Regionalliga Nordrhein
Sie warten und warten: In Westfalen wäre Essen „Meister“
TuSEM II, dem OSC Rheinhausen und der SG Ratingen hoffen weiter auf eine Halle für die Aufstiegsrunde und eine Entscheidung auf dem Feld. Der Ausgang? Ungewiss.

Eine schöne Halle: Das Ostermann-Forum in Leverkusen böte wohl den idealen äußeren Rahmen für eine Aufstiegsrunde, käme aber wohl preislich eher nicht in Frage. (Foto: Thomas Schmidt)

Ein paar ruhige Pfingsttage? Ob es die bei Handball Nordrhein gab, ist nicht richtig bekannt. Vielleicht ja, vielleicht nein. Tatsache ist aber bis zum heutigen Dienstag (25. Mai 2021), dass in Sachen Aufstiegsrunde zur 3. Liga keine wesentliche Bewegung zu spüren ist – und offensichtlich schon gar keine Fortschritte. Handicap: Nachdem die Stadt Düsseldorf die bereits erteilte Erlaubnis, das Drei-Tages-Aufstiegs-Kurzturnier in Rath auszutragen, widerrufen hatte, war guter Rat teuer. Und eine neue Spielstätte steht immer noch nicht zur Verfügung. Immerhin steht jetzt fest, dass die ganze Angelegenheit vom 11. bis 13. Juni um zwei Wochen auf den 25. bis 27. Juni nach hinten verlegt wurde – was der Versuch ist, etwas Zeit zu gewinnen und den Beteiligten mehr Vorbereitung zu ermöglichen. Was aus diesem Termin wird? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall haben der OSC Rheinhausen und TuSEM Essen II keine Einwände gegen die Verschiebung. Und sowieso nicht die Ratinger, die bis jetzt mit dem Hinweis auf die geltende Corona-Schutzverordnung nicht in ihre Halle an der Gothaer Straße zurückkehren konnten. Der Versuch, unter anderem über die lokale Politik und eine breitere Öffentlichkeit ein Umdenken zu erreichen, war auch nicht von Erfolg gekrönt – im Gegenteil. Der Wirbel darum führte letztlich erst zur Kehrtwende aus Düsseldorf. Anderswo sind sie in ihren Überlegungen zum gleichen Zeitpunkt ein gutes Stück weiter und es gibt ein breites Spektrum an Entscheidungs-Möglichkeiten.

Baden-Württemberg etwa, das als einziger Landesverband den Luxus zweier Drittliga-Fahrkarten hatte, erklärte bereits vor einem Monat, keine Aufstiegsspiele mehr ausrichten zu können. Als ersten Aufsteiger legten sich alle gemeinsam auf den TSV Neuhausen/Filder fest. Weil beim zweiten keine Einigung erfolgte, musste das Los entscheiden – und die TSG Söflingen rückt ebenfalls hoch. Ganz anders machte es der Verband Hessen, der am 20. Mai den Verzicht auf die Austragung der geplanten Aufstiegsrunde beschloss und gar keinen Aufsteiger melden wird. Und jüngst über Pfingsten machte jetzt der Verband Westfalen auf sich aufmerksam – was insofern spannend ist, weil er mit dem Niederrhein und dem Mittelrhein zusammen unter dem Dach des Westdeutschen Handball-Verbandes wohnt. Bekanntlich haben ja Niederrhein und Mittelrhein zusammen Handball Nordrhein gegründet, um den Spielbetrieb in der Regionalliga abzuwickeln. Sie sind damit Nachbarn der Westfalen. Ein Blick über die Zaun dürfte sich deshalb mal wieder lohnen.

