25. November 2021 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Erster Spieltag, 18. September 2021. Der BTB Aachen verliert mit 22:28 gegen den HC Gelpe/Strombach. Und wenig deutet darauf hin, dass die sowieso nicht unter die Aufstiegs-Kandidaten einsortierten Aachener eine bedeutende Rolle spielen werden. Eins der ganz großen Fragezeichen: Wie kommt die Mannschaft von Trainer Martin Becker ohne den zentralen Regisseur Simon Breuer aus, der seine Karriere beendet hat? Der BTB-Coach antwortet damals auf die Frage nach dem Plan für die Saison ausweichend bis vorsichtig: „Unser Ziel ist es, diese Lücke bestmöglich zu füllen und in einer ausgeglichenen Liga bestmöglich abzuschneiden.“ Gut zwei Monate und genau sechs Partien später ist mindestens eins sicher: Der BTB ist die Mannschaft der Stunde, denn nach einer Serie von sechs Siegen steht er auf zweiten Platz – hinter Gelpe/Strombach, das ebenfalls bei 12:2 Punkten angekommen ist. Die vorher höher bis viel höher eingeschätzten TV Aldekerk, Interaktiv.Handball (beide 11:3) und TV Korschenbroich (10:4) folgen erst auf den Rängen drei bis fünf. Gegen Korschenbroich gelang den Aachenern Anfang Oktober mit dem 24:19 sogar der bisher deutlichste Sieg in der laufenden Serie 2021/2022. Allgemeingültige Formal rund um die Halle Gillesbachtal am Branderhofweg: „Wir genießen es, in der Spitze mit dabei zu sein.“
Für die sechs Gegner nach Gelpe/Strombach waren die Duelle mit den Aachenern dafür ein überschaubarer Genuss – weil zwar der Angriff des BTB mit 187 erzielten Toren eher zur Kategorie unteres Mittelfeld gehört, aber die Defensive mit den Torhütern Peer Dosch, Niclas Elsen und Benedikt Schüler zurzeit das Maß aller Dinge in der Regionalliga zu sein scheint: Nur 174 Gegentreffer bedeuten einen Schnitt von unter 25 Gegentoren pro Partie. Da kommen nicht mal die besonders oft als Titelkandidaten genannten Interaktiv (197) oder Korschenbroich (186) mit. Daraus ergibt sich gleichzeitig, dass jeder Gegner in der Regel besonders hart arbeiten muss, um gegen Aachen in die Nähe eines Sieges zu gelangen.
Am kommenden Samstag zählt das aber alles nicht – und auch die bisherigen zwölf Punkte sind fast Nebensache. Es ist Derbyzeit. Es geht zum HC Weiden in die Halle Parkstraße zum ewig reizvollen Duell unter Nachbarn. Dass es den Gastgebern auf Rang zehn mit bescheidenen 4:10 Zählern sportlich gerade wenig gut geht, macht den Abend eher noch prickelnder – denn das Team von Trainer Andreas Heckhausen braucht für den Fall des erhöhten Abstiegs (durchaus wahrscheinlich) jeden Punkt für mehr Sicherheit. Zuletzt gab es allerdings drei Niederlagen und das 24:31 vom 13. November beim Neusser HV war sogar richtig deutlich. Unter Druck stehen hinter den Weidenern auch der MTV Rheinwacht Dinslaken (Elfter/4:10), der auf die leicht vom Kurs abgekommene TSV Bonn rrh. trifft (Achter/6:8), und die SG Langenfeld (Zwölfter/3:11), die den Siebten Neusser HV (8:6) erwartet. Neuss zeigte sich erst am Dienstagabend beim 21:20 im Nachholspiel gegen die HSG Siebengebirge nervenstark.
Die HSG um Trainer Lars Degenhardt bildet momentan als Vorletzter (2:12) eine Art Mittelrhein-Leidensgemeinschaft mit dem TV Rheinbach (0:14), der trotz aller Leidenschaft und guter Ansätze noch immer auf den ersten Saisonsieg wartet. Beim 28:29 zum Auftakt gegen Interaktiv und beim 29:31 gegen Korschenbroich stand die Mannschaft von Trainer Dietmar Schwolow jeweils vor einer großen Überraschung, während sie im jüngsten Heimspiel gegen den OSC Rheinhausen in erster Linie komplett neben sich stand und mit 21:36 unter die Räder kam. Klar: In Rheinbach sehnen alle einen Erfolg herbei. „Die Mannschaft hat in der Meisterschaftspause gut gearbeitet und ist heiß auf den ersten Sieg. Um aber in Remscheid etwas zu holen, muss vor allem unsere Abwehr wieder besser stehen, als dies in den letzten beiden Spielen der Fall war.“ Gastgeber HG Remscheid hat zwar eine lange Verletztenliste, weil Christian Schön (Meniskus), Dominic Luciano (Wade), Felix Handschke (Schulter) und Achim Jansen (Adduktoren) aus dem ohnehin nicht so großen Kader fehlen, braucht die Punkte aber auf jeden Fall genauso – um nicht von Rang neun aus (6:8) weiter nach unten zu rutschen.
Weiter oben steht die nächste Top-Paarung auf dem Programm, in dem sich wieder zwei Schwergewichte der Regionalliga treffen: Der TVK, der am vergangenen Wochenende im Nachholspiel gegen die Routine von Interaktiv trotz einer guten Leistung mit 30:34 den Kürzeren zog, fühlt dem Spitzenreiter HC Gelpe/Strombach auf den Zahn, der unter der Federführung von Trainer Michiel Lochtenberg auf eine Serie von fünf Siegen zurückblickt – eingeschlossen das bemerkenswerte 31:30 gegen Interaktiv. Anschließend fehlte dreimal der große Glanz, doch der Spitzenreiter aus dem Oberbergischen bewies immer Nervenkraft selbst in kritischen Situationen. Die Rechnung ist an dieser Stelle einfach: Der Konkurrenz vorne wird jedes Ergebnis recht sein. Verliert Gelpe/Strombach, rückt das Feld an der Spitze noch dichter zusammen. Verliert der TVK erneut, hat er bereits sechs Minuspunkte und dann mehr Gewicht durch die kommenden Wochen zu tragen. Ganz nebenbei: Produziert die Trefferfabrik des TV Aldekerk erneut die volle Stückzahl und setzt sich bei der gefährdeten HSG Siebengebirge durch, „droht“ vorne erneut ein Wechsel. Dazu bräuchte es bloß ein Unentschieden in Korschenbroich oder bei Weiden gegen BTB. In Aldekerk hätten sie vermutlich nichts dagegen, ganz oben zu stehen (mal wieder). In Aachen aber auch nicht. Möglicherweise geht das mit dem Genuss vorläufig weiter – oder erst richtig los.