Regionalliga Nordrhein
Das ist hier die Frage: Korschenbroich oder Ratingen?
Weil Spitzenreiter TV Aldekerk pausiert, könnten die beiden Verfolger vorbeiziehen. Im Keller der Tabelle ist Weiden gegen Rheinbach ein echtes Abstiegsduell.

Gipfelstürmer: Henrik Schiffmann (beim Wurf) kann mit dem TVK durch einen Sieg über Neuss am aktuellen Ersten Spitzenreiter Gelpe/Strombach vorbeiziehen. Robert Markotic (Nummer 7) und Stanko Sabljic (15) haben mit Interaktiv dieselbe Chance – und bei der HSG Siebengebirge die auf den ersten Blick einfachere Aufgabe. (Foto: Michael Jäger)

Das sieht alles ganz nach einem Wechsel an der Tabellenspitze aus und der bisherige Erste TV Aldekerk wird wenig dagegen unternehmen können – obwohl er erst eine Niederlage hinnehmen musste, obwohl er den bei Weitem erfolgreichsten Angriff der Klasse hat (312 Tore in neun Spielen), obwohl er bei 15:3 Punkten das zurzeit am besten aussehende Konto besitzt. Und normalerweise wäre die Mannschaft von Trainer Nils Wallrath wohl selbst ohne die verletzten Tim Gentges und Marcel Görden zuversichtlich zu einer Art Spitzenspiel beim Fünften BTB Aachen angetreten – aber die Partie fällt coronabedingt aus (Nachholtermin offen). Das ist vor allem für den als Titelfavorit Nummer eins geltenden Zweiten Interaktiv.Handball (14:4) die große Chance, sich zumindest vorerst den Platz ganz oben zu sichern. Bei der um den Klassenerhalt kämpfenden HSG Siebengebirge (Vorletzter/3:15) muss das personell prominent besetzte Aufgebot von Trainer Ace Jonovski sicher als hoher Favorit gelten. Alles andere als ein Ratinger Erfolg in der Halle „Sonnenhügel“ wäre schon eine mindestens sehr große Überraschung. Im Kellerderby zuletzt beim Schlusslicht TV Rheinbach (2:16) zeigte die HSG allerdings viel Moral, als sie aus einem Fünf-Tore-Rückstand in der 45. Minute durch eine Aufholjagd und den späten Treffer von Bastian Willcke neun Sekunden vor dem Ende ein 24:24 machte. Dass Siebengebirge besonders zu Hause kämpferisch alles in die Waagschale zu werfen pflegt, ist außerdem in der Regionalliga seit Jahren bekannt.

Ebenfalls an Aldekerk vorbei könnte der Dritte TV Korschenbroich kommen (14:4), der die Heimniederlage (30:34) vom 19. November gegen Interaktiv offensichtlich gut weggesteckt hat – wie er  durch das 27:25 über den Vierten HC Gelpe/Strombach (12:4) und das folgende 35:24 beim Überraschungs-Abstiegskandidaten SG Langenfeld (Zwölfter/3:15) unter Beweis stellte. Dass Kapitän David Biskamp und Kreisläufer Philipp Schneider in Langenfeld fehlten, steckte der TVK über die 60 Minuten problemlos weg und insgesamt machte er einen Klassenunterschied deutlich. Was den Korschenbroichern klar ist: Die nächste Aufgabe dürfte schwieriger werden, denn der Sechste Neusser HV (12:6) kommt in die Waldsporthalle – jenes Team, das ein Spezialist für knappe Spiele zu sein scheint und eine Serie von vier Siegen hintereinander mitbringt. Nach dem 31:24 über den HC Weiden machte es die junge Mannschaft von Trainer Gilbert Lansen mit dem 21:20 über die HSG Siebengebirge, dem 29:28 in Langenfeld und dem 27:25 in Aachen dreimal hintereinander spannend.

