Regionalliga Nordrhein
Glückliches Gelpe übernimmt die Spitze
Das 27:26 gegen den Neusser HV hing am seidenen Faden. HSG Siebengebirge und SG Langenfeld holten erste Saisonsiege.

Nervenstark: Julian Mayer (Mitte) verwandelte praktisch in der letzten Sekunde den Siebenmeter zum Sieg des HC Gelpe/Strombach. (Foto: Thomas Wirczikowski)

HC Gelpe/Strombach – Neusser HV 27:26 (15:14). Die Gäste lagen im Schluss-Spurt nach zwei Treffern von Jose Rosendahl jeweils mit drei Toren vorne – 25:22 (54.), 26:23 (55.). Dass es trotzdem nicht zu etwas Zählbarem reichte, konnte NHV-Trainer Gilbert Lansen kaum fassen: „Dann werfen wir in fünfeinhalb Minuten kein Tor mehr, obwohl wir in Überzahl sind. Wir haben es leider nicht einfach runtergespielt, auch beim Stande von 26:26 nicht, obwohl wir 40 Sekunden vor Schluss noch eine Auszeit haben. Am Ende müssen wir bei unserem letzten Versuch wenigstens ein Freiwurf oder sogar einen Siebenmeter kriegen, den gibt es aber nicht. Wir spielen das einfach nicht schlau genug am Ende. Der Schiedsrichter hat keine Schuld, wir müssen cooler sein. Wir fahren mit zwei Minuspunkten nach Hause, obwohl es zwei Pluspunkte sein müssen.“ Cool war dann im Übrigen auf der Gegenseite Gelpes Julian Mayer, der einen Siebenmeter zwei Sekunden vor dem Ende zum 27:26-Endstand verwertete.

In der abwechslungsreichen Partie führten die Gäste zunächst mit 6:4 (9.), ehe sich für sehr lange Zeit eine völlig ausgeglichene Begegnung entwickelte – bis zum 18:18 (40.). Übers 20:18 (42.) legte immer wieder Neuss vor, das sich beim 24:21 (51.) auf den Weg zu einer Überraschung machte und meist die richtigen Antworten auf die Aktionen der Hausherren fand. Die erneute Wende im Finale machte sich später für Gelpe sogar doppelt bezahlt, weil die Mannschaft von Trainer Michiel Lochtenbergh mit ihren 10:2 Punkten wegen des besseren Torverhältnisses die Tabellenführung übernahm – vor BTB Aachen (ebenfalls 10:2), das bei der HG Remscheid einen eigenen Krimi mit 31:30 für sich entschied. Neuss (4:6 Punkte) muss sich als Neunter für den Moment eher etwas nach unten orientieren. „Es war das erwartet schwere Spiel“, fand Lochtenbergh, der bei seiner Mannschaft erst spät die richtige Einstellung sah: „Wir haben in der ersten dreiviertel Stunde nie zu der Intensität und der Spannung gefunden, dass wir uns absetzen können. Auch die Führung, die Neuss sich herausgespielt hat, war völlig zu Recht. In der letzten Viertelstunde haben wir angefangen, das Spiel ernst zu nehmen. Dafür, dass die Jungs dann alles versucht haben, kann ich ihnen nur ein Kompliment machen. Ich hoffe, dass wir die richtigen Lehren aus dem Spiel ziehen. Ein paar Prozent weniger reichen einfach nicht.  Großes Kompliment auch an Neuss, die ein sehr gutes Spiel gemacht haben.“

HC Gelpe/Strombach: Banaschewitz, Blech (1) – Schröter, Schürmann (1), Urbach, Altjohann (2), Roth (3), Borgard (1), Bader (1), Meinhardt (7), Panske (2), Mayer (8/3), Brüning, John (1).

Neusser HV: Dreyer, Schroif – Kurth, Menze, Schriddels (8/4), Rosendahl (4/1), Klause (4), Barentzen (2), Jennes, Ingenpass (1), Dicks (3), Küpper Ventura (2), Böhnke, Petrovic (2).

 

HSG Siebengebirge – HC Weiden 25:24 (11:13). Es muss kilometerweit zu hören gewesen sein, wie den Hausherren nach der Schluss-Sirene die Steine von der Seele fielen – die sogar dicke Felsbrocken gewesen sein dürften. Im fünften Anlauf gelang der zuvor punktlosen HSG der erste Sieg in dieser Saison, auf den bis zur 46. Minute beim 17:20-Rückstand nicht mal besonders viel hindeutete. Dann drehte Siebengebirge die Partie durch sieben Treffer hintereinander zur 24:20-Führung (56.) und beim 25:21 (58.) schien weiter alles fürs Team von Trainer Lars Degenhardt gelaufen zu sein. Doch in den letzten gut zwei Minuten wurde es mit ungewöhnlich vielen Zeitstrafen (HSG zwei, Weiden drei) noch einmal hektisch. Niclas Eich verkürzte für Weiden jeweils per Siebenmeter auf 23:25 (59.) und 24:25 (60.), ehe die Hausherren kurz darauf jubeln konnten.

