs war, will seine Erfahrung und seinen Sachverstand als Sportlicher Leiter dafür einsetzen, dass die Rheinhausener gerade in schwierigen Zeiten zukunftsfest aufstellen. Kategorie zwei trägt den Namen „mit Harz“ – von dem die Beteiligten normalerweise auch reichhaltig Gebrauch machen. Der Sieger stammt aus dem Norden Deutschlands und spielt für den Drittliga-Aufsteiger TuS 82 Opladen: Birger Dittmer (25), der den Jahren nach locker Masts Sohn sein könnte, steht noch mitten im Handballer-Leben – und auch er will im nächsten Jahr liebend gerne auf die Platte zurück. Beide leben den Handball, beide leiden für den und mit dem Handball. Deswegen herzlichen Glückwunsch an euch und an die neuen „Harzhelden 2020“: Ihr habt eine gute Wahl getroffen

Olaf Mast ist fast ein bisschen erstaunt darüber, dass er vor jemanden wie Betreuer Siegfried „Siggi“ Knapik vom Bergischen HC landete: „Er macht das ja schon über Jahrzehnte und ist beim BHC überhaupt nicht wegzudenken.“ Die Wahl zum Harzhelden nimmt Mast trotzdem sehr gerne an – unter anderem deshalb, weil sie von Lesern kommt: „Trainer des Jahres war ich schon mal, aber das hat eine Zeitung bestimmt.“ Ganz nebenbei macht der frühere Bundesligaspieler kein Geheimnis daraus, dass er schon immer nach Titeln gestrebt hat und der Ehrgeiz dazu wohl nie kleiner wird. Jenes Streben war es, das ihn seinerzeit als ziemlich neuen Trainer des TV Jahn Köln-Wahn (damals Regionalliga) antrieb, seine Mannschaft solle unbedingt am Kreispokal Köln/Rheinberg teilnehmen. Der Plan ging auch auf, denn die Kölner gewannen am 19. Mai 2019 das Finale klar mit 37:25 gegen den Verbandsligisten HSV Frechen. „Der Kreispokal ist auch ein Titel“, findet Mast. Und in seinen Worten klingt eine ursprüngliche Freude am Handball durch. Vermutlich ist sogar eine Portion Schmunzeln dabei.

Mast wäre nicht Mast, wenn er nicht längst an das denken würde, was in 2021 allgemein kommen mag. In Rheinhausen wären sie jederzeit bereit, wieder ins Training zurückzukehren und den Kampf um Punkte erneut aufzunehmen. Spinner oder Verblendete gibt es im Ruhrgebiet allerdings nicht: „Wenn wir es hinkriegen, dass wir eine Serie spielen, ist das viel.“ Dafür will sich der OSC rund um Abteilungsleiter Klaus Stephan, Trainer Thomas Molsner und Mast mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln einsetzen. Gleichzeitig gehen die Gedanken längst auf die Serie 2021/2022 und die personellen Gespräche laufen gerade auf Hochtouren. Kernfragen: „Wie könnte die kommende Saison aussehen? Wer ist bereit, unseren Weg mitzugehen?“ Besonders forsche Töne über die möglichen sportlichen Ziele wird es dabei aus Rheinhausen nicht geben. „Wir werden nicht größenwahnsinnig, wir müssen Geduld und Demut zeigen“, betont Olaf Mast. Und jener Satz klingt wie eine Aufforderung an alle, die ihrem liebsten Sport mit ähnlicher Leidenschaft verfallen sind: „Der Handball muss präsent bleiben.“ Dem haben wir wenig hinzuzufügen.

Birger Dittmer ist fast noch erstaunter, dass ihr ihn vor drei Konkurrenten an die Spitze gehoben habt – weil er selbst das Rheinland/den Westen erst seit dem Sommer 2018 zu seiner Wahl-Heimat gemacht hat, um in Köln zu studieren (Sport-Management). Beim TuS 82 Opladen konnte der Rückraumspieler allerdings schnell seine sportlichen Qualitäten nachweisen und zeigen, dass er ein echter Teamplayer ist. Mit beiden Eigenschaften trug er nachhaltig dazu bei, dass die Opladener in der abgebrochenen Serie als Meister der Regionalliga den Aufstieg in die 3. Liga schafften. Dass der Klassen-Neuling dort am 18. Oktober beim VfL Gummersbach II seine bislang einzige Partie bestritten und mit 26:32 verlor, findet Dittmer doppelt schade: „Die Niederlage war unnötig und wir konnten anschließend nicht mehr zeigen, dass wir es besser können.“ Sein fester Wille: Zusammen mit der Mannschaft will er zurück in die Halle, um das Erlebnis 3. Liga fortzusetzen und einen sportlich verwertbaren Abschluss der Saison zu finden.

Momentan hat Birger dem großen Köln vorübergehend den Rücken gekehrt, um zumindest die Weihnachtszeit zu Hause zu verbringen – das für ihn immer noch der Norden der Republik ist mit seiner Familie, Glückstadt an der Unterelbe, den Fußballern der Fortuna und den Handballern des MTV Herzhorn. Dass er alte Freunde zurzeit kaum oder höchstens sehr eingeschränkt sehen kann, dass der Handball aktuell auf Eis gelegt ist – beides findet Birger Dittmer traurig: „Im Moment passiert viel online, an der Uni und im Handball mit Video-Trainings.“ Wie sehr ihm der Handball fehlt? „Es ist eine Katastrophe“, sagt Dittmer, der immerhin im elterlichen Haus genügend Platz findet: „Vielleicht nehme ich irgendwann tatsächlich einen Ball in die Hand.“ Im Grunde seines Herzens geht er allerdings fest davon aus, dass der Handball die größte Krise seiner Geschichte überwinden wird. Flinte ins Korn werfen? Aufgeben? Kommt in Birger Dittmers Plänen für die Zukunft nicht vor: „Der Handball schafft das.“ Auch dem haben wir nichts hinzuzufügen.