Regionalliga Nordrhein
Ein Feuerwerk: Aldekerk jetzt ganz oben
Der eigene 41:31 gegen Langenfeld und die Punktverluste der Konkurrenz machten es möglich.

Volle Kraft voraus? Die Unparteiischen hielten eine Aktion von Yannick Kamp für so hart, dass sie ihm schon in der zweiten Minute die Rote Karte zeigten. Der OSC Rheinhausen gewann trotzdem mit 25:23 bei der HSG Siebengebirge. (Foto: Herbert Mölleken)

Die Regionalliga hat einen neuen Spitzenreiter – und er heißt weder TV Korschenbroich noch Interaktiv.Ratingen, sondern TV Aldekerk. Während die Mannschaft von Trainer Nils Wallrath gegen die SG Langenfeld am Abend der offenen Tür mit 41:31 gewann und nun mit dem besten Torverhältnis bei 5:1 Punkten steht, mussten die als Top-Teams gehandelten Konkurrenten jeweils einen Rückschlag einstecken. Interaktiv mühte sich zu einem 33:33 gegen die weiter sehr starke TSV Bonn rrh., während Korschenbroich beim BTB Aachen eine am Ende deutliche 19:24-Pleite kassierte. Hinter Aldekerk und Ratingen (beide 5:1 Punkte) gibt es nun ein breites Verfolgerfeld aus sechs Teams mit jeweils 4:2 Zählern. Dazu gehört als Achter und jüngste Mannschaft der Liga (Durchschnittsalter rund 21 Jahre) auch der Neusser HV nach dem 34:33 gegen die HG Remscheid, die sich nun eher nach unten orientieren muss.

 

HSG Siebengebirge – OSC Rheinhausen 23:25 (11:11). Nach 106 Sekunden war es vorbei mit einem ruhigen Handballspiel – Yannick Kamp sah eine umstrittene Rote Karte und so stand der OSC jetzt mit nur neun Feldspielern bei einer heimstarken HSG Siebengebirge da. Trotzdem meisterte die Mannschaft von Thomas Molsner die Aufgabe und bekam dafür ein Sonderlob: „Hochachtung vor meinen Jungs.“ Das Duell begann ausgeglichen, bis Rheinhausen aus dem 5:5 (15.) eine 9:6-Führung (21.) machte. Siebengebirge ließ die Gäste jedoch nicht ziehen und glich zum 10:10 aus (28.).

In der Kabine muss Molsner an den richtigen Stellschrauben gedreht haben. „Die ersten 20 Minuten der zweiten Halbzeit haben wir vorbildlich in der Deckung gearbeitet“, fand der OSC Trainer. Im Ergebnis brachte dies nach dem 11:11-Halbzeitstand eine 21:13-Führung (50.) für die Gäste, die David Kryzun mit einem seiner elf Treffer besorgte. Kryzun blieb dabei vor allem aus sieben Metern konsequent, indem er alle acht Versuche verwandelte – hundert Prozent. „Zum Ende hin wird es auf Grund von Unüberlegtheiten noch knapp, aber ich bin froh über die zwei Punkte hier“, stellte Molsner fest. Siebengebirges Trainer Lars Degenhardt war stolz, dass sein Team bis zum Ende nicht aufgab: „Wir haben eine Riesenmoral in der Schlussphase gezeigt und machen es so spannend, dass das Spiel fast noch gekippt wäre.“

HSG Siebengebirge: Kremer – Dziendziol (2), Steinhaus (7/2), Petzold (3), Hayer, Stöcker (2), Lee (1), Al-Zaidi, Lopez De Carvalho (1), Marcinkovic (1), Wiese, Koch (3), Picard, Kirfel (3).

OSC Rheinhausen: Puhle, Heesen – Schwarz, Enders (2), Y. Kamp, Krumschmidt (1), Kryzun (11/8), Ranftler (7), F. Molsner (1), M. Molsner (2), Rennings, Brakelmann (1).

Interaktiv Handball – TSV Bonn rrh. 36:36 (17:18). Gemischte Gefühle nahm die TSV aus Ratingen mit. „Eigentlich müssen wir das Ding nach dem Spielverlauf gewinnen, aber wir sind am Ende zufrieden mit dem Punkt“, stellte Bonns Spieler Tim Wilhelm fest. Das war auch passend, denn Simon Röhrig traf mit einem Siebenmeter zum 36:36-Endstand, als die Zeit bereits abgelaufen war.

