Regionalliga Nordrhein
Rheinbach kämpft als Außenseiter, Aachen gegen den Frust
Der Tabellenletzte TVR gilt in Ratingen selbst mit neuem Schwung als krasser Außenseiter. Der seit Anfang Dezember pausierende BTB wäre schon glücklich, wenn er in Gelpe/Strombach überhaupt spielen kann.

Zupackend: Die Aachener brennen darauf, mal wieder auf der Platte zu stehen. Dass sie hinten Beton anrühren können, zeigte der BTB mit Andreas Heyme (Nummer 21). Felix Saive-Pinkal (5) und Philipp Wydera (3) besonders beim 24:19 im Oktober 2021 gegen den Ersten TV Korschenbroich, dessen Regisseur Mats Wolf (mit Ball) damals ebenfalls zu wenige Lücken in der Deckung fand. (Foto: Michael Jäger)

Eins ist vor dem fürs kommende Wochenende angesetzten Spieltag in der Regionalliga sicher. Der mit 20:4 Punkten ausgestattete TV Korschenbroich wird die Tabellenspitze behalten – obwohl die Mannschaft von Trainer Dirk Wolf, die schon am vergangenen Samstag gegen die HG Remscheid coronabedingt nicht antrat, erneut aussetzt: Auch die für Samstag vorgesehene Partie gegen den Tabellenletzten HSG Siebengebirge (4:22 Punkte), in der Korschenbroich (20:4) der hohe Favorit gewesen wäre, findet nicht statt. Trotzdem bleibt der TVK vorne, weil er mindestens zwei Spiele mehr ausgetragen hat als die direkten Verfolger und mit ausreichendem großem Abstand vorne liegt. Gleichzeitig steht fest, dass Siebengebirge die Rote Laterne auf gar keinen Fall abgeben kann – wobei sowieso sehr unwahrscheinlich gewesen wäre, dass es geklappt hätte. Siebengebirge, durch die jüngste 24:27-Niederlage beim Keller-Konkurrenten SG Langenfeld (Zwölfter/5:19) noch stärker in Bedrängnis geraten und ans Tabellenende abgerutscht, wäre beim heimstarken Tabellenführer krasser Außenseiter gewesen – und wird es dann auch im Nachholspiel sein (Termin offen). Dass die Mannschaft von HSG-Trainer Lars Degenhardt als einziger Klub der Regionalliga alle bisher vorgesehenen 13 Partien absolviert und die komplette Vorrunde hinter sich gebracht hat, gibt ihr auf der einen Seite vielleicht ein gutes Gefühl. Rein sportlich bringt sie das allerdings auf der anderen Seite nicht wirklich weiter und der Weg ans rettende Ufer wird in der Rückrunde richtig weit. Die nächste Aufgabe steht jetzt für den 5. Februar auf dem Programm, wenn es zum auf Rang elf liegenden und ebenfalls um den Klassenerhalt kämpfenden MTV Rheinwacht Dinslaken geht (8:14 Punkte).

Vom Abschneiden der Dinslakener gegen die HG Remscheid hängt nicht zuletzt ab, wie sich die Lage in der unteren Hälfte entwickelt. Gewinnt der MTV, steht er bei dann 10:14 Zählern bereits fünf Punkte besser als Siebengebirge. Direkt vor der HSG liegt der ehemalige Letzte TV Rheinbach, der mit dem 27:26 gegen den Neusser HV (Achter/12:12) seinen ersten Erfolg in dieser Saison holte (vorher zwei Unentschieden) und entsprechend erleichtert war. Ob das Team ums Trainergespann Dietmar Schwolow/Jan Hammann vom neuen Schwung profitieren kann, ist trotzdem eine andere Frage. „Der erste Sieg war natürlich super für die Jungs, aber dadurch hat sich unsere Situation natürlich nicht geändert“, meint Schwolow. Ernsthaften Widerspruch wird der TV-Coach damit nicht ernten und der Blick auf den nächsten Gegner lässt eher die Vermutung zu, dass die Rheinbacher ein wenig auf ihren zweiten Sieg werden warten müssen. Seinen fünften Saison-Erfolg peilt der OSC Rheinhausen (Neunter/9:11 Punkte) im Mittelfeld-Duell gegen den Neusser HV an (Achter/12:12) und direkt dahinter geht es für den HC Weiden (Zehnter/8:12) bei der SG Langenfeld (Zwölfter/5:19) darum, sich im sicheren Mittelfeld festzusetzen – und für die SGL nach dem 27:24 über Siebengebirge darum, unten weiteren Boden unter die Füße zu bekommen. 

