3. Liga Nord-West
Saisonfortsetzung: Nur die Eagles wollen unbedingt
Umfage bestätigt, dass zwischen den sechs Harzhelden-Klubs zum Teil ganze Welten liegen.

Entschlossen: Kevin Christopher Brüren, den alle nur „KC“ nennen, und seine Krefelder verfügen über die Strukturen für höhere Ziele. Den Eagles liegt viel daran, einen Re-Start zu schaffen. (Foto: Thomas Schmidt)

Die Frage steht wie ein Elefant in einem viel zu kleinen Raum: Was wird aus der Saison 2020/2021? Seit November ruhen coronabedingt die Bälle – aber nicht die Köpfe der Sportler, denn es soll weitergehen. Irgendwie, aber lieber heute als morgen. Theoretisch. Relativ genaue Vorschläge hat in der vergangenen Woche nach einer langen Pause des Stillstands der Deutsche Handball-Bund für seine 3. Liga vorgestellt und in einer Video-Konferenz mit den Vereinen diskutiert. Zwei auch schon bei Harzhelden vorgestellte Varianten gab es da – wobei die eine Möglichkeit mit der Fortsetzung der Saison ab 6./7. März nach der Verlängerung der Corona-Maßnahmen durch Bund und Länder bis einschließlich 14. Februar praktisch vom Tisch ist. Bliebe vermutlich Variante zwei mit einer Aufstiegsrunde für die an der 2. Liga interessierten Klubs und einer Parallelrunde des reinen Spielens wegen. Was denken die Vereine der Harzhelden-Region? Wir haben bei den Verantwortlichen nachgefragt – und ein breites Band an Antworten mit den bereits früher aufgetretenen Gegensätzen bekommen. Auf der einen Seite gibt es einen Verein wie die HSG Krefeld, die zurück in den Meisterschafts-Betrieb und in die 2. Liga will, und auf der anderen Klubs wie den TuS 82 Opladen und den Leichlinger TV, die eigentlich mit der laufenden Saison bereits abgeschlossen haben. 

 

HSG Krefeld Niederrhein

Die Eagles, die am liebsten auf direktem Weg in die 2. Liga zurückkehren wollen, vertreten eine klare Meinung – und Geschäftsführer André Schicks denkt bereits länger nicht mehr über Vorschlag eins nach. Ganz anders sieht es bei Vorschlag zwei aus. „Wir wollen das spielen, was wir spielen können“, meint Schicks, dessen Verein die nötigen Hygiene-Strukturen bereits installiert hat. Ein ausgereiftes Konzept, dass unter anderem regelmäßige Testungen beinhaltet, macht in Krefeld unter der Regie von Trainer Felix Linden fünf Halleneinheiten pro Woche und echten Handball möglich. „Sportlich wäre eine Aufstiegsrunde wertvoll.  Eine komplette Hinrunde brächte Teams zum Spielen, die mental mit der Saison abgeschlossen haben“, sagt Schicks. Die HSG hat große Lust auf den Wettkampfbetrieb – aus eigenem Interesse und dem des Handballs, der sich dringend wieder präsentieren und ins Gespräch bringen müsse.

 

VfL Gummersbach II

Der Unterbau des Traditionsklubs verliert gerade viel Zeit zur Entwicklung von Talenten für seine Bundesliga-Mannschaft. Maik Thiele, Trainer der VfL-Zweiten, trauert aber nur kurz: „Es ist zwar bitter, aber wir ordnen uns dem höheren Zweck der Pandemiebekämpfung unter. Da haben wir keinen Druck von der Vereinsführung.“ Vorschlag eins hält er für ausgeschlossen. Die angedachte Vorbereitungszeit von vier Wochen ist ihm ebenfalls zu wenig: „Normal in einer Vorbereitung sind acht Wochen und die Saison-Unterbrechung ist länger als jede Sommerpause. Es würde Verletzungen hageln.“ Dem zweiten Vorschlag, eine freiwillige Aufstiegsrunde zu absolvieren, steht Thiele offen gegenüber – allerdings nicht ohne Bedenken: „Wie schnell es gehen kann, zeigt die WM aktuell.“

 