Die Gäste starteten besser und führten mit 9:5 (11.), Interaktiv kam aber wieder heran: Tomislav Nuic (insgesamt zehn Treffer) verkürzte auf 16:17 (28.). Die zweite Hälfte begann eher nach dem Geschmack der Hausherren, die beim 19:18 (32.) erstmals in Führung lagen, diese aber nicht lange behielten. Aus dem 24:23 (39.) für Interaktiv machte Bonn ein  27:24 (46.), das bis in die Schlussphase langsam schmolz. Beim 33:31 (56.) hatte Bonn immer noch die besseren Karten, doch Nuic besorgte kurz darauf das 35:34 (59.). Nach der erneuten Führung für Interaktiv beim 36:35 in der letzten Minute nutzte Bonns Trainer Frank Berblinger seine Auszeit, um die verbleibenden 30 Sekunden zu organisieren – was sich letztlich auszahlte.

Interaktiv.Handball: Büttner, Karic – Hadzic (4), Markotic (4), Jahan Bakhsh, Claussen, Stock (8), Oelze (1), Mensger (2), Nuic (10/4), Cupinski (4), Crnic (1), Koenemann, Arnaud (2).

TSV Bonn: Ahmed Elnoamany, Meissenbrug – Krohn (4), Röhrig (8/1), Bullerjahn (5), Weikl, Benninghoff- Lühl (1), Schöneseiffen, Fischer (2), Mäser, Bohrmann (4), Struif (9), Rohloff (3).

 

TV Rheinbach – HC Gelpe/Strombach 20:24 (11:9). Nachdem Interaktiv.Handball am ersten Spieltag nur hauchdünn in Rheinbach gewonnen hatte (29:28), musste nun auch der HC Gelpe/Strombach feststellen, dass es dort keine Geschenke gibt. Beide Trainer waren mit der Abwehrleistung ihrer Schützlinge einverstanden, für Michiel Lochtenbergh fehlte beim HC auf der anderen Seite die Präzision vor dem Tor. Rheinbachs Jan Hammann sah dieses Problem: „Wir haben zu wenig Kapital aus unserer Abwehrarbeit geschlagen, weil im Angriff die Durchschlagskraft fehlte.“

Trotzdem spielte  Rheinbach die erste Hälfte von oben herab – 4:1 (8.), 8:5 (21.), 11:7 (25.). Der 9:11-Rückstand zur Pause brachte Lochtenbergs HC dann nicht aus der Ruhe. „Wir waren jetzt vorne cleverer und konnten so das Spiel unter Kontrolle bringen.“ Beim 12:11 (36.) lag Gelpe/Strombach erstmals in Führung, ehe es übers 17:17 (48.), blieb es bis zum 21:19 (55.) spannend blieb und das 23:19 (59.) für den HC durch Tim Hilger die Entscheidung brachte. „Wir haben verdient gewonnen. Ein Kompliment an Rheinbach, die alles reingeworfen und sich dieses enge Spiel erarbeitet haben“, meinte Lochtenbergh.

TV Rheinbach: Hoven – Schwolow (3), Burgdorf (1), Kurth (7/1), Eusterholz (2), Schmitz (2), Götz, Ollefs (1), Kazimierski (3/2), Genn (1), Funke, Stötzel.

HC Gelpe/Strombach: Banaschewitz, Blech – Schröter (1), Schürmann (1), Urbach, Altjohann (3), Hilger (2), Roth (3/3), Borgard (1), Hartmann (5), Panske (1), Mayer (5), Brüning (2/1), John.

 

BTB Aachen – TV Korschenbroich 24:19 (11:11). Damit hatte so wohl keiner gerechnet – vermutlich selbst die Aachener nicht, die aber den Favoriten durch eine herausragende Kombination aus Torhüter Benedikt Schüler und seiner Abwehr bezwingen konnten. Für Gäste-Trainer Dirk Wolf war dabei die Vorstellung der eigenen Defensive ebenfalls brauchbar: „24 Gegentore in Aachen zu kassieren, ist in Ordnung, aber 19 zu werfen, ist deutlich zu wenig. Vorne haben wir unfassbar viele freie Würfe vergeben. Mit der Angriffsleistung, die wir heute gezeigt haben, konnten wir das Spiel nicht gewinnen.“