In Westfalen hatten sie bis Mitte der vergangenen Woche gehofft, ihre Aufsteiger sportlich ermitteln zu können. Dann jedoch trugen die drei Drittliga-Interessenten TSG Altenhagen-Heepen, TSG Harsewinkel und SF Loxten vor, dass sie nicht mehr damit rechnen, genügend Zeit für eine entsprechende Vorbereitung zu bekommen. Also lag der Ball nun erneut beim Verband, der nach § 52 (1) der DHB-Spielordnung zu einem „Urteil“ kommen musste: „Kann der Sieger, Auf- oder Absteiger eine Klasse oder Staffel aus spieltechnischen oder sonstigen Gründen nicht termingerecht zur Teilnahme an Meisterschaftsspielen, Aufstiegsspielen oder Abstiegsspielen für die nächste Spielsaison ermittelt werden, wird er von der zuständigen Spielleitenden Stelle nach sportlichen Gesichtspunkten bestimmt.“ Zusammengefasst: Es entstand eine Mischung aus verschiedenen Kriterien, die allgemein ohne eine Liebe zur Mathematik oder ohne Leidenschaft für Tabellen nicht funktionieren. Ein zentraler Punkt: Die Quotientenregelung über die vergangenen drei Jahre – jedoch nicht nur die reine Addition, sondern unter anderem mit Multiplikator und reduzierten Prozenten für die nach ein paar Spielen unterbrochene Saison 2020/2021 (Details stehen hier).

Falls dieses Modell irgendwann auch für die Regionalliga Nordrhein zum Tragen kommen sollte, stünde eins schnell fest: Der OSC Rheinhausen wäre nicht mehr dabei, weil er ja erst vor einem Jahr die Rückkehr in die Regionalliga schaffte und demnach keine drei Serien dort in die Rechnung einbringt. Und noch etwas ergäbe sich sowohl nach der bloßen Zusammenrechnung der Quotienten als auch nach dem westfälischen Weg mit 75 Prozent für 2020/2021: Den ersten Platz belegt in beiden Varianten TuSEM Essen II. Essens 35:17 Punkte aus 2018/2019 ergäben zusammen mit den 20:18 aus 2019/2020 und den 8:0 von 2020/2021 genau 63 Punkte aus 49 Spielen, also einen Quotienten von 128,5 (Punkte durch Spiele mal 100). Ratingens 38:14/19:19/4:2 brächten 61 Punkte aus 48 Spielen, also einen  Quotienten von 127,0. Wer erst jede Saison einzeln über den Quotienten betrachtet und dann die Zahlen addiert, kommt auf diese Resultate: Essen 439,8, Ratingen 379,4. Greift das „Westfalen-Gesetz“, würden zunächst die Einzelwerte mit dem Faktor 9 multipliert – mit der Besonderheit der 75 Prozent für 2020/2021. Ergebnis: Essen 3508,20, Ratingen 3414,60. Kleiner Hinweis: Nachrechnen ist erlaubt und sogar erwünscht. Das Ergebnis ist ohne Gewähr und schon gar nicht amtlich.

Allen Beteiligten wäre es natürlich viel lieber, den Aufsteiger auf dem Feld in direkten sportlichen Duellen zu ermitteln. Sollte das nicht gelingen, gingen die Diskussionen vermutlich erst richtig los. Handball Nordrhein könnte sich den Westfalen anschließen, muss es aber nicht. Preisfrage: Wer kann/darf/will eine Halle zur Verfügung stellen? Eine völlig verrückte Idee wäre vielleicht sogar gewesen, eine verfügbare Halle im direkt benachbarten Ausland wie den Niederlanden anzumieten – was von der Entfernung her sowohl für Rheinhausener als auch für Essener und Ratinger locker machbar gewesen wäre. Die Idee: Reinfahren, Spiel, Rausfahren. Weil die Einreise in ein Hochrisikogebiet allerdings noch komplizierter wäre als der Versuch, die Macher der Corona-Schutzverordnung davon zu überzeugen, dass eine Aufstiegsrunde für die 3. Liga den Profi-Bereich unter Umständen durchaus berühren kann, verbietet sich das von selbst. Deshalb geht die Suche weiter. Und von Ruhe ist noch nichts zu erkennen.