3. Liga
Krefeld und Opladen jagen die Dragons
Weil der Spitzenreiter nicht im Einsatz ist, könnten HSG oder TuS 82 vorbeiziehen. Dahinter wird der Kampf um Platz sechs immer heißer.

Pure Leidenschaft: Kürzlich bekämpften sich auch Birger Dittmer (links) und Matija Miric (rechts) sehr intensiv – mit dem besseren Ende für Mircic und die Krefelder, die den TuS 82 Opladen im Spitzenspiel mit 30:24 besiegten. Im Moment verfolgen die Eagles und Dittmers Opladener als Verfolger des Tabellenführers Schalksmühle aber teilweise gemeinsame Interessen. (Foto: Herbert Mölleken)

Diese Niederlage konnte passieren. Das 26:32 handelte sich die HSG Krefeld Niederrhein schließlich nicht bei einem krassen Außenseiter ein, sondern bei der SG Schalksmühle-Halver Dragons, also bei einem der Mitbewerber im Kampf um die beiden ersten Tabellenplätze und die Tickets für die Aufstiegsrunde. Trotzdem wollte Trainer Maik Pallach nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. „Gerade die erste Halbzeit war sicher nicht das, was wir uns vorstellen für Zweikampf-Führung und andere Dinge. Wir haben etwas gutzumachen“, sagt Pallach. Gleichzeitig warnt der HSG-Coach davor, die Aufgabe am Freitagabend gegen den Leichlinger TV zu unterschätzen – zumal er fest davon ausgeht, dass sich sein Kollege Lars Hepp wieder etwas einfallen lässt. So war es ja auch am vergangenen Wochenende, als die sehr offensive 3:3-Deckung des LTV den Longericher SC lange vor größere Probleme stellte und beim 26:31 bis in die Schlussphase hinein einiges drin zu sein schien für die Hausherren. Die derzeit in der Mannschaft aufgetretenen Grippe-/Erkältungsfälle haben zwar den Ablauf des Trainings beeinträchtigt, ändern allerdings weder an der Favoritenrolle noch am Ziel der Krefelder etwas: „Wir wollen unsere Qualitäten zeigen und die beiden nächsten Punkte einfahren.“ Größte Gefahrenquelle aus Sicht der Eagles ist die Leichlinger Achse mit Regisseur Valdas Novickis und Kreisläufer Alexander Kübler. 

Der TuS 82 Opladen liegt nach dem 32:25 im Derby gegen die Bergischen Panther so weit über allen Erwartungen, dass sich Spieler und Verantwortliche hin und wieder wohl fragen müssen, ob das alles wahr sein kann. Es könnte trotzdem noch irrer kommen, weil die Opladener in einem Dreier-Paket mit jeweils 12:2 Punkten wegen des Torverhältnisses (plus 20) hinter Schalksmühle (plus 24) liegen, aber vor Krefeld (plus 17). Da die Partie der Dragons bei den Panthern auf den 5. November nach hinten verlegt wurde, könnte der TuS 82 sogar an die Tabellenspitze klettern. Dazu muss das Team von Trainer Fabrice Voigt eigentlich „nur“ seine eigene Aufgabe beim Sechsten GSV Eintracht Baunatal lösen und gleichzeitig dürfte Krefeld nicht zu hoch oder gar nicht gewinnen. Der TuS 82 Opladen auf Platz eins geht nicht? Der bisherige Höhenflug lässt derartige Gedankenspiele zu und die sechs Siege (unter anderem gegen Longerich/31:28 und kürzlich die Panther) hätte dem TuS 82 auch keiner zugetraut. Was Vogts Mannschaft unter anderem so stark macht: Alle wissen, dass jeder einzelne Punkt einer für den Klassenerhalt ist.

