13. Januar 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die 3. Liga dreht sich weiter und sie geht mit dem ersten Spieltag im neuen Jahr schnell zur Tagesordnung über – relativ unbeeindruckt davon, dass in dieser Woche der Leichlinger TV seinen Rückzug mit sofortiger Wirkung erklärt hat und deshalb als erster Absteiger feststeht. Weil alle Leichlinger Ergebnisse inzwischen auch offiziell aus der Wertung genommen sind, haben sich allerdings ein paar spannende Verschiebungen in der Tabelle ergeben. Besonders bemerkenswert: Der TuS 82 Opladen, der jetzt bei 21:5 Punkten steht, ist auf Rang zwei hinter der HSG Krefeld Niederrhein vorgerückt (22:4) und an der SG Schalksmühle-Halver Dragons (20:4) vorbeigezogen. Nach dem Jetzt-Stand wäre Opladen also einer der beiden Teilnehmer an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga – die allerdings in der Gedankenwelt des TuS 82 überhaupt keinen Platz hat. Für Trainer Fabrice Voigt und seine Mannschaft geht es unverändert „nur“ darum, möglichst auf direktem Weg die Klasse zu halten und zumindest als Sechster über die Ziellinie zu kommen. Also gilt es vor allem den VfL Gummersbach II (10:14) und TuSEM Essen II (7:19) auf den Plätzen sieben und acht im Auge zu behalten. Ein Erfolg am Samstag über die Essener wäre daher nicht nur ein guter Auftakt für 2022, sondern zusätzlich der nächste Meilenstein auf dem Weg ans eigene Ziel.
„Wir haben gut trainiert und es war ganz gut, dass wir eine Pause hatten“, sagt Voigt, „ich habe gemerkt, dass neuer Elan da ist. Alle freuen sich darauf, dass es wieder losgeht.“ Die Aufgabe Essen ordnet er in die Kategorie herausfordernd ein: „TuSEM kämpft hart gegen den Abstieg. Wir hatten schon im Hinspiel ein schweres Match. Das erwarten wir auch jetzt. Die Essener wissen, was wir spielen, und wir wissen, was sie spielen. TuSEM ist eine Mannschaft mit hoher Qualität. Da müssen wir vor allem mit Kampfkraft gegenhalten. Wir hoffen, dass wir schnell wieder in unseren Rhythmus kommen.“ Die Essener ihrerseits haben sich mit Trainer Nelson Weisz inzwischen damit abgefunden, dass sie den Klassenerhalt über die Abstiegsrunde probieren müssen: „Die ersten beiden Spiele im neuen Jahr sind noch eine Art Vorbereitung für uns, bevor es in den direkten Duellen um Punkte für die Abstiegsrunde geht.“ Vor dem bisherigen Abschneiden der Opladener zieht Weisz zwar den Hut, aber verschenken wollen die Essener nichts. „Sie reiten auf einer Welle des Erfolges und spielen eine unglaublich gute Saison. Trotzdem wollen wir die Chance nutzen, um uns Selbstvertrauen zu holen und Bonuspunkte für eine gute Platzierung zu sammeln.“ Nach Opladen, das in der Hinrunde in Essen mit 29:28 gewann, tritt TuSEM am 23. Januar gegen Schalksmühle an, ehe am 13. Februar das Heimspiel gegen den Letzten SG Menden Sauerland Wölfe (4:20) die Wochen der Wahrheit einläutet.
Während die Opladener ihre Top-Platzierung eher als schöne Begleit-Erscheinung begreifen, meint es die HSG Krefeld Niederrhein nicht erst seit gestern sehr viel ernster mit dem Erreichen der Aufstiegsrunde und der möglichen Rückkehr in die 2. Bundesliga. Deshalb investierten die Eagles-Verantwortlichen noch einmal ins spielende Personal, indem sie zuerst Kreisläufer Alexander Kübler und nun am Anfang der Woche auch Regisseur Valdas Novickis aus der Leichlinger „Konkursmasse“ verpflichteten – um den ohnehin sicher nicht schlecht besetzten Kader noch besser aufzustellen. Direkt die erste Aufgabe im Jahr 2022 wird nun ein echter Prüfstein für die beiden Neuen und alle Krefelder, denn es geht zu den Bergischen Panthern – die als Fünfter mit 16:10 Zählern alle Aussichten auf den Klassenerhalt und nichts zu verlieren haben. „Ich denke, man muss nicht darüber sprechen, dass Krefeld den individuell am stärksten besetzten Kader in unserer Gruppe hat“, meint Panther-Trainer Marcel Mutz, „sie haben sicher die Qualität, um die beiden ersten Plätze mitzuspielen. Sie kommen als Favorit zu uns, aber wir spielen zu Hause und wollen auf uns schauen. Wenn Krefeld uns etwas anbietet, wollen wir da sein.“
Krefelds Coach Mike Pallach weiß im Gegenzug genau, dass auf die HSG ein sehr hartes Stück Arbeit zukommt. „Die Panther werden bis in die Haarspitzen motiviert sein, weil sie im Hinspiel leider nicht mit voller Kapelle antreten konnten und jetzt auf eine Revanche brennen werden. Sie sind zu Hause eine unangenehme Mannschaft mit einem stabilen Innenblock, einem herausragenden Kreisläufer Maximilian Weiß und gefährlichen Rückraumspielern. Entscheidend wird für uns sein, dass wir eine gute Abwehr zeigen und unser Tempospiel aufziehen“, betont Pallach. Vom Gegner hält er allgemein sehr viel und die Arbeit seines Kollegen Mutz schätzt er besonders hoch ein: „Ich hoffe, dass wir ein Top-Drittligaspiel sehen, und ich freue mich auch darauf, Marcel zu treffen, für den ich sehr viel Anerkennung habe für seine Arbeit mit den Panthern.“ Der Respekt stößt natürlich an seine Grenzen, wenn es um die Verteilung der beiden Punkte geht – die Krefeld unbedingt aufs eigene Konto überweisen will.