Longericher SC

Für eine sportlich zu findende Entscheidung ist im Grunde auch der Sportlicher Leiter Chris Stark, der dabei über Vorschlag eins nicht mehr nachdenkt. Eine Aufstiegsrunde sieht Stark als Lösung mit Beigeschmack: „Wer aufsteigen will, sollte beweisen, dass er jeden in der Liga schlagen kann. Und das ist nicht gegeben.“ Die kurze Vorbereitungszeit sei ebenfalls ein Thema und darüber hinaus bringt er einen ganz anderen Aspekt in die Diskussion: „Vielleicht sollten wir den Gedanken des Breitensports nicht verlieren und – sobald dies möglich ist – die Mannschaft einfach wieder trainieren lassen, ohne eine Saison zu erzwingen. So können Freunde wieder zusammen Sport machen und das Ansteckungsrisiko bleibt in einer Mannschaft.“ An einer Aufstiegsrunde würde der LSC nach dem Stand von heute teilnehmen.

 

Aufgeschrieben: Trainer Fabrice Voigt würde seine Opladener in den kommenden Monaten lieber schon auf die Saison 2021/2022 einstimmen. (Foto: Thomas Ellmann)

TuS 82 Opladen

Beim TuS 82 hält sich die Mannschaft weiterhin mit Online-Training und eigenen Laufeinheiten fit. Auch hier sei der Verein nicht gänzlich unvorbereitet, sollten tatsächlich die Bedingungen für die erste besprochene Variante gegeben sein. Team-Manager Michael Strock sieht das aber überhaupt nicht: „Ein früher Start wäre unverantwortlich. Deshalb planen wir voraussichtlich nur für die neue Saison. Wir müssen erst mal zurück in die Halle kommen.“ Trainer Fabrice Voigt betrachtet zudem eine mögliche freiwillige Teilnahme der Opladener an der „Parallelrunde“ kritisch: „Ich denke, wir sollten die Zeit anders nutzen, um die Mannschaft wieder richtig an den Ball zu gewöhnen und zur neuen Saison voll fit zu sein. Die Gefahr von Verletzungen nach so einer langen Pause ist einfach sehr hoch.“

 

Leichlinger TV

Der LTV orientiert sich an den Vorgaben des DHB. „Stand jetzt, 18. Januar, ist das erste März-Wochenende der nächste Spieltag. Darauf sind wir, soweit das ohne Training in der Halle möglich ist, vorbereitet“, sagt der Sportliche Leiter Elmar Müller. Dass sich die Leichlinger für den Fall, dass die erste Variante nicht mehr durchzuführen sein wird, an einer möglichen „Parallelrunde“ (wie in Variante zwei enthalten) beteiligen werden, sieht Müller durchaus skeptisch. Komplett ausschließen will er es aber nicht: „Wir konnten im Sommer gerade so das Aus in der 3. Liga verhindern. Das wird sicherlich nur etwas für die Vereine mit professionellen Strukturen sein. Eine Parallelrunde erscheint für uns wirtschaftlich auch nicht vorstellbar. Allerdings weiß aktuell ja noch niemand, wie die aussehen würde.“ Eins steht für Müller fest: „Sollte es so kommen, gehen wir sofort in die Planung zur neuen Saison über.“

 

Bergische Panther

Mit einer „Parallelrunde“ haben sich auch die Panther längst beschäftigt. „An die Variante eins kann man einen Haken machen“, sagt Trainer Marcel Mutz. Er ist schon dankbar dafür, mit seinem Team unter Anwendung eines strikten Hygienekonzepts überhaupt zwei Mal pro Woche freiwillig trainieren zu können: „Es ist wirklich weit entfernt vom regulären Handballtraining.“ Bald zu spielen, sei deswegen kein Muss. „Spiele wären schon gut, um auf der Bildfläche zu bleiben – aber wenn, nur regional“, meint Mutz. Sein Plan B: „Wir können uns vorstellen, erst zur neuen Saison wieder einzusteigen.“ Team-Manager Thorsten Brütsch spricht, was die Parallelrunde angeht, neben dem wirtschaftlichen Aspekt noch den sportlichen an: „Ob es sich wirklich lohnt, eine Art Vorbereitung anzugehen, ein paarmal zu spielen, anschließend eine erneute Pause einzulegen und sich dann auf den Saisonstart 2021/2022 vorzubereiten, bezweifle ich.“ Sollte die Mannschaft dennoch spielen, ergäben sich aus der Sicht der Verantwortlichen beim erforderlichen Testkonzept rund 2700 Euro Mehrkosten im Monat (Testungen pro Woche vor jeweils drei Trainingseinheiten plus Spiel). Brütsch: „Wo soll dieses Geld herkommen?“