Rheinbach tritt schließlich bei Interaktiv.Handball an, das einst als SG Ratingen am Start war und aufgrund seiner personellen Besetzung mit vielen ehemals in höheren Klassen tätigen Spielern eigentlich so gut wie verlustpunktfrei an der Spitze stehen sollte, zurzeit jedoch hinter Korschenbroich und dem TV Aldekerk (17:3) als Dritter (16:4) eher auf der Lauer liegt. „Über die individuelle Extraklasse der Ratinger muss man keine Worte verlieren. Trotzdem werden wir, wie in allen Spielen, alles in die Waagschale werfen. Mal schauen, ob wir Interaktiv ärgern können“, sagt Rheinbachs Coach. Vermutlich drücken ihnen dafür sowohl Korschenbroicher als auch Aldekerker die Daumen, die ja ebenfalls wieder nicht aktiv ins Geschehen eingreifen können. Die für Samstag vorgesehene Partie des TVA beim TSV Bonn rrh. (Siebter/12:12) wurde abgesagt und verlängert die Pause für die Aldekerker, deren ursprünglich fürs vergangene Wochenende vorgesehene und verlegte Duell mit Interaktiv erst am 5. April über die Bühne gehen soll. Grund für diese Verschiebung: Ratingens Trainer Ace Jonovski war als Co-Trainer von Nordmazedonien bei der Europameisterschaft im Einsatz.

Eine besondere Rolle hat inzwischen der BTB Aachen eingenommen, der mit vier Minuspunkten (12:4) im Grunde so gut dasteht wie die ernsthaft an den Aufstieg in die 3. Liga denkenden Klubs – und seit einer Ewigkeit keine Gelegenheit mehr hatte, das eigene Potenzial unter Beweis zu stellen. Angesichts vier nachzuholender Partien in Weiden, gegen Aldekerk, in Rheinbach und gegen Interaktiv hatte sich das Team von Trainer Martin Becker zuletzt vor allem gewünscht, in Bonn wieder auf der Platte stehen zu können. Doch aus daraus wurde dann wegen der Absage durch die TSV nichts, sodass sich die BTB-Hoffnungen auf den kommenden Samstag richten – an dem sie gerne die rund 130 Kilometer weite Fahrt ins Oberbergische zum HC Gelpe/Strombach auf sich nehmen. Becker hat eine Mischung aus Galgenhumor und Frust für die Situation seiner Mannschaft entwickelt: „Bis jetzt sieht es tatsächlich so aus, dass wir spielen können. Aber für mich ist es schon ein bisschen eine Farce, dass vom Verband nichts kommt. Wir haben jetzt fünf Spiele, die wir nachholen müssen. Die Termine fliegen uns um die Ohren.“ Für zwei ausgefallene Partien nutzt der BTB die Karnevalszeit – am 23. Februar (Mittwoch) in Rheinbach, am 26. Februar (Samstag) gegen Interaktiv. „Das ist das einzige freie Wochenende“, erläutert der BTB-Coach, „ich habe im Moment viele verletzte Spieler und wäre am Samstag nur froh, wenn wir überhaupt mal wieder spielen gegen eine sehr guten, starken Gegner. Wir wollen uns bestmöglich verkaufen. Aber wir hatten den letzten Wettkampf Anfang Dezember, was jetzt fast sieben Wochen her ist. Da wieder reinzukommen, ist einfach unglaublich schwer.