Heiß auf die Fortsetzung der Meisterschaft ist der Longericher SC, der in der Zusammenfassung der vergangenen Wochen im alten Jahr sogar die Mannschaft der Stunde in der 3. Liga ist – denn an die bisher letzte Niederlage können sie sich in Köln kaum noch erinnern. Es war der 2. Oktober 2021, als die Mannschaft von Trainer Chris Stark in Opladen verdient mit 28:31 den Kürzeren zog und bei 2:8 Punkten den Blick plötzlich nach unten richten musste. Inzwischen wird darüber jeder beim LSC den Kopf schütteln, den es folgte eine fast sagenhafte Serie von neun Spielen ohne Niederlage, die 18:0 Punkte brachten. Nach dem Leichlinger Rückzug kam den Longerichern zwar das 31:26 vom 16. Oktober beim LTV abhanden, doch die Lage in der Tabelle lässt plötzlich wieder viele Möglichkeiten zu: Mit 18:8 Zählern ist die Mannschaft als Vierter so weit an die drei Konkurrenten davor herangerückt, dass sie Druck auf die Spitzenplätze ausüben kann. Einfach wird die nächste Aufgabe jedoch nicht, denn es geht zum Sechsten GSV Baunatal (14:12 Punkte), der sich schon im Hinrunden-Duell (32:29) als knifflige Hürde erwies.
Vorteil für die Longericher: Das Personal steht nahezu komplett zur Verfügung, nur Torhüter Valentin Inzenhofer (Reha nach Kreuzbandriss) fällt aus. Der in seine Heimat Luxemburg zurückgekehrte Kreisläufer Luca Tomassini steht zwar gar nicht mehr zur Verfügung, doch es gibt einen hochwertigen Ersatz: Bennet Johnen, der seine Karriere nach der vergangenen Saison beendet hatte, ließ sich zum Rücktritt vom Rücktritt bewegen und hilft in den kommenden Monaten aus. „Es ist vorgesehen, dass er, wenn Not am Mann ist, unseren Deckungsblock und unsere zwei Kreisläufer unterstützt. Mit seiner Erfahrung kann er uns helfen“, erklärt Stark, der für die Aufgabe Baunatal ein konkretes Ziel nennt: „Wir wollen unsere Serie ausbauen. Die Pause hat uns ein bisschen den Flow genommen, aber wir sind optimistisch, da jetzt wieder anzusetzen. Wir wissen, dass jedes Spiel im Januar schwer wird – und der Januar wird entscheiden, ob wir noch einmal ganz vorne ein Wörtchen mitreden können.“ Der Blick auf das Monats-Programm untermauert diese Einschätzung, denn die Stationen nach Baunatal sind TuS 82 Opladen (Heimspiel/22. Januar) und Schalksmühle (29. Januar). Druck oder Sorgen? Kennen die Longericher nicht vor der Fahrt zur Eintracht: „Wir freuen uns, wir haben richtig Bock.“
Sollte der LSC seine Aufgabe erfolgreich lösen, könnte davon unter anderem der VfL Gummersbach II profitieren, der auf Platz sieben mit 10:14 Punkten hinter Baunatal gerade noch auf den rettenden Rang sechs hoffen darf. Zwingend notwendig ist in diesem Zusammenhang, dass die Gummersbacher ihre eigene Pflicht erfüllen und sich gegen die SG Menden Sauerland Wölfe durchsetzen – die als Neunter bei 4:20 Zählern stehen und bereits keine Chance mehr auf die vorzeitige Rettung haben.