Nach dem 2:4 (10.) drehte der TVK die Partie zum 7:5 (18.) und 8:6 (20.), konnte den Vorsprung aber nicht halten – 8:10 (26.). Das Duell blieb bis zum 15:15 (39.) ausgeglichen, ehe Aachen übers 18:15 (47.) entscheidend auf 20:16 (52.) und 22:17 (55.) davonzog. In der Tabelle gehören nun beide Teams zu einem breiten Feld von Mannschaft mit jeweils 4:2 Punkten. Das und der gesamte Abend machten BTB-Trainer Martin Becker glücklich: „Wir kippen den Tabellenführer, das war eine unglaubliche Leistung der gesamten Mannschaft.“

BTB Aachen: Dosch, Schüler – Ernst (7/4), Wydera (4), Quetting, Saive-Pinkall (2), Bleuel, Jacobs (8/2), Oslender, Bökmann (2), Rückels, Heyme (1), Kaesgen, Ewers.

TV Korschenbroich: Jäger, Krüger – Schiffmann (1), Bark, Brinkhues (3), Zidorn (2), M. Wolf (2), Tobae (2), Kauwetter, Biskamp (5/2), Neven, Schneider (3), Franz (1).

TV Aldekerk – SG Langenfeld 41:31 (20:15). Ganze 72 Mal landete der Ball im Netz – für den neutralen Zuschauer ein wahres Spektakel und für die Fans des TV Aldekerk ein gelungener Abend. Die Langenfelder auf der anderen Seite müssen sich fragen, wie sie möglichst schnell ihre Deckung wieder stabil bekommen. Trotz der löchrigen Abwehr hielt die SGL das Spiel lange offen, ehe sie am Ende aufpassen musste, kein völliges Debakel zu erleben.

Mit 5:4 (12.) führte die SGL, ehe sich der TV Aldekerk erste Vorteile erarbeitete – 12:8 (17.). Langenfeld blieb jedoch dran und machte aus dem 15:20-Halbzeitstand schnell den 21:22-Anschluss  (34.). Aldekerk ließ trotzdem keine Nervosität aufkommen und setzte sich wieder deutlich ab – 31:24 (45.). Die 40-Tore-Marke fiel schließlich beim 40:27 (57.) durch Sven Upietz, bester Schütze des Abends war Thomas Jentjents mit acht Treffern. 

TV Aldekerk: Schömackers, Keutmann – Jonas Mumme (7/3), Görden (4), Grützner, Plhak, Jentjens (8), Upietz (2), Gentges (2), Küsters (3), Julian Mumme (5), Tebyl (7), Linden (3).

SG Langenfeld: Wolters, Bang – Ahrens (7/5), Pötzsch (1), Guggenmos (3), Preissegger (2), Rahmann (3), Schulz (1), Winter (5/1), Richartz (1), Becker (3), Gohly (1), Baup (3), Raschke (1).

 

HC Weiden – MTV Rheinwacht Dinslaken 33:23 (15:12). Die Hausherren aus Würselen hatten mit dem MTV insgesamt erstaunlich wenig Probleme und fuhren im zweiten Anlauf einen klaren ersten Saisonsieg ein. Der HC steht damit bei 2:2 Punkten erst einmal auf Rang neun. Dinslaken zeigte sich dagegen deutlich schwächer als bei der noch knappen Niederlage zum Auftakt bei der HG Remscheid (25:27) oder dem klaren 39:25-Erfolg über die HSG Siebengebirge vor einer Woche. Die Folge: Mit 2:4 Zählern führt das Team vom Niederrhein in der Tabelle als Zehnter ein Quintett mit negativem Punktekonto an.

Weiden kam mit dem 3:0 (3.) gut ins Spiel und baute die Führung im ersten Abschnitt über das 7:2 (11.) auf 11:4 (17.) aus. Nach dem 12:5 (18.) verloren die Gastgeber aber etwas den Faden und der MTV kam durch einen 6:1-Lauf wieder zurück – 11:13 (28.). Aus dem 15:12-Halbzeitstand machte Niclas Eich (mit neun Treffern bester Werfer des Abends) mit zwei Toren (31./33.) zunächst das 17:12. In der Folge schwankte der Weidener Vorsprung lange zwischen vier und sechs Treffern. Nach dem 21:17 (43.) zogen die Gastgeber aber das Tempo noch einmal an und entscheidend auf 28:19 (51.) weg.