Da deutet sich gerade ein bildschönes Gerangel an, denn hinter dem führenden Trio ist derzeit über die Hälfte der Klasse in den Kampf gegen die Verbannung in die Abstiegsrunde verstrickt. Der Vierte VfL Gummersbach II, der Fünfte Bergische Panther und der Sechste Baunatal (alle 8:6 Punkte) hätten Sicherheit – wenn denn jetzt Schluss wäre. Überraschend unter dem Strich steht zurzeit weiterhin der Longericher SC, der den Sieg in Leichlingen mit dem Blick auf die folgenden Aufgaben ebenso erleichtert wie erfreut mitnahm. Dass trotz der wichtigen Zähler zu viele Fehler in der Statistik auftauchten, hielt Trainer Chris Stark nicht mal für besonders überraschend: „Ich glaube tatsächlich, dass es damit zu tun hat, dass wir in den vergangenen Wochen im Training immer wieder improvisieren mussten, weil teilweise nur sechs bis sieben fitte Spieler da waren.“ Daniel Koenen, Marian Dahlke, Dustin Thöne und Matthias Peters sind nur vier Namen auf der längeren Liste an Stammkräften, die zu Pausen gezwungen waren. Das Verletzungspech hat zudem erneut richtig zugeschlagen, nachdem es Keeper Valentin Inzenhofer (Kreuzbandriss) vor einigen Wochen am schlimmsten erwischt hatte. Anschließend erlitt erst Maximilian Zerwas einen Bänderriss, nun folgte Malte Nolting: Beide stehen für einige Zeit nicht zur Verfügung. Aus der Bahn werfen lassen wollen sich die Kölner davon nicht, sondern gegen die SG Menden Sauerland Wölfe mit dem zur Verfügung stehenden Personal möglichst den dritten Sieg hintereinander einfahren. Die Gäste hält Stark im Übrigen mit 4:10 Punkten und Rang zehn für unterbewertet: „Das ist eine gute Mannschaft, wir sind gewarnt und richten uns auf einen heißen Kampf ein.“ Die allgemeine Devise: „Wir jammern nicht, wir nehmen die Aufgaben so an, wie sie sind. Wir haben Bock und wir freuen uns auf Freitag.“ Personell dürfte es erneut zu Leihgaben aus der zweiten Mannschaft (Oberliga) kommen.  

Der VfL Gummersbach II steht beim Vorletzten ESG Gensungen/Felsberg vor der großen Chance, durch einen Erfolg das unglückliche 29:30 in Baunatal auszubügeln – und sich gleichzeitig für einen festen Platz in der oberen Tabellenhälfte zu empfehlen. Besonders auffällig: Das Team von Trainer Goncalo Miranda hat bereits 217 Treffer erzielt – also 31 pro Partie. Damit liegt der VfL II als einziger Drittligist aus der Gruppe D im Angriff über der 30er-Marke, während er defensiv mit 207 Gegentreffern den viertschlechtesten Wert aufweist. Deutlich weniger anfällig ist inzwischen der Aufsteiger TuSEM Essen II (195:199), der nach den ersten fünf Spielen trotz der einen oder andere Leistung auf Augenhöhe mit leeren Händen dastand – 0:10 Punkte. Inzwischen hat die Mannschaft von Trainer Nelson Weisz, die von Anfang an als größter möglicher Außenseiter galt, zwei wichtige Signale an die Konkurrenz gesendet – 33:28 gegen Leichlingen, 27:26 bei der SG Menden Sauerland Wölfe. Beide Gegner dürften wie Essen zu jenen Vereinen gehören, die sich in den nächsten Wochen und Monaten mit allen Mitteln gegen den Gang in die Abstiegsrunde wehren. Noch näher an den rettenden Rang sechs kommen die Essener (4:10 Zähler) durch einen Sieg über den Tabellenletzten TuS Volmetal (2:12). Klarer Fall: TuSEM will alles geben, um zum dritten Mal in Folge zwei Punkte einzufahren. Dann wüssten die anderen endgültig, dass mit den Essenern sehr ernsthaft zu rechnen ist.