„Wir gehen mit einem guten Selbstbewusstsein in die Partie“, sagt Lansen, „aber wir müssen wahrscheinlich mit einigen Ausfällen rechnen. Nach dem Stand von heute haben wir etatmäßig nur zwei Rückraumspieler.“ Definitiv fehlen werden die verletzten Daniel Zwarg und Tim Dicks – der Ex-Korschenbroicher, der als Regisseur die wichtige Schaltzentrale des NHV ist. Weiteres Handicap: Dass die Halle Hammfeld (wieder) nicht zur Verfügung steht, beeinflusst den Trainingsbetrieb massiv. Klasse finden die Neusser, dass ihnen andere Vereine in dieser Situation helfen – unter anderem der TV Angermund und der TV Korschenbroich, der ebenfalls Hallenzeit zur Verfügung gestellt hat. Obwohl Lansen den Gastgebern dafür sehr dankbar ist, steht sein Ziel fest: „Ich hoffe, dass die Jungs Vollgas geben und Korschenbroich das Leben schwer machen. Vielleicht können wir den dritten Auswärtssieg in Folge holen.“ Was ihn kaum überraschen dürfte: Trainer-Kollege Dirk Wolf verfolgt mit dem TVK ganz, ganz andere Pläne.

Vom Blick nach oben dürfen zwei Kontrahenten aus dem unteren Tabellendrittel höchstens träumen – und der Letzte TV Rheinbach wartet immer noch auf den ersten Saisonsieg. Dass jener Premieren-Erfolg gegen Siebengebirge zum Greifen nah war und dann doch nichts daraus wurde, fanden die Rheinbacher natürlich im ersten Moment sehr frustrierend. „Der Punktverlust war zwar enttäuschend, aber die Leistung hat gestimmt“, findet Trainer Dietmar Schwolow, „daher geht es mit Zuversicht ins nächste Abstiegsduell.“ Das findet nun am Samstagabend beim Elften HC Weiden (4:12 Zähler) statt, der seit dem 26. Oktober und dem 23:21 über die SG Langenfeld in den nächsten drei Spielen leer ausging und inzwischen ebenfalls erheblich unter Druck steht. Schwolow rechnet mit einer entsprechend engen Auseinandersetzung: „In Weiden gab es immer packende und umkämpfte Spiele. Das erwarte ich auch jetzt.“ Den Rheinbachern winkt als Belohnung für einen Erfolg der Anschluss zumindest ans untere Mittelfeld, die Weidener könnten einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt auf vier Zähler distanzieren.

Ein weiteres Abstiegs-Treffen führt den Zehnten MTV Rheinwacht Dinslaken (4:12) und Langenfeld zusammen. Dinslaken wies bereits zweimal nach, dass es Abstiegskampf kann – beim 39:25 am zweiten Spieltag gegen die HSG Siebengebirge und am sechsten Spieltag beim 32:28 gegen Rheinbach, Falls sich daraus eine Art Trend oder Serie ableiten lässt, käme jetzt am zehnten Spieltag erneut ein Erfolg heraus. Das wiederum können sich die Langenfelder nicht leisten, die bislang lediglich vor einem Monat beim 21:20 über die TSV Bonn rrh. einen Sieg holten. Bonn, das damals nach 6:2 Punkten vom Saisonstart mitten in einem Durchhänger steckte, hat sich davon längst erholt und komplettiert als Siebter (10:8 Punkte) ohne Anspruch auf die Meisterschaft die obere Tabellenhälfte. Bonn bei der HG Remscheid, die auf Platz neun dicht dahinter folgt (8:10), ist trotzdem mehr als nur belangloses Mittelfeld-Geplänkel. HGR-Coach Alexander Zapf trifft schließlich im Trainer-Duell auf seinen Vorgänger Frank Berblinger, dem die damals stark vom Abstiegs bedrohten Remscheider vor gut eineinhalb Jahren den Stuhl vor die Tür setzten.