17. Februar 2022 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es wird wohl bald nur noch ein kleiner Kreis übrig sein. Der ewige Top-Favorit Interaktiv.Handball, einst als SG Ratingen unterwegs, ist nicht nur irgendwie oben dabei, weil sich das nach seinem eigenen Verständnis so gehört. Nach 8:0 Punkten aus den vergangenen vier Partien ist die Mannschaft von Trainer Ace Jonovski bei insgesamt 24:4 Zählern vor Kurzem auch auf dem Gipfel angekommen – mit einem Spiel und zwei Punkten mehr als der TV Korschenbroich (22:4). Als Dritter darf ernsthaftere Ansprüche auch der TV Aldekerk anmelden (19:3), der erst elf Mal im Einsatz war und im Bereich der Minuspunkte sogar besser als die Konkurrenten unterwegs ist. Und dahinter? Bereits beim Vierten HC Gelpe/Strombach (15:9) beginnt das Feld derjenigen, die aus den unterschiedlichsten Gründen mit der Vergabe der Meisterschaft nichts beziehungsweise nichts mehr zu tun haben: Gelpe/Strombach etwa ist das beste Beispiel dafür, wie einer trotz passenden Personals den Anschluss verlieren kann. Trainer Michiel Lochtenbergh drückte es nach der überraschenden 25:28-Heimpleite gegen den vorherigen Letzten TV Rheinbach am vergangenen Samstag so aus: „Mit jeder Aufgabe ändern sich Ziele und Ansprüche. Das war ein Thema, dass wir auch vor dem Spiel und in den letzten Wochen schon hatten. Wir werden jetzt sehen in den nächsten Wochen, was die Antwort ist auf dieses Spiel. Vielleicht kann man danach mehr sagen. Ansonsten müssen wir gut überlegen, wie wir solche Spiele komplett vermeiden können.“
Zu welcher Antwort sein Team in der Lage ist, dürfte sich am Samstag zeigen – bei Interaktiv, das vermutlich den 9. Oktober 2021 noch nicht vergessen hat. Damals kassierte die Mannschaft von Trainer Ace Jonovski schließlich im Oberbergischen trotz einer 27:23-Führung in der 48. Minute eine 30:31-Niederlage. Gelingt den Ratingern nun eine Revanche, schlagen sie sogar zwei Fliegen mit einer Klappe – weil sie die Tabellenspitze behalten und gleichzeitig einen der bisherigen Mitbewerber endgültig abhängen könnten. Für den Spitzenreiter wäre es zudem sicher der geeignete Einstieg in spannende Wochen unter anderem mit den folgenden Aufgaben gegen den BTB Aachen (26. Februar) und gegen den TV Korschenbroich (12. März). Eine möglicherweise glückliche Hand hatten die Spielplan-Gestalter dann mit dem Saisonfinale – das am 14. Mai die Aldekerker und Interaktiv zusammenführt. Vielleicht wird es ein echtes Endspiel.
Ein echtes Spitzenspiel hätten schon jetzt die Aldekerker gehabt – in der Vogteihalle mit dem Duell der Verfolger gegen den TV Korschenbroich. Das beste TVK-Rezept zum 33:27 aus der Hinrunde war im Prinzip einfach: Man baue vor einem starken Torhüter (Max Jäger) eine mindestens ähnlich starke Abwehr auf. Tatsächlich schafften es die Korschenbroicher damals, den oft genug auf Hochtouren produzierenden Angriff der Aldekerker bei 27 Treffern zu halten – der in fünf weiteren Spielen vor Weihnachten zum Teil deutlich mehr als 30 Tore erzielt hatte. Mit einem Durchschnitt von 33,54 Treffern pro Partie besitzt der Dritte den Liga-Rekord, obwohl die offensive Ausbeute in 2022 für TVA-Verhältnisse eher sehr durchschnittlich ausfiel – 28:22 gegen TV Rheinbach, 29:26 gegen Gelpe/Strombach. Korschenbroichs Trainer Dirk Wolf hatte sich noch am Mittwoch-Nachmittag sehr auf das Spiel gefreut – bis ihn ein paar Stunden später diese ernüchternde Nachricht erreichte: Die Partie wird coronabedingt auf einen anderen Termin verschoben. „Das Spiel ist unsererseits abgesagt. Wir haben einen positiven Test mit einem hochansteckenden Wert bei einem Spieler, mit dem wir am Montag zusammen trainiert haben“, erläutert Aldekerks Trainer Nils Wallrath.