HSG-Trainer Degenhardt sah eine Berg- und Talfahrt bei den Hausherren: „Wir geraten zu leicht mit minus fünf in Rückstand und haben dann eine überragende Phase, wo wir auf plus vier davonziehen und sehr, sehr stark gedeckt haben, Ballgewinne und Tempogegenstöße erzielen konnten. Wir gewinnen sicherlich etwas glücklich, weil wir die letzten 14 Sekunden in einer Vier-Gegen-Sechs-Situation überstehen müssen. Aber insgesamt gewinnen wir verdient, wie ich finde.“ Kollege Andreas Heckhausen sah ebenfalls einen verdienten Sieg der Hausherren, trauerte aber gleichzeitig einer vergebenen Chance nach: „Eine insgesamt unnötige Niederlage, die wir uns selber zuzuschreiben haben. Bis zur Pause waren wir auf Kurs und lagen bis zur 40. Minute mit fünf Toren vorne. Danach erfolgt der Einbruch. Problem waren die fehlende Durchschlagskraft aus dem Rückraum und die vielen technischen Fehler, die zu direkten Gegentoren führten. Schade, weil wieder einmal mehr möglich war. Das Team hat alles gegeben.“

HSG Siebengebirge: Wiese, Fischer – Dziendziol (3), Steinhaus (3/1), Petzold (1), Hayer, Schulz (5),  Lee (5), Lopez De Carvalho (2), Gebel, Koch (2), Picard, Kirfel (1), Sivanathan (3).

HC Weiden: Bayer, Rüttgers – Flossbach, Akintunde (1), Kuck, Wolff (2), Eich (7/2), Scheidtweiler (4/1), Lübke, Richter (4), Bergerhausen, Habisch (2), Bock (4/3).

SG Langenfeld – TSV Bonn rrh. 21:20 (8:8). Die vor kurzem noch ungeschlagenen Bonner haben durch die zweite Niederlage hintereinander vorerst den Kontakt nach oben verloren – obwohl die Welt aus ihrer Sicht bis in die Schlussphase hinein durchaus in Ordnung zu sein schien. Nach dem 18:16 (55.) von Fabian Struif deutete im Grunde alles auf einen Sieg der Gäste hin, doch nur drei Minuten später hieß es 20:17 (58.) für die SGL, ehe beide Seiten noch eine Auszeit nahmen (58./59.) und erneut Struif die TSV auf 19:20 (59.) heranbrachte. Auf das Langenfelder 21:19 (60.) durch Vinzenz Preissegger antwortete Luca Bohrmann mit dem 20:21, aber kurz darauf stand der erste Saisonsieg der Hausherren fest. Bonn steckt jetzt mit 6:6 Zählern erst einmal im Mittelfeld fest, während sich das Team von SGL-Trainer Lars Brümmer auf Rang elf (3:9) verbesserte.

TSV-Coach Berblinger wirkte vor allem traurig: „Wir haben verdient verloren – aus meiner Sicht nicht, weil die Langenfelder besser waren, sondern weil wir ihnen mehr oder weniger einfach den Sieg geschenkt haben. Ich glaube, 33 Angriffe, wo wir mit Fehlwurf oder technischem Fehler abschließen, sagt alles.“ Selbst die Leistung der Abteilung Defensive, die nur 21 Gegentreffer kassierte, hinterließ ihn nicht hundertprozentig glücklich, weil sie sich ebenfalls zu viele Patzer erlaubte. Sein Fazit: „Es war nicht wirklich ein Handball-Leckerbissen. Langenfeld hat permanent gekämpft und aus seinen Möglichkeiten das Maximum herausgeholt. Das, was meine Jungs heute auf die Platte gebracht haben, war nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.“

SG Langenfeld: Wolters, Bang – Ahrens (5), Pötzsch, Guggenmos, Preissegger (2), Rahmann (2), Schulz (3), Kriebel, Becker (6), Gohly (1), Baup (2), Raschke, Schößer.

TSV Bonn rrh.: Ahmed Elnoamany, Meißenburg – Röhrig (4/2), Bullerjahn (1), Pütz (2), Weikl (1), Wilhelm, Fischer (4), Maeser (1), Bohrmann (3), Struif (4), Rohloff.