Während sich der Vierte Gelpe/Strombach jedenfalls teilweise selbst aus dem Rennen zu nehmen scheint, war die Meisterschaft für den mit 14:10 Zählern ausgestatteten Fünften HG Remscheid vor dem Spiel beim Schlusslicht HSG Siebengebirge (4:22) zumindest in dieser Saison nie ein Thema. Ambitionen in Richtung 3. Liga sind beim Sechsten TSV Bonn rrh. und beim Siebten Neusser HV (beide 14:14) ebenfalls nicht vorhanden. Dahinter ist der BTB Aachen (12:10) eine der bisher am meisten von coronabedingten Absagen betroffenen Mannschaften – und unter anderem genau deshalb aus dem Rhythmus gekommen (vier Niederlagen hintereinander). Nun will die Mannschaft von Trainer Martin Becker gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken (Neunter/10:16) den nächsten Versuch starten, diese belastende Serie zu beenden. Weil Dinslaken aber weiter zusätzliche Punkte für den Klassenerhalt braucht, muss der BTB mit viel Widerstand rechnen.
Beim TV Rheinbach fiebern sie dem Abstiegsduell gegen die SG Langenfeld entgegen, das wenigstens ein Schlüsselspiel ist – oder sogar mehr, denn für den Verlierer wird die ohnehin schwierige Situation womöglich unlösbar. Rheinbach sorgte am vergangenen Wochenende mit dem 28:25 beim HC Gelpe/Strombach für einen echten Paukenschlag und konnte so das Tabellenende verlassen, ist jedoch als Zwölfter mit 6:22 Zählern weiterhin stark gefährdet und liegt nur knapp vor den Langenfeldern (Rang 13/5:19). TV-Trainer Dietmar Schwolow redet nicht lange um den heißen Brei herum: „Die Partie hat für beide Teams eine immense Wichtigkeit. Klar ist, dass der Sieg in Gelpe nichts wert ist, wenn wir gegen Langenfeld nicht nachlegen. Ich erwarte eine absolut umkämpfte Partie auf Augenhöhe.“ Gewinnen die Rheinbacher, könnten sie unter Umständen zum vor ihnen liegenden HC Weiden (Elfter/8:16) aufschließen und den Kreis der gefährdeten Mannschaften erweitern. Weiden erwartet den OSC Rheinhausen (Zehnter/9:13), der coronabedingt ebenfalls nur elf Spiele hinter sich hat (wie Aachen) und 2022 erst einmal aktiv war – am 30. Januar beim 24:26 gegen den Neusser HV. Ob das Team von Trainer Thomas Molsner bei der Spätvorstellung am Samstagabend ab 19.45 Uhr in der Halle Parkstraße das sicher vorhandene Potenzial ausschöpfen kann? Falls es nach den Weidenern geht, erleben die Gäste in Würselen eher die „Hölle West“.
Die Partie, in der beide Seiten theoretisch am ehesten entspannt antreten könnten, steigt zwischen dem Neusser HV und der TSV Bonn rrh., denn beide haben auf den Rängen sieben und acht jeweils ein ausgeglichenes Konto (14:14). Weil dem NHV sein Stamm-Domizil Hammfeld (zuletzt als Impfzentrum genutzt) noch nicht wieder zur Verfügung steht, finden er erneut sportliches Asyl in Korschenbroich. Dass sie dort spielen dürfen, wissen die Neusser sehr zu schätzen – und trotzdem wäre sie ganz gerne so schnell wie möglich wieder zu Hause. Vielleicht klappt es ja bis zum 12. März gegen Gelpe